Tidjane Thiam war vor 2 Wochen gross in der NZZ am Sonntag. Er habe die „Compliance um über 800 Personen erhöht“, frohlockte der CS-Chef.
Am nächsten Morgen früh, einem Montag, informierte die Bankenaufsicht Finma über jahrelange „Verstösse“ gegen Geldwäscherei-Vorschriften. Die CS sei „organisatorisch“ schwach.
Hier der Chef, der von Spitzen-Compliance schwärmt, kurz darauf die Aufsicht, die von diversen „Verfehlungen“ schreibt und der CS einen „Prüfbeamten“ aufs Auge drückt.
Das passte schlecht zusammen. Dumm gelaufen, hätte sich die CS sagen können.
Doch sie tat anderes. Ihre beauftragten Leute riefen laut einer Quelle die massgeblichen Wirtschaftsredakteure der NZZ an, um die Finma-Abmahnung im Voraus abzufedern.
Ziel des Eingriffs war es, einen scharfen Trennstrich zwischen früher und heute zu ziehen. Früher, das meint die Zeit vor CEO Thiam; heute, das ist seine Ära.
Die Intervention der CS unter der Führung von Chef Thiam am Sonntag Abend, Stunden, bevor die Finma offiziell informieren und auch die CS ein Communiqué verschicken würden, wussten also die NZZ-Journalisten von der anstehenden Geldwäscherei-Rüge aus Bern.
Sie konnten sich vorbereiten – so wie von der CS erhofft. Am Montag morgen schrieb jedenfalls der zuständige Redaktor des führenden Wirtschaftsblattes genau das, was für CS-Chef Thiam zentral war. Nämlich, dass er nicht Schuld sei.
„Die untersuchten Fälle stammen laut Finma ‚mehrheitlich‘ aus der Zeit vor 2014“, hielt die NZZ fest. „Sie haben also nichts mit dem derzeitigen Management unter CEO Tidjane Thiam zu tun, das 2015 fast vollständig ausgewechselt worden ist.“
Es folgte ein Satz, der nur aus der Küche der CS stammen konnte – vermutlich als Teil der Vorab-Information von Sonntag Abend. „Angeblich haben auch alle Kundenberater, die in die Fälle involviert waren, die CS mittlerweile verlassen“, war in der NZZ am Montag früh vor 2 Wochen zu lesen. Ich, Thiam, räume auf – so die implizite Botschaft.
Ausführlich zu Wort kam sodann die CS im letzten Teil des NZZ-Artikels. Da stand: „Die CS reagiert auf die Mitteilung der Finma, indem sie darauf verweist, dass man seit 2015 die Compliance stark ausgebaut habe.“
Und weiter: „Unter anderem sei die Zahl der Mitarbeiter in der Compliance um 42% bzw. 800 Personen erhöht worden. Diese Angestellten begleiten die Eröffnung von neuen Kundenbeziehungen, das sogenannte Onboarding, mittlerweile genau.“
Es war fast eins zu eins die Wiederholung dessen, was Thiam am Tag zuvor im Schwesternblatt NZZ am Sonntag zum Besten gegeben hatte.
Nun setzte die NZZ am Montag früh online das gleiche Lob in die Welt und führte aus, wie die CS heute, also unter CEO Thiam, sorgfältig geworden sei. „Erst wenn (die Compliance-Angestellten) Dokumente analysiert haben und als glaubwürdig erachten, wird das Konto aktiviert.“
Thiams Intervention von Sonntag Abend zeitigte somit Erfolg. Die NZZ als wichtigste Zeitung in Wirtschaftsfragen unterschied zwischen den Sünden der alten Garde und Thiam selbst – genau so, wie Thiam wünschte.
Was die Zeitung hingegen nicht kritisch hinterfragte war, dass Aufseherin Finma der CS keine Busse – neudeutsch Gewinneinziehung – verordnete. Bei anderen Geldwäscherei-Fällen, in die kleinere Banken wie die Falcon oder die PKB involviert waren, gab es diesbezüglich kein Pardon.
Die Intervention der CS am Sonntag vor 2 Wochen bei der NZZ war möglicherweise nicht mit der Finma abgesprochen. Es stellt sich die Frage, ob die CS-Führung damit nicht gegen Insider-Vorschriften verstösst.
Theoretisch konnte jemand das Wissen um die anstehende Finma-Rüge wegen Geldwäscherei nutzen und CS-Aktien vorab handeln. Die CS liess Anfragen unbeantwortet.
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Die beliebtesten Kommentare
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4% der CS-Belegschaft in der Compliance ?
Wenn +800 Complizen zusätzlich in der Compliance arbeiten und dies einem Zuwachs von +42% entspricht, dann sind ca. 1’900 CS-Mitarbeiter in der CS-Compliance. Externe nicht berücksichtigt.
