Am Dienstag um 7 Uhr früh informierte der Hörgerätehersteller Sonova den Markt, dass der Umsatz und der Betriebsgewinn des laufenden Geschäftsjahres niedriger ausfallen würde als bisher erwartet.
Investoren, die vorbörslich auf fallende Kurse spekulierten, nutzten die Derivateplattform Swiss Dots von Swissquote.
Société Générale bietet dort zusammen mit UBS, Goldman Sachs, Vontobel und BNP Paribas strukturierte Produkte an.
Rund ein Dutzend sogenannter Mini Futures Short von SocGén findet man auf Sonova. Dafür muss man vorbörslich aber tiefer in die Taschen langen als zu normalen Börsenzeiten.
Vorbörsliche Mini Futures handeln zu hohen Prämien wegen der Preisunsicherheit. Dies hielt aber einige Anleger am Dienstag nicht davon ab, SocGen Mini Futures auf Sonova zu kaufen.
Tatsächlich eröffnete der Kurs bei CHF 301, über 10% tiefer als der Schlusskurs des Vorabends von CHF 337.40. In der ersten Börsenstunde fiel der Kurs bis auf CHF287.50.
Doch statt sich über einen satten Gewinn freuen zu können, waren die Mini Futures eine Stunde nach Börseneröffnung plötzlich nicht mehr im Depot – unauffindbar, weg, gelöscht.
Die Anleger liefen bei Swissquote Sturm. Dort wurde man vertröstet, dass Swissquote nicht zuständig sei, sondern der Emittent Société Générale.
„Mistrades werden immer vom Emittenten ausgelöst“, meinte Marc Bürki, Chef der Swissquote.
„Wir haben dann die Pflicht, die Transaktion zu stornieren. Geld verdienen wir nur mit Kommissionen und nicht am Produkt selber, haben also kein Interesse, eine Transaktion zu stornieren.“
SocGén schien bereits vorbereitet. Dominic Böhler, Leiter Vertrieb Schweiz, sei die zentrale Ansprechsperson für die Transaktionen in den Sonova Derivaten, hiess es auf Anfrage.
Die Weiterleitung an den besagten Head Public Distribution erfolgte prompt, ebenso die Antwort. „Die vorbörslichen Kurse der Mini Futures waren falsch gestellt. Die Käufe wurden als Mistrades storniert.“
Wirklich? Schauen wir uns den Mini Future Short mit dem wohlklingenden Namen SOON P 370.33 an.
Am Vortag handelte das Produkt bei Börsenschluss um 17 Uhr 30 bei 32 Rappen. Der zuletzt gehandelte Kurs nachbörslich war 31 Rappen.
Am 16. August bewegte sich vorbörslich der Preis zwischen 36.4 und 37 Rappen, also fast 20% höher.
Das Derivat nahm implizit also einen Kursrückgang der Sonova-Aktie vorweg. Die Preissetzung war realistisch.
Im Sekundentakt wurde die Preisspanne angepasst, die Preisbildung schien normal zu funktionieren. Irrtum ausgeschlossen.
Nachdem die Börse längst geöffnet hatte und der Aktienkurs stark gefallen war zu behaupten der Kaufpreis für die Strukis war zu tief? Absurd.
Als ob man einem Lottogewinner sagen würde: Sorry, Du hast nicht gewonnen, wir wollten andere Zahlen ziehen.
SocGen weist Fehler weit von sich. Auf eine Kundenandrohung, den Vorfall der Finma zu melden, erfolgt die lapidare Antwort: Swiss Dots ist keine Börse und ist entsprechend nicht von der Aufsichtsbehörde Finma reguliert.
Bereits im vergangenen Oktober kam es zu Stornierungen von Kaufaufträgen von Strukturierten Produkten von Vontobel auf der Swissquote Plattform. Damals wurden sämtliche Anleger jedoch vollumfänglich von Vontobel entschädigt.
Die Definition, was ein Mistrade ist, lässt Spielraum für Interpretationen:
Wenn der Preis des durch die Transaktion zustande gekommenen Geschäftes erheblich vom Marktpreis abweicht; oder geordnete und faire Marktverhältnisse nicht gewährleistet sind.
