Zeno Staub und Herbert Scheidt, die beiden Kapitäne der Zürcher Privatbank Vontobel, landen mit dem heutigen Kauf der Raiffeisen-Tochter Vescore einen Coup.
Einen irrwitzigen. Die Vontobelchefs kaufen dem Genossenschaftsriesen dessen Sorgenkind ab. Vescore, welche als Tochter das Assetmanagement für die Raiffeisen erledigt, ist rot.
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Tief rot. Laut einer Quelle türmte die Vescore, die im Kern aus einer alten Sarasin-Seilschaft besteht, im laufenden Jahr einen Verlust von 63 Millionen Franken auf; das auf verwalteten Assets von 15 Milliarden.
Umgelegt würde das pro Monat mehr als 10 Millionen Minus bedeuten – für eine Minifirma.
Eine offene Wunde. Raiffeisen-Chef Patrik Gisel musste dringend diesen Geldabfluss stoppen. In den Vontobel-Strippenziehern hat Gisel nun bereitwillige Abnehmer gefunden.
Für diese zählt derzeit nur eines: das Ego. Staub und Scheidt, zwei Banker, die sich schon lange unter ihrem Wert behandelt fühlen, schlagen zu.
Lange lief jeder Deal an ihnen vorbei. Coutts, ANB Amro, Morgan Stanley Schweiz und andere Privatbanken, die auf den Markt kamen, wurden geschnappt – von allen anderen, nie von Vontobel.
Hinzu kamen Pleiten. Der Kauf eines grossen Assetmanagers in Deutschland ging nach einer Indiskretion den Bach runter. Der folgende Erwerb in England war nur ein schwacher Trost.
Oder die Übernahme der Finter Bank im Private Banking. Ein Bänkli, das zuletzt nicht einmal eine Milliarde Kundengelder zur Vontobel brachte, weil der Rest wohl zu toxisch war.
Schliesslich machte sich Assetmanagement-Superstar Rajiv Jain aus dem Staub. Statt ausgedehnter Sperrfrist hatte Jain Carte Blanche und ist bereits wieder unter neuer Flagge im Business
Staub und Scheidt drohten zur Lachnummer zu werden. Sie brauchten dringend Zählbares.
Nun glauben sie, den Deal ihres Lebens gelandet zu haben.
„Die vertiefte Partnerschaft wird weitere Vorteile für die Kunden wie auch für beide Unternehmen bringen“, lässt sich CEO Staub heute früh zitieren.
Staub erzählt die Geschichte eines Paars, das nach heftigem Streit wieder zueinander gefunden hat. Raiffeisen und Vontobel zogen vor den Richter und begruben ihre jahrelange Kooperation.
Vorbei und vergessen. Wir sind wieder ein Herz und eine Seele, lautet die Botschaft heute.
Ein Candlelight-Dinner im Baur au Lac von Raiffeisen-Gisel und Vontobel-Scheidt könnte die Basis für die neue Schweizer Freundschaft gelegt haben.
„Mit Vontobel als Partner sind wir im Asset Management hervorragend aufgestellt und können optimal auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen“, gibt Raiffeisen-Chef Gisel zum Besten.
Erst im Kleingedruckten finden sich Hinweise, dass die gekaufte Raiffeisen-Tochter Vescore nicht das Gelbe vom Ei ist.
Der erworbene Assetmanager werde „unter Nutzung vorhandener Synergien in 2018 gewinnbringend sein“, schreibt Käuferin Vontobel.
Hoppla. Zwei Jahre, bis man in den schwarzen Zahlen ist. Nur: Das ist kein Wunder bei der Entstehungsgeschichte der Vescore.
Sie geht auf einen Irrsinns-Feldzug des berühmt-berüchtigten Beat Wittmann zurück. Ausgestattet mit Dutzenden von Raiffeisen-Millionen, begab sich Wittmann ab 2013 auf Shoppingtour.
Er kaufte und kaufte, bis er nicht mehr konnte. Wild rammassierte der Zürcher Assetmanagement-Boutiquen zusammen, die weder Gemeinsamkeiten noch Potenzial hatten.
Dem wackligen Gebilde gab Wittmann den hochtrabenden Namen The Capital Management Group. Diesem zog die Raiffeisen dann Ende 2014 den Stecker – nicht ohne Wittmann noch Millionen nachzuschiessen.
Nun landet Wittmanns Werk im Hafen der Zürcher Vontobel.
Beim Duo grandioso Scheidt-Staub.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Vontobel, das Paradebeispiel für eine Bank bei der Mobbing kultiviert wird. Kein Wunder, wenn man ex UBSler einstellt. Die haben halt nichts anderes gelernt. Und sonst hoffe ich Vontobel viele miese Geschäfte, auf das diese Mobbingbank bald mal geschlossen werden kann. Nicht weiter schade darum.
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Bis auf den IB-Chef Roger Studer verfügt das gesamte Vontobel-Management einfach nicht das notwendige Format, um ein Finanzinstitut in die Zukunft zu führen. Das ist einfach nur Regional-Liga, was Vontobel hier zu bieten hat. Darüber täuschen auch die jüngsten ‚Akquisitionen‘, nicht hinweg, die letztlich das nicht vorhandene organische Wachstum kaschieren sollen. Für vermögende Privatbankkunden ist Vontobel einfach nicht erste Wahl. Gleiches gilt für institutionelle Investoren. Kunden und Belegschaft werden gleichermassen ausgepresst wie eine Zitrone, damit sich die oberste Führungsriege, inklusive der unsägliche VRP-Scheidt, Jahr für Jahr aufs Neue saftige Boni ausschütten kann. Von der Eigentümerfamilie ist auch nichts zu erwarten: weder verfügt diese über den notwendigen Sachverstand noch über die Kraft, dieses absolut zweitklassige Management zu disziplinieren. Banking of tomorrow sieht definitiv anders aus.
