Die Luganeser BSI soll bei der Safra Sarasin landen, meldete gestern die Handelszeitung vorab. In der gedruckten Zeitung steht denn auch auf der Frontseite: „J. Safra Sarasin will BSI kaufen“.
Daraus wird nichts. Auf der Handelszeitung-Webseite ist nun eine offizielle Absage der Safra Sarasin zu lesen. Zuvor schon hätten sich die Julius Bär und die Credit Suisse zurückgezogen.
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Für die Tessiner Privatbank, die dringend einen neuen Hafen braucht, wird die Lage ernst. Sie braucht wegen den Korruptionsvorwürfen gegen den Brasilianer André Esteves eine neue Besitzerin.
Esteves kaufte mit seiner Brasilien-Investmentbank BTG Pactual vor anderthalb Jahren die BSI für über eine Milliarde Franken.
Im Frühling 2015 geriet Esteves in den Ermittlungsstrudel rund um Petrobras, die grosse Öl- und Gas-Staatsfirma des lateinamerikanischen Riesen.
Petrobras-Involvierte sollen im grossen Stil in Korruption verwickelt sein. Es kam zu Verhaftungen und Karrierebrüchen. Oberste Politiker gerieten ins Visier der Ermittler, selbst Präsidentin Rousseff ist gefährdet.
Mit André Esteves landete einer der bekanntesten Wirtschaftskapitäne der bis vor einigen Jahren scheinbar zur Supermacht aufstrebenden Nation.
Dann wurde Esteves im letzten Herbst verhaftet. Und seine BTG taumelte.
Es brauchte Notmassnahmen. Eine der wichtigsten war, das Tafelsilber zu verkaufen.
Dazu gehört die BSI. Sie wurde rasch auf dem Markt angeboten. Es häuften sich Meldungen, wonach sich Interessenten um die Tessiner Privatbank reissen würden.
Das war wohl Taktik. In Tat und Wahrheit zog sich der Verkaufsprozess in die Länge. Schliesslich meinte man gestern aufgrund der Presseberichte, die BSI sei endlich unter neuer Haube gelandet.
Die Absage, die noch gestern Abend aus Basel von der Safra Sarasin erfolgte, lässt tief blicken.
Hinter der Basler Bank steckt eine der reichsten und bestvernetzten Familien Brasiliens. Ein BSI-Deal unter Landsleuten, das schien zu passen.
Man kennt sich, man ist aus gleichem Holz, man prüft nicht lange – und das nötige Kleingeld, das ist auch da. Das eigene Kapital lieber in eine Bank stecken als in Brasilien allenfalls zu verlieren hätte als Überlegung eingeleuchtet.
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Das jetzt vorliegende laute Njet vom Rheinknie ist ein Indiz, dass in der BSI vieles im Argen liegt.
Im Zentrum stehen Altlasten. Die kamen die Besitzer schon im Frühling teuer zu stehen, als die BSI 211 Millionen Dollar für Steuersünden nach Amerika überweisen musste.
Es ist der bislang teuerste Deal einer Gruppe-2-Bank.
Gemeint sind jene Schweizer Institute, die sich im Rahmen eines staatlich ausgehandelten Ablassprogramms der Beihilfe zu US-Steuerhinterziehung bekennen.
Immerhin ein Schlussstrich, dachte man wohl in Sao Paulo und Lugano.
Tatsächlich folgten rasch die nächsten Schritte. Die Finma gab Esteves und seiner Brasilien-Bankengruppe grünes Licht, die Tessiner BSI definitiv zu erwerben.
Doch bereits braute sich das nächste Unheil zusammen. Diesmal in Asien, wo die BSI in den letzten Jahren stark aufs Gas gedrückt hatte.
Der malaysische Präsident geriet im Wall Street Journal und in einem Blog der Ehefrau eines bekannten englischen Politikers in den Verdacht, Hunderte von Millionen öffentliche Dollar in die eigenen Taschen gestopft zu haben.
Hintergrund ist der malaysische Staatsfonds namens 1MDB, der in Schieflage geraten war. Im Zuge der Krise tauchten ungewöhnliche Zahlungen von Middle-East-Investoren auf.
Diese liefen über unter anderem über zwei Schweizer Banken: die Privatbanken Falcon mit Sitz in Zürich und die Tessiner BSI.
Die Finma schritt ein. Aus Kreisen der Falcon heisst es, dass keine interne Untersuchung am Laufen sei. Man habe nichts zu befürchten.
Von der BSI ist bisher keine Entwarnung zu hören. Sie steckt Stand heute tief im Malaysien-Sumpf drin.
Eine weitere Altlast heisst Fifa. Die BSI gehört zu jenen Banken, die rund um die Verhaftung und Auslieferung von Korruptionsverdächtigten am meisten Konten offenlegen musste.
Das erklärt die ungemütliche Lage: Keiner will die BSI.
Bis jetzt.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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liquidieren. dann stellt der geneigte beobacher fest ob fleisch am knochen vorhanden ist. das tessin, resp. lugano wird sich freuen, ein anbieter weniger, mehr für die anderen. die CH macht weiterhin entwicklungshilfe mit all den frontalieri bankangestellten, erhält aber nur haue dafür von matteo il non eletto. und wie läufts weiter: entlassungen, weil eh nichts mehr verdient werden wird in der sonnenstube, weil die CH institute mit den I konditionen nicht mitziehen können. UBS, CS, JB u pictet interessierts nicht, da sie eh in I präsent sind mit entspr. lizenz. also, BSI hin oder her, who cares.
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Selten so einen zusammenhanglosen Humbug gelesen, made my day!
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Auch die BANQUE PASCHE (Genf/Zürich) will niemand haben. Und die Kleinstbankgruppe Havilland will sie, darf aber nicht: die Finma legt sich quer. Zu viel scheint im Argen zu liegen. Die französische Mutter Credit Mutuel CIC, die angesichts der Skandale die Bank abstossen will, wird wohl die Liquidation beschliessen müssen, sofern die Zwangsliquidation nicht vorher angeordnet wird. Sie könnte aber noch mit ihrer Schwester CM-CIC Suisse fusionieren, was aber zu heikel sein könnte.
Ein interessantes „Müsterli“ hier: https://www.youtube.com/watch?v=Ns9DVBB2FnM
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Peti, bitte konkretisiere „Skandale“, oder ist das nur „Gschnuur“?
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Was bedeutet das für die BSI? Was ist das worst-case-szenario für die BSI fall sie keinen Käufer findet? Kann mich vielleicht jemand aufklären?
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Sie wird zerschlagen, filettiert und einzeln weiterverkauft. Notverkauf…alles möglich
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Es ist mit der BSI so wie mit der Dorf-Matraze, solange man schmutzige Gedanken ausleben wollen (sprich Schwarzgeld-Ära), waren alle scharf auf sie. Später wenn es man Leben seriöser und gesetzter wird, ekelt sie einen an.
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Der BSI Laden scheint mir in etwa so beliebt wie die Elsässer Provinzbank am Basler Märetplatu zu sein.
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Bank CIC Cial?. Die kannst du leben lassen.
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Der BSI Laden scheint mir in etwa so beliebt wie die Elsässer Provinzbank am Basler Märetplatu zu sein.
Es ist mit der BSI so wie mit der Dorf-Matraze, solange man schmutzige Gedanken ausleben wollen (sprich Schwarzgeld-Ära), waren alle…
Was bedeutet das für die BSI? Was ist das worst-case-szenario für die BSI fall sie keinen Käufer findet? Kann mich…