Angesichts des morgigen Entscheids des Pariser Strafgerichts im Prozess gegen die UBS, in dem die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe von 3,7 Milliarden Euro gegen die Bank wegen illegaler Kundenwerbung, Geldwäsche und Beihilfe zur Steuerhinterziehung beantragt, müssen die Manager des Schweizer Bankenriesen zur Zeit wohl unruhig schlafen.
Zumal die Schweizer Bank mit Frankreich noch lange nicht fertig ist. Ein in der Öffentlichkeit weniger bekannter Fall könnte ebenfalls zu einem Albtraum der UBS werden. So könnte der einer Untersuchungsrichterin, Frau Bénedicte Masson, betreute Fall „Docks Lyonnais“ in den kommenden Wochen eine neue Wende nehmen.
Um was geht es bei dieser „Docks Lyonnais“ Geschichte? Um dies zu verstehen, ist ein kleiner Schritt in die Vergangenheit nötig.
Dezember 2013. ADIA (Abu Dhabi Investment Authority), der Abu Dhabi Sovereign Fund, ein grosser Staatsfonds, erwirbt einen Grossteil der Vermögenswerte der von der UBS verwalteten Immobiliengesellschaft Docks Lyonnais über den Fonds UBS Wealth Management Continental Property Fund.
Der Betrag der Transaktion von 655 Millionen Euro wirft Fragen auf, eher beunruhigend, wurden doch die fraglichen Aktiven am 31. Dezember 2011 von Experten der BNP Paribas noch mit 862 Millionen Euro bewertet.
Die ADIA wird somit stolzer Besitzer eines prächtigen Gebäudes am Boulevard Haussmann Nummer 6 bis 8 im prestigeträchtigen Opéra-Quartier im Herzen von Paris und profitiert dabei von einem ausserordentlichen Preisabschlag von 207 Millionen Euro.
Im selben Portfolio befinden sich weitere wertvolle Immobilien in der Gegend um Paris: das Capitole auf der Ile de France, ein riesiges Gebäude in Nanterre sowie ein Business Park in Antony.
Und das Tüpfelchen auf dem i: Immobilien im äusserst schicken Viertel Grolée in Lyon. Der Verkauf dieser Liegenschaften hat viel Staub aufgewirbelt und ist ein Jahr vor den Kommunalwahlen zu einem wichtigen Politikum geworden.
Stéphane Guilland, Parteivorsitzender der republikanischen Partei in Lyon, hält diesen Verkauf an der Rue Grolée für einen „echten Skandal“, sei er doch „zu einem Schleuderpreis“ erfolgt.
Auch wenn die Kommentare des Oppositionsführers nicht ohne politische Hintergedanken gemacht wurden, scheinen die Zahlen ihm Recht zu geben. Im Oktober 2012 bewerteten BNP-Experten das Immobilienportfolio von Grolée mit 119 Millionen Euro, wogegen die UBS es einige Monate später für 78 Millionen Euro an ADIA veräusserte.
Warum zum Teufel verschleudert die UBS solche Juwelen zu derart niedrigen Preisen? Die Bank rechtfertigte sich damals, es sei dringend nötig gewesen, Vermögenswerte zu veräussern. Dennoch sorgt dieser aussergewöhnliche Preisabschlag weiterhin für Verwunderung.
Seltsam ist ein weiterer Umstand. Im Jahr vor dem Verkauf an ADIA trennt sich die UBS abrupt von ihrem Mitaktionär an den Docks Lyonnais. Der Firma Shaftesbury Asset Management France mit Sitz in Paris mit ihrem Präsidenten, Miles d’Arcy Irvine, wird der Vermögensverwaltungsvertrag über Nacht gekündigt.
Die UBS zwingt danach denselben Miles d’Arcy Irvine zum Rücktritt als Präsident und Generaldirektor der Docks Lyonnais und ersetzt ihn durch Roderick Sloan – einen Direktor der UBS.
Ein Manöver, das nicht wirklich dem Geschmack der französischen Justiz entspricht. Am 23. Februar 2017 verpflichtet das Berufungsgericht Lyon die UBS, der Shaftesbury eine Summe in Höhe von 11,7 Millionen Euro als Ersatz für den erlittenen Schaden zu zahlen. In dieser Höhe ein Novum in Frankreich.
