Die Leonteq gerät in einen Sturm. Die Financial Times zeigt heute in einer ausführlichen Story, wie die erfolgreiche Zürcher Struki- und Finanzfirma bei möglicher Geldwäscherei mitgemacht hat.
Im Zentrum stehen laut Whistleblower, auf die sich die FT bezieht, zwei Struki-Deals, welche die Leonteq für eine französische Kooperative vor knapp 2 Jahren gezimmert hatte.
Die Käuferin heisst ID Formation und ist in der Industriestadt Lille zuhause. Deren Chef gab der FT Auskunft – mit ihm hatte die Hausrevisorin der Leonteq, die EY, die den Fall untersuchte, nie gesprochen.
Die ID Formation liess im März 2021 über einen beauftragten Berater die beiden Strukis kaufen, über je 750’000 Euro, mit den Aktien der Multis Orange und ArcelorMittal als Basiswerte.
Die zwei Struki-Deals liefen aber nicht über die Leonteq-Verkaufstruppe in Paris, wie zu vermuten wäre, sondern über eine Brokerin namens i-Kapital.
Das Eigentümliche daran war, dass weder diese i-Kapital noch die Beauftragte der Lille-Firma etwas für das insgesamt 1,5 Millionen-Euro-Geschäft bezahlten.
Geld floss trotzdem: nämlich 120’000 Euro.
Und zwar von der Leonteq, überwiesen an eine Offshore-Firma mitten in der Karibik, an ein Vehikel mit Name Ladoga Capital. Zuhause auf den British Virgin Islands.
Diese Ladoga, bei der immerhin 8 Prozent der zwei Mal 750’000 Euro Basisvolumen gelandet waren, hatte damals Geschäftsbeziehungen zur Leonteq-Tochter in Dubai im Mittleren Osten.
Der Fall kam laut FT im Sommer 2021 in der Leonteq nach einer Compliance-Kontrolle von Emails hoch. Just in jener Zeit verliess ein „junior employee“ die Leonteq Paris – von einem Tag auf den anderen.
Zu reden gab der Fakt, dass die zwei fraglichen Deals dem Leonteq-Büro in Dubai gutgeschrieben wurden. Warum nicht Leonteq Paris, das ebenfalls Geschäftsbeziehungen zur Brokerin i-Kapital hatte?
Schnell war klar: Die BVI-Firma Ladoga Capital war nicht legitimiert für Business innerhalb der EU. Und: Leonteq Dubai betrieb offiziell kein Business mit Brokerin i-Kapital.
Warum also wurden die Deals der Leonteq Dubai gutgeschrieben? Und wieso flossen die 120’000 Euro Fees via BVI-Konstrukt?
Die FT berichtet von mehreren Whistleblower, die ihrerseits von WhatsApp-Kommunikation in der Leonteq sprachen.
Die Dubai-Ablegerin der Leonteq scheint schon früh bei der Zürcher Finanzboutique für Gesprächstoff gesorgt zu haben.
Das zuständige Verkaufs-Team war von London ins Finanzzentrum der Öl-Region verschoben worden, machte aber mit gewissen Deals laut FT weiter.
„We’re breaking all sorts of rules in Dubai by continuing to operate“, zitiert die Zeitung einen Insider.
In der Compliance der Leonteq wurde im Sommer 2021 die Frage laut, ob die beiden umstrittenen Deals der französischen Finanzaufsicht zu melden wären.
Ob das Konstrukt an einen „way to layer funds“ erinnere, lautete die Kernfrage. „Layering“ hilft beim Verschleiern der Herkunft von Vermögen.
Damit lag der Kernvorwurf auf dem Tisch: Hat die Leonteq bei möglicher Geldwäscherei und Steuer-Hinterziehung mitgeholfen?
Das Thema erhielt höchste Priorität. Der Verwaltungsrat mandatierte im Herbst 2021 seine langjährige Revisorin, die EY, den Fall zu untersuchen. Im Raum stand der Vorwurf, dass die Sales-Leute in Dubai geschützt würden.
Ein Whistleblower meinte gegenüber der FT: „(W)e know the end investor is in France. The BVI is a smokescreen.”
Dass der VR ausgerechnet die EY mit den Ermittlungen beauftragt habe, sei unverständlich – dafür sei der langjährige Revisor der Firma nicht genug unabhängig.
