An der Industriestrasse 21 im steuergünstigen Alpnach Obwalden gibt es laut Telefonbuch 29 eingetragene Geschäfte. Und unzählige mehr, die nicht eingetragen sind.
Sie tragen Namen wie Im Lee Private Equity Invest, Lerchenhalde, Morgental Private Equity Invest, Speer Private Equity Invest, Terra Sua, Vorderwey AG.
Es handelt sich um Finanzvehikel für Immobilien-Vorhaben. Dahinter stecken die immer gleichen Investoren.
An vorderster Front sind das: SVP-Schwergewicht Hans Egloff und seine Kollegen Urs Linsi, ein Ex-Spitzenmann der Fifa, sowie Heinrich Guyer, reicher Sanitär-Unternehmer vom Zürichberg.
Egloff, Linsi und Guyer sind auch die aktuellen und ehemaligen Spitzenkräfte der Sparhafen-Gruppe in Zürich, eine Genossenschaft, bestehend aus einem Immobilien- und einem Bankenteil.
Die aktiven Zünfter – Egloff ist bei der Riesbach-Zunft, Linsi bei der Hard, Guyer standesgemäss bei der Fluntern hoch über der Stadt – kontrollieren den kleinen Sparhafen.
Und nutzen ihn seit Jahren für Eigendeals.
Für gemeinsame Immobiliendeals von Sparhafen und den Vehikeln im Obwaldner Steuerparadies, für Firmen-Kredite, für Jöbli-Schacher – ein nahezu perfekter Filz, garniert mit Ex-Stadtrat Martin Vollenwyder (Zunft Drei Könige) im VR der Bank.
Der war nützlich, als die Bank 2004 von der Stadt ihren heutigen Sitz an der Fraumünsterstrasse 21 erwerben wollte. Auf Antrag von Vollenwyder, der damals Finanzvorstand war, winkte der Gemeinderat den Deal durch – für 14 Millionen.
Nun hilft der tiefe Preis der defizitären Sparhafen-Bank über die Runden. Sie hat das Gebäude seit 2013 um 5 Millionen aufgewertet.
Kritiker und Aufseher haben das Nachsehen. In den letzten 4 Jahren wurde die rund 20-köpfige Crew der Bank Sparhafen bis auf drei oder vier Angestellte komplett ausgewechselt.
Wichtige Kaderleute mussten nach 15 oder mehr Jahren gehen. Sie waren bekannt als Warner und Bremser.
Nachfolger kamen und gingen. Selbst auf oberster Stufe. Seit Ende 2010 hatte die kleine Bank Sparhafen mit rund 350 Millionen Bilanzsumme nicht weniger als 4 CEOs.
Der langjährige, der von der UBS stammte, wurde über Nacht abgesetzt, der Interims-Manager ging nach einem halben Jahr, der mit teurem Suchverfahren Angeheuerte wurde nach wenigen Monaten entlassen.
Nun sitzt ein junger Kopfnicker von der ZKB auf dem Stuhl. Und schart seine Ex-Kollegen von der Staatsbank um sich.
Diese führen die Befehle von oben aus. Aus dem Verwaltungsrat, wo die starken Männer den Ton angeben.
Die Macht ist clever verteilt.
Hans Egloff, der zur Parteileitung der Zürcher SVP gehört und neben dem Zürcher auch den nationalen Hauseigentümer-Verband präsidiert, leitet die Sparhafen-Genossenschaft als Mutter und ist VR-Mitglied in deren Immobilienteil.
Urs Linsi, der bei der Fifa 2007 in Ungnade gefallen war, aber ein stolzes Abgangspaket erhalten haben soll, führt den Bankenteil mit seinem Sitz an der teuren Fraumünsterstrasse nahe der SNB. Zudem präsidiert er den Immobilienbereich.
Egloff und Linsi kennen und vertrauen sich. Geschickt haben sie sich als Operationsbasis das unscheinbare Geschäftshaus tief in der Innerschweiz und weit weg von Zürich ausgesucht.
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Dort hat Linsi seine „Linsi Consulting & Immobilien“, bei Hans Egloff ist es die E&P immo AG, Egloffs eigene Immobilienfirma, die von einer Kollegin seiner Anwaltskanzlei operativ geführt wird.