Wenige Monate später, im Juli 2017, verkauft ADIA die berühmte Liegenschaft am Haussmann Boulevard in Paris an einen norwegischen Fonds. Das Gebäude im Bezirk Opéra, im Dezember 2013 von der UBS erworben, wird für sagenhafte 462 Millionen Euro veräussert.
Das entspricht einem satten Gewinn von 172 Millionen Euro. Ein schöner Coup. So viel Gewinn erzielt mit einem einzigen Gebäude.
Auch das derzeit zum Verkauf stehende Capitole in Nanterre könnte neue Höhen erreichen. Am Ende, so einige Experten, könnten die Operationen rund um die Veräusserung der Immobilien ADIA fast eine Milliarde Euro einbringen.
Haben die Emiratis also einen schärferen Geschäftssinn als die erfahrenen UBS-Banker?
Gemäss Recherchen könnten sich französische Ermittler möglicherweise für die wahren Verbindungen zwischen UBS und Abu Dhabi interessieren. Sind dabei die zahlreichen Joint-Ventures, welche die UBS und die Regierung von Abu Dhabi seit 2008 auf der ganzen Welt gegründet haben, beispielsweise in Australien und Singapur, ein möglicher Ausgangspunkt?
Angesichts der Komplexität des Falles und seiner weitreichenden Natur könnte der Fall Docks Lyonnais sogar an die Nationale Finanzstaatsanwaltschaft (PNF) überwiesen und nach Paris verlegt werden.
Tatsächlich ist der Fall der Docks Lyonnais nach Ansicht der Anwesenden nur ein schlummernder Teil des Falls GPF, eines Immobilienfonds mit Sitz in Jersey, den die UBS zwischen 2009 und 2018 liquidierte und von dem mehr als 100’000 Kunden betroffen sind. Ist die Schweizer Bank in Frankreich mit einem Fluch belegt?
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
lernen denn diese arroganten, raffgierigen Aasgeier von Managern, Spekulanten und Aktionäre nie aus !!!
Ich hoffe das dieses Mal nicht wieder die Dummheit der Verblödeten Verursacher aufkommen muss !!!
Von mir aus sollte ein solches Verhalten die sofortige Auflösung einer Bank sein !!!Dafür gibt es keine Entschuldigung oder es tut uns Leid !!!
-
Hört das denn nie auf mit dieser UBS ? Es ist für einen Aussenstehenden schwer das alles zu beurteilen. Mir stinkt einfach der Aktienkurs der UBS, obwohl ich darauf eine gute Rendite habe. Hoffe es kommt gut.
-
Guten Tag Jérôme Jessel
Dummheit kein Fluch. Eine Diskussion in der Schweiz um die volkswirtschaftlichen Auswirkung des „Bankensystems“ ist nie zustande gekommen. Die Realität hat uns schon längst eingeholt. Diese Kaste entwickelte ihre eigene neue Philosophie und da erstaunt es auch nicht, dass sich damals wie heute kaum noch jemand kritisch mit den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen auseinander gesetzt hat. Fazit: Sind die Banken Systemrelevant? Nein! Das Fallenlassen der Banken ist gerade unter Berücksichtigung der kapitalistischen Dogmen die einzige Antwort auf grössenwahnsinnige Dummheiten.
-
Ich denke nicht – dass die Realität – uns eingeholt hat,
die Realität – hat uns schon längst überholt
-
-
Es drängt sich die Frage auf:
Wurde jemand mit diesen dubiosen Transaktionen betrogen?
Die Anteilseigner des Fonds?
Der Fiscus francais? -
-
Der Global Property Fund beruht auf reiner Unfähigkeit der UBS, die diesen Fond stümperhaft aufgesetzt hat. Nicht einmal Hausfrauenniveau. Bedenklich alsdann, dass sie Fondanteile in jedes von ihr verwaltete Kundendepot gedrückt hat, und nun die Kunden auf den Verlusten sitzen lässt. Will ein Kunde die Position liquidieren, die die Bank ihm in sein Depot gelegt hat, empfiehlt die Bank, den Fond nun halt zu verschenken – natürlich an die UBS Optimus Foundation. Erstaunlich, dass die FINMA hier nicht einschreitet. Neben einer unprofessionellen Anlage noch so ein Verhalten. Da würde es nicht einmal mehr erstaunen, wenn bei der Liquidation dann noch Spielchen mit Grossinvestoren hinzu kämen, aber es ist vermutlich wohl reines fortgesetztes Anfängertum.
