Pamela, Brady und Hans-Ueli empfangen im Davoser CS-Tempel am WEF, einem umgebauten Möbelgeschäft, Topkunden und Weltleaders.
Nur Christoph Brunner bleibt zuhause. Dabei hätte es der Chef des Schweizer Private Bankings am nötigsten, rauszugehen und Hände zu schütteln.
Statt ans Weltwirtschaftsforum in den Bündner Alpen ruft Brunner seine Direktunterstellten zum Offsite-Meeting. Statt mit Reichen Business zu machen, krümmt sich Brunner über Internas.
An der Front wäre Not am Mann. Brunners Neugeldzufluss ist im 2013 verebbt. Das schlägt auf die Bottom line durch. Der Gewinn im Laden des Ex-McKinsey-Beraters ist dürftig.
Der Negativtrend ist Wasser auf die Mühle von Brunners Gegner. Sie sehen im hemdsärmligen Ex-Stabschef eine Fehlbesetzung fürs einstige Weltklasse-Wealth-Management der Credit Suisse.
„Brunner ist ein Retail-Guy, mit seinem Bonviva-Zirkus vergrault er die Reichen“, sagt eine Quelle.
Brunners Initiativen geben zu reden. Im Herbst verschickte er einen Brief, den sein Marketingchef Daniel Hunziker „verbrochen“ hatte. Darin wurden neu 60 Franken Kontogebühr angekündigt.
Das Schreiben ging an alle Kunden, egal, ob sie 10’000 oder 10 Millionen bei der CS hatten. Die Empörung über den CS-Einheitstarif stieg proportional zum Vermögen.
Es sind solche undifferenzierte Aktionen, die zeigen, wie Brunner tickt. In seiner Welt sind alle gleich, er schert die Kunden über einen Kamm.
Brunner, der Apparatschik-Banker.
Und das ausgerechnet bei der CS. Die Bank galt im Direktvergleich zu Erzrivalin UBS lange als unternehmerisch. Lasst 1’000 Blumen blühen, prägte Ex-Präsident Rainer Gut ein Bonmot.
Unter Brunner gilt das Gegenteil. Alles wird standardisiert, alles normiert. Bonviva, das Flatrate-Programm, das aus der Welt der Telekomgesellschaften stammt, wird zum Mass aller Dinge.
Im Retail Banking mit den Tausenden von kleinen und mittelgrossen Kunden mögen die Silber- und Gold-Pakete passen.
Im Private Banking sind sie wie die Faust aufs Auge. Millionäre wollen von ihrer Bank als „The special ones“ behandelt werden – nicht wie x-beliebige Milchkühe, die man melken kann.
Allmählich scheint es Brunner zu dämmern, dass er mit Bonviva auf dem Holzweg ist. Darauf deutet zumindest die neueste Marketingaktion hin.
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1,5 Prozent Zins bis Ende 2014 lautet sie – einsamer Rekord in der gegenwärtigen Nullzins-Landschaft. Etwas anderes als ein grosses Minus kann dabei gar nicht herauskommen.
Falsch, heisst es CS-intern. Die Hochzins-Aktionen hätten sich in den letzten Jahren als absoluter Marketingrenner entpuppt. Viele Neukunden würden trotz späteren Tiefzinsen an Bord blieben.
Die Frage ist, was das Ganze kostet. Clevere Kunden können nämlich von einem klassischen Carry trade profitieren.
Sie nehmen bei ihrer Stammbank eine Libor-Hypothek auf und tragen sie zur CS. Kurz vor Ablauf der Aktion Ende Dezember 2014 machen sich sich aus dem Staub und tragen ihr Geld zurück zur Altbank.
In der Zeit, die sie bei Brunner und seinem CS Private Banking verbringen, kosten sie rund 0,5 Prozent. Bei 1’000 Kunden mit je einer Million macht das maximal 5 Millionen im Jahr.
Soviel würde die Marketingaktion in diesem Beispiel kosten, wenn alle tausend Kunden das Wechselspiel durchziehen würden. Für das gleiche Geld könnte die CS Schwingfeste, Schifffahrten und NZZ-Inserate en masse finanzieren.
Trotz dem bisherigen Misserfolg galt Brunner bis vor kurzem als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge von Ober-Chef Hans-Ueli Meister.
Dafür hat Brunner selbst gesorgt. In einem macht ihm nämlich keiner etwas vor: im internen Powerplay.
„Brunner ist extrem clever, was Aufbau und Sicherung der eigenen Machtposition betrifft“, sagt ein Insider.
Im grossen „Alliance“-Umbau, bei dem das alte Private Banking mit dem früheren Asset Management fusioniert wird, hat sich Brunner ein Grossreich geschaffen. Die CS Schweiz – das ist Brunners Imperium.
