Urs Bernegger sass noch vor 3 Wochen fest im Sattel. Der Trading-Chef der Zürcher Vontobel-Bank schien gesetzt für die Zukunft.
Nun ist Bernegger weg. Über Nacht und ohne Angabe von Gründen von Seiten der Bank.
Was passiert ist, bleibt Spekulation.
Sicher ist, dass die Zürcher Traditionsbank vor einer unangenehm hohen Strafzahlung in Deutschland wegen Steuervergehen steht. Die Rede ist von bis zu 50 Millionen Euro.
Ebenfalls klar ist, dass Cheftrader Bernegger bis 2010, solange er für die UBS in New York arbeitete, ein „Hoeness“-Banker war.
Bei der Grossbank war Managing Director Bernegger hoch oben in der Hierarchie. Er war ein sogenannter „Global Head“ und zuständig für den Spot-Devisenhandel, also das Kassen-Geschäft im Unterschied zu Termin-Deals.
Ein langjähriger Freund von Bernegger war Vontobel-Urgestein Jürg Hügli. Dieser Hügli ging in den letzten Monaten als Intimus-Banker von Uli Hoeness in die Geschichte ein, dem gefallenen Super-Fussballer aus München.
Via Hügli war Hoeness auch zu Bernegger gekommen. Der Grund war Hoeness‘ irrsinniges Devisen-Trading, das sich weit in die europäische Nacht hineinzog.
Schloss Vontobel ihren Handel, machte Hoeness weiter. Und zwar laut einer Quelle nicht nur über die Julius Bär, sondern auch über Urs Bernegger, der im fernen New York in der UBS Investment Bank sass.
Als Bernegger die UBS 2010 verliess, machte er sich selbstständig. Bereits nach 2 Jahren vertauschte er sein Büro in Lachen SZ mit dem Chef-Tradingsessel bei der Vontobel.
Nun ist auch dort schon wieder Schluss – nach ebenfalls nur 2 Jahren.
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Auf Anfrage meinte eine Vontobel-Sprecherin, dass ihre Bank die elektronische Handelsplattform ausbaue, was zu einer Verlagerung des Tradings ins sogenannte „Transaction Banking“ geführt habe.
Zu Berneggers Abgang aus heiterem Himmel wollte sie sich nicht äussern.
Dass Bernegger zu seiner UBS-Zeit für Hoeness „nachtaktiv“ gewesen sei, dürfe nicht mit Vontobel in Verbindung gebracht werden.
Am Hoeness-Prozess sei immer nur von Julius Bär und der Zürcher Kantonalbank als Ausweichbanken für den Handel mit Kunde Hoeness die Rede gewesen.
Der Abgang von Bernegger kann viele Gründe haben.
Ein Zusammenhang zu Vontobel-Kunde Hoeness und dessen Vertrauensmann Jürg Hügli, der vorzeitig pensioniert wurde, ist denkbar.
Was in diesen Wochen in den Fokus rückt an der Gotthardstrasse in Zürich, wo die Vontobel-Bank ihren Hauptsitz hat, ist eine Busse, welche die bisherige Vorstellung der mittelgrossen Bank sprengt.
Die Rede ist von 30 bis 50 Millionen Euro, welche die Bank der Zürcher Familie, die immer noch eng mit dem Institut verbunden ist und über Stiftungen die Weichen stellt, in Deutschland bezahlen müsse.
Die Zeitschrift „Bilanz“ berichtete jüngst von Verhandlungen der Vontobel-Bank mit den deutschen Strafbehörden in München, welche vor Jahresfrist Uli Hoeness für 3,5 Jahre ins Gefängnis brachten. Die mögliche Höhe der Strafe nannte die Zeitung nicht.
Laut Vontobel gehe es bei den Gesprächen mit München lediglich um eine allfällige Rückerstattung von Gewinnen, die mit den gigantisch hohen Devisen-Deals des deutschen Superkunden erzielt worden seien.
Laut einem Vontobel-Insider zielen die Ermittlungen der Deutschen aber weit über Hoeness hinaus.
Dessen Prozess habe zu einer Offenlegungs-Welle unter deutschen Schwarzgeld-Sündern geführt. Unter den neuerdings reuigen deutschen Kunden würden sich viele alte Vontobel-Kunden befinden.
