Stars and Stripes heisst das Wappen Amerikas. In Anlehnung daran nannte die ZKB ihr Projekt für einen Exit aus dem Geschäft mit unversteuerten US-Vermögen „Banner“.
„Banner“ wurde im Verlauf von 2008 durch den Bankrat, das ist eine Art VR der Staatsbank, ausgelöst. Verantwortlich für die rasche Umsetzung war die Geschäftsleitung.
Dort hatte Martin Scholl seit einem Jahr das Zepter in der Hand. Um sich herum scharte er enge Vertraute.
Einer davon ist Christoph Weber. Weber wurde im Sommer 2008 Chef des Private Bankings. Die beiden kannten sich aus früheren Lehrlingszeiten bei der ZKB.
Weber hatte zuvor bei anderen Banken und Vermögensverwaltern keine grossen Stricke verrissen.
Ein zweiter „Buddy“ des neuen ZKB-CEOs Scholl, der eine zentrale Rolle im anrollenden US-Konflikt spielen würde, hiess Reto Siegrist.
Siegrist war ein hoher Kadermann und zuständig für die Externen Vermögensverwalter. Einst war Siegrist Oberstift von Scholl. Die beiden kannten sich seit ihrer KV-Zeit bei der ZKB.
Das war der personelle Setup, als es ab Frühling 2008 losging mit unversteuerten US-Vermögen.
Über die Neue Zürcher Bank als externe Vermögensverwalterin und eventuell weitere EVV flossen in der heissen Phase, als die UBS auf dem US-Radar gelandet war, Hunderte von Millionen zur Staatsbank.
Der Bankrat hatte dies verhindern wollen, meinte gestern ein Insider im Gespräch. Jeglicher Zufluss unversteuerter Gelder von Amerikanern sei 2008 untersagt worden.
Das zu diese Zweck initiierte Projekt „Banner“ sei aber noch weitergegangen. Selbst nicht deklarierte US-Vermögen, die bereits bei der ZKB lagen, sollten entweder „gesäubert“ oder „entfernt“ werden.
Das strategische Obergremium habe gegenüber der operativen Führung unter Martin Scholl klargemacht, dass es solche Gelder nicht länger bei der Bank haben wolle.
Der Ball lag beim Top-Management und seinem CEO. Sie waren in der Folge verantwortlich dafür, dass „Banner“ rasch und rigoros umgesetzt würde.
Das passierte nicht. Die ZKB war bis ins Jahr 2009 hinein offen für US-Vermögen ohne Steuernachweis.
Die Folgen wiegen schwer. Die ZKB könnte zum Ziel Nummer 1 der US-Justiz werden, wie neueste Entwicklungen im US-Steuerkrieg nahelegen.
Die TV-Sendung „Eco“ berichtete gestern von einem neuen Zivilprozess der USA gegen Korrespondenzbanken. Diese müssen die Daten, welche die ZKB betreffen, rasch offenlegen.
Die ZKB könnte im Steuerkrieg zur schärfsten Waffe der USA werden. Die Bank ist neuerdings systemrelevant und muss vom Staat unter allen Umständen gerettet werden.
Die Schlinge um die ZKB zieht sich zu. Wie schlimm wird es, wer trägt die Verantwortung? Diese Fragen stehen im Zentrum.
ZKB-intern ist inzwischen von einer Busse um 300 Millionen Dollar die Rede. Soviel müsse die Bank bezahlen, um sich von den USA freizukaufen.
Eine Busszahlung in dieser Höhe würde knapp die Hälfte eines Jahresgewinns wegfressen, wie ihn die ZKB in letzter Zeit ausgewiesen hat.
Der Einschnitt käme zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt. Als neue „Too Big To Fail“-Bank braucht die ZKB mehr Eigenkapital.
Zwar meinte CEO Scholl gestern an einer Pressekonferenz zum Thema, dass die ZKB die neuen Anforderungen bereits erfüllen würde.