Tatsächlich kam dann laut der englischen Finanzzeitung die Compliance der Leonteq im Januar 2022 zum Schluss, dass eine Meldung der zwei umstrittenen Deals an die Finanzaufsicht Frankreichs „nicht nötig“ wäre.
Im Februar schloss sich EY dieser Meinung an. Zugrunde lag ein Bericht, gemäss dem die EY-Untersucher bei einem halben Dutzend Trades eine „uncertainty (…) about the distribution chain” fanden.
Bemerkenswerterweise sei aber die EY der Frage nicht nachgegangen, wer der Koooperative in Lille die beiden Strukis verkauft habe und wie die Deals abgewickelt worden seien.
Im EY-Bericht würde zwar die BVI-Finanzfirma Ladoga – diese wurde nach Beginn der Recherchen liquidiert – als „bad actor in the affair“ bezeichnet.
Diese habe möglicherweise „products into France“ vertrieben, und zwar „without the contractual or regulatory right to do so“. Mehr steht nicht im Bericht.
Warum lief der Verkauf über die Pariser Brokerin i-Kapital, welche Rolle spielte Leonteq Dubai: All das blieb offen.
EY vermerkte einzig, dass falls die Deals über Dubai gelaufen seien, dann habe Leonteq „no control“, ob Distributionsregeln verletzt würden.
Laut einem der Whistleblower handle es sich um eine ungenügende Untersuchung durch EY. „Turning a blind eye to potential money laundering is to become complicit“, meinte dieser.
Im „Prüfungs- und Risikoausschuss“ des Leonteq-VRs sitzen auch zwei bekannte Schweizer.
Thomas Meier, Ex Julius Bär-Spitzenmann und heute Präsident der Liechtensteiner VP Bank, sowie Dominik Schärer, lange bei Merrill Lynch Zürich.
Leonteq „takes its regulatory duties very seriously and no material shortcomings occurred”, meinte die Firma gegenüber der FT.
Ein Sprecher reagierte heute früh nicht auf eine Anfrage per SMS.
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Die beliebtesten Kommentare
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Junior employee left suddenly, EUR 120’000 verschoben …. lachhaft, an der Preisreaktion zeigt sich die aktuelle Schreckhaftigkeit der Börsengilde. Die Reaktion wäre angemessen bei Aufdeckung systematischer Verfehlungen aber nicht für solch isolierten Pipifatz.
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“Leonteq verfolgt eine strikte Null-Toleranz-Politik in Bezug auf nicht konformes Geschäftsverhalten. Die Vorwürfe sind Leonteq bekannt und wurden sowohl auf der Ebene der Compliance-Abteilung als auch auf der Ebene der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats mit der nötigen Sorgfalt und entsprechenden Prozessen behandelt, überwacht und gemeldet. Die Vorwürfe wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten erhoben und von der internen Kontrollabteilung von Leonteq, der Internen Revision von Leonteq und einem Expertenteam von Regulierungsfachleuten einer führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die nicht zum Team der Internen Revision gehören, untersucht. Alle Untersuchungen ergaben, dass keine wesentlichen Missstände vorlagen. Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat von Leonteq verpflichten sich weiterhin, höchste Integritäts- und Compliance-Standards einzuhalten. Leonteq weist die erhobenen Vorwürfe entschieden zurück.”
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Ist völlig harmlos das bisschen, vergleicht man dagegen die Balkanclans mit ihren Machenschaften welche sich auch beim Stadtrichteramt eingenistet haben, worüber sich sogar Polizeioffiziere beschweren.
Da hilft auch keinen nahe milliardenteuren Justizpalast. -
Pass me the popcorn, it hasnt even started yet, Riflin
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seltsam, dass da steht: die haus-revisorin EY.
die revisionsstelle war seit gründung PWC und seit diesem Jahr ist es Deloitte…https://www.finews.ch/news/finanzplatz/50382-leonteq-waehlt-deloitte-als-revisor
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Courant Normal in der Derivatives Branche OFFSHORE zu buchen.
Beweis: die Buchungszentren Singapur, Dubai(mit fast „NULL“-Erfahrung in Derivatives Law) dienen ausschliesslich um versch. Regulatorien und Steuern zu umgehen; denn alleine schon aufgrund der Transaktionssicherheit will man eigentlich in London (UK) oder NYC, oder Domestic Deals im jeweiligen Land, also Zuerich, buchen. -
Das nennt man Finanzboutique?
Hört sich an wie, man verkauft in einem Laden Parfum das nichts anderes als Urin ist. -
hat es nicht nötig ihren Ruf für 20-30k PL zu riskieren….FT muss mit einer besseren Story zurückkommen.