Damit hätten die deutschen Strafermittler nun das Institut „am Wickel“.
Für die Grösse der Vontobel wäre eine 50-Millionen-Strafe riesig. Die Gewinne des Unternehmens lagen in den letzten 5 Jahren zwischen 114 und 148 Millionen Franken.
Im Vergleich zu den bisher in Deutschland wegen der Mithilfe zu Steuerhinterziehung bestraften Schweizer Banken wäre ein Ablass in dieser Grössenordnung ebenfalls erstaunlich hoch.
Die UBS einigte sich letztes Jahr auf eine Zahlung von 300 Millionen Euro, die CS hatte zuvor 150 Millionen Euro akzeptiert. Beide Institute sind um ein Vielfaches grösser als die Vontobel.
50 Millionen Euro musste die Julius Bär in Deutschland abliefern. Und auch Bär ist deutlich grösser im nördlichen Nachbarland als die Vontobel-Bank.
Über Vontobel-Chef Zeno Staub könnte sich mit einer solchen Strafzahlung ein Gewitter zusammenbrauen.
Dabei war nicht Staub die treibende Kraft im Geschäft mit reichen Deutschen, die Steuern umgehen wollten. Sondern Präsident Herbert Scheidt.
Dieser war bis 2011 Vorgänger von Staub auf dem Stuhl des CEOs. Als solcher hatte Scheidt 10 Jahre lang das Private Banking der Vontobel-Bank unter anderem in Deutschland vorangetrieben.
Die Früchte der Expansion blieben bescheiden. Nun drohen gar die Altlasten des Scheidt-Kurses, der Bank einen empfindlichen Schlag zu versetzen.
Im Rampenlicht wird dann aber Zeno Staub stehen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Es zeigt sich leider immer mehr, dass die aktuelle Geschäftsleitung von vontobel in diesem marktumfeld völlig überfordert ist und wenig zielgerichtet agiert.
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@Ursuli:
Kein Zufall ist es aber, dass Vontobel bisher von jeglicher Razzia „à la Sarasin“ verschont blieb. Man hat sich eben in Zürich gegen dieses Risiko „allianzversichert“.
Und im Hintergrund spielt die Münchner Band „Los Amigos“ weiterhin den alternativlosen Sommerhit „Looking like a Virgin“, den auch Libor-Mark und der Dolder-Chefportier immer wieder gerne hören. -
Schon wieder eine Busse an eine CH-Bank. Und schon wieder der Vorwurf der Steuerhinterziehung. Wer hat denn Steuern hinterzogen? Wer denn musste eine Steuererklärung abgeben? Sicher nicht die Bank !!
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Es geht um Beihilfe zum Steuerbetrug. Ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder?
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@Tom Müller;
Alternativ betrachtet: Wer Steuern bezahlt, leistet Beihilfe zum Betrug am Volk, weil er Politiker finanziert? Die Bank Vontobel hat nach CH Recht nichts illegales getan. In der Schweiz gilt immer noch CH Recht und nicht Deutsches oder die Scharia. In der Schweiz ist der Bürger für seine Steuererklärung verantwortlich.
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Nicht zuletzt auf Drängen (böse Stimmen behaupten nach der kompletten Kapitulation EWS) von Bern haben Banken ihre Kunden in die Steuerehrlichkeit gedrängt. Ultimativ. Das Resultat sind nun horrende Bussen. Vermutlich als Ausgleich für die Mindereinnahmen, da das bilaterale Abkommen bekanntlich von Links versenkt wurde, aber ein paar Milliarden mehr in die Kasse gespühlt hätte.
Nun müssten aus Bern ein paar markige Worte kommen, die dieses unsägliche Treiben verurteilen. Von Taten ganz zu schweigen.-
Die Bussen sind wohl für die geleistete Beihilfe zum Steuerbetrug. Oder glauben Sie wirklich, Vontobel würde über die Zahlung von Bussen diskutieren, wenn wirklich nur „execution only“ beim „Wurstfabrikanten von Münchenhausen“ und anderen gemacht worden wäre?