Statt Doppelspurigkeiten konsequent abzubauen, wie das die Alliance-Reorganisation zum Ziel hatte, schuf sich Brunner ein eigenes Marketing mit über 50 Leuten und dem erwähnten Hunziker an der Spitze.
Damit kann Brunner bei allen Produkten entscheidend mitreden. Nicole Pauli, die eigentlich für die Schweizer Produkte zuständig wäre, wagt keinen Schritt ohne Absprache mit Brunner.
Nun aber droht überraschend Konkurrenz von ungeahnter Seite. Francesco de Ferrari, Asienchef im Private Banking und wie Brunner Teil des Managementteams von Hans-Ueli Meister, drängt an die Spitze.
De Ferrari – auch er war einst bei McKinsey – wurde über die Festtage in der Schweiz gesichtet. Aus Insider-Kreisen wird kolportiert, dass der Italiener als Nachfolger von Meister aufgegleist wird.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ach nee!?! N. Pauli ist immer noch bei der CS?!? Da habe ich sie offensichtlich masslos überschätzt: ich dachte, sie hätte wenigstens genug Selbstachtung, um der CS den Rücken zu kehren, nachdem die sie wieder zumm Abteilungsleiter degradiert hatten…
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NP ist ein Grossbankenkind. Nirgendwo würde sie nur annähernd gleich viel verdienen. Aber vielleicht wartet sie auch einfach auf die nächste Chance. Als Frau hat sie immer gute Karten. Sie war schon damals für ISP eine Quotenfrau, auch wenn sie den Job besser als erwartet erledigte.
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Antwort an „Reply to W.“:
Also ich hätte vielmehr gedacht, dass Nicole Pauli ihrem Buddy Dave Blumer zu Black Rock folgt. Naja, was noch nicht ist, kann ja noch werden…
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@ Reply to W.: Pauli hat ihren Job „besser als erwartet erledigt“??? Quatsch, sie hat das ISP erledigt!
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Liebe IPisten,
CHB ist hochmotiviert Höchstleistungen zu erbringen. Schliesslich darf er NP taktieren wo es lang geht. Surrealerweise – eine sogenannte Once-in-a-lifetime opportunity! Wo sonst könnte er das mit einer kompetitiven, allürenfreien, eloquenten & attraktiven blonen Dame? Ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg.-
CHB ist hochmotiviert Höchstpreise zu erzielen. Das war er schon, bevor NP auf seinem Radar auftauchte.
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Brunner testet lediglich die Preiselastizität und die Effektivität von Managementdruck. Kreativität und Kundennutzen kommen dann hoffentlich, wenn erstere nichts bringen.
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CS war immer klar vor der UBS, was die Innovation betraf. Ich habe nicht viel Geld, aber das ist der Grund wieso ich dort noch mein Geld habe. ich habe bei beiden Grossfirmen gearbeitet und Weiss klar, welche die clevere von beiden ware. heute und mit den massiv steigenden Kontogebühren der CS überlege ich mir ernsthaft zur Postfinance abzuwandern. die sind extreme innovative und haben ein sehr gutes Preis-Leistungs-Angebot. Das Online Banking ist auch noch viel besser als die Konkurrenz. Dort hat die CS leider in den letzten Jahren völlig versagt und das First Mover Konzept aufgebeben. Das Online Banking ist leider lächerlich veraltet.
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und ich, als Safe-Kunde, erwartete immer einen Schlüssel zur Direktions-Schissi. Leider Pech gehabt. Bitte R. Gut nicht zu hoch loben. Dank ihm startete des US-Erpresser-Biz; sich mehr an Aeppli erinnern.
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Raucht der Christoph eigentlich immer noch Kette und das auch in Kunden-Meetings, wie in der Vergangenheit? Vielleicht durfte er auch deshalb nicht ans WEF, besonders präsentabel ist er dadurch nicht…
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…und Wädi war auch der hübschere… 🙂
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Vielleicht sind die CS-Banker momentan in Klausur und wollen sich nicht weiter mit PEPs exponieren.
Stichwort: China, Lizenzen der CS und CSFB in China, Gefälligkeiten an PEPs rund um chinesichen Ex-Premier…
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Ihre Einschätzung, Hr. Hässig, dass er alle über einen Kamm schert ist absolut korrekt: „Im Herbst verschickte er einen Brief… Darin wurden neu 60 Franken Kontogebühr angekündigt.“ Ja, diesen Brief haben sogar meine Kinder erhalten! Selbstverständlich haben dann sämtliche Konten bei der CS saldiert – auch meine und die meiner Frau. Kinder- und Jugendkonten bietet jede andere Bank gratis an.
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Crazy! Das gibt eine knallharte Delle in der Jahresrechnung der Bank. Well done Saldierer! Ihrer neuen Familienbank klappern bereits die Zähne.
