Im Frühling 2009 stiess Ulrich Körner als Topshot zur UBS. Zuvor war Körner langjähriger Spitzenmann bei der Credit Suisse.
Vier Monate später holte Körner einen Mann namens Thomas Schnadt zur Bank. Auch Schnadt war davor lange bei der Erzrivalin vom Paradeplatz.
Seither dreht die Achse Körner-Schnadt bei der UBS wie geschmiert. Die beiden Deutschen verstehen sich blind.
Das Vertrauen führte letzten Freitag zum grossen Coup. Schnadt erhielt von ganz oben grünes Licht, seine Einkaufsabteilung mit über 200 Leuten in 12 Ländern in eine neue Firma auszulagern.
Der Startup heisst Chain IQ und wird präsidiert von Claudio Cisullo. Der Secondo-Selfmademan hat enge Beziehungen zu Körner, der ihn im 2010 ins neu gegründete „Industrial Steering committee“ der UBS geholt hatte.
Körner, Schnadt, Cisullo und als Vierter im Bunde Eros Fregonas als „Mister Industrialization“ – das sind die Player in einem Drama, das den Auftakt zur Grosszerlegung des UBS-Backoffices bildet.
Offiziell wird von Win-win gesprochen. Die UBS soll mindestens 40 Millionen Kosten im Jahr einsparen können. Gewinnt das neue Unternehmen weitere Kunden, dann könnten es über 120 Millionen sein, heisst es bei der Bank.
Auf der anderen Seite kriegt die neue Chain IQ mit dem UBS-Einkauf viel Masse zum Start. Ohne den Deal hätte sie sich das Volumen aus eigener Kraft mühsam aufbauen müssen.
Rundum nur Sieger? Den 210 Mitarbeitern, die von der UBS zur Chain IQ wechseln, dürfte eine Lohnkürzung drohen. Und sie müssen weg von der Bank, ob sie wollen oder nicht.
In der Schweiz sind dies 80 Personen. Sie wollten bei einer „Bank arbeiten, nicht bei einem Logistiker“, meint Dieter Biegger von der internen UBS-Personalvertretung.
Trotzdem sieht Biegger nicht nur schwarz. „Sollen diese Jobs in Polen oder Indien landen, oder bleiben sie hier?“, fragt der Personalvertreter rhetorisch. „Für die Betroffenen ist die Schweiz auf jeden Fall besser.“
Die Unsicherheit für die vielen UBS-Mitarbeiter ist die Folge eines Vorgehens, bei dem sich langjährige Vertraute zum Deal des Lebens verhalfen.
Die Fäden zieht Ulrich Körner, der faktisch die halbe UBS kontrolliert. Körner sitzt an den Schalthebeln, weiss als Einziger in der Konzernleitung, wie jede Schraube des Finanztankers dreht.
Gleichzeitig wird intern keiner derart kritisiert wie der Mann, der mit Oswald Grübel an die Spitze der Bank gestossen war und sich seither seine Hausmacht aufgebaut hat.
Fachlich spitze, menschlich und als Führungsperson umstritten, lautet das Verdikt. Sein Festhalten an der IT-Chefin und weitere Personalentscheide auf höchster Stufe sorgten für lauten Unmut.
Mit dem Spin-off des globalen Einkaufs exponiert sich Körner persönlich. Der Ablauf des Deals wirft die Frage nach seinem Motiv auf.
Wer profitiert? Das ist der zentrale Punkt in diesem eigenartigen Stück, das die UBS-Chefetage derzeit aufführt.
Körners Mann fürs Supply & Demand Management, wie der Einkauf von Hard- und Software, Logistik und Bürounterhalt offiziell heisst, scheint das grosse Los gezogen zu haben.
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Es geht um den eingangs erwähnten Thomas Schnadt, ein hochbezahlter Manager, der seinen Weg von den Schweizer Industriekonzernen ABB und Bühler über die CS zur UBS gemacht hat.
