Im Sommer bewarben sich externe Serviceanbieter um das Recruiting der UBS. Die Grossbank hatte entschieden, die Anstellung neuer Mitarbeiter an eine Drittfirma auszulagern.
Vor kurzem hiess es von der UBS-Brücke: Maschine stop. Das Vorhaben wurde auf Eis gelegt, das Recruiting wird weiterhin von den gut 50 UBS-Mitarbeitern geleistet.
Was war passiert?
Die 180-Grad-Wende trägt einen Namen: Sabine Keller-Busse. Die Managerin, die im Juni globale Personalchefin der UBS wurde, zog dem Vorhaben den Stecker.
Keller-Busse hatte ihre neue Funktion von Vorgänger John Bradley übernommen. Der Amerikaner hatte zuvor den Personalbereich zerlegt, in Billigzentren verschoben oder ausgelagert.
Unter Bradley schien die UBS im Personalbereich vor nichts zurückzuschrecken.
Die Erstellung der Mitarbeiter-Arbeitszeugnisse wurde ausgelagert, wichtige Teile von Human Resources landeten in der UBS-Fabrik im polnischen Krakau.
Bradley tat, was ihm von oben aufgetragen wurde. Sein Chef hiess Ulrich Körner, der mächtige Ex-McKinsey-Berater, der 2009 von der Credit Suisse zur UBS gestossen war und keinen Stein auf dem anderen liess.
Körner hatte mit dem Corporate Center das ganze Backoffice der Grossbank unter sich. Mit über 20’000 Mitarbeitern unterstand ihm fast die Hälfte der Bank.
Körner, ein gnadenloser Strukturierer, liess seine Umsetzer von der Leine. In der Informatik war dies Michele Trogni, im Personal der erwähnte Bradley, im Einkauf ein Ex-Kollege von der CS.
Die Körner-Handlanger zerlegten und zersägten den Hinterhof der UBS. Sie provozierten Proteststürme, doch Körner hielt an ihnen lange fest.
Irgendwann wurde der Druck zu stark. Zunächst in der IT, wo ein Aufstand gegen Trogni stattfand. Die Engländerin musste im Frühling 2013 das Handtuch werfen.
Dann kam das Personal an die Reihe. Dort war Bradley an seine Grenzen gestossen. Seinen Abschied diesen Frühsommer begründete er mit seiner Familie.
Beim Einkauf gelang es Körner, seinen Plan durchzuziehen. Vor Jahresfrist übergab er die globale Aufgabe mit 200 Mitarbeitern seinem Vertrauten Claudio Cisullo.
Zudem etablierte er die beiden Servicecenters in Nashville (USA) und Krakau.
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Kaum getan, trat Körner ab. Er übergab das Corporate Center Finanzchef Tom Naratil, der den Grossbereich seither in Doppelfunktion leitet.
Körner verschwand im wenig exponierten Geschäftsbereich Asset Management. Mit seiner Hinterlassenschaft im Corporate Center mussten sich seine Nachfolger herumschlagen.
Zu diesen zählt auch Sabine Keller-Busse. Interessanterweise gehört die Topfrau der UBS, die in der Hierarchie der Grossbank heute die oberste operative Managerin ist, ebenfalls zu den Körner-Ziehkindern.
Keller-Busse war vor 20 Jahren zusammen mit Körner bei McKinsey. Nachdem Körner von dort zur CS gewechselt hatte, folgte ihm Keller-Busse zur Nummer 2 des Finanzplatzes.
Das Spiel wiederholte sich 2010. Kaum war Körner als neuer Zampano bei der UBS, wechselte auch Keller-Busse die Fronten.
Sie landete nicht unter den Fittichen von Körner, sondern bei Lukas Gähwiler im Schweiz-Geschäft. Auch Gähwiler war 2010 von der Credit Suisse zur UBS gestossen, bei seinem Transfer spielte Körner die entscheidende Rolle.
So kam es, dass sich in der UBS an zentralen Stellen Körner-Boys und -Girls festsetzten. Innert kürzester Zeit hatte Körner an seiner neuen Wirkungsstätte eine eindrückliche Machtbasis installiert.
Mit seinem Abtritt als grosser Corporate-Center-Chef ins viel kleinere Asset Management veränderte sich das Gefüge. Körner verschwand in der Versenkung, dafür blühten seine Zöglinge auf.
Gähwiler darf sich heute als politischer Kopf in Szene setzen, Keller-Busse wagt es, Pläne aus der Zeit des grossen Chefs über den Haufen zu schmeissen.