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Leonteq: Eine Firma die es nie brauchte und nie brauchen wird! Kundennutzen: Fehlanzeige
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Leonteq verfolge eine strikte Null-Toleranz-Politik in Bezug auf nicht konformes Geschäftsverhalten, sagte ein Sprecher auf Anfrage von AWP!
Eine Pleite beginnt immer damit, dass das angeprangerte Unternehemn wie obig zitiert, alles dementiert! Am Schluss, wenn die womögliche betrügerische Gesellschaft dann Pleite ist, sind wie üblich alle Organe unschuldig und wollen von Nichts gewusst haben. Es handelte sich um einen Einzelfall…..
Vor Monaten hatte mal eine Firma Wault angerufen und ihre Lösung zum Besten gegeben. Bis dann über Dritte sich herausstellte, dass dieser Vermittler 30% Provision abkassierte….
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Ist absolut richtig, dass diese wild West Boys mal gezähmt werden.
Kann ja nicht sein, dass wir im klassischen Bank Geschäft und private Banking von den Risiko Einheiten stranguliert werden und die coolen Struki Typen können noch walten und schalten wie früher -
Aktie minus 20% heute, ciao Leonteq, danke FT
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EY, VR und Loomit haben für mich alle 3 das selbe Nivea 😉
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Nivea (Super Marke im Übrigen) ist wirklich immer dasselbe!
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Loomit deklassiert die anderen jederzeit
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EY ist eine ausgezeichnete Revisionsfirma, wenn gröbste Fehler nicht entdeckt und fiktive Milliardensummen bestätigt werden sollen. Ohne EY wäre die Einmaligkeit nicht möglich gewesen, dass ein Unternehmen des DAX von einem Tag auf den anderen zugeben musste, dass zwei Milliarden verschwunden waren, worauf es Bankrott ging.
Noch verrückter: EY attestierte dem Unternehmen Wirecard sogar noch, dass alles in Ordnung sei, als die FT mit allen Details darlegte, was alles faul lief. EY war damals Komplizin – und ihre Leute deshalb jetzt im Strafverfahren befragt – und ist es heute wieder.
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Die FT hatte bereits den Mut den Wirecard Skandal aufzudecken. Auch hier wurden Whistleblower zuerst diskreditiert, dann defamiert, schlussendlich hatten diese Recht. Wirecard AG ist Geschichte. Bitte aufpassen Leonteq und EY, das ist sicher nicht zu unterschätzen wenn die FT (und IP) mal dran ist.
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Leonteq und im speziellen EY sind untouchable, also locker bleiben, passiert eh nix.
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EY ist so seriös wie die Credit-Suisse.
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Was ist denn an so einem Deal außergewöhnlich? Daraus so ein Fass zu machen, ist eher ein Witz. Was wirklich stoßend ist und das scheint ja die FT als normal ansehen, ist die gezahlte Fee. 16% , einmalig, das ist doch Wucher
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Na ja, wofür die 16% auch immer waren, vielleicht war das schlicht und einfach ein Optionsteil, welcher separat in die andere Richtung geflossen ist; wer kann das aus diesem Beitrag schon schlüssig wissen.
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Was glauben Sie denn was Sie für versteckte Fees zahlen wenn Sie ein Struki über einen Broker kaufen? 🤣
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Und die FINMA, immer noch im tiefsten Winterschlaf!
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FINMA! 🙈🙉🙊….Hallo FINMA! 😴😴😴😴😴😴😴😴😴😴
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Schade ist Leonteq wieder im Sinkflug, diese Firma enttäuscht schon wieder die Anleger. Hat Leonteq eine DNA der CS erwischt.
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Mag alles stimmen, oder auch nicht. In dieser ganzen Aufregung geht es wohl eher darum, wider einmal BVI Firmen und andere grundsätzlich als „schlecht“ hinzustellen. All diese Strukturen sollen weg, wenigstens für die „kleinen Leute“.
Die Deliktsumme ist in Witz, wenn man bedenkt welche Milliardensummen über die Notenbanken in Afganistan, Ukraine und andere, von den Westmächten aktuell oder früher kontrollierten Länder, fliessen oder geflossen sind. Natürlich alles lupenrein sauber. -
ich komme nicht draus
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Das alles wegen einer Deliktsumme von EUR 120’000? Ich habe bei Paw-Patrol grössere