Morgen präsentiert GAM ihr Ergebnis für Juli bis September. Danach könnte Schluss sein. Laut NZZ vom Samstag sei „die Zukunft … ungewisser denn je“.
Die 900 Mitarbeiter, davon gut ein Drittel in Zürich im Prime Tower im alten Industriequartier, lesen das. Und fragen sich: Was heisst das?
Sie wissen nichts. Die Führung lässt die GAM-Leute im Ungewissen. Diese informieren sich in den Medien. Und machen sich ihre Gedanken.
Die Meinungen sind gemacht. GAM wird nicht überleben, so die Überzeugung der Crew. Entweder findet sich noch ein Käufer, der den ganzen Laden übernimmt. Oder dann geht das Schiff unter.
Letzteres ist wahrscheinlicher. Gute Leute springen ab. Weitere könnten folgen. Es wäre ein Ausbluten, das sich immer stärker beschleunigen würde.
Alles hängt von den Machern ab. Würde als Nächstes ein bekannter Investment Manager wie Paul McNamara GAM den Rücken kehren, würden wohl die Kunden und die Gelder mitgehen. Und GAM verlieren.
Die Abwärtsspirale ist dramatisch. In den letzten Wochen sind wegen der Krise mit einem suspendierten Investment Manager und einbrechenden Zahlen sowie laufenden Untersuchungen Milliarden abgeflossen.
Alternative Fonds, das Paradepferd der GAM, wurden geschlossen. Diese werden nun zwangsliquidiert. Die Investoren müssen schauen, wieviel sie auf ihre Anlagen zurückerhalten.
An der Börse herrscht Tristesse. Der Kurs der GAM-Aktie ist in diesem Jahr um mehr als die Hälfte eingebrochen.
Schuld ist Alex Friedman. Der CEO der GAM kam, kassierte und zerstörte die GAM. Der Amerikaner geht als Totengräber in die 35-jährige Geschichte des Assetmanagers ein.
Millions for me: Friedman (Bild: GAM)
Friedman tat, was ihm seine Vorgänger vorgemacht hatten. Er füllte sich sein eigenes Portemonnaie mit Millionen. Für seine ersten 4 Monate im 2014 als GAM-CEO erhielt er 15 Millionen Franken.
Golden Handshake, lautete das Zauberwort. Die Aktionäre fanden’s toll. Der Titel zog an, man dachte an einen Friedman-Effekt.
Warum sollte es anders sein? Irrwitzige Summen für nichts hatten bei der GAM Tradition. Die beiden Kapitäne vor Friedman, David Solo und Hans de Gier, hatten gleich mehrfach abkassiert:
Als sie die GAM 2005 von der UBS der Julius Bär verkauften; als sie die GAM 2009 an die Börse brachten; schliesslich mit Optionsprogrammen bis zu ihrem Abschied.
Das grosse Ausnehmen durch die Spitzenleute war für die Aktionäre kein Thema. Die funktionieren gleich. Es handelt sich um angelsächsische und skandinavische Fonds sowie Assetmanager.
Allen voran Silchester, eine Assetmanagerin, die einerseits Konkurrentin von GAM ist und andererseits mit 15 bis 20 Prozent grösste GAM-Aktionärin.
Silchester hätte im Frühling 2017 mit dem Schweizer Angreifer Rudolf Bohli Friedman aus dem Sitz katapultieren können. Doch die Engländer entschieden sich anders: für Friedman, gegen Bohli.
Heuschrecke unter Heuschrecken: Bohli (Bild: IP)
Warum liessen die grössten Investoren, die an einer florierenden GAM interessiert sein müssten, jenen Mann an der Spitze, der die Krise zu verantworten hatte?
Friedman hatte viel Geld für Akquisitionen bezahlt, nun folgen darauf hohe Abschreiber. Diesen Sommer kam ein interner Whistleblower dazu.
Es ist der langjährige Sparringpartner von Tim Haywood, jenem Investment Manager, dem Friedman Verstösse gegen interne Vorschriften vorwirft.
Das wäre alles kein Grund für eine Krise. Ein Whistleblower, ein fehlgeleiteter Investment Manager, Abschreiber: So etwas kann eine Firma mit Aktien an der Börse lösen.
Sie muss nur den CEO auswechseln, weil der das Vertrauen der Anleger verloren hat. Doch wie durch ein Wunder kann Alex Friedman einfach bleiben.
Dank Silchester, dank den übrigen Grossaktionären von GAM. Was haben die vor? Wollen Sie die GAM unter sich aufteilen?
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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„Liar’s Poker“ – again.
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Schon seit längerer Zeit kaufen die Amis keine ausländische Banken mehr zu überteuerten Preisen, sie setzen einfach ihre Parasiten in die zu eliminierenden Banken und lassen diese sich laben an unseren Gaben. Und wir ? Wir denken doch immer noch wir selbst haben keine fähigen Leute und setzen halt WallStreet Getraute ein und glauben nun sind wir auch dabei. Naja, der letzte macht das Licht aus.
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GAM sucht heute abend, 22.10.18 einen:
Senior Fund Project Manager 100%
mit Aufgabengebiet u.a.:
„Anlaufstelle für die Klärung von Kundenanfragen und Trouble Shooting Fällen“Der Aufgabenbereich dürfte den Tatsachen entsprechen..
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The many problems at GAM have one source. IT‘S FRIEDMAN !!!! His restructuring frenzy caused distraction ! All his acquisitions were overpaid and poorly managed ! Organic AUM growth was achieved at the expense of a margin erosion ! He surrounded himself with mediocre managers and he pushed critical minds out ! The handling of the Haywood case was catastrophic and lacked leadership ! Hi has long gotten away with overly optimistic predictions but has never delivered. You can fool somebody all the time, you can fool everybody sometimes but you cannot fool everybody all the time. It’s now time that the Board is no longer fooled by Alex.