Doch Scholl, der bei seinem Auftritt einen abgekämpften Eindruck machte, liess unerwähnt, dass seine Bank so oder so mehr eigene Mittel benötigt.
Die ZKB hatte vor einigen Monaten den Antrag für 2 Milliarden gestellt. Derzeit berät der Kantonsrat. Am Ende müssen die Zürcher Steuerzahler die Last tragen.
Hätte die ZKB genug Kapital, dann müsste sie nicht zur Politik gehen und um Frischgeld betteln. Der Vorgang zeigt, dass Scholl und der ZKB-Bankrat für ihre Expansionsstrategie mit zu dünner Kapitaldecke unterwegs sind.
Die US-Busse verschärft die Lage massiv. CEO Scholl nähert sich dem Punkt, an dem sich für ihn die „Überlebensfrage“ stellt.
Entscheidend wird sein, ob der Fehler nach unten auf den EVV-Verantwortlichen Reto Siegrist abgewälzt werden kann.
Es wäre ein klassisches Bauernopfer, sagt eine Quelle. Scholl und Private-Banking-Chef Weber wären dann aus dem Schneider.
Dafür müsste Bauernopfer Siegrist mitspielen. Das hiesse, er müsste schweigen und die Rolle seiner Vorgesetzten nicht zum Thema machen.
Ob er das tut, bleibt offen. Klar ist, dass Scholl als oberster operativer Leiter nicht rechtzeitig aus dem US-Offshore-Geschäft ausgestiegen ist. Offenbar hat er das nach oben gegenüber dem Bankrat auch nicht in dieser Klarheit gemeldet.
Die ZKB argumentierte bisher immer spitzfindig.
Man habe schon im „Juni 2008 – also kurz, nachdem die UBS von den Untersuchungen von US- und CH-Behörden gegen sie berichtet hatte, und wohl als erste Schweizer Bank überhaupt – ein erstes Moratorium bezüglich US-Wertschriftenkunden (…)“ verfügt, hielt der Oberjurist der Bank in einem Schreiben an den Autor vor ein paar Wochen fest.
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Dass Weber diesen Posten durch seine privaten Kontakte und weniger durch Leistung erhalten hat, weiss in der ZKB fast jeder. Seine Arroganz kann er sich nur erlauben, weil er dem CEO treu ergeben ist (muss er ja auch – sonst hätte er den Job kaum erhalten). Leider ist es wohl noch nicht zum untätigen und wenig qualifizierten Bankrat durchgedrungen, dass bei der ZKB Filz regiert. Die GL sollte mal offenlegen, wer von wem Götti, Nachbar oder Schulkollege ist. Die Oeffentlichkeit würde staunen.
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Besorgter Zürcher:
Das Problem bei der ZKB ist grundsätzlich nicht der „Filz“ per se. Filz gibt es in verschiedenen Varianten in jedem Unternehmen und ist nicht prüfungslos gleichzusetzen mit Unfähigkeit.Das Kernproblem der ZKB ist, dass Inkompetenz und Fehlverhalten von Führungskräften auf ganz verschiedenen Stufen toleriert werden, selbst wenn sie manifest sind. Das blockiert den Nachwuchs und ist im Kern die Ursache für die heutige Situation und Probleme. Ich bin sicher Scholl wäre noch so froh gewesen hätte er aus einem Pool von guten Nachwuchskräften wählen können.
Beispielhaft der Fall des (nunmehr ex-) CIO/Researchleiter Marco Curti, da er auch lange Zeit medial präsent war und somit seine „Kompetenz“ auch für Aussenstehende sichtbar und evident war. In welcher Bank würde man einen CIO wie Marco Curti tolerieren der fachlich wie auch in persönlicher Hinsicht eher negativ auffällt? Trotz jahrzehntelanger grosser Kritik in seinen eigenen Abteilungen wie auch aus dem Asset Management und einigen haarsträubenden Führungsfehlern im Personalbereich konnte er nur jetzt ersetzt werden.
