Seit gestern ist das Selbstanzeigeprogramm „Voluntary Disclosure Bis“ Gesetz. Schwarzgelder können damit bis am 31. Juli 2017 legalisiert werden. Um genügend Druck auf die Steuerhinterzieher auszuüben, hat Italien alle Gemeinden avisiert, allfällige Wohnsitzwechsel von Italien in die Schweiz innert 6 Monaten zu melden.
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Diese Daten wurden für die Forderung nach so genannten Gruppenanfragen verwendet. Italien hat die Gruppenanfragen bereits im Sack. Durch die Gruppenanfragen wird der Druck auf die Steuerhinterzieher erhöht, um möglichst viele Selbstanzeigen auszulösen.
Mit der „Voluntary Disclosure Bis“ können alle Steuervergehen bis zum 30. September 2016 aus der Welt geschafft werden. Das neue Gesetz lehnt sich im Wesentlichen an das alte Selbstanzeige-Programm, an welchem sich 130‘000 Kontoinhaber beteiligt hatten.
Mit der „Voluntary Disclosure Bis“ können geschätzte Nachsteuern, Sanktionen und Zinszahlungen bis am 30. September 2017 eingezahlt werden, bevor sich die Steuerbehörde mit dem genauen Betrag meldet. Wer zu viel eingezahlt hat, bekommt sein Geld zurück. Diese neue „autoliquidazione“ zeigt, dass Italien dringend Neugelder sucht und nichts unversucht lässt.
Nachdem bereits Holland, Frankreich und Spanien ihre Gruppenanfragen eingereicht haben, will nun auch Italien ernst damit machen. Laut Medienberichten sind die Gemeinden von ganz Italien angewiesen worden, jeden zu melden, der den Wohnsitz in den letzten Jahren in die Schweiz verlegt hat.
Eine der bereits verfassten Gruppenanfragen richtet sich an diejenigen Kontoinhaber, die erst seit kurzer Zeit in der Schweiz wohnen, um das Familienvermögen dem italienischen Fiskus zu entziehen. Die „Jagd“ ist also eröffnet.
Als Anwalt betreue ich einige Sprösslinge sehr reicher italienischer Familien, die zur Wohnsitzname in Zürich „abkommandiert“ worden waren, um als einheimischer Kontoinhaber das Familienvermögen zu halten. Sie haben mir alle nicht glauben wollen, dass diese Wohnsitzverlegung nichts bringt.
Die Wahrheit tut manchmal sehr weh.
Italien hat letzte Woche ein Dekret verabschiedet, um das Abkommen mit Panama und mit Chile über den automatischen Informationsaustausch zu ratifizieren. Der Gesetzgeber hat auch Verhandlungen mit Turkmenistan, Bermuda und Liechtenstein in die Wege geleitet.
Mit den 130‘000 Selbstanzeigen hat die „Agenzia delle Entrate“ eine Unmenge an wertvollen Daten sammeln können, die jetzt so ausgewertet werden, dass diese Informationen für zukünftige Untersuchungen verwendet werden können.
Typische Verhaltensmuster, Tricks und gängige Offshore Strukturen der Schwarzgeldinhaber sind kein Geheimnis mehr. Vielmehr werden sie verwendet, um neue und bis anhin unbekannte Steuerhinterzieher ausfindig zu machen.
All diese legislatorischen Zangenbewegungen werden in der Summe den Druck derart stark erhöhen, dass sogar der hinterletzte Steuerhinterzieher begreifen wird, dass es keinen andern Ausweg mehr gibt als sich dem neuen Selbstanzeige-Programm anzuschliessen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Einmalige Chance. Empfehle jedem Italiener diese Chancen zu nutzen.
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Artenschutz ist genau das richtige Wort!
Die ehrenwerte Gesellschaft ist auf der ganzen Welt bestens verlinkt.
Die Mafiosi haben Ihre Gelder schon längst nach Dubai und Panama verschoben und über Strohmänner in Immobilien investiert- vermutlich ohne Treuhandverträge mit den Strohmännern. -
Wie konnte man seit dem letzten „scudo fiscale“ 2009 in Italien nennenswert Schwarzgeld verdienen?
Sicher war 2009 Beginn der aktuellen Börsenhausse. Die älteren, konservativen Italiener lieben jedoch eher Immobilien.
Und deren Wert ist seit 2009 – entsprechend der wirtschaftlichen Entwicklung Italiens seither – vielfach gesunken.
Siehe auch die Wertentwicklung FTSE MIB von 2009 bis heute.
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Der Grund für die Schieflage des italienischen Banksektors ist neben seiner Ineffizienz wegen veralteter Technik, zuviel Personal und zu kleinen Geschäftseinheiten Immobilienfinanzierungen, bei denen der Wert der Pfänder unter den der noch valutierenden Darlehen gesunken ist.
Es ist ja gerade nicht so, daß die Banken wegen gescheiterter Finanzierungen neuer industrieller oder gewerblicher Vorhaben in Bedrängnis sind.
Im Grunde ist das Land Anschauungsbeispiel für alle anderen Länder mit aufgeblasenen Immobilienmärkten.
Die aktuelle Null- und Niedrigzinsen machen alles noch viel verletzlicher. Wenn ich ihn Jahrzehnten nur einen geringen Bruchteil eines Darlehens an Zinsspanne verdienen kann, sollte das finanzierte Gut ein „sicherer Wert“ sein. Nur gibt es solche bleibenden oder gar steigenden Werte leider kaum im aktuellen deflationären Umfeld des wirtschaftlichen Niedergangs Italiens.
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Rom braucht dringend Geld. Die Politik schlägt wild um sich um den einen oder anderen Euro zu finden. Als nächstes muss wohl jede,r der nicht von der Sozialhilfe lebt, mit einem Besuch der Inquisitoren der Steuerbehörde rechen…
Ausser den gut Vernetzten natürlich, die stehen unter Artenschutz.
Rom braucht dringend Geld. Die Politik schlägt wild um sich um den einen oder anderen Euro zu finden. Als nächstes…
Wie konnte man seit dem letzten "scudo fiscale" 2009 in Italien nennenswert Schwarzgeld verdienen? Sicher war 2009 Beginn der aktuellen…
Artenschutz ist genau das richtige Wort! Die ehrenwerte Gesellschaft ist auf der ganzen Welt bestens verlinkt. Die Mafiosi haben Ihre…