Dort gehört Schnadt zu den Group Managing Directors und ist damit Teil des innersten Machtzirkels der rund 50 obersten Führungsleute.
Als Schnadt im Sommer vor 4 Jahren von Körner zur UBS geholt wurde, wechselte der Deutsche nicht allein die Fronten.
Mit ihm gingen gleich mehrere Topleute des Einkaufs bei der CS, die von Schnadt gute Offerten für einen Job bei der UBS erhalten halten.
Laut einem Insider sollen Schnadts Leute bei der neuen Arbeitgeberin eine Hierarchiestufe höher gelandet sein. Damit verbunden wären nicht nur schöne Titel, sondern auch mehr Lohn und Boni.
An einem der vielen Strategie-Workshops in Körners grossem Backoffice-Reich zeigte Schnadt auf, wie der Einkauf der UBS in Zukunft organisiert sein sollte. Statt selbst im Markt zu agieren, sollte dies eine externe Firma tun.
Der Plan für ein eigenes Unternehmen war geboren. Schnadt wurde von Körner beauftragt, entsprechende Pläne für einen neuen Setup zu erstellen.
Es standen verschiedene Optionen zur Debatte, vom klassischen Outsourcing bis zur Gründung einer UBS-Tochter.
Schnadt hatte andere Präferenzen. Sein Ziel war es offensichtlich, seinen Einkauf integral einem neuen Player zu übergeben.
Nun wurde der UBS-Generaldirektor aktiv. Am Montag, 11. März 2013, kurz nach vier Uhr am Nachmittag, registrierte Schnadt unter seiner Privatadresse in Deutschland die Webseite CHAIN-IQ.US.
Damit hatte sich Schnadt die Namensrechte fürs zukünftige Unternehmen gesichert. Als Nächstes sollte rasch das „Go“ in der obersten Führung der Bank eingeholt werden.
Schnadts Chef Körner liess den Spin-off des Einkaufs an die Firma Chain IQ für den Verwaltungsrat traktandieren. Alles schien wie geplant zu laufen.
Bis UBS-Finanzchef Tom Naratil intervenierte. Das Projekt Chain IQ sei noch nicht entscheidungswürdig, meinte der Angelsachse. Um den grossen Schritt vom Verwaltungsrat absegnen zu lassen, brauche es vertiefte Abklärungen und Begründungen.
Back to sender, lautete das Verdikt. Der anvisierte Schnellschuss ging daneben.
Schnadt und Körner liessen sich nicht entmutigen. Im Stillen feilten sie weiter an ihrem Plan. Inwieweit der oben erwähnte Claudio Cisullo und UBS-Industriealisierungs-Chef Eros Fregonas daran mitarbeiteten, ist nicht bekannt.
Schliesslich schafften Schnadt und Körner den Durchbruch. Das Board der Grossbank unter Präsident Axel Weber gab sein Einverständnis.
In den nächsten Monaten führt nun Schnadt seine Organisation in die neue Chain IQ. Was danach mit ihm passiert, darüber wollte sich die UBS nicht äussern. Schnadt selbst liess Anfragen gestern unbeantwortet.
Die Bank betonte, dass keiner der UBS-Chefs einen Anteil an Chain IQ hätte.
Trotzdem ist gut möglich, dass Schnadt und seine Entourage bald als Spitzenleute der Chain IQ auftauchen werden. Dann hätten sich die UBS-Topshots selbst den Start ins neue Glück ermöglicht.
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Da gibt’s nicht viel zu sagen ausser wies wirklich ist, siehe YouTube-Video
http://www.youtube.com/watch?v=JnAfNJx1IG4
Vieviele da wohl drinn sind? Und ob sie auch wieder rauswollen/können?
