Ein neues Wort hat Einzug in die deutsche Sprache gefunden: gloggern. Es wird so konjugiert: Ich gloggere, du gloggerst, er gloggert.
Das Verb bedeutet: anderen die Schuld geben. Benannt ist das neue Wort nach Beat Glogger. Der Ehrendoktor musste vor einigen Wochen die Schliessung seines Wissenschaftsportals higgs.ch bekannt geben, heute ist der letzte Tag.
Ein Ereignis, über das die anderen Medien aufgeregt berichteten: SRF, Kleinreport, Persönlich und die Medienwoche. Alle wollten vom früheren MTW-Moderator wissen, wie so etwas passieren konnte.
Vertieft man sich in die Rechtfertigungen und Erklärungen von Beat Glogger, wundert man sich, wie der Journalist als „Faktist“ Karriere machen konnte. So nennt er sich auf Radio 1, wo er „aktuelle Resultate aus der Forschung“ präsentiert.
50’000 Franken hat er von der Stiftung für Medienvielfalt erhalten. Ein stolzer Betrag. „Ein grosser, selten ausbezahlter Betrag“, wie die Stiftung präzisiert.
Tiefe Dankbarkeit spürt man bei Glogger allerdings kaum. Das Berner Online-Magazin hauptstadt.be habe eine halbe Million Franken von der gleichen Stiftung erhalten, unkt er.
Stimmt das? Nein, es waren 100’000 Franken.
Glogger schreibt zur Rechtfertigung, er habe sich die 500’000 Franken „anlässlich eines Gesprächs mit der Geschäftsführerin der Stiftung Medienvielfalt notiert.“ Es sei demzufolge offen, ob sie sich versprochen habe oder er falsch zugehört habe.
Ebenfalls nicht richtig aufgepasst hat der „Faktist“ bei den Löhnen des Portals tsri.ch. Nur 3’500 Franken würden die Journalisten dort verdienen, lästerte er im Medientalk auf SRF.
Falsch, es sind 4’200 Franken. 20 Prozent mehr als behauptet. Glogger erklärt: „Ich habe mich auf eine alte Angabe gestützt.“
Glogger hat mehr als 4’200 Franken verdient. Er habe sich nicht so viel ausgezahlt wie ein „Gymilehrer nach zehn Jahren“, sagt er im Persoenlich-Interview zum Ende seines Higgs („Die richtige Idee zum falschen Moment“).
Also knapp 150’000 Franken? „Oh Gott, danke, dass du mich auf den Fehler aufmerksam machst.“, schreibt Glogger zurück. Er habe Sekundarlehrer gemeint, nicht Gymilehrer.
Schon wieder ein Missverständnis. Langsam wird es ein bisschen gaga.
Am seltsamsten wirkt aber seine Erklärung, dass sein Grundirrtum auf einer Studie basiere, die das Fög, ein Forschungszentrum der Uni Zürich, herausgegeben hat.
Die Studie habe belegt, „dass während der Pandemie die Zahlungsbereitschaft für Medieninhalte von 13 auf 17 Prozent angestiegen ist“.
Glogger: „Um es einfacher zu berechnen, sind wir von 10 Prozent ausgegangen.“ Die Rechnung für die Umstellung von gratis auf Paywall, die sich als tödlich herausstellte, ging nun so: Bei 100’000 Usern entspräche dies 10’000 Abonnenten.
Schön wärs. Die Geschäftsleiterin des Fög zeigt sich von Gloggers Interpretation überrascht. Die Studie unterstützt seine Wunschsvorstellung nämlich gar nicht.
Die Leute wurden lediglich befragt, ob sie im vergangenen Jahr für Online-Nachrichten bezahlt oder bezahlpflichtige Online-Nachrichtenangebote benutzt haben. Und: Es ging gar nicht um einzelne Medientitel.
Glogger auf eine entsprechende Frage von gestern: „Wir haben eine allgemeine Aussage der Medienforschung zu allgemein genommen.“
Dass Glogger gescheitert ist, hat nichts mit einer falsch verstandenen Studie oder wenig Stiftungsgeldern zu tun. Higgs.ch ist am Markt gescheitert. Die Fehler muss der Chef bei sich selber suchen.