Société Générale interpretiert es offensichtlich so: Gewinne mir, Verluste Dir.
Die Aktien von Sonova sind übrigens weiter gefallen. Wer sich mit den Mini Futures vor fallenden Kursen absichern wollte, schaut nun doppelt in die Röhre.
Wie heisst es so schön: Die Bank gewinnt immer.
Das weckt unschöne Erinnerungen an vergangene Praktiken des französischen Geldinstituts.
Im September 2010 wurde SocGén zu einer Geldbusse von 381 Millionen Euro verurteilt, nachdem sie sich an ihren Kunden ungerechtfertigt bereichert hat.
Im 2018 folgte eine 475 Millionen US-Dollar-Strafe wegen Zinsmanipulationen. Im Cum-Ex Skandal war sie auch an vorderster Front.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schon Jesus sagte du sollst nicht gierig sein und nicht spekulieren.
Also muss Lukas büssen.
So ist es richtig -
Wenn die Tatsachen wie im Artikel angegeben sind, dann ist der Fall klar. Die Anleger sollten nach Swissquote gehen. Es ist Sache von Swissquote, die Anleger zu entschädigen. Sie haben dann wiederum Regress gegen Soc Gen. Der erste Schritt besteht darin, eine formelle Beschwerde an Swissquote mit einer Kopie an die Finma zu senden
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Lukas wieso schreibst Du diesen Artikel unter dem Inside Paradeplatz Pseudonym? Weil Du noch immer keine Ahnung hast, was Du da bei Swissquote gambelst?
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Das kommt davon wenn man gegen einen Emittenten handelt.
Der Emittent als Herausgeber und somit Produktentwickler ist immer
der Gegner – genau so wie bei einer Spielbank.
Neben oftmals horrenden Gebühren verdient der Emittent an den
Verlusten seiner Kunden.Deshalb nur an Börsen handelbare Produkte wie Aktien + Futures über
SEC , FINMA + BAFIN registrierte Broker und Banken handeln.
Hier verdient der Broker oder die Bank an den Kommissionsgebühren
und nicht an den Verlusten der Händler.An der Börse ist der Gegner des Händlers – also der Käufer oder Verkäufer – nicht der Broker oder die Bank sondern irgend Jemand aus dem Börsenuniversum.
Deshalb bankeneigene Produkte tunlichst meiden.
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Ein Struki-Handelsplatz macht nur Sinn, wenn die Einnahmen deutlich höher sind als beim Aktienhandel, sonst hätte SQ ja schon längst L&S (Sonntag) oder Julius Bär (Vorbörse) kopiert.
Selbst wenn die jetzt schreiben, dass ja „die Einnahmen aus den einzelnen Trades (also 9 CHF)“ für SQ verloren gehen: was genau zahlen die Banken, um auf Swissdots SQ Kunden abzuzocken? Jährliche Gebühren? Pro Trade? Das ist derart intransparent, dass man getrost darauf vertrauen kann, dass SQ diesen „Unbill“ schon längst wieder eingefahren hat.
Nein, nicht die SG hat daran schuld, sondern SQ, die auf Kundeneinsprachen scheisst, nur damit die Beziehung zu SG nicht flöten geht. Dasselbe auf dem Struki-Handelsplatz der SWX und Vontobel. Ergo: nur Aktien haben Markt und Markttiefe. Beim anderen wird gemauschelt. -
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Die Swissquote ist wie die Swissair. Eine Schrottfirma, die nur Schmutz abliefert, aber mit Spesen etc. gewaltig abzockt. Die französische Société Générale ist auch nicht sonderlich gut.
Am besten mit UBS und Credit Suisse, die sind beide teuer, aber immer noch seriös und bewährte Schweizer Qualität. Mit den altbewährten Schweizern gäbe es so etwas nicht. Lausige Firmen Swissquote nur im Namen nach Schweiz, etc.
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Wie konnte es überhaupt soweit kommen, das ist die interessanteste Frage.