Per Ende 2017 waren in der CS ca. 47’000 Mitarbeiter beschäftigt, d.h 4% der CS-Mitarbeiter sind in der Compliance ? Mitarbeiter, die von der Compliance ‘begleitet’ werden, sind vielleicht 5%, d.h grob, auf einen ‘Dealer’ kommt ein ‘Complice’ ?
Compliance im klassischen Sinne ist sicherlich nicht-wertschöpfend, vorausgesetzt ‘Dealer’ sind integer und wissen selber, was sauber ist und was nicht – wenn es diese nicht wissen sollten, dann ist dies’ Sache des Arbeitgebers (CS). Rechnet man sich 90% der ‘Complizen’ weg, dann hätte man bei der CS ein Spar-Potenzial von > 300 MCHF.- pro Jahr.
Wie wir alle wissen, spart die CS durch das doppelseitige Ausdrucken von Dokumenten jährlich > 10 MiaCHF.-, wen interessieren da 300 MCHF.- pro Jahr ? Kleiner Tipp, Investitionen in Papierfabrikanten reduzieren, die werden alle wegen der CS pleite gehen ..
Symptom-Bekämpfung oder das Übel an der Wurzel ausmerzen ? Der Ball liegt beim CS-Management ..
MfG Industrial
P.S: Böse Zungen behaupten, dass all‘ die schlechte Publicity der CS von Papierfabrikanten in die Welt gesetzt wurden ..
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Können Sie mir erklären was ein Dealer sein soll und wie es genau noch zwei Berufsbilder in der CS geben soll? Schon einmal das 3 Lines of Defense Model genauer betrachtet?
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Die westlichen kapitalabhängigen Medien zerlegen sich selbst.
https://www.infosperber.ch/Artikel/Medien/Privinvest-Iskandar-Safa-wollte-Infosperber-einschuchtern
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Die NZZ hat bis zum Vorabend des SWISSAIR-Groundings die Katastrophe aus „Affenliebe“ zu ihrem damaligen FDP – VR-Präsidenten Eric Honegger verniedlicht und in Abrede gestellt.
Das gleiche Debakel erlebt jetzt die NZZ am eigenen Leib: Ihre vor dem Aus stehenden, todkranken Regionalmedien, bspw. das arg schlingernde St.Galler Tagblatt, müssen nun in höchster Not den AZ-Medien angehängt werden… -
Die Massenmedien als Sprachrohr und verlängerter Arm der Multis, oder über die Gefahren von Hofberichterstattung. Hier scheint es aber schlimmer und der Verdacht auf selektive Kommunikation von börsenkursrelevanten Informationen scheint doch suspekt genug um die Börsenaufsicht auf den Plan zu rufen – allerdings, wir sind hier in der Schweiz, also wir gar nichts passieren.
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Das riecht nach einem ganz üblen Versuch den Abgang der qualifiziertesten und besten Kundenberatern als Abgang aus compliance Gründen abzuqualifizieren. Diese Berater sind jedoch abgesprungen, da Ihnen die CS nichts zu bieten hatte, Sie gerupft, ausgenommen und Ihnen jedes Kundenverstännis nahm, oftmals wurden lang gepflegte und aufgebaute Kunden intern verschoben. Nun kommt das beste, die meisten hatten auch schwere Vorbehalte gegen die lasche CS compliance und sind deswegen gegangen. Ganz schlechter Stil.
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Nur mal so interessehalber: Schaltet die CS eigentlich Annoncen in besagtem und anderen Blättern? Ach ja? Und weiter nur interessehalber: Gibt es eigentlich -Firmen mit Algorithmen, die Medienmitteilungen und Interviews von börsenkotierten Unternehmen zu einem Reputations und brand equity Wert auslesen? Und gibt es weiter Investoren (aka Algorithmen), die nach diesen Werten nahezu in Echtzeit investieren und divestieren?
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Ja, natürlich!
Wie glauben sie, dass grosse und Erfolgreiche Hedge Funds Geld machen? Mit diesen frivolen Analysten Empfehlungen? oder diese irrelevante Datensalat? oder was?
Es gibt schon alles, aber wer hat das erfunden wird doch nicht hier oder dort zugeben…. Komparative Vorteile….obwohl Investoren wie Rai Dalio fängen an ihre Geheimnise an Publikum zu bringen.
Diese Geschichte ist Interessant, aber ich würde keine grosse Drama draus machen: erstens, da alle Firmen ungefähr so machen, zweitens man musste differenzieren, was eigentlich kommuniziert würde. Vielleicht war eben nur diesen Satz, was auch nicht per Se problematisch ist, drittens Zeitungen haben auch ihre „code of conduct“ und die MA sollten auch nicht auf solche news reagieren können.