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Schön, dass Vontobel beabsichtigt, im Devisenhandel die elektronische Handelsplattform auszubauen. Ob die Anregung wohl von der Finma (analog zum UBS-Bericht) kam? Die „Flexibilität/Kreativität“ bei komplexen (z.B. „unsichtbaren“) Zahlungsaufträgen wird natürlich leiden…..
Und natürlich bestehen nirgends irgendwelche Zusammenhänge, alles dumme Zufälle. Man darf gespannt sein, welche Zufälle die Zukunft sonst noch bringt, ob z.B. der Coach von Soros, „big Trader“ und Hotelsammler/Bilderimporteur/Pferdehändler und Saxo/Citi/UBS-Kunde Schwarzenbach als einziger seine Umsätze zurückfährt. -
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Langsam frage ich mich wer für die Personalentscheide bei dieser Baknk verantwortlich ist.
Drei grosse Fehlgriffe innert kürzester Zeit.
Thomas Süessli, CEO Asia wechselt nach nur acht Monaten zur Schweizer Armee……
Ruedi Bachmann und Team wechselt von CS zu Vontobel, dies hat nicht nur eine exorbitante Headhunter Fee gekostet, sondern hat auch nichts gebracht…..
Urs Bernegger, da haben sich so ziemlich alle Insider auf dem Platz Zürich das gleiche gefragt…Was macht Herr Bernegger bei der Bank Vontobel ? Keine andere Bank auf dem Platz Zürich hätte ihn eingestellt ausser…..
Das Zauberwort heisst Due Dilligence. Es macht den Anschein, dass die HR Abteilung sowie die zwei Verantwortlichen für IB und PB keinen grossen Wert darauf legen.
Geld ist ja vorhanden, also kann die Bank es auch mit solchen sinnlosen Übungen ausgeben….
Die Verantwortlichen dieser Fehlentscheidungen werden sicherlich nicht zur Rechenschaft gezogen…….
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Nicht zu vergessen Christian Gmünder, der sich übrigens auf Linkedin immer noch als Strategiechef bei Vontobel verkauft…
Bei Vontobel scheint man sehr grosses Verständnis für „Gefallene Engel“ zu haben. Vermutlich stellen die nicht zu viele Fragen… -
Der oberste Vontobel-HR-Chef ist seit über 20 Jahren Kurt Gutknecht. Er hat in dieser Zeit Hunderte von Leuten kommen und gehen sehen. Schon erstaunlich, dass er immer noch nicht genügend Sensorium entwickeln konnte, um derartige Pleiten zu verhindern.
Es gab bei Vontobel schon einmal einen Bachmann (Fantastic, Private Equity Holding usw.) welcher auf Bankkosten heimlich einen Helikopter kaufte. Immerhin hat der wenigstens etwas „bewegt“.
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Ausgezeichnet notiert „HR“!
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Kurt Gutknecht ist schon lange nicht mehr HR Chef von Vontobel!
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Sogar die kleine Basler Kantonalbank hat mit den deutschen Behörden wegen Schwarzgeldkunden Ende Mai 2015 einen Ablasshandel über CHF 38,6 Mio – wahrscheinlich auf Empfehlung der Prime Tower Starjuristen – abgeschlossen.
Die Geheimnistuerei über dieses „Geschäft“ hat die GPK des Basler Grossen Rates letzte Woche scharf gerügt.
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Ach, Vontobel…
In den letzten 10 Jahren eine einzige traurige Geschichte aus tollem Potenzial, verpassten Gelegenheiten und fehlendem Unternehmertum.
Anders als viele Andere viele Fehler vermieden (z.B. USA) aber irgendwie nie die gebotenen Chancen genutzt. Man scheint gefangen zu sein in der eigenen Welt. -
Geschäfte am Rande der Legalität waren schon immer heiss… es ist nicht immer gut gegangen….
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Scheidt kommt eben nicht von „gescheit“, sondern von „scheitern“… 🙂
Scheidt kommt eben nicht von "gescheit", sondern von "scheitern"... :-)
Geschäfte am Rande der Legalität waren schon immer heiss... es ist nicht immer gut gegangen....
Ach, Vontobel... In den letzten 10 Jahren eine einzige traurige Geschichte aus tollem Potenzial, verpassten Gelegenheiten und fehlendem Unternehmertum. Anders…