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Körner als Chef Abwracker der UBS – nicht erst seit heute…
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Sehr gut recherchiert, aber die Inhalte sind anders gegliedert, hier die Fakten:
– T. Schnadt hat nur 8 Stunden nach Körner’s Antritt in der UBS einen Vertrag auf dem Tisch gehabt
– T. Schnadt hat die frühere Assistentin von Körner in der CS geheiratet – Körner war Trauzeuge
– T. Schnadt hat den GESAMTEN Einkauf von der CS abgezogen, die standen über Nacht ohne Management da
– Cisullo hat das Unternehmen via Rechtsberater/Treuhänder aus Wallisellen und Einzahlung von 500 K CHF umgesetzt, die Telefonnummern sowie die Adressen liegen im gleichen Gebäude in dem Cisullo seine Holding hat
– Zahlt UBS Cisullo offiziell ein Gehalt? Er ist ein Direktunterstellter von Ermotti – das taucht in keinem nach aussen publizierten Org-Chart auf
– Cisullo hat auch Fregonas, den er als CEO Swisscom IT Services einsetzte, in die UBS geholt
– Seit 3 Monaten blockiert der Einkauf der UBS – namentlich Schnadt’s Vertrauter Dille sämtliche Beschaffungen der IT. Möglicher Grund; die „IQ CHAIN“ kassiert 2% Abschlussgebühren.
– CISULLO… kontrolliert nun den DEMAND in der Bank, LEITET die Logistik des Einkaufs und hat Einsitz beim Lieferant Swisscom IT Services…
das ist bekanntlich ein Interessenkonflikt sondergleichen. Nur komisch, dass dies hier nirgnends erwähnt wird… -
Ist die UBS AG nun eine deutsche oder eine schweizerische Bank ? Um den schweizerischen Steuerzahler im Krisenfall zu entlasten schlage ich vor, dass die UBS AG sich nach Deutschland abschleicht. Dann hat der deutsche Steuerzahler auch etwas von der bestkapitalisierten Bank. Commerzbank und die Deutsche Bank lassen grüssen.
Ja die deutsche Kavallerie mit einer schwäbischen Vorhut ist nun am Drücker. Die Schwaben sind nicht die besseren Manager sie können einfach besser reden und sind arrogant bis zum Abwinken.Da kommt Freude auf. -
Alles ganz einfach. Die UBS ist voller „Fat Cats“, Leute die in Boom Zeiten vor der Krise auf leichte Art reich wurden. Das neue Umfeld is schwierig, Geld machen plötzlich anstrengend und schlimmer: harte Arbeit. Völlig überfordert bleibt den Fat Cats nix als Vetternwirtschaft, interne Konkurrenz schüren, Verbündete einstellen, Tricksereien aller Art….alles was hilft noch ein, zwei grosse Boni zu kassieren bevor die Gehälter eh reguliert werden. Was danach kommt interessiert von denen eh keinen. Noch ein paar Mio absahnen, dann Leben geniessen. Alles ganz wie zu Ospels Zeiten 8 )
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Nepotismus wo man hinschaut…200 Leute werden ausgelagert, die Bank spart 40 Mio CHF mittels tieferen Löhnen. Aha. Diesen Business Case müsste mir mal jemand erklären…
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… aber selbstverständlich ist das ein UBS Industrialisierungsprojekt aus der Fregonas-, Cisullo- und Körner Küche! Das ist ja unglaublich, dass diejenigen Personen, welche als Entscheidungskette für UBS AG tätig sind, sich selber bei der Vergabe von Outsourcing Mandaten persönlich berücksichtigen können und somit einen eklatanten „Conflict of Interest“ verursachen!
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Hier liegt der echte Skandal begraben.
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@ Daniel Maier. Nicht nur die Swisscom wird sich die Hände reiben.
@ Ueli Meier. Sorry, UBS ist schon lange keine CH-Bank. Sie hat Ihren Sitz in CH, aber geführt wird diese woanders.
@ Max. Es ist genau andersrum: Schnadt ist der grosse Gewinner. Nebst Honig und Milch wird noch Wein und Brot nachgereicht.Ich sehe schon lange schwarz für diese Bank. Habe auch mein Konto schon seit längerem abgezogen. Ein Einkaufswechsel hilft da nicht weiter. Das Problem ist anderswo zu suchen….