Es war ein guter Schachzug ihn auch formal zum CIO zu ernennen. Damit wurde er dermassen exponiert, dass es nur noch eine Frage der Zeit war bis seine Schwäche auch auf höchster Stufe nicht mehr toleriert werden konnte. Das hätte trotzdem alles viel früher und direkter geschehen müssen.
Bessere interne Kanditaten für die Nachfolge hätte es in früheren Jahren zur genüge gehabt.
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Falls wirklich entgegen Aufträge, Weisungen oder sogar Werte der ZKB gearbeitet wurde, dann gehört das schonungslos aufgearbeitet und sanktioniert! Umso mehr, wenn es die Manager der 1. und 2. Führungsstufe betrifft! Punkt!
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@ZKBler: Sind sie tatsächlich der einzige der Belegschaft, der sich noch traut, hier etwas zu seinem fragwürdigen obersten Management zu sagen?
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Ist doch klar, siehe unten: …und es lauert die fristlose Entlassung. Der Text ist ja harmlos. Jeder Angehörige der SiPo sagt das auch. Aber ist glaube doch, es hat noch weitere, die sich trauen. Sicher aber jetzt vom PC eines Freundes aus.
Und in Sachen Reto Siegrist (mit „ie“, aber was solls): Hoffentlich ist er erfolgreich und das Stadtratsmandat vollamtlich. Das Sozialdepartement mit 40% Ausländern wäre seinen überirdischen Fähigkeiten adäquat. Ein kleiner Glücksfall für alle drei…
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Ein altes Sprichwort besagt: „Wenn es dem Esel zu wohl wird geht er aufs Eis tanzen“
Jetzt kommt halt der Bumerang (Expansion ins Vermögensverwaltungsgeschäft, Forcierung Handelsgeschäft etc) zurück. Und schwupp, alle Verantwortlichen (Geschäftsleitung, Bankrat) ziehen den Kopf ein und haben ihrer Meinung nach immer alles richtig gemacht. Und wie der dümmste Esel weiss: „Kein Ertrag ohne entsprechendes Risiko“-
Die dumme Mär von „kein Ertrag ohne Risiko“ stimmt auch nur bedingt. Es gibt sehr wohl Dinge/Tätigkeiten, die Ertrag ohne oder mit wenig Risiko bringen, nur dazu braucht es die 3K, die wären: Können, Kenntnisse und manchmal auch Kontakte.
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Jene Erträge (man beachte die Gewinnausschüttung der ZKB über die letzten 10 Jahre), welche sich die Politiker für ihre Wünsche und die Banker für die Rechtfertigung ihrer Löhne und Boni so vorstelllen gibt es nicht ohne erhöhtes Risiko, Level 5.
Der geworfene Bumerang kommt jetzt halt zurück, so einfach ist es.
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Passen „Sie“ intensiv auf, was „Sie“ da berichten und posten… es lauert die fristlose Entlassung 😎
Cheers!
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Der ZKB Bankrat lanciert Project „Banner“ (ie. Exit aus dem Geschäft mit unversteuerten US-Vermögen ) in 2008;
und die ZKB Bank Managers haben diese Projekt nicht nur ignoriert, sondern genau das Gegenteil gemacht ?
Weder der ZKB Bankrat noch der CEO hat die Umsetzung von so einer wichtigen Strategie nie kontrolliert ???
Wer’s glaubt … ! Sicher nicht die Amerikaner und darin liegt der Kern, wieso die Ami’s so „pisst off“ sind.Die wissen ganz genau solche scheinheiligen Statements von Top Managment und VR’s wie „Wir haben auch nichts gewusst“ oder „Wir wollten eigentlich schon lange aus diesem Geschäft aussteigen…aber wir wurden von Mitarbeitern angelogen“ sind schlicht weg nicht glaubwürdig .
Und mit jeder solchen „Cover Your Ass“ Versuche von CH Bank Manager und VR‘s werden die Bussen steigen.
