Barend Fruithof war die grosse Hoffnung der Schweizer Fraktion innerhalb der Credit Suisse. Als er im März kündigte, sprachen viele CS-Kenner von einem Verlust für die Bank.
Offen blieb, wohin es Fruithof ziehen würde. Nun heuert er offenbar bei der Zürcher Privatbank Julius Bär an.
Das sagt eine Quelle, die mit der Personalie vertraut ist. Von Bär war heute morgen kein Kommentar erhältlich.
Stimmt die Information, dann ist der Wechsel brisant.
Fruithof galt als letzter Schweizer Manager mit Potenzial auf eine Topfunktion innerhalb der CS. Er ist ambitiös und steht im Ruf eines Bankers, der auch intern seine Meinung vertritt.
Beobachter gaben ihm gute Chancen für die Leitung der neu gegründeten Tochterbank CS Switzerland AG. Dafür hätte er seinen Vorgesetzten Hans-Ulrich Meister ausstechen müssen.
Ein Wechsel Fruithofs zu einer kleineren Privatbank auf dem Platz Zürich hätte keine grossen Wellen geworfen.
Ganz anders verhält es sich, wenn Fruithof, der ursprünglich eine Lehre als Bauer machte, bei der aufstrebenden Julius Bär ins oberste Management einzieht.
Es wäre eine Kriegserklärung der Bär an die Credit Suisse.
Seit 2005, als die Julius Bär in einer Art Reverse takeover ihre Familienherkunft abstreifte und zum grossen, börsenkotierten Finanzunternehmen aufstieg, bestimmen Manager von der CS den Kurs.
CEO Boris Collardi machte seinen Weg bei der CS in Asien, sein heutiger Asien-Chef Tom Meier stammt ebenfalls aus den Reihen der Grossbank.
Mit Yves Robert-Charrue als Leiter der externen Vermögensverwalter und dem unverwüstlichen Burkhard Varnholt sitzen zwei weitere CS-Gewächse in der obersten Leitung der Bank.
Bei der Julius Bär soll Fruithof die Geschäftsleitung unter CEO Boris Collardi ergänzen. Falls er dort reüssiert, dann wäre nicht ausgeschlossen, dass er Collardi dereinst beerben könnte.
Dieser steht seit 2009 an der operativen Spitze der Julius Bär. Unter Collardis Führung machte die Bank mit dem Kauf des internationalen Private Bankings der Merrill Lynch einen grossen Schritt.
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Der 48-jährige Fruithof blickt auf eine lange Karriere im Swiss Banking zurück, mit unterschiedlichen Funktionen, aber ohne einen Auslandeinsatz.
Er war ab 1992 ein aufstrebender Banker bei der ZKB und leitete eine Zeitlang das Kreditkartenwerk Viseca.
Danach wechselte er zur Raiffeisen Schweiz und nahm dort Einsitz in der Geschäftsleitung unter CEO Pierin Vincenz.
Fruithof wurden bereits früh Ambitionen auf den Chefstuhl bei der ZKB nachgesagt. Verschiedene Quellen sprachen später auch davon, dass er Nachfolger von Vincenz bei der Raiffeisen-Gruppe werden wollte.
Er selber hat sich nie dazu geäussert.
Bei der CS wurde Fruithofs Verpflichtung Anfang 2008 als neuer Corporate-Clients-Chef ausführlich kommuniziert.
Fruithof erhielt als Ausnahme zugestanden, dass sein Firmenkunden-Resultat als Unterergebnis der Division Vermögensverwaltung in den Quartals- und Jahresabschlüssen offengelegt wurde.
Damit wurde von aussen ersichtlich, dass die Firmenkunden bei der CS einen stolzen Anteil zum Gesamtgewinn beisteuerten.
Fruithof nahm auch Einsitz in wichtigen Bankengremien und vertrat die CS in Gesprächen mit dem Schweizerischen Bankpersonalverband, der Gewerkschaft der Finanzbranche also.
Zudem wurde er Mitglied im honorigen Zürcher Opernhaus und bei der Zürcher Standortförderung. Er gilt als gut vernetzt. Als früherer Mehrkämpfer liegt sein Sportinteresse heute auf dem Golfplatz.
Was für die CS und deren Präsidenten Urs Rohner als oberster Schweizer mit Macht ein herber Rückschlag wäre, wäre für die Julius Bär und deren Chef Boris Collardi ein Coup.
Collardi würde von Fruithofs guten Beziehungen in der Schweizer und auch globalen Wirtschaft profitieren. Fruithof soll Direktkontakte zu vielen Firmenlenkern und grossen Unternehmen haben.