Hinzu kommen die c+j immo AG sowie die Tenerimmo AG, beide ebenfalls an der Industriestrasse 21 in Alpnach domiziliert.
In letzterer waren Egloff und Linsi bei der Gründung im Verwaltungsrat, inzwischen ist Egloff ausgeschieden.
Urs Linsi meinte gestern am Telefon, dass seine Aktivitäten in Obwalden nichts mit der Bank Sparhafen zu tun hätten. Diese sei nicht involviert.
Er habe in Alpnach sein eigenes Beratungsbüro und sei oft vor Ort, da er von seinem Wohnort Zofingen aus schneller in Obwalden als in Zürich sei. In der Bank laufe alles rund, die Stimmung sei gut.
Hans Egloff liess eine Anfrage unbeantwortet.
Das Vorgehen von Egloff, der im Zentrum der Immobilien-Links zwischen Sparhafen und den vielen Obwaldner Vehikeln steht, ist stets das gleiche.
Zunächst gründet Egloff ein Spezial-Vehikel namens PE, was für Private Equity, also Privatinvestment, stehen dürfte.
Häufig ist sein Gründungspartner niemand anders als der operative Chef des Immobilien-Teils der Sparhafen-Gruppe.
Die beiden, also Egloff und sein Immobilien-Leiter, kontrollieren diesen Bereich des Sparhafen-Gebildes. Nach kurzer Zeit übergeben die beiden das Vehikel an Investoren.
Und zwar praktisch immer ein- und denselben Personen.
Zunächst ist das Heinrich Guyer, der mit seiner Guyer Sanitärfirma in Zürich gross und reich geworden ist. Guyer war bis 2012 Präsident der Sparhafen-Bank, er ist eine Art Übervater der Genossenschaft und ihrer Bank.
Dann gehören dazu: Kurt Heiniger, ein Ex-Spitzenmann des Reisekonzerns Kuoni, der unter Guyer ebenfalls im Verwaltungsrat Bank Sparhafen und deren Genossenschaftsmutter sass – dort über 2 Jahrzehntelang.
Weiter taucht Karl Schroeder auf, ein Rechtsaussen-Hardliner und SVP-Schwergewicht, der sein Vermögen in der Gastromie macht und mit dem „Bund der Steuerzahler“ eine Zeitlang auf der politischen Bühne für Furore sorgte.
Die Geschäftsidee der Gruppe ist brillant. Der Immobilienteil der Sparhafen hat Bauprojekte, die zusammen mit der Investorengruppe realisiert werden.
Man kennt und vertraut sich. Dann profitiert man gegenseitig.
Gefährlich wird es, wenn die Vorhaben von der Bank Sparhafen finanziert werden. Findet das im grossen Stil statt, kommt es zu einem Klumpenrisiko.
Dann gehen Finanzmarktaufsicht und die externe Revision auf die Barrikaden. Laut Aussagen von Insidern sei dies immer wieder ein Thema gewesen, aber inzwischen entschärft.
Hingegen gab eine Firmen-Finanzierung intern zu reden. Im Zentrum stand Urs Linsi.
Dieser ist nicht nur Präsident der Bank Sparhafen, sondern sitzt auch im VR einer Beteiligungsgesellschaft namens Airesis mit Sitz in Montreux. Möglicherweise ist Linsi dort auch Aktionär.
Die Airesis baute ihre Mehrheit am Sportartikelhersteller Le Coq Sportif aus. Dafür soll sich Linsi 2013 laut einem Insider einen Lombard-Kredit der Sparhafen von über 10 Millionen gegeben haben.
Für eine kleine Bank wie die Zürcher Sparhafen, die sonst vor allem im Hypo-Geschäft tätig ist, stellt diese Grössenordnung ein substanzielles Risiko dar, sagt ein Kreditspezialist.
Linsi, so der Insider, habe das Geschäft gegen interne Bedenken durchgeboxt.
Weder Linsi noch die Finma wollten dazu Stellung nehmen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ueberigens,
Hans Egloff wohnt NICHT in Aesch, wie er überall schreibt! Da besitzt er zwar ein Einfamilenhaus, es ist aber unbewohnt!