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Das alte Spiel. Die Guten (Deals) ins Töpfchen der Banken, die Schlechten ins Kröpfchen des Kunden. Damit sind gewisse Privat- und Geschäftsbanken der Welt jahrzehntelang sagenhaft reich geworden. Seit einigen Jahren geht das für die Banken und was sich als solche schimpfen darf nicht mehr so leicht, weil die Deals (meistens) strenger überwacht und aufgezeichnet werden und manche Banken sogar US-Amerikanische Aufpasser im eigenen Betrieb dulden und selber bezahlen müssen. Trotzdem finden gewisse „Banken“ immer wieder Wege, um die Kontrollen zu umgehen und Kunden um vermeintliche Gewinne zu bringen. Nur umgekehrt, dass angebliche Verluste der Kunden nachträglich storniert werden, kommt praktisch nie vor. Scheinbar ist es nicht das erste mal, dass bei Swissquot das System im falschen Moment ausfällt.
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Sie sagen: du sorry, gäll, ha’s nid extra gmacht, weisch.
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Oh, das passt doch perfekt zur Societe Scheisse! So gehen sie auch mit ihren Mitarbeitern um, sofern sie etwas kritisches gegen die Franzen Vorgesetzten sagen. Mit SG sollte man nie und nimmer Geschäfte tätigen, die sind absolut unseriös!
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Absolut korrekt, mein alter Chef meinte stets: Trau keinem Franzosen, wie recht er doch hatte und immer noch hat.
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Du wirst auch von Mal zu Mal primitiver Beni…experte für und von Alles, aber null Anstand und noch weniger Ahnung
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Nur Polemik, nichts Erwähnenswertes. Solche Mistrades sind üblich bei derartigen Verwerfungen durch Gewinnwarnungen/-Bekanntmachung. Und, dass sich Banken dadurch nicht arbitrieren lassen, sollte auch niemanden gross wundern.
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Nicht nur die SG dreht linke Aktionen mit Derivaten. Mein erstes Finanzerlebnis mit Derivaten war negativ. Obwohl der Basispreis stark stieg, begann die Call Option zu fallen. Die Bank machte auf meine Anfrage Volatilitäts Probleme geltend. Ich bin heute noch der Meinung dass Derivate insbesondere Optionen manipuliert werden. Peter Lynch, einer der erfolgreichste Fondmanager sagte einmal: Es ist schon genug schwer mit Aktien Geld zu verdienen, mit Derivaten fast unmöglich. Für Kleinanleger zu gefährlich.
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Die (implizite) Volatilität ist eine der wichtigsten Einflussfaktoren einer Option. Wenn sie diesen Einfluss nicht verstehen, sollten sie keine Optionen kaufen. Normalerweise kauft eine Person kein Produkt, dass er nicht versteht. Aber alle wissen es besser..
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Wenn man den Mecano nicht verstehen will, sollte man einfach die Finger davon lassen. Es gibt keine „Volatilitätsprobleme“, aber es gibt Veränderungen in der Erwartungshaltung.
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Klassisch verarscht
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Hey Luki, solche Misstrades passieren tagtäglich auch auf regulierten Platformen.
Das sollte dir als “Kenner” der Finanzbranche eigentlich bewusst sein.
Diese Story ist wieder mal eine absolute Nonstory.-
@Sommerloch
Selbst schuld, wer sich mit Banken als Kleinkunde einlässt. Bleibt nur die Frage, was die zukünftig entlassenen Angestellten dieser Banken tun sollen? Bedarf an Hilfskellnern gibt‘s ja zu Genüge. -
@Winterberg
Misspricing passiert nur bei „Kleinkunden“???
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Wer strukturierte Produkte kauft tut mir leid. Dort gewinnt immer die Bank und die Kunden werden abgezockt. Das gleiche gilt für die Fonds dort werden stets versteckte Kohlen ausgebucht. Warum wohl wollen die Banken Fonds verkaufen statt Aktien. Bonus vor den „Kunden“ macht mehr Spass.
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Ich investiere in Finanzprodukte und nicht in „versteckte Kohle“. Die suche ich allerhöchstens zum Heizen! Aber du hast schon recht, wer nicht versteht, was hinter einem Fonds resp. einem Strukti ist sollte gefälligst die Finger davon lassen.