Collardis Kalkül könnte sein, dass er über Fruithof neue Gelder zur Bank anlockt. Der junge CEO hat immer wieder Banker mit bekannten Namen geholt, die etwas Neues machen wollten.
Diesen überträgt Collardi lukrative Führungsaufgaben. Im Gegenzug darf der Bär-CEO sich im Glanz der Erfolgsmeldungen sonnen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Seit wann ist JB eine „aufstrebende Bank“?
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Wie soll denn das gehen? Hatte er eine IQ-Steigerung nach seiner Lehre als Bauer? Oder ganz einfach Seilschaften?
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Vor etlichen Jahren durfte ich Barend Fruithof flüchtig auf privater Basis kennenlernen. Er ist zweifellos eine eindrückliche Erscheinung mit gewinnender Ausstrahlung. Darüber hinaus war ich jedoch nicht besonders beeindruckt. Dass er an dieser Stelle in verschiedenen Leserbeiträgen immer wieder lobende Worte ernten durfte hat mich deshalb doch leicht überrascht. Und so frage ich mich:
Liegt dies an seinem exzellenten „Self Marketing“ — immerhin nennt er sich ja u.a. auch eidg. dipl. Marketingleiter [vgl. https://www.credit-suisse.com/media/mediarelease-assets/pdf/2008/02/000000021334.pdf%5D. (Wer diesen Titel verleiht und was dafür geleistet werden muss entzieht sich meiner Kenntnis.)
Liegt es daran, dass die meisten anderen hochrangigen („C-level“) Bank Managers weniger gut sind?
Oder habe ich schlicht und einfach zu hohe Ansprüche?
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Also der Fruthof ist jetzt gar nicht so der Reisser, als den er hier dargestellt wird. Was hat er denn grossartig geleistet? Und vor allem was für einen Rucksack bringt er mit? Er Bauer, dann Sportler, dann Bänker. Haha, da lachen ja die Katzen auf dem Heuboden.
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Stefan Raab war Metzger und es auch zu was gebracht. Beide sind gute und engagierte Selbstdarsteller und Unterhalter, der eine fürs Fernsehpublikum auf ihren Fernsehsesseln, der andere für die Sesselpupser in der Bank. Wieso glaubst Du denn, dass die Ansprüche beider Konsumentengruppen bezüglich Unterhaltung so unterschiedlich sind?
Ich fand Fruithof eindeutig besser.
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Oh, hoppla! Und wo bleibt dann unsere „lovely Nicole“?
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Was meint der Kadavermann hoch 3 dazu?
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Urs Rohner ist schon lange geschlagen. Die Fruithof-Personalie macht da keinen Unterschied mehr. Ende Jahr ist er weg vom Fenster. Zumindest mag man der CS ein solches Szenario wünschen. Sonst wird das nie mehr was. mit der einst stolzen Kreditanstalt.
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Wünsche Herrn Fruithof viel Erfolg, wo auch immer. Ein Engagement bei JB erscheint mir allerdings unrealistisch. Das idt dann doch eine Nummer zu klein.
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Wieso, kann er nur „gross“?
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Die CS kauft ja eh bald JB, dann sieht man sich wieder.
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Heute bei Bär und morgen schon nirgendwer!
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Bin gar nicht sicher, ob BF’s Stil mit JB kompatibel ist. Im PB ist das Verhältnis zwischen Kunde-Berater-Bank anders als in den anderen Bankgeschäften. Soviel ich weiss, har er im PB keine Führungserfahrung. In meinen Augen würde BF eher zur ZKB passen (als CEO übrigens l).
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Sehr guter Kommentar! Man wird sehen – oder auch nicht.
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Wenn diese Meldung stimmt, dann hat Boris Collardi seinen besten Leadership-Entscheid getroffen. Gratulation! Sie sind beide Banker der neuen Generation, unkompliziert und kompetent! Ich freue mich meine Beziehung zur Bär zu transferieren!
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Nur wegen dieser Meldung……hoffentlich guter Entscheid!
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Vor etlichen Jahren durfte ich Barend Fruithof flüchtig auf privater Basis kennenlernen. Er ist zweifellos eine eindrückliche Erscheinung mit gewinnender…
Wenn diese Meldung stimmt, dann hat Boris Collardi seinen besten Leadership-Entscheid getroffen. Gratulation! Sie sind beide Banker der neuen Generation,…
Bin gar nicht sicher, ob BF's Stil mit JB kompatibel ist. Im PB ist das Verhältnis zwischen Kunde-Berater-Bank anders als…