Aesch dient ihm wohl als günstiges offizielles Domizil. -
Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass Egloff, als Bezirksrichter, nachdem er den berühmten Fall Gerolag von aussen betrachtet fast schon mutwillig verjähren liess, seinen Sitz am Bezirksgericht räumte (er dafür quasi als Deal zum „Dank“ für die in der Zürcher Justiz geleisteten Dienste vom Oergericht den Anwaltstitel erhielt) dann wird’s eim ja grad e Chili mulmig z’Muet !!!! Gute Vernetzung in Zunft etc. hilft auch in schwierigen Situationen … .
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Wen würde man wohl unter den braven Genossenschafter alles finden?
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Erinnert irgendwie (aber wirklich nur „irgendwie“) an die Geschichte des Zürcher Milieukönigs Hans-Peter Brunner sel., der seine Liegenschaftenkäufe im Kreis 4 durch die Kreditanstalt Grabs (die durch seinen Pflegevater nebenamtlich präsidiert wurde) finanzierte und diese damit ins Elend ritt.
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Chapeau, lieber Lukas Hässig! Reportagen wie diese sind unbezahlbar und undenkbar in den Mainstream-Medien (alte Tante, TA usw.). Filz soweit das Auge reicht, und man staunt über Verbindungen, die plötzlich sichtbar werden, z.B. der Gewährsmann von SVP-Krösus Walter Frey im Aufsichtsgremium der BSZ Genossenschaft – oder die merkwürdige Intransparenz bei der immerhin SIX-kotierten Airesis (Le Coq Sportif), wo Linsi einsitzt. Robert Louis Dreyfus‘-Erben werden im Annual Report beiläufig als „Teil einer Gruppe von Mehrheitsaktionären“ erwähnt. Da klingelt’s doch: Adidas, Tapie, Dreyfus, und – wieso nicht – Hildebrand. Ein richtiger Haifischteich, in dem sich unser braver ex-FIFA-Generalsekretär bewegt.
PS: Firmenadressen in OW sind übrigens auch bei deutschen Staranwälten beliebt. So präsidiert ein unvergesslicher IP-Gastkommentator zahlreiche Briefkastenfirmen mit Domizil Kernserstrasse 17 in Sarnen. Interessant, was die Lehrtätigkeit an einer unbekannten Berliner Hochschule so alles mitbringt.
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Eine super Geschichte, Lukas Hässig!
Warum nur schweigen Tagesanzeiger, NZZ und Finews zu solchen Stories normalerweise? Fehlt es an Kompetenz? An Biss? Hat man Angst vor Repressalien?
Zum Inhalt: Alle paar Jahre wird so eine kleinere Bank „unterwandert“. Funktioniert leider immer gleich und die Folgen sind meist sehr unschön.
Und die Finma sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht und verzettelt sich in unsinnigen Nebensächlichkeiten („Warum nur runden sie bei der Berechnung der Operating Risks auf den ganzen Franken? Aus dem Kreisschreiben XYc in Verbindung mit Paragraph Beta, RZ 234 geht doch klar hervor, dass das auf den Rappen genau… Das muss dringend korrigiert werden. Abgesehen von diesem und weiteren 20 ähnlichen ernsthafte „Vergehen“ haben wir nichts zu beanstanden.“). -
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Bei diesen illustren Namen wird der Tagi bereits recherieren! Wetten wir?
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@Essig A.
Ja, ein Recherchedesk haben die beim Tagesanzeiger schon. Aber die finden irgendwie nur die abgenagtesten Knochen und alle 2 Monate eine einigermassen brauchbare Story zum Bankenplatz. Und auf Insideparadeplatz schreibt eine One-Man-Show alle paar Tage eine wirklich gute Story.
Da werde ich schon misstrauisch. Entweder hängen die Tagi-Leute den ganzen Tag faul in der Badi herum, sind zu wenig vernetzt oder zu wenig kompetent für gute Storys oder lassen sich eiskalt bestechen. Auf jeden Fall kein gutes „Value for Money“… -
Hinzu kommt ja auch noch, dass viele interessante TA-Berichte wiederum von Lukas Hässig stammen.