„Stupid is; as Stupid does“
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Auf jeden Fall sieht sich Reto Siegrist bereits nach weiteren Standbeinen um.
Er kandidiert bei den nächsten Kommunalwahlen im Bezirkshauptort Dietikon als neuer CVP-Stadtrat.
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All diese Hülsen sollten doch ‚mal selbst etwas auf die Beine stellen, auch wenn es nur ein Kiosk oder Döner-Stand sein sollte. – Aber nein, immer schauen, wo man noch ohne Risiko und wirkliche Leistung bequem unterkommen und mitverdienen bzw. bequem Händchen aufhalten könnte. Alles totale Osterhasen, jawohl!
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Es müsste nun auch dem letzten Zürcher Politiker klar geworden sein, dass die ZKB endlich wieder den ursprünglichen Auftrag erfüllen muss: Förderung der Wirtschaft des Kantons Zürich!
Dazu braucht es keine Expansion in andere Kantone oder gar ins Ausland.
Die ZKB wurde nicht durch „Boni-Banker“ erfolgreich, sondern durch seriös arbeitende Bankangestellt, die eine normale Karriere machten.
Gegen einen ehemaligen Stift als GD (vergessen wir den CEO endlich) ist nichts einzuwenden, wenn er es kann. -
Wenn das stimmt, was oben berichtet wird, dann kann es kritisch werden für die ZKB und CEO Scholl müsste sich rechtfertigen. Andererseits ist es schon verrückt, dass eine Bank verantwortlich sei soll, ob das eingebrachte Kundengeld versteuert ist oder nicht. Das war während Jahrhunderten die Verantwortung jedes Einzelnen dem Staat gegenüber. Die USA machen nun Banken zu einer Art Ableger der Steuerbehörde. Etwas anderes ist es, wenn Banken aktiv zur Steuerhinterziehung anstiften. Das war aber bei der ZKB, im Gegensatz zur UBS, eher nicht so. Verrückte neue Bankenwelt. Das Verhalten der USA ist ziemlich arrogant, eben imperialistisch.
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Scholl kann sich halten, denn die ZKB hat keinen besseren Nachfolger!
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…..falsch, er heisst daniel previdoli !
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Ich behaupte, dass JEDE Bank in der Schweiz mindestens einen amerikanischen Kunden oder einen amerikanisch-schweizerischen Doppelbürger als Kunden hat/hatte bis mindestens 2009 ! Das war auch gesetzeskonform, bis die USA einen Grossangriff auf die Schweiz und ihre Banken startete ! Jetzt haben alle Angst und die USA haben ihre Ziele erreicht !
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…wann kommt dann man einer kleinen Zürcher Bank auf die Schliche bezüglich Ami-Geschäft? – Die haben das ja im 2008/09 noch aktiv beworben.
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Wie zu erwarten war, sind weitere Banken in US-Geschäfte verwickelt! wer meinte die Kleinen, die KB’s und die Raiffeisen Banken seien besser als die Grossen, wird jetzt eines besseren belehrt. Aber was solls…
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Raiffeisen war nie aktiv im Geschäft mit US Kunden tätig. Als regional/national tätige Bank, stellt Raiffeisen den Kunden auch keine Kontoauszüge/Broschüren etc. in Englisch zur Verfügung sondern nur in den Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch.
Selbstverständlich ist es möglich, dass ein Schweizer, der in die USA ausgewandert ist noch ein Konto dort hatte, aber dies sind wohl nicht die Hauptverdächtigen.
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All diese Hülsen sollten doch 'mal selbst etwas auf die Beine stellen, auch wenn es nur ein Kiosk oder Döner-Stand…
Wie zu erwarten war, sind weitere Banken in US-Geschäfte verwickelt! wer meinte die Kleinen, die KB's und die Raiffeisen Banken…
...wann kommt dann man einer kleinen Zürcher Bank auf die Schliche bezüglich Ami-Geschäft? - Die haben das ja im 2008/09…