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Leider wahr. Aber Herbertli Scheidt ist ein Topbanker. Und er trägt immer tolle Anzüge. Ein richtiger Dressmen ist das.
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Als Aktionär wäre mir organisches Wachstum lieber, Herr Staub.
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Werden die Vescore-Assets in der Halbjahresberichterstattung als Neugeldzufluss deklariert?
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Hans J. Vontobel würde sich im Grabe umdrehen, wenn er diese Tragödie um sein Lebenswerk sehen könnte. Bei dieser Führungsetage sehe ich für die Zukunft schwarz und Schwarzer.
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Mich würde interessieren wer hinter diesem Psyeudonym steckt…
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Go, Axel, go. Wenn der AM-Laden ohne Rajiv nicht läuft, kauft Vontobel eben kurz mal einen komatösen Mitbewerber und streut damit Kritikern etwas Sand in die Augen. Tolle Strategie.
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Und wieder eine Lachnummer aus dem Hause Vontobel.
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Naja, mal hochgerechnet müssen die 63 Mio. überwiegend Goodwill-Abschreibungen sein – mit 200 Mann bekommt man, auch wenn die überwiegende Mehrheit davon unfähig ist – keine Verluste in der Dimension hin.
Sicher muss die CEAMS abgeschrieben werden oder sonstige Firmenwerte, die nicht mehr da sind.-
@ICH: Da war mit Sicherheit sehr viel Goodwill verbucht. Also viel heisse Luft, die mit Raiffeisen-Gossenschaftsgeld teuer bezahlt wurde. Eine Frage steht daher im Raum: Wer hat nebst dem Bündner Wittmann davon profitiert? Selbst die wenig mutige NZZ stellte sich irgendwann Fragen: „Warum Raiffeisen bzw. Notenstein überhaupt bei der flügellahmen TCMG eingestiegen ist, darüber rätselt die Fondsbranche bis heute“ (aus „Das Ende einer strategischen Irrfahrt – Neustart von Notenstein Asset Management, 13.2.2015).
Aus heutiger Sicht wird immerhin klar, warum die neugestartete Notenstein AM bereits ein halbes Jahr später in Vescore umgetauft wurde. Offenbar hatte der neue Chef Gisel den Braten gerochen und den Laden zum Verkauf freigegeben. Wie bereits kommentiert, wurde der Dumme nun gefunden.
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Hat der Raiffeisen-Gisel doch noch einen Dummen gefunden.
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Das ist so, wenn man unter sich bleibt….. Eine Mistfliege findet die andere Mistfliege auch auf dem Kuhfladen. Bei den Banker entspricht der Fladen solche dubiosen Vermögensverwalter. Und wer die Mistfliegen sind, ist ja auch klar. Ssssssssumm ssssssummm
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Sorry, Zeno, aber gewinnbringende Übernahmen b wliegen weit, sehr weit, ausserhalb Deiner Fähigkeiten. Das gleiche gilt übrigens auch für Deinen Boss, den lieben Herbie.
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Harcourt 2.0
Zur Info Harcourt, ebenso wie Vescore in Alternatives zuhause, wurde in 2005 mit $3.1bn gekauft, heute sind es gar weniger.
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Hat doch mit Ego gar nichts zu tun.
Vontobel hat ein paar Maschinen gebaut und die müssen gefüttert werden. Dass man der drittgrössten Bank der Schweiz seine Services verkaufen kann, zeigt doch, dass Vontobel einiges richtigmacht. Für Vontobel ein sehr wichtiger Schritt, da das Asset Management eher grauen Zeiten zugeht, nach dem Promiabgang in New York.
Dass die Raiffeisen einen Vontobel als ihren Transaction Banker und jetzt auch Asset Manager gebraucht, zeigt, dass Raiffeisen halt immer noch im Modus retail Banking operiert, alles darüber sind sie eher überfordert.
Es gibt doch duzende kleine Privatbanken mit eigenem Asset Management und Transaction Banking und diese müssen doch ganz hart darüber nachdenken, ob sie gewisse Geschäfte nicht auch besser auslagern. Daher hat Vontobel eine sehr gute Position und wird sich weiter als Bank für Banks positionieren können, solange der Service nicht Kreditintensiv ist.
Well done!-
@Neidgenosse: Well done Raiffeisen, oder? Warum übernimmt Vontobel diese marode AM-Einheit? Offenbar wächst man nicht organisch und muss sich über fragwürdige Zukäufe Luft verschaffen.
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Sie können es einfach nicht!
Aber das Harcourt Desaster muss wiederholt werden
Sie können es einfach nicht! Aber das Harcourt Desaster muss wiederholt werden
Hat doch mit Ego gar nichts zu tun. Vontobel hat ein paar Maschinen gebaut und die müssen gefüttert werden. Dass…
Harcourt 2.0 Zur Info Harcourt, ebenso wie Vescore in Alternatives zuhause, wurde in 2005 mit $3.1bn gekauft, heute sind es…