Glogger bleibt aber dabei: „Es ist kein Scheitern. Wir haben viereinhalb Jahre gezeigt, wie guter Wissenschaftsjournalismus online aussehen kann.“
„Wir haben etwas gewagt, etwas bewegt und Bewusstsein geschaffen. Dann waren aber die Umstände zu ungünstig.“
Beim 180-Grad-Wechsel vom Frei- zum Bezahlmedium gings darum, sich für die erhofften Bundes-Millionen im Rahmen des Mediengesetzes in Stellung zu bringen.
Online-Medien hätten viel Geld gekriegt, aber nur bei zahlenden Abonnenten oder Spendern. Alles auf Rot gesetzt, mit Aufblährung des Personals und entsprechenden Kosten.
Dann kam der Bürger und sagte fulminant nein. Kurz darauf machte Glogger seinen Laden dicht. Unternehmertum, in der Krise auf den eigenen Lohn verzichten, um über die Runden zu kommen, abspecken, herausfinden, was die Leser wollen?
Nicht doch. Der Markt lag falsch – was kann ich dafür? Glogger denkt schon weiter und verspricht: „Beim nächsten Mal klappt es.“
Der Autor arbeitete vor Jahren für ein paar Monate für Beat Glogger.
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Die beliebtesten Kommentare
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hallo
weiss hier jemand, ob hinter dem faktist auch der youtuber zeidgenosse steht?
Merci
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Nun kann ich die Könige aus früheren Zeiten besser verstehen, welche gern die Überbringer schlechter Nachrichten hingerichtet haben. Glogger brauchte 4½ Jahre, um angeblich zu zeigen, „wie guter Wissenschaftsjournalismus online aussehen kann“. In 4½ Minuten war zu erkennen, welchen Humbug und welche Anmassungen er so grossspurig damit meinte. Früher hätte man ihn nicht so lange geduldet. Er sollte sich künftig besser irgendwo im dunklen Hintergrund halten.
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Wissenschaftsseiten sind halt schlechter besucht, und daher oft nicht refinanzierbar. Eine Seite zu bauen, die von vornherein nur aufgrund von „Spenden“ überleben wird, ist einfach eine Bullshit-Idee.
Kommt hinzu, dass Glogger über dies und das berichtet und daher pseudowissenschaftlich die Allgemeinheit unterhält, statt sich dem eher zahlenden Fachpersonal zuzuwenden, wo übrigens dank klarer Ausrichtung auch deutlich mehr Werbung zu erwarten ist. Natürlich mit Selbstvermarktung und nicht mit Google-Anzeigen… Wenn Google-ads funktionieren (wie auf IP), dann ist es gut, wenn nicht, dann gibt man allem anderen die Schuld, statt andere Wege zu gehen?
Und als letzter Fehler: man baut auch gleich zu gross und zieht noch zahlreiche Mitarbeiter mit in den Keller. Viel heisse Luft, nichts dahinter.
Und ja: ich betreibe eine wissenschaftliche Seite in English und 70% meiner Einnahmen stammen von Laborgeräte-Herstellern und Zubehörlieferanten, 5% von Amazon und 25% von Rechteverwertungsgesellschaften im Deutschsprachigen Raum. Das finanziert 80 Stellen-%. Warum sollte Glogger mehr Glück beschert bleiben? Nein. Nur weil er mal bei SRF war? Glogger ist die Laeri des Wissenschaftsjournalismus. -
Man könnte fast vermuten, dass Stöffeli Blocher IP unterstützt. Der hat mit seinem wöchentlichen Beitrag mit Ackeret auch so ein Gefäss, das wöchentlich das tiefere Niveau erreicht.
Und sich mit Geiger und Stöhlker um den Titel: „Göttlichster Klugscheisser der Nation“ in vollen Zügen streitet.
Eine Fusion wäre vorstellbar vom Niveau her. -
Einmal mehr zeigt sich, dass SRG Mitarbeiter, weil sie von der hauseigenen PR hochgejubelt werden, sich selber massiv überschätzen und, wenn sie sich selbständig machen, meinen, sie seien weiterhin die grossen Macher. Auch hoffen sie auf massive Beiträge durch meist linke Organisationen, die letztlich vom Steuerzahler finanziert werden. Die Beträge erhalten sie meist, aber ansonsten kriegen sie keinen Fuss auf den Boden.
