(Gegendarstellung am Ende des Textes)
Nach 3 Monaten Erholung meldet sich Christoph Brunner zurück. Was er aus der Ferne gesehen habe, mache ihn „sehr stolz“, schreibt er in seinem Begrüssungsmail an die Mannschaft.
Brunners Comeback kommt überraschend. Wegen der Schwere seiner gesundheitlichen Probleme, mit langer Rekonvaleszenz, galt er als „History“.
Doch Brunner will es nochmals wissen. Der 51-Jährige gibt sich kampfbetont. Sein Ziel: Der CEO-Job der neuen Credit Suisse Schweiz AG.
Damit wäre Brunner der starke Mann des Schweizer Teils der CS-Gruppe, die unter ihrem soeben gestarteten Konzern-CEO Tidjane Thiam eine neue Strategie ausarbeitet.
Die CS Schweiz ist darin das Herzstück. Hier werden neben den Schweizer Vermögen auch grosse Teile der Offshore-Gelder verbucht, auch das Investmentbanking für die Schweiz gehört dazu.
Zudem wird die Tochter mit einer Bankenlizenz ausgestattet sein. Damit erhält ihr Chef zusätzliche Bedeutung. Für den Fall einer Abwicklung wäre er der Notretter.
Brunner will diesen Job. Darauf hat er sein Leben lang hingearbeitet, und das macht er in seinem Mail nun klar.
Unverblümt meldet er seine Ambitionen an. Die Lage mit Negativzinsen und weiteren Hürden sei auch im ersten Halbjahr schwierig gewesen, schreibt Brunner.
Doch: „Diese herausfordernden Zeiten zeigen, wie effektiv unsere Strategie in der Realität ist“, meint er unbescheiden.
Damit lobt sich Brunner selbst. Ohne Zahlen zu nennen – was eine Woche vor der Präsentation des 2. Quartals ein Vergehen wäre – gibt er zu verstehen: Sein Private Banking Schweiz ist im Schuss.
Der Bereich habe dank „leidenschaftlicher Bestimmtheit und mit anhaltendem Fokus auf die strategischen Initiativen (…) sehr eindrückliche Resultate geliefert“.
Dann geht Brunner auf einzelne Bereiche ein. Er hebt das neue, weltweite Kunden-Programm CS Invest hervor. Damit will die CS zur UBS mit deren „Advice“-Initiative aufrücken.
„Mehr als 30’000 Kunden haben Credit Suisse Invest gewählt“, schreibt Brunner. Wie viele davon CS-Mitarbeiter sind, die als Angestellte quasi zur Teilnahme verpflichtet sind, bleibt sein Geheimnis.
Brunner lässt sich nicht von solchen Nebengeräuschen aufhalten. Für seine überraschende und vom Timing her gut gewählte Rückkehr hat er den grossen Lautsprecher aufgestellt.
„Das ist meines Wissens die erfolgreichste Lancierung einer innovativen Bankenlösung in der Schweiz“, frohlockt er.
Der CS-Spitzenmann war ursprünglich bei McKinsey – gleich wie sein Ober-Oberchef Thiam. Und er gilt als jener Topmanager in der Schweizer Organisation der CS, der die Zahlen beherrscht und die Mechanik des Geschäfts à fonds begriffen hat.
Das macht Brunner zum Kandidaten für den CEO-Job der CS Schweiz AG.
Gegen ihn sprechen neben der Frage, wie belastbar er ist, sein Auftreten und sein Stil.
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Er gilt als direkt, manche empfinden ihn als rüpelhaft. Seine Anzüge sind 0815, sein Hemd schaut hinten schon mal heraus.
Gleichzeitig hat er Witz und geht auf die Leute zu. Er organisiert Mitarbeiteranlässe mit Wundertrainern aus der Welt des Sports wie Hockey-Coach Ralph Krueger.
Vor allem ist er fast der einzige Schweizer ganz oben in der Hierarchie der Credit Suisse, die dominiert wird von angelsächsischen Investmentbankern, der eine breite Erfahrung mitbringt.
Brunner war vor seinem Chefjob im Schweizer Private Banking für dessen Zahlen zuständig.
Und – fast wichtiger – er hatte das Schweizer Retailgeschäft geleitet.
Dort senkte er die Kosten und trimmte die Organisation auf Effizienz. Das Gleiche wiederholte er im Private Banking, was ihm Kritik eintrug.
Brunner spricht in seinem Comeback-Mail auch über das Geschäft mit Hypotheken und Sparanlagen. Beides sei schwierig im gegenwärtigen Umfeld, aber auch da gebe es „gute Resultate“ zu vermelden.
Was Brunner für den nächsten Karriereschritt abgeht, ist der Touch eines Leaders. „Ihm folgt man nicht blind“, sagt ein Kadermann, „er hat kein besonderes Charisma“.