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Hahaha, wieder ein paar Shortis in den Hintern getreten. Gut so, bravo.
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Begreift es endlich, dass diese Trader bei den Banken den kleinen Retailkunden immer bescheissen.
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Selber schuld, kannst ja die offiziellen Börsenplattformen verwenden.
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… da muss man halt zum Richter…
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Hast du schlechte Karten wenn es ein offensichtliches Misspricing war.
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Finger weg von solchen Firmen die nutzen ihren nicht regulierten Status oftmals so aus. Auch die Swissquote sollte sich hier an die Nase fassen denn sie steht mit ihrem regulierten Status auch für die Qualität der Produkte. Klagen sollte Erfolg bringen.
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Swissquoted mag reguliert sein; die angebotenen Handelsplattformen hingegen wohl kaum.
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Unglaublich, diese Haltung! Nicht von der Finma kontrolliert… jeder Mücken Furz eines noch so kleinen EAM wird peinlichst genau kontrolliert… Komma an der falschen Stelle = Busse! Und hier können (ausländische) Institute im grossen Stil tricksen, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden? Sorry, Mistrade!
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Händler war ein ehrbarer Beruf mit hohem Kodex. Auch dies scheint vorbei zu sein. Vertragstreue, Handschlag, Wort nicht mehr zu finden in der Finanzbranche. Wehe wenn die Finanzmärkte auf dem falschen Bein erwischt werden – keine Blut-Lache sondern Blut-Meer, schön für Anwaltskanzleien, überforderte Gerichte und das Armageddon des Rechts.
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Ehrbarer Beruf für geldgierige, durchtriebene und hyperaktive AD(H)S Koki-Frösche. Dem Stimme ich zu.
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Da gibt es m.E. nur einen Weg: FINMA muss umgehend die Schliessung von Swiss Dots in die Wege leiten, und SocGen muss mit einem temporären Handelsverbot belegt werden, bis geeignete organisatorische Massnahmen getroffen sind, welche eine geordnete Geschäftsaktivität sicherstellen.
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Wieso du Traumtänzer; Swiss-Dots etc. sind OTC-Plattformen, wenn dir das nicht passt dann benutz die offiziellen Börsenplattformen welche auch Regeln unterworfen sind!
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Lasst die Finger weg von solchen Finanzbuden und legt sie trocken (keine Investments). Dann hört die Abzocke auf. Bei solchen Strukturen hat immer der Herausgeber die Oberhand. Der bestimmt wer, wann und ob Geld verdient.
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Swissquote sind sie grösste Abzocker Plattform der Schweiz. Immer wenn die Kunden starke Trade machen/ riesig im Plus sind- schaltet Swissquote die Software aus und beruft sich auf „externe Schocks“. Die Finma hätte schon vor Jahren eingreifen und die Swissquote schliessen müssen. Stecken aber alle mafiös unter einer Decke.
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Riesig im Plus wegen Misspricing?
Swissquote etc. sind OTC-Plattformen ohne Regulierung. Wenn die dummen Kunden die offiziellen Börsenplattformen umgehen wollen, sollen sie sich gefälligst auch ruhig halten. Oder anders gesagt, wenn man alles jederzeit handeln will, hat das evtl. auch Nachteile!
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Das nächste mal vor dem Handel auch das Kleingedruckte lesen und sich eine bessere Gegenpartei aussuchen, dann passiert so etwas nicht mehr.
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Das einzig reale am Finanzsystem sind die Boni für das Management und die Verluste für die Gesellschaft. Der Rest ist Marketing und PR.
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Sorry, Mistrade. ten yours!
Unglaublich, diese Haltung! Nicht von der Finma kontrolliert... jeder Mücken Furz eines noch so kleinen EAM wird peinlichst genau kontrolliert...…
Hey Luki, solche Misstrades passieren tagtäglich auch auf regulierten Platformen. Das sollte dir als “Kenner” der Finanzbranche eigentlich bewusst sein.…
Da gibt es m.E. nur einen Weg: FINMA muss umgehend die Schliessung von Swiss Dots in die Wege leiten, und…