Der Entscheid, das strategische Recruiting intern zu behalten, wirft ein Schlaglicht auf die neue UBS-Hackordnung. Doch die Frage bleibt, ob die Bank von ihrem Outsourcing- und Zerlegungswahn abrückt.
Diese Woche berichtete Inside-IT von 4’000 Informatik-Stellen, welche die UBS ins Billig-Ausland verschieben würde. Später wurde betont, dass es sich zum grössten Teil um Freischaffende handle, die von der Massnahme betroffen seien.
In UBS-Kreisen hört man, dass das Outsourcing und Offshoring – also die Verlagerung von Jobs von teuren an günstige Standorte – weitergehe.
Aber möglicherweise nicht mehr um jeden Preis. Keller-Busses Stop beim Recruiting deutet auf ein Umdenken hin.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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LH lässt immer wieder durchblicken, dass das Verschieben der Arbeitszeugniserstellung nach Polen schlecht ist. Das Beispiel CS zeigt aber, dass dieses Tätigkeitsfeld sich sehr gut eignet (nach anfänglichen Schwierigkeiten). Früher musste man ewig warten auf das Zeugnis. Heute sind an Verzögerungen nur noch die Zeugnisersteller (Linienchefs) schuld.
Überhaupt ist die Offshoring- oder Outsourcing-Frage zu ideologisch gefärbt. Dadurch und durch unrealistische Kosten/Leistung-Erwartungen werden viele dieser Übungen zu Flops. Recruiting outzusourcen kommt doch wirklich nur Theoretikern in den Sinn, die von Human Resources reden aber nicht wissen, dass das Menschen sind
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Ih habe bei der UBS über zwei Monate auf mein Arbeitszeugnis gewartet….
Und es ist wohl jedem klar, dass man bei Stellensuche ein Arb.Zeugnis benötigt.
Weitere Kommentare erübrigen sich.
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Sich alles gefallen lassen und hier rum-jammern hilft nix. Wenn Ihr mit dem Vorgehen der Bank-Götter nicht einverstanden seit, dann tut was dagegen. Organisiert Euch und haltet dagegen.
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Sind McKimsey-Leute eigentlich zu gebrauchen ?
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Das ist nicht bekannt und wird von seriöser Seite her auch immer mal wieder bezweifelt.
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Kurze Antwort: Nein.
Lange Antwort: Sie sind stark in der Analyse. Wenn man wissen will, wie die Dinge sich in einzelne Teilbereiche gliedern lassen, sind die McKies gut.
Sie verstehen aber null und nichts von Umsetzung und Zusammenhängen. Sie betrachten ihr Mandat mit der Schlusspräsentation als erledigt. Zusammenhänge wie z.B. dass auch viele kleine Kunden einen Deckungsbeitrag erwirtschaften, gehen ihnen komplett ab. Was nicht für sich rentiert, wird abgeschafft.
Langjährige UBS und CS Kleinkunden spüren das derzeit ganz stark… Mitarbeiter auch.
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Ecopop lässt grüssen. Das nennt man qualifiziertes Personal, dass man in der Schweiz braucht. Billig und willig. Nur in was Qualifiziert? Bei den Banken werkeln eine Schar Festangestellte aus Deutschland, Indien etc. mit erschreckendem Leistungsniveau. Das Hochdeutsch hört sich sehr qualifiziert und hoch professionell an. Viel Blabla und doch nur heisse Luft. Die schweizerischen Tugenden gehen verloren. Regelmässig müssen Externe in der IT der Banken den Exodus verhindern, aber nur bis alles wieder im grünen Bereich läuft um den Angelsachsen ihren Stammplatz zu sichern. In der Schweiz ausgebildete IT Techniker Informatiker und qualifizierten Retter bleibt dann meistens nur den Gang zum Arbeitsamt bis zum nächsten Rettungseinsatz. Es gibt in der Schweiz genügend arbeitslose Fachkräfte, aber solange Deutsche, Amerikaner etc. die Entscheide im Personalwesen haben bleibt ein Schweizer auf der Strecke. Ca. 17:00h fährt ein ICE direkt von Zürich HB über Basel nach Deutschland, lässt euch doch mal das tiefe Niveau der heimreisenden Qualifizierten zur Gemüte führen. Halt, es gibt qualifizierte Deutsche, nur die haben qualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze in ihrem Land. Bei uns haben diese keine Chancen, da die flachen Entscheidungsträger z.B. in der IT und meistens aus dem gleichen Land kommend keine über ihrem Niveau fest einstellen. Es könnte alles rauskommen und man verliert den gut bezahlten Ruheplatz.
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Hoffen wir mal, dass dies den anderen sogenannten Topmanagern der UBS einen Anstoss gibt, ihre blinden Offshore Aktivitäten zu überdenken.