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Keinesfalls schade um diese pseudowissenschaftliche Schwurblerseite, auf der u.a. vorgeschlagen wird, Katzen mit Insekten zu füttern, „wegen dem Klimawandel“.
Gott lass Hirn regnen! -
Wenn nicht ein Wunder geschieht, bekommen wir in diesem Winter zumindest eine Gas- und eine Strommangellage serviert (Gott bewahre uns vor einem Blackout). Im Kielwasser dieser Ereignisse wird ein gnadenloser Realismus Einzug halten – gerade auch in den Schreibstuben.
Ideologisierte Faktenschönschreiber, medialer Sauglattismus, oberflächlichster Nonsense und Berufsutopisten werden mit Sicherheit weniger nachgefragt werden. Auch für verkappte UNO-Klimaschutz und WEF-Apologeten, denen wir etztlich die kommende Mangelwirtschaft zu einem sehr grossen Teil zu verdanken haben, wesentlich härtere Zeiten anbrechen.
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Sehr richtig. Einen Vorgeschmack bieten die aktuellen Ereignisse in Sri Lanka:
Bei uns gibt es mehr Substanz und Resilienz im System, aber die Fallhöhe und Komplexität sind dafür umso grösser.
Jenzer hat völlig Recht: Wir können uns ideologische und okkulte Träumereien von irgendwelchen intransparenten Denkfabriken und superreichen Milliardären nicht mehr leisten. Der Weg ins Chaos und, für die allermeisten Normalbürger, womöglich, daran anschliessend eine zunächst abgemilderte Form (Schuld-)Knechtschaft sind ansonsten in Stein gemeisselt.
Pragmatische Forderungen in Richtung des grossen Kantons, die von der Schweiz unterstützt werden sollten:
– Nord Stream 2 muss sofort in Betrieb genommen werden
– Die drei verbliebenen KKWs in DE sind weiter zu betreiben
– Der Ukraine ist mit einer Einstellung sämtlicher Hilfen zu drohen, falls sie diese Anliegen torpedierenGut zu wissen, dass in der Schweiz mit Inside Paradeplatz ein kleines aber feines und kritisches Medium existiert.
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Als ehemaliger zahlender Abonnent von higgs kann ich sagen, dass das Magazin inhaltlich sehr gute und informative Artikel publizierte, B.Glogger war als Journalist nicht soo schlecht, wie ihn einige nun sehen wollen. Jedoch war er etwas zu sehr von sich selber eingenommen und stellte sich gerne in den Vordergrund, bemühte sich auch nicht wirklich um Abonnenten.
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« V » für Vendetta, des Beni Frenkel. Warum LH solchen Blech publiziert ist ein Rätsel. Eigentlich nicht so ein grosses Rätsel, denn LH schreibt ja auch nur Mist zusammen im letzten Jahr.
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Ein SRGler halt. Einmal drin kriegt man das nie mehr aus den Leuten.
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Es gibt doch den reichen Onkel Hansjörg aus Amerika – aber der finanziert lieber die Operation Libido oder kauft einen Londoner Fussballclub.
Und die superreiche Pharma-Erbin aus dem Daig bezahlt den Lohn der links-faulen Journis mit ihrem Hobbyportal Bajour.
Weiter haben die Zürcher Erb-Linken Meili die Republik ermöglicht.
Hats der Jammeri Glogger wenigstens versucht bei denen? -
Kleinlicher Artikel von Beni Frenkel. Unternehmerische Initiative sollte man feieren, auch wenn es mal nicht klappt. Wenigsten hat jemand mal was Neues gewagt.
Wissenschaftsjournalismus ist sowieso nicht marketabel – es gibt keinen Markt dafür. Jedenfalls nicht einen genügend grossen, der einem die Rechnungen bezahlen würde.