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Von einem US-Manager kann man nichts anderes erwarten. Diese Sorte Leute misst ihren Wert nur nach den Millionen, die sie kassieren können. Ob sie Mehrwert für eine Firma schaffen, ist zweitrangig. Das sah man auch beim Abgang von D. Vasella. Der angelsächsisch beherrscht VR von Novartis sprach doch tatsächlich eine Abfindung für Vasella von 72 Millionen. Die Sache wurde ruchbar und entfachte einen Sturm der Entrüstung.
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Herr Friedman hat sich über Jahre Taschen gefüllt, die falschen Entscheidungen getroffen, den falschen Leuten vertraut und GAM in der Schweiz nicht ernst genommen. London war für ihn das Mass aller Dinge, mit der Idee in den USA gross zu werden. Das alles hat nicht geklappt, weil Friedman kein Stratege ist, keine Führungsqualitäten besitzt, sich von den falschen Leuten und dem Drang nach viel Geld blenden lässt.
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Allein das Ziel, im AM in den USA gross werden zu wollen, beweist, dass Friedman vom Business keine Ahnung hat.
Recommendation: strong short sell.
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Himmeltraurig. GAM war ein starker Brand in der Welt. Pensionskassen und grosse institutionelle Kunden von Santiago de Chile bis nach Fidji vertrauten das Geld Ihrer Mitglieder diesem Asset Manager an.
Und nun dies.Das Swiss Asset Management sollte doch
DIE Alternative zum von den Amerikanern zerstörten Swiss Private Banking sein.Jetzt ist diese Alternative wohl auch bald tod, ebenfalls von einem Amerikaner umgebracht.
Damit hätten die Ami Banken nun das weltweite Monopol im Private Banking (Miami, Delaware) UND im Asset Management erreicht.
Man verfolge deren freudige Kursentwicklung an der Börse.Gotverdammi nomohl, wie stupid wollen wir noch sein in der Schweiz ? Bis der letzte Arbeitsplatz in der hiesigen Finanzindustrie zerstört worden ist und wir ein Vorort von Voralberg sind ?
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Die Leidtragenden sind wie üblich die Mitarbeiter. Schon vor Jahren wurden etliche Leute gefeuert, einige gingen von sich aus, andere, die blieben, wurden im übertragenenen Sinne kastriert und auf Posten mit weniger Verantwortung gesetzt.
Die ersten gingen ja sogar schon, als Bär das Asset Management und GAM zusammen rausgeschmissen hat, weil sie ahnten, was kommt. Und sie behielten (leider) recht.
Doch die Teppichetage hat das nicht gekümmert. Dort wurde fröhlich weiter kassiert. Das ist zwar bekanntermassen nicht nur bei GAM der Fall, doch dort wurde es zu einem Problem. Weil alles andere eben auch nicht mehr gestimmt hat.
Um die Firma ist es mir nicht, aber die Mitarbeiter tun mir leid.
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„Wir haben alles richtig gemacht, aber in die falsche Richtung.“
hat einmal ein militär Stratege gesagt….aber trotzdem sehr gut verdient! Die Kunst unter alle Umständen zu verdienen gilt nur für wenige Jobs….Kompliment!
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Lasst den Kahn absaufen! Beispiel zeigt, wie Blue Collar Men Weihnachtsgänse ausnehmen und am Schluss nicht mal die Knochen entsorgen. GAM Gastronomisches A…. Management ……
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White collar = weisser Hemdkragen, „Management“, weisse Weste
Blue collar = blauer (Kittel-) Kragen, Arbeiterklasse, Maschinenraum -
@Get your Facts: Friedman hat aber ein blaues Hemd an, schauen Sie sich doch das Bild an! Oder leiden Sie etwa unter Achromatopsie?
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Dramatische Geschichte.
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Die Frage ist – braucht der Markt die GAM – eine Gesellschaft mehr, die Kunden mit viel zu hohen eingepreisten Gebühren und seit Jahren mässiger Performance über den Tisch zieht – mit Fintech und der Digitalisierung kann der Kunde bis 500 000 selbst wählen und zum halben Preis. Das Privatbanking in der Schweiz zielt seit Jahren nur darauf hin, damit Mitarbeiter im Direktionsrang die ab CHF 500 000 p.a. verdienen, quersubventioniert werden. Die Schweiz hat keine Banker mehr sondern 99 % der Frontleute sind Verkäufer von schlechten Produkten.
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GAM war von Anfang ein trauriges Kapitel. Der nächste Reinfall steht schon da und dumme Anleger kaufen diesen Schrott. Asmallworld nennt sich dieses wertlose Ding.
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Sehr gute Zusammenfassung über die verklärte Welt dieser „Macher“ im völlig luftleeren Raum. Die „Einzigartigkeit“ dieser völlig überteuerten Truppe ohne jeglichen Leistungaussweis müsste raschest verschwinden.
Was überfflüssig ist, schadet bloss den (wenigen) Akteuren mit Bodenhaftung.
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Die Frage ist - braucht der Markt die GAM - eine Gesellschaft mehr, die Kunden mit viel zu hohen eingepreisten…
Die Leidtragenden sind wie üblich die Mitarbeiter. Schon vor Jahren wurden etliche Leute gefeuert, einige gingen von sich aus, andere,…
Himmeltraurig. GAM war ein starker Brand in der Welt. Pensionskassen und grosse institutionelle Kunden von Santiago de Chile bis nach…