Brunner antwortet indirekt. Indem er die Mannschaft lobt. Die letzte Mitarbeiterumfrage habe „herausragende Resultate“ für seinen Bereich ergeben bezüglich Engagement der Leute und Kundenfokus.
Dann zeigt Brunner menschliche Wärme. Er sei „extrem berührt“ gewesen über die vielen Genesungswünsche der Kollegen und danke seinem Management-Team, den Laden in seiner Abwesenheit „erfolgreich“ geführt zu haben.
„I am now back, raring to go“, schliesst Brunner. Zurück in den Startlöchern, bereit zum Sprung.
Die Frage wird sein: Was plant Thiam? Respektive: mit wem?
Gegendarstellung
Im Artikel vom 15. Juli 2015 mit dem Titel „Brunner is Back“ wurde behauptet, Christoph Brunner habe ein Burnout bzw. einen mentalen und physischen Crash erlitten, wovon er sich drei Monate habe erholen müssen. Diese Darstellung ist falsch. Tatsächlich waren weder ein Burnout noch ein mentaler oder physischer Crash Grund für die Absenz von Herrn Brunner. Herr Brunner hat kein Burnout und keinen mentalen oder physischen Crash erlitten.
Christoph Brunner
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kann mir nicht vorstellen dass Brunner noch viele reißt. Die Sache ist doch gelaufen seitdem die Consultants im Haus sind. Jetzt brauchen sie nur noch ein paar Frühstücksdirektoren, aber das Salär wird entsprechend angepasst. Und überhaupt, ist er mit seiner hemsärmlichen Art als Privatebanker am richtigen Platz? ich könnte ihn mir eher in einem Industriebetrieb als Werksdirektor vorstellen.
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Herr Brunner, so ein Witz! Warum Ihre Gegendarstellung? So etwas hat man nur nötig, wenn LH die Wahrheit geschrieben hat. Bei mir haben Sie leider diesen Burnout Eindruck hinterlassen und ich werde ihn nicht los.
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Und das Sehvermögen aus der Ferne hat sich auch nicht verschlechtert, das sollten wir ruhig mal festhalten.
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Es ist ziemlich unanständig, wenn der Artikel einfach sagt „Brunner“, sogar im Titel. Man sagt „Herr Brunner“, oder „Herr Dr. Brunner“.
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Es mag ja sein, dass der Titel moralisch- charaktertechnisch und sogar vielleicht ethisch nicht den Wertvorstellungen oder Ihren Vorgaben entspricht. Dennoch unnötige Aussage… Wenn Sie so etwas stört, sollten Sie erst garnicht weiterlesen. Welcome to inside-paradeplatz!
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Kein Wunder ist Brunner ob der Anteilnahme berührt. Er hat eine ihm bislang unbekannte Erfahrung gemacht. Empathie lässt sich mittles Powerpoint leider nicht darstellen und vermitteln!
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Brunner ist leider nicht der Mann, der andere mitreisst und dem andere folgen.Kann nicht funktionieren.
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das ist zweifellos eine Fehlbeurteilung. Man muss vielleicht unterscheiden zwischen Peripherie und engem Kreis. Letztere sprechen über ihn voller Respekt und schätzen ihn sehr, die vielen Leute mit grösserer Distanz (hierarchisch, geografisch) kennen nur seine Entscheide: die sind nicht immer angenehm. CS ist aber immer noch eine Bank und kein bezahltes Schmuse- und Feriencamp.
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.. Also es dunkt mich, als spricht da ein Gefolge aus seinen Reihen. Wenn Sie mal bitte für 1 Jahr an die Front arbeiten gehen möchten, dann reden wir weiter mein Lieber!
Beste Grüsse
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….es dünkt mich, als spricht da ein vermeintliches Opfer. Mal ein Jahr bei der Konkurrenz an der Front arbeiten. Da relativiert sich vieles. Und übrigens ist es bei der CS seit Jahren schlimm, da ist jede/r, die/der noch da ist, selber verantwortlich für sein Schicksal. Auch an der Front.
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@Barth
Sie sagen da nichts Neues.
Das Frühgermanische Herzogs und Gefolgsschaftsysystem das bei der CS installiert wurde, ist definiert über Pfründe und Zuwendungen. der engere Kreis wird bestens versorgt. das war schon vor über 1000 Jahren so. Keine Meritokratie, sondern Vermögenswerte fürs Schönreden und Maulhalten.
Würde Sie nicht auch über Ihren Chef nur Gutes erzählen, wenn Sie mit Millionen überhäuft werden würden?
das passt halt ins System CREDIT-SUISSE.
jeder darf entscheiden wie er leben möchte, aber aufrechte Gang ist mit Rückrat leichter.
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Hoffe, er hat 5 Kleidergrössen abgenommen und das Rauchen eingestellt und in den vergangenen Monaten etwas an seiner Kondition gearbeitet. Sonst sehe ich ihn nicht lange durchhalten.