Wie finanziert sich eigentlich IP? Kann mir nicht vorstellen, dass hier viele für ‚guten Journalismus‘ spenden oder für Artikel von Geiger, Stahel und Stöhlker bezahlen würden.
Kleinere Medienunternehme sollten sich gegenseitig unterstützten und sich nicht gegenseitig klein und schlecht machen.-
@Imbo: Wie sich IP finanziert? Schalt mal den Ad-Blocker aus, dann siehst du es. Dazu immer mal wieder Schwurbel-Artikel aufschalten, welche das Antivaxxer-Batallion oder die Petersburger Trollfabrik mobilisieren – und schon rollt der Rubel… äh Franken.
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Oh, ein weiterer links-grüner Blog, der staatliche Propaganda nachplappert. Und noch mit unserem Steuergeld subventioniert. Das brauchen wir so dringend wie ein zweites Loch im Füdli.
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IP könnte sich ja auch mal bei Stiftung für Medienvielfalt um einen Batzen bemühen …
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Zitat „Die Stiftung für Medienvielfalt fördert seit 2011 Medienprojekte, die zu einem vielfältigen Medienangebot zugunsten einer offenen und toleranten Gesellschaft beitragen.“
ähh, und das träfe auf IP zu?
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Wayne interessiert’s? Der ist und war eh noch nie sympathisch. Deshalb, kein Verlust für die Medienwelt.
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dieser Glogger. Behauptet im Namen der Wissenschaft die Wahrheit zu verbreitet und lügt dabei ob seiner linken Verblendetheit, dass sich die Balken biegen. Zum Trost: Bei Srf oder Tagi, wird er bestimmt wieder in einer geschützten Werkstatt unterkommen – und darf getrost weiter seinen Bullshit absondern.
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faktist 😂 – haha. ein lachhafter „blog“, dessen youtube kanal extrem wenige aufrufe erzielte. das like/dislike verhältnis sprach bände (als man es noch öffentlich einsehen konnte). niemand wird den blog vermissen.
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Ich verstehe nicht warum eine Schauspielerin 25 Millionen Dollar mit einem Film verdient und ein Lehrer der jeden Tag hart arbeitet viel weniger kriegt.
Woody Allen
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Glaube nicht, dass W.A. auch nur ansatzweise eine moralische oder fragende Referenz stellt.
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Der war mir schon immer etwas suspekt. Bezeichnet sich als „Faktist“. Teilweise spürte man am Stil, dass er sich sachlich gibt, jedoch auch stark von Emotionen gesteuert wird und gelegentlich die Sachlichkeit etwas abhanden kommt. Ich erinnere mich an „Esoteriker haben immer Recht“: Er wirft das gesamte Spektrum der Esoteriker in einen Topf.
– Ja, da gibt’s viel Blödsinn. Aber Aussagen wie „Wissenschaft lebt davon, hinterfragt zu werden. Esoteriker haben immer recht.“ sind einfach Blödsinn. Ich weiss von Esoterikern, die eigene Aussagen zurückgenommen haben. Und was macht Glogger mit Kritik? Er ignoriert sie. Würde er das nicht tun, könnte das legitime Emotionen wecken, die ein selbsternannter Faktist ja nicht haben darf.Ich bin froh, ist der weg. Früher gab es manchmal richtig gute Artikel. In der letzten Zeit habe ich hin und wieder etwas gelesen, nur um dann wieder enttäuscht zu werden. Das bleibt mir nun erspart.
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Beni Frenkel behauptet, er habe dort ein paar gearbeitet. Das kann ich mir nicht vorstellen, der hat doch das Gloggern gelernt dort und senkt nun das Niveau von IP noch stärket. Die Konkurrenz von Geiger und Stöhlker ist gross.
dieser Glogger. Behauptet im Namen der Wissenschaft die Wahrheit zu verbreitet und lügt dabei ob seiner linken Verblendetheit, dass sich…
Oh, ein weiterer links-grüner Blog, der staatliche Propaganda nachplappert. Und noch mit unserem Steuergeld subventioniert. Das brauchen wir so dringend…
faktist 😂 - haha. ein lachhafter „blog“, dessen youtube kanal extrem wenige aufrufe erzielte. das like/dislike verhältnis sprach bände (als…