Franz -
Haben wir bei der UBS schon einmal erlebt. Damals machte das Topmanagement des ausgesourcten Bereichs „Facility Management“ beim Weiterverkauf ihrer ebenfalls neugegründeten Firma an die ISS bereits nach sehr kurzer Zeit Millionengewinne zu Lasten der Mitarbeiter und Aktionäre der UBS. Nach der Angelsächsischen reitet nun halt die Schwaben-Kavallerie!
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Früher gabs mal eine Firma mit Namen SYSTOR AG, welche zu 98% der UBS Capital gehörte und genau solche Dienstleistungen der UBS zur Verfügung stellte, 2009 wurde sie liquidiert. Irgendwie wiederholt sich das Gleiche, na ja, mal schauen. Informationen dazu gibt’s im Internet, man braucht nur zu googeln, da sind einige die heute gross wieder bei der UBS drinn sitzen. Obs für die UBS rentiert hat? Ich weiss nicht so recht.
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Nä ja sie kennen ja ihren ex chef gut… Ich auch denken sie einfach an pdf… Vor 6 jahren …Gruss
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@hp, hehe
Ich sag mal gar nichts, ausser die Welt ist klein und nicht nur das Wetter schön in Costa Rica, Gruss gerimouse -
Na ja das wetter in Thailand auch ;-)) …Gruss
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Da wird sich auch die Swisscom die Hände reiben… übles game
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Who cares? Die haben zwar nun einen tollen Start mit gigantischen Volumen und damit keine Akquisitions- und Marketingkosten, aber ob sie langfristig überleben, das ist fraglich. Mal sehen. – Schnadt und Konsorten wären zum ersten Mal Unternehmer, das ist nicht dasselbe wie angestellter Manager in einem Konzern.
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Die 80 Leute in der neuen Firma Chain IQ dürften in Zukunft WENIGER verdienen als bei der UBS, deshalb werden ja solche Uebungen durchgeführt ! Dass man immer wieder mit Auslagerungen nach Polen und Indien droht von den Banken ist eine Sauerei und man sollte sich wirklich nicht wundern, wenn CH-Bürger auch im Ausland einkaufen ! Keine Loyalität mehr sichtbar ! Nur das Geld und das Ego einiger weniger zählt ! Dass an so wichtigen Stellen Deutsche bei der angeblichen Schweizer Bank UBS arbeiten ist doch erstaunlich ! Hört doch auf trotz der Mogelpackung Schwingfest Sponsoring ist die UBS längst keine Bank mit Schweizer Werten mehr ! Alles Egoisten und Profiteure, die ihr eigenes Land verlassen haben, um hier zu profitieren !
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Würde ich exakt auch so sehen, zumal ich einige dieser erwähnten Leute aus D (über meine Frau) privat kennenlernen durfte/konnte/musste. – Da erfährt man so einiges über die wahren, zugrundeliegenden Denk-, Motivations- und Verhaltensmuster. Autsch!
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Als CEO eines kleinständischen Einkaufladens wird Schnadt seine finanziellen Ansprüche aber gewalting zurückschrauben müssen. Vorbei die Zeit, in der Honig und Milch in den offenen Rachen flossen; nun heisst es zum ersten Mal im Leben „Unternehmergeist zeigen“. Willkommen, in der Realität!
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Der Schnadt Unternehmer? Ich lach mich kaputt:-)..der kann doch wenig ausser wir reden ..ihr Schwaben nehmt doch endlich eure Kavallerie und ab!!! aber für immer!!
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Ist die UBS AG nun eine deutsche oder eine schweizerische Bank ? Um den schweizerischen Steuerzahler im Krisenfall zu entlasten…
Sehr gut recherchiert, aber die Inhalte sind anders gegliedert, hier die Fakten: - T. Schnadt hat nur 8 Stunden nach…
Als CEO eines kleinständischen Einkaufladens wird Schnadt seine finanziellen Ansprüche aber gewalting zurückschrauben müssen. Vorbei die Zeit, in der Honig…