-
Geht nicht mehr lange und in den USA und Frankreich landen die CH Grossbanken auf der Liste der kriminellen Organisationen. Tja so geht es halt. Der bauernschlaue Schweizer dachte, er koenne im Ausland die Leute abzocken und nun muss er lernen, dass es er selbst ist, der vom Ausland abgezockt wurde und wird. Das Leben ist eine harte Schule in der Alpoehi keinen Platz hat ausserhalb der Alp.
-
Das ist eben nicht ein Fluch, sondern eine Schande für altes und neue Management! …. und am Ende fųr die ganze Schweiz mit ihrer Doppelmoral: vorne alles schön, sauber, in Ordnung…hinter alles in Dunkeln…obwohl diese nur ein ein kliini Teil der Schweiz ist, trotzdem bedeutend. Ein Land, wo ehrliche Leute stark bestraft werden, wenn sie um 3 Uhr Morgens auf leere Autobahn mehr fährt als erlaubt, nicht nur Busse bekommt, sondern vielleicht auch ein Strafregistereintrag ….hingegen “ böse Menschen“, die Sauerei machen und mindestens dubiose oder sogar “ kriminelles tun“, könnten weiterhin unbestraft quasi Staatliche Jobs ausüben oder anderen Hochbezahlte Jobs ausüben. Das ist leider ein Teil der Wahrheit der Misswirtschaft in der Schweiz…
Diese Geschichte ist unglaublich, unwürdige für die Bank aus Toggenburg und ähnlich wie die Raiffeisen damals gebaut für die „Arme“ diesen Land auf Kredit spezialisiert. Obwohl diese Bezeichnung schon Absurd ist, da in diese Land vor 150 Jahre wer eigentlich wirklich Reich war?😭😭
Somit unsere Urteil kann nicht besser als diese für RB sein…. und die Skeptiker unter uns könnte vielleicht sogar weiter gehen und irgendeine “ Beziehung“ zu genfer Politiker sehen, der offensichtlich nicht Schuld ist, da Teil an grosser Skandal ist ( nur Vermutung ganz klar…)… Phantasien? Vielleicht nicht..alles ist in diesen Welt und auch in Kosmos übrigens ist gelinkt…so für eine Land, der mit Schweiss und ehrlichkeit ihre Existenz gebaut hat: diese ist eine Schande und keine Fluch! -
Schweizer Banken?? Wem gehören die Schweizer Banken?
-
-
Wenn die Verkäufer den Gebäudekaufpreis von 2013 seither in ETF auf den amerikanischen Nasdaq – Index investiert hätten, gäbe es wohl keinen Grund zur Klage.
Daß gewerbliche Gebäude infolge des Strukturwandels trotz der Null- und Niedrigzinsen keine sichere Bank mehr, sondern teilweise „Stranded assets“ sind sieht man u.a. an der Entwicklung der Aktienkurse von Unibail-Rodamco-Westfield und Deutsche EuroShop AG.
-
Will heissen: Involvierte UBS Mitarbeiter haben sich Millionen-Kick-Backs organisiert. – ?
-
eher wurden so Steuern umgangen und an anderen Beteiligungen in steuerguenstigen Domizilen realisiert… dort billig verkauft, an einem anderen Ort eine Beteiligung teuer verkauft. Nullsummenspiel – vor Steuern 🙂
-
Geht nicht mehr lange und in den USA und Frankreich landen die CH Grossbanken auf der Liste der kriminellen Organisationen.…
eher wurden so Steuern umgangen und an anderen Beteiligungen in steuerguenstigen Domizilen realisiert... dort billig verkauft, an einem anderen Ort…
Will heissen: Involvierte UBS Mitarbeiter haben sich Millionen-Kick-Backs organisiert. - ?