Es zählen nur „Heads“ die nach „billig“ verschoben werden, Leistung und Qualität sind nicht im Fokus! -
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Viel Rauch um Nichts.
Recruiting ist eine Admin-Funktion für das Schalten von Anzeigen und das Aufsetzen von Terminen. Ich habe selten etwas Unbrauchbareres erlebt, um wirkliche Fachkräfte ins Unternehmen zu holen. Die guten Mitarbeiter dort muss man mit der Lupe suchen.
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Und auch mit der Lupe wirst Du keinen Erfolg haben…
Wenn im Recruiting speziell, aber auch im HR allgemein der Mittelpunkt der Tätigkeit das zeitnahe Austauschen von einem defekten Verschleissteil ist, werden sich sohohl bei den Inserate-Aufschaltern als auch bei den Inserate-Lesern nur die trivialen Gemüter wiederfinden.
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🙂
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Der Entscheid von Frau Keller-Busse ist zu begrüssen. Schon interessant, dass bei fast sämtlichen Offshoring Diskussionen nie über Qualitätsfragen und, vor allem, über die gewaltigen Reibungsverluste zwischen Sprach- und Kulturbarrieren sowie Zeitverschiebungesprobleme diskutiert wird. Aber eben, es ist natürlich immer einfacher, ein tieferes Lohngefüge vorzuschieben, um sich ja nicht mit anderen, z.T. wichtigeren Punkten auseinanderzusetzen. Oder schielen hier gewisse Entscheidungsträger (einmal mehr) lediglich auf ihre eigene Kompensation? Hauptsache billig, ohne die möglichen Konsequenzen einzubeziehen?
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Sie kennen die Antworten auf Ihre (rhetorischen) Fragen. Qualität, Nachhaltigkeit und Verantwortung zu tragen für etwas Weitergehendes, als nur gerade das eigene Ego auszuleben und die eigenen Pfründe zu sichern, sind die anstrengenden Themen von gestern…
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Auch wenn das die Politiker in unserem Lande nicht gerne hören, aber die Leistungsqualität unserer Grossbanken ist stark am fallen. Die fehlende Qualität ist heute schon sichtbar und wird mittelfristig unsere Grossbanken nicht mehr unterscheiden von anderen Banken auf dieser Welt. Somit ist der grosse Wettbewerbsvorteil der CH Banken weg, alles nur um auf Teufel komm raus Kosten zu sparen. Billig kann nicht gut sein (siehe aktueller Fleischskandal im Graubünden)
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Bei der IT redet man immer von Industrialisierung, ich finde das immer genial. Leider haben unsere da oben noch nie mit einem Industriellen gesprochen um eventuel abzukupfern wie das in der Industrie so abläuft! Prozesse, Automatisierung, Engineering vor Ort. Die IT in der UBS war vor Jahren Paradebeispiel dafür. Die IT der CS ist reine Geldverschwendung…. Man hat noch nicht begriffen das man mit Produktivität und Effizienz mehr Geld spart als Offshoring!
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Herzliche Gratulation an Frau Keller-Busse!
Vielleicht dürfen wir eines Tages noch erleben, dass das Pendel wieder etwas ins Lot gelangt und alle diese Körners und Konsorten für ihre peinlichen und schädlichen Rohrkrepierer auch die Verantwortung zu übernehmen haben. Dass ein U.K.
– nach der Zerschlagung des HR’s
– nach dem IT Debakel mit der Trogni und ihren Vasallen
– trotz der riesige Summen (und Menschen) verzehrenden Group Operations Dauergrossbaustelle
– nach dem Industrialisierungs-Grab und
– als persönlicher Höhepunkt nach dem dubiosen Einkaufsgemauschel mit Buddy Cisullo
immer noch bei der UBS wursteln und wüten darf, ist schwer verständlich und wirft ein weiteres schlechtes Licht auf die UBS Leitung. -
Genau beim Recruiting sollte man ansetzen, da die die schlechten Leute (MA) reinholen und bei Mgmt-Besetzunge gar nichts zu sagen haben…
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Na, dass ist doch mal ein positive Nachricht: Top-Frau scheint eine vernünftige Entscheidung zu treffen!
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ja klar! wahrscheinlich hat sie noch eine billigere destination gefunden!!!!!!
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Sind McKimsey-Leute eigentlich zu gebrauchen ?
Na, dass ist doch mal ein positive Nachricht: Top-Frau scheint eine vernünftige Entscheidung zu treffen!
Genau beim Recruiting sollte man ansetzen, da die die schlechten Leute (MA) reinholen und bei Mgmt-Besetzunge gar nichts zu sagen…