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Bravo, Brunner, dass er bei diesem WEF-Affentheater nicht mitmacht und sich um die echten Probleme kümmert. Seine Kollegen, die nach Davos fahren, sollen am besten gleich dort bleiben.
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Die Annahme, man könne am WEF Privatkunden akquirieren ist etwa gleich naiv wie die Annahme, jede Menge Privatkunden würde einem auf dem Golfplatz entgegenfliegen. Privatkunden akquiriert man heute nicht mehr an Grossveranstaltungen, sondern im ganz privaten Netzwerk!
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@Private Banker: Völlig richtig, es ist sogar so, dass die UHNWI am liebsten gar keine auf Akquise erpichte Private Banker an Anlässen sehen geschweige denn von ihnen gar „angemacht“ werden möchten.
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Die Private Banker backen immer kleinere Brote und geben sich mit dem eigenen Backyard aus der Aglo zufrieden. Lieber im Schreddergarten mit dem Netzwerk musizieren als im US Knast singen. Sic transit gloria mundi.
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@Daft Banker
Offenbar ist Ihnen entgangen, dass die grössten privaten Vermögen in den ganz privaten Netzwerken der Family Offices betreut werden.
Dass Ihre Akquise nicht erfolgreich ist erstaunt mich daher nicht, wenn Sie Ami-Kunden auf dem Golfplatz akquirieren wollen und diese mit Ihrem lateinisch langweilen! -
Woraus schliessen Sie, dass ich Private Banker bin oder sogar Kunden akquirieren müsste?
Relax Genius! Abyssus abyssum invocat.
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Brunner kannst „Du“ nicht auf die Kunden loslassen. Einzig sein Händedruck bleibt einem – so wie mir – in Erinnerung.
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Klar bleibt Brunner lieber „Zuhause“. mit seinem Kader kann er „rumspringen“ wie er will. Mit den Kunden, und schon gar nicht mit solchen am WEF, da müsste Er echte Leistung zeigen. Denn schon „gewöhnliche“ Privat Banking Kunden lassen sich nicht mehr alles gefallen. Das Bonviva ist ein Flop, die Punkte für überteuertes nicht zu gebrauchendes Zeugs sammeln, für was auch? Schlüsselfundmarke gibt es auch anders wo. Kreditkarten im Bonviva Packet! beim „Grossverteiler“ gibt es sie gratis. Auch wenn die CS behauptet Ihre hätten mehr Leistungen (bspl. Vase mit CC bezahlt= versichert auf dem nach Hauseweg). Was für eine Wahnsinns Leistung? Das mit dem „Turbo“ Zins; naja mal nicht schlecht, aber dies hatten Sie schon in den Vorjahren (erstes mal mit 2,25% dann mit 1,75%). Sowas verhalt, bei den „Handyprovidern“ gibt es auch immer wider solche Aktionen mit Gratis SMS bis ende Jahr usw. Und danach? da wechselt der Kunde, weil er beim nächsten profitieren will. So auch bei der CS, denn wer Geld zu 1,5% anlegen möchte, der möchte im nächsten Jahr sicher nicht 0,1%. Schlimm für die Front wo das Verkaufen muss.
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Vielleicht war Dä Ferrari auch bloss zum Skifahren in der Schweiz?
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Selbst im Retail Banking der CS schüttelt man den Kopf über die Bonviva Strategie von Brunner. Vor allem wenn man bedenkt, dass diese noch von seinem allseits geschätzten Vorgänger Kurzmeyer stammt. Brunner ist absolut ideenlos und versteht das Bankgeschäft zu wenig, von seinem schwierigen Charakter ganz zu schweigen!
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Kenne Bonviva etwas zuwenig toent aber gerade fuer reichere Kunden aber schon etwas sehr provinziell und wenn Roger F. damit Werbung macht nehme ich Ihm das einfach nicht ab. Ok fuer Retail aber nachher sollte man schon differenzieren… und wenn ich hier lese dass sogar Jugendkonto CHF60 kosten, naja dann ist man wohl bei der falschen bank.
Herr „Langmeyer“ – Brunner hat einen schwierigen Charakter, wirklich? Und ich dachte er haette gar keinen.
De Ferrari, naja, warum nicht aber warum ist denn Fruithof keine Meldung wert auf IP, anscheinend scheint er seinen Laden sehr gut im Griff zu haben
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Selbst im Retail Banking der CS schüttelt man den Kopf über die Bonviva Strategie von Brunner. Vor allem wenn man…
Vielleicht war Dä Ferrari auch bloss zum Skifahren in der Schweiz?
Klar bleibt Brunner lieber "Zuhause". mit seinem Kader kann er "rumspringen" wie er will. Mit den Kunden, und schon gar…