Bankenprofessor Hans Geiger trifft in seinem Video-Blog eine überraschende Wahl. Geiger hebt den Chef der Bank Vontobel auf den Schild. „Banker of the Year ist Zeno Staub“, sagt Geiger.
Geiger, der vor wenigen Jahren als Bankenprofessor an der Universität Zürich pensioniert worden war, gehörte in den 1990er Jahren zur Spitze der Credit Suisse und sass bis 2004 im VR der Vontobel.
Für Geiger zeigte Staub im auslaufenden Jahr eine reife Leistung.
„Die sind zuerst hingestanden und haben gesagt: „Wir gehen nicht in Kategorie 2, wir hören nicht auf Herrn Raaflaub, der sagt, ihr müsst euch schuldig bekennen, auch wenn ihr unschuldig seid.“ Sondern er sagte: Wir sind sauber, wir gehen ins 3.“
Geiger sagt, er selbst wäre raus aus dem US-Geschäft, doch Vontobel habe sich mitten in der heissen Phase entschieden, mittels US-lizenzierter Bank die Amerika-Kunden zu bedienen. „Das ist echt eine Leistung.“
Dass Staub mit dem Entscheid, in Unschuldskategorie 3 zu gehen und dies rasch publik zu machen, vor allem Werbung in eigener Sache betrieben habe, lässt Geiger nicht stehen.
„Das ist nicht PR“, meint Geiger. „Denn, wenns in die Hosen ginge, dann wäre es sehr schlecht für die Bank. Und ich bin fast sicher, es geht nicht in die Hosen.“
Alle Stakeholders der Bank Vontobel seien im 2013 unter Führung von CEO Zeno Staub auf ihre Rechnung gekommen.
Die Kunden seien, soweit er das beurteilen könne – Geiger legt offen, dass er Geld bei der Vontobel-Bank habe –, gut bedient worden.
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Die Investoren hätten mit einem Plus der Aktie von über 25 Prozent viel Freude gehabt – die Performance übertreffe jene des SMI-Index.
Vor allem was das Thema Finanzplatz angehe, steche Staub respektive die Bank heraus.
Ob es denn schlau gewesen sei, dass Staub kürzlich das grosse Bankensterben an die Wand gemalt habe?
Geiger zieht den „grossen“ Hans Bär als Vergleich hinzu. Der habe vor ein paar Jahren gesagt, das Bankgeheimnis mache die Banken fett und impotent.
„Damals wurde Bär massiv kritisiert. Und heute sind wir vor allem impotent.“
Zeno Staub, der neue Hans Bär?
Geiger sieht im Ausbleiben einer grossen Übernahme keinen Grund, sein Lob zu schmälern. „Man soll warten, bis eine gute Gelegenheit kommt. Man sollte nicht einfach kaufen, nur um in die Medien zu kommen.“
Nur: Staub nannte die Summe, die er für Akquisitionen in der Kriegskasse habe. Es ist über eine halbe Milliarde. Damit wüsste jeder potenzielle Verkäufer, wieviel Staub auf den Tisch legen könnte.
Auch das sei kein Problem, kontert Geiger. „Wahrscheinlich werden Privatebanking-Banken günstiger und nicht teurer, wenn ich die Welt heute betrachte.“
„Zeno Staub hat ein gutes Team, und ich denke, er wird schon zum Zug kommen“, sagt Geiger.
Das sei auch nötig. „Man denkt immer, Vontobel sei eine Privatbank. Eigentlich ist es aber primär eine Investmentboutique und dann noch eine Assetmanagement-Gesellschaft.“ Rund 30 Milliarden Privatkundenvermögen, die Vontobel verwalte, das sei nicht viel.
Nun aber würden die Weichen richtig gestellt. Vontobel gehe aus den Onshore-Märkten raus, so in Österreich und wohl bald auch in Deutschland.
„Die haben eine Strategie, und dann müssen sie natürlich in der Schweiz wachsen“, meint Geiger. „In der Schweiz! Das gefällt mir halt.“
Ist nicht überraschend, dass Geiger, ein bodenständiger Typ mit klaren Worten, ausgerechnet einen zum Banker des Jahres wählt, der als Theoretiker bekannt ist?
„Zeno Staub ist ein praktischer Intelligenter und ein intelligenter Praktiker“, kontert Geiger. Staub stamme aus der Schule von Bruno Gehrig und Heinz Zimmermann der 1980er und 1990er Jahre.
„Das war die Schmiede der guten Banker der Zukunft“, meint Geiger.
Ich bin mit Prof. Geiger meistens einverstanden. Trotzdem bin ich eigentlich gegen jedes Rating oder Ranking vor allem im Banking! Ich glaube, dass nicht viel hilf. Dazu kommt noch, dass viele „bewegende“ Menschen hinter der Kulisse bleiben. Deswegen ist wahrscheinlich Staub / Scheidt eine gute Wahl, da diese Banker wenig im Rampenlicht stehen. Einverstanden bin ich, da ich auch denke, Vontobel, wie auch ein paar andere Institute, den Mut gehabt und die richtige Richtung schnell erkannt und gewählt haben. Vontobel könnte wirklich eine substantielle Rolle in der künftig „Swiss Private Banks“ spielen. Ob Sie wirklich eine „grosse“ oder „kleine“ Akquisition brauchen, weiss ich nicht. Wir haben in der Vergangenheit schon mehrmals viele „schlechte“ und „schwierige“ Akquisitionen gesehen. Mir gefällt eigentlich den Weg von Pictet: Wachstum durch Erfolg / Performance oder Leistung!
Nicht völlig einverstanden mit Herrn Geiger bin ich bei der Schlussfolgerungen: es geht nicht nur um „Denkschule“, sondern auch und viel mehr über die Fähigkeit „out of the Box“ zu denken, neue Wege zu schreiten und vor allem den Mut haben zu scheitern und dann wieder anfangen. Die Leute, die diese Werte, diese Robustheit (Resilienz) besitzen, könnten wirklich eine prädominante Rolle in Zukunft spielen. We will see.
In der Zwischenzeit wünsche ich an IP und an die Zuschauer / Leser ein Erfolgreich und Atemberaubend 2014!
Für Herr Geiger scheint Herr Staub gut zu sein? Was bleibt einem den übrig, wenn man nirgendwo im Ausland Erfolg hat, als die Zelte abzubrechen? Fraglich ist nur, warum man als Gehrig/Zimmermann-Schüler so lange braucht um eine solche Entscheidung zu treffen.
Man vollbringt also eine „reife Leistung“, wenn man den Amis vortäuscht, KEINE Verfehlungen gemacht zu haben…
Ich finde es eine Katastrophe, was abgeht mit den Amerikaner, aber sich so auf die Äste zu wagen, ist vielleicht zu viel des Guten!
Betr. Kursentwicklung hat sich Herr Geiger vielleicht zu früh gefreut. Kommt doch die Hälfte der Kursperformance aus dem Dezember, mit dürftigem Volumen zu Stande und Vontobel ist ja für die „Kurspflege“ bekannt.
Vielleicht impliziert die ausergewöhnliche Kursbewegung bereits die „neue“ CH-Strategie, sozusagen ein Gesund-Schrumpfen im Heimmarkt. Wieviele Arbeitsplätze wird das Downsizing wohl kosten?