Wie schon öfters gesagt, bin ich kein Freund von einzelnen Aktienempfehlungen. Seit ich vor über 2 Jahren vor der Swatch-Aktie gewarnt habe und die damalige Korrektur überhaupt nicht als Anlass sah, die scheinbar günstige Aktie zu kaufen; und dann im Oktober 2015, als die Aktie „unglaublich günstig“ schien (-30% vom Höchst), nochmals von einem Investment abriet und dabei insbesondere scharf auf Nicolas Hayek „schoss“, habe ich mir den Ruf als „Swatch“-Kenner eingehandelt – was natürlich nicht zutrifft.
Nun ist die Aktie nochmals 30% günstiger, und es fragt sich, ob sich jetzt ein Einstieg lohnt. Folgende Checkliste, die sich bei Technologiefirmen bewährt hat, bietet sich bei der Beantwortung an:
Business Modell: Swatch mit ihrem breiten Spektrum von der Luxus- bis zur Billiguhr, den fantastischen Brands, Stores an bester Lage, grossen finanziellen Mitteln müsste viel besser abschneiden als ihre Konkurrenten. Sie tut es aber nicht. Im Luxussegment fehlte schlicht die Innovation (vergleiche Hublot oder TAG) und das Nr. 1 Image (Rolex), im unteren Segment (Swatch) läuft nichts mehr. Sogar der Nischenplayer Fitbit erzielt mit seinen Fitnessuhren mehr Umsatz als Swatch.
Glaubwürdigkeit: Kurzum, die ist tot. Einmal war die Währung schuld an Enttäuschungen, dann China, dann wurden grosse Smartwatch-Deals in China angekündigt, nun „Wunderbatterien“. An den Aktienkursen der jeweiligen Ankündigungsdaten merkt man, dass die Investoren schlicht nichts mehr glauben.
Bewertung, Charts: Greife nie in ein fallendes Messer, lautet eine Börsenweisheit. Schaut man sich die Optionen an, scheint ein (zumindest kurzfristiger) Boden erreicht zu sein; allerdings ist auch bei Swatch die Korrelation zum SMI hoch (grobe Schätzung: >0.7), das heisst, sollte der SMI in nächster Zeit korrigieren, wird der Rückgang wohl die Swatch auch mitreissen.
Wann sollte man in Swatch einsteigen? Ich gehe davon aus, dass bei einem markanten Wechsel in der Führung (beispielsweise Hayek nur noch im VR statt CEO) oder bei einem markanten Strategiewechsel (Spin off von Swatch, Luxussegment geht in den Privatbesitz der Familie Hayek über, die sich dann nicht mehr mit der Börse herumschlagen muss) die Aktie massive Sprünge nach oben machen würde.
Bei kleineren Erfolgsmeldungen (Batteriebusiness) würde ich geduldig mit dem Einstieg so lange zuwarten, bis der Aufwärtstrend klar ersichtlich ist und von den Anlegern goutiert wird (200-Day-Average).
Swatch bleibt auf jeden Fall spannend.
(Extrakt für Inside-Paradeplatz-Leser; Originalartikel mit Kommentar „Longterm-Investor“ und weitere Investmentsdetails, siehe Longterm-Investor.)
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Kommt davon, wenn man ein paar Swatchköpfe in der KL hat.
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Technisch gesehen ist der Abwärtstrend im grossen Zeitfenster der Swatch I voll intakt. Da gibt es noch keine Umkehrsignale. Nur auf ganz kurze Sicht, ist eine Erholung bei Kursen > 255 bis ca. 275 möglich. (MACD psotiv). Da kann es dann nochmals drehen. Den Abwärtsstrudel im langen Trend als abgeschlossen kann erst bei Kursen von 320-350 nochmals beurteilt werden, wann das ist, weiss niemand. Somit für kurze Trades eine mögliche Aktie mit anspringendem Momentum, für alle anderen eher noch Finger weg..
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Hayek kann sich ja bei mir melden, wenn er wieder etwas echt in die Gänge bringen will. Mit der gegenwärtigen Riege von alten Opportunisten, Schwätzern und v.a. Speichelleckern (Thiébaud, v. Känel, Ollivier, Gamard etc.) kann man in schweren Zeiten tatsächlich keinen einzigen Blumentopf gewinnen. Und eine Piratenflagge am Fenster (hängt die noch?) macht noch lange keinen erfolgreichen Freibeuter oder gar Admiral. (Man kennt sich.) – Zeit für eine „Meuterei auf der Bounty“ (nicht der Schoko-Riegel)!
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In der Tat. In der KL sitzen tatsächlich ein paar Witzfiguren und intrigante Dummschwätzer bzw. obermiese Politspieler, die bloss ihre Pfründen verteidigen wollen (und Nick dabei seit Jahren noch bescheissen…). Im VR sieht es nicht viel besser aus. – Eine Dame wäre da besser bei ihren Pferden geblieben… (dort liegt bzw. galoppiert wohl ihre Kompetenz). UHR ist bei CHF 150 wieder ein Kauf (kommt beim nächsten Crash), aber erst wenn in der KL endlich aufgeräumt wird. („Solid Swiss“ hat ein paar passende Namen zur Jagdsaison schon geliefert.)
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Und der Aeschlimann ist auch bekannt dafür, nach unten zu treten und nach oben den Kopf in den Allerwertesten zu stecken. Kommt sicher saugut!
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…ja, ja, s’Arlette, das Honig um das Maul schmierende ex-PR-Häschen des alten Hayeks, ist ja bereits weg.
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Wenn im Ölsektor ähnliche Bewertungsrelationen wie hier gelten würden (Kursverlust in Relation zu Umsatz- und Ergebnisrückgang), würden die großen amerikanischen und britischen Indizes 10% bis 15% tiefer notieren.
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Zur Ergänzung:
1989, als der Nikkei-Index bei 39.000 Punkte erreichte, wurden durchschnittliche japanische Aktien mit einem KGV von 60 bis 80 bewertet.
Weil ich es etwas sportlich finde, ertragsschwachen Ölgesellschaften mit ungewissen Zukunftsaussichten ein KGV von 70 zuzubilligen. Auch, wenn sie vorläufig wie bisher weiter hohe Divvidenden bezahlen, die sie schon lange nicht mehr verdienen.
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Wenn im Ölsektor ähnliche Bewertungsrelationen wie hier gelten würden (Kursverlust in Relation zu Umsatz- und Ergebnisrückgang), würden die großen amerikanischen…
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