Der langjährige TA-Wirtschaftsredaktor Bruno Schletti, welcher u. a. den ASE/BKB-Betrug publik machte, hat vor einigen Monaten zum K-Geld gewechselt. Aber es gibt ja auch Hoffnung: So wird der Chefredaktor der Sonntagszeitung Arthur Rutishauser ab kommendem Jahr diese Funktion auch beim Tagi ausüben.
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Hey, worüber stimmen wir dieses Wochenende ab? Ein Artikel über den Missbrauch von Immobilien-Vehikel – heute oder in der Samstagsausgabe – würde bestimmt noch einige Stimmen von Unentschlossenen geben.
Der HEV hat seinen Mitgliedern sogar echte Hammer verteilt. Wäre der Hammer, wenn einige von diesen Hammer nun genau, die 5% „Egloffs“ treffen würde.
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Das tönt wirklich nach diskreter & cleverer Abzocke zu Lasten der Bank!
Und die Revisionsstelle PWC darf wohl fürs Wegschauen doppelt soviel verrechnen. Kein Wunder nimmt da die ohnehin überforderte FINMA nicht Stellung! Unglaublich! -
Lombard-Kredit von über 10 Mio an den VR-Präsidenten:
a) Gelten für solche Organkredite besondere FINMA-Reporting- und Genehmigungsvorschriften und müssen diese im Jahresbericht publiziert werden.
b) Wäre es interessant zu wissen, wie es um die Qualität der Pfänder steht. Diversifiziert oder weitere Klumpenrisiken?
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Lukas Hässig ist definitiv noch nicht in den Sommerferien, sondern voll im Recherchemodus. Der gestrige Schwarzenbach-Artikel wird heute bereits im TA aufgenommen.
Weshalb der langjährige, ausgezeichnete Sparhafen-CEO Bernhard Erni Knall auf Fall verschwand, habe ich ebenfalls nie begriffen. Linsi’s FIFA-Vergangenheit dürfte sicherlich in der Sparhafen-Kundenstruktur einige Spuren hinterlassen haben. Allerdings nicht zwingend bei den überraschend hohen US Kunden. Das Problem für eine derart kleine Bank ist, dass solch unerwünschte Publizität schnell ans Eingemachte gehen kann. Damit ist wohl zu erklären, dass Urs Linsi jetzt nicht mehr einfach das Telefon aufhängt.
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Dass sich der sog. „Immobiliensumpf“ bei Exponenten der SVP konzentriert ist doch ein seltsamer Zufall.
Auch im SVP dominierten Zürcher Unterland wird kräftig bis an die Grenze gebaut und die Aufträge konzentrieren sich auffällig oft bei SVP-nahen Generalunternehmern.
Auch sind die Hoch- und Tiefbauressorts in den Unterländer Gemeinden mehrheitlich in Händen der SVP. Ist das auch nur Zufall? Profitieren die nicht alle von der Wohnungs-Nachfrage durch die „Einwanderer“?
Neuerdings mischt auch der verhinderte Bundesrat Bruno Zuppiger mit üppigem Russengeld in Engelberg im Immobilientümpel mit. Ein Grund mehr, um sich vor Putin zu verneigen!
Und dies mit entsprechenden „Steuer-Optimierungs“-Konstrukten. Einige davon sind Paralmentarier, die oft auch als moralische Saubermänner auftreten.
Honny soit qui mal y pense!
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Ein Musterbeispiel aus der Finanz-Szene Zürich, wie dank Verfilzung und Parteizugehörigkeit ein Mini-Bank-Vehikel dazu dient, a) Selbstbereicherung, b) Unterlaufen von Bestimmungen und c) Outsourcen von Klumpen-Risiken angestrebt werden: Ein Monopoly – Spiel für Millionäre!
Chapeau, lieber Lukas Hässig! Reportagen wie diese sind unbezahlbar und undenkbar in den Mainstream-Medien (alte Tante, TA usw.). Filz soweit…
Eine super Geschichte, Lukas Hässig! Warum nur schweigen Tagesanzeiger, NZZ und Finews zu solchen Stories normalerweise? Fehlt es an Kompetenz?…
Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass Egloff, als Bezirksrichter, nachdem er den berühmten Fall Gerolag von aussen betrachtet…