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Wohl ein beachtlicher Teil der CS INVEST Kunden sind pensionierte CS’ler. Diejenige welche sich nicht dafür entschieden haben, zahlen seit diesem Jahr recht hohe Depotgebüren.
Eine proaktive Information der Renter erfolgte meines wissens nicht. Nach Erhalt der Depotbebühren 1. Quaral 15 habe ich meinen RM kontaktiert und wollte wissen warum ich, als CS Rentner neu überschlagsmässig pro Jahr ca Fr 800 Depotgebühren zahlen soll. Erst da wurde mich CS INVEST als günstigere Option angeboten. Subito habe ich gewechselt und werde nun Schritt für Schritt mein Depot liquidieren und bei der Konkurenz zu erheblich günstigeren Preisen mit super online Tools aufbauen.
Sorry CS – aber verarschen lasse ich mich nicht.-
Ausgezeichnet notiert!
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Ich bin sicher, die CS-Kollegen laufen ob der warmen und wohlwollenden Worte des hochgeschätzten und überaus verdienten Christoph Brunner jetzt zur Hochform auf und gehen, 30 Grad im Schatten zum Trotz, die Extrameile like no tomorrow. Ich finde übrigens auch, dass die CS alles richtig gemacht hat. Blöd nur, dass die Belegschaft nicht kapiert, was es bedeutet auf Stufe MD und höher jeden Tag aufs Neue zu überleben.
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@Private Banker
Sie leiden wohl an Wahrnehmungsverzerrungen wie die meisten Private Banker. Nach 2.8 Milliarden Busse könnte Ihr Berufsstand schon etwas bescheidener auftreten. Den Schaden den diese Bank in den Steuersystemen, im Service Public und, vor allem, durch die zur Schau getragene Abzockermentalität in der Gesellschaft anrichtet, ist immens. Also immer schön sachte mit so deutlichen Ansagen.
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@Alles richtig gemacht?
Nein, meine Wahrnehmung ist intakt. Hingegen verschliesst sich Ihnen offenbar meine Ironie. Kann ja mal passieren.
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Ich denke, Sie sind ein Ironiker oder Komiker, nicht wahr?
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@Sandra Gstöhner
Und ich vermute, Sie leiden an seniler Bettflucht. Wer sonst würde um 22.59 Uhr unsinnige Kommentare posten. Kamillentee hilft…
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Wenn Sie sich in einem „Überlebenskampf“ befinden und das offensichtlich als MD – mit sehr gutem Salär (was ich selber weiss) – dann wirkt diese Aussage einerseits despektierlich und paradox zugleich. „Motzen“ von wegen „Kampf“ und so, aber viel kassieren und vom hohen Ross runter „die Belegschaft“ kapiere nicht rausposaunen, entspricht leider immer mehr dem sogenannten „Management der CS“ die sich noch zu gern als die Wahren Führer der „Schweizer Bank“ sehen / nennen. Vergessen Sie nicht woher Sie kommen und wie die Realität aussieht. Die CS hat noch viele Hausaufgaben und nicht wirklich alles richtig gemacht. Aber Weisheit soll gelernt werden und manchmal auch schmerzhaft. Aber da hilft eventuell der Kamillentee….
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So so, was er aus der Ferne gesehen hat, macht ihn sehr stolz – da scheint’s auch mit dem Augenlicht nicht mehr zum Besten bestellt…
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Jo in seinem Alter sollte man regelmässig zur Augenkontrolle – der graue Star kann zünftig auf die Sehqualität schlagen.
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Das ist aber eine rührende Geschichte.
Und der Sommer hat erst begonnen…Was soll denn der Herr Brunner anderes machen, als ins Büro zurück kommen, sich zurück melden, sich bedanken und erwähnen, wie gut es auch ohne ihn gelaufen ist?
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Ich glaube, gerade die menschliche Wärme trägt dazu bei, dass sich die Mitarbeiter in einer Firma wohlfühlen. Das ist eine vornehme Aufgabe des Managements.
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Leider besteht Personalführung heutzutage nur allzu oft darin, den Mitarbeiter so schnell über den Tisch zu ziehen, dass er die Reibungshitze als Nestwärme empfindet.
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Das säg ig de wer CEO vo CS CH wird…
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Genau, da steht ja noch jemand anders im Startloch, den viele hier nicht auf dem Zettel haben.
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Hallo Harold, wer steht dann im Startloch? Bei der CS in der Schweiz gibt es niemand mehr, der das kann. Die Guten sind gegangen. Gib doch dein Geheimnis bekannt.
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das ist zweifellos eine Fehlbeurteilung. Man muss vielleicht unterscheiden zwischen Peripherie und engem Kreis. Letztere sprechen über ihn voller Respekt…
Das säg ig de wer CEO vo CS CH wird...
Ich glaube, gerade die menschliche Wärme trägt dazu bei, dass sich die Mitarbeiter in einer Firma wohlfühlen. Das ist eine…