So ist alles relativ, aber für mich der entscheidende Punkt ist, wieso kommt man an solche Informationen , Untersuchung bei IP und nicht gerade bei der FINMA selber oder andere Zeitungen? Der Fall Raiffeisen ist für mich Parabebeispiel: alles was oben „stinkt“ wird paralisiert, was alles unter „stört“ wegrationaliesert….deswegen unsere internationale Investment – Community sehr Sensibel auf solche „Soft Kommunikation“ geworden ist, oder: “ wir passen mehr auf als was man nicht sagt und tut, als auf was man sagt und macht…“ So kann man auch Geld verdienen….wenn alles manipuliert wird, die Meisterschaft liegt in Interpretation von „unknown known!“
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Leider erstaunt mich diese Schweinerei überhaupt nicht. Die alte Tante hat in den letzten Jahren ihr einstiges Kapital – Ausgewogenheit, Unbestechlichkeit, Glaubwürdigkeit – rascher verjubelt, als man „Casino“ sagen kann. Unter Gujer und Scheu hat sich der Abgang fähiger Kräfte nochmals verstärkt. Ich glaube, die meisten haben das Blatt nur noch aus Gewohnheit oder Sentimentalität abonniert, keineswegs aber, weil es noch relevant ist.
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„Nichte v.d. Falkenstrasse“; Stimme Ihnen als langjähriger NZZ-Abonnent zu, eine Ausnahme macht allerdings das Feuilleton, dort immer wieder Artikel welche die einstige Grösse des Gesamtblattes aufleuchten lassen. Aber damit kann man/frau am Paradeplatz natürlich kein Geld „verdienen“.
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Ausgesprochen angepasster, mutloser Windfahnen-Journalismus wie eh und je. Dies ganz klar nicht erst seit der Era Gujer.
z.B. Swissair-Debakel, UBS-Schlamassel. AKW-Hörigkeit, wo es jetzt vielen dämmert über die viel höher erwarteten Rückstellungen .
Auch beim Raiffeisen-Skandal ist man erst (viel) zu spät erwacht.
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Mein Abo habe ich vor Jahren gekündigt, denn die frühere kritische und investigative Ader ist der alten Tante wohl im Zuge der Krampfaderentfernung entfernt worden!
Heute kauft man lieber der CS das ZFF ab (sorry, der Frau Schildknecht, natürlich…) und schleimt dem PEP aus der Ivory Coast das Elfenbeinturm-Büro voll.
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Genau so ist es. Tja, Thiam scheint einen Insiderakt bewusst und absichtlich begangen zu haben. – Auch nicht in seiner Aera? – Der Mann ist ein eitler Clown!!!
Noch ’ne Frage: was fuer Huelsen hat er denn in der Compliance angestellt? 800 neue Leute! Wow! Klar, dass das alles Leuchten sind, die etwas verstehen und nicht bloss zeitfressende Paper Pusher…-
Wahrscheinlich hat er ein paar Hundert von der McKinsey Truppe angestellt, die sind ja gar nicht teuer !!!
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Ja, teure McKinsey Fachidioten anstellen und die über Jahre profesionellen Fachpersonen sprich +50iger abservieren.
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… angeblich haben auch alle Kundenberater, die in die Faelle involviert waren, die CS mittlerweile verlassen…
Was soll diese Aussage, ist ja klar. Aber wie steht es um die Vorgesetzten, die welche Ueberwachen sollten, die welche Bonus ausgeschuettet haben?
Weiter – bin mir nicht sicher ob es eine Korrelation gibt zwischen 800 neuen Compliance Mitarbeiter und sauberem Gebahren!
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Die journalistische Leistung der NZZ in Bezug auf Aktualitäten sinkt seit Jahren.
Servil wird eine „Hofberichterstattung“ gemacht.
Ringier ist aber noch schlimmer. Seit da die UBS-Leute am Ruder sind Handelszeitung, Blick und Bilanz nur noch Werbeblättchen.
Dafür schimpft dann der Michael Ringier über den bösen Hässig… Anstatt sich zu Fragen, warum insideparadeplatz.ch unterdessen mehr als doppelt soviel Traffic hat als bilanz.ch und auch mehr als handelszeitung.ch
Nachdem dann dieses Jahr Hässig zum Journalisten des Jahres gewählt werden wird (eigentlich reine Formsache) kann er dann wieder Schimpfen und Jammern.
Die journalistische Leistung der NZZ in Bezug auf Aktualitäten sinkt seit Jahren. Servil wird eine "Hofberichterstattung" gemacht. Ringier ist aber…
Leider erstaunt mich diese Schweinerei überhaupt nicht. Die alte Tante hat in den letzten Jahren ihr einstiges Kapital - Ausgewogenheit,…
Ausgesprochen angepasster, mutloser Windfahnen-Journalismus wie eh und je. Dies ganz klar nicht erst seit der Era Gujer. z.B. Swissair-Debakel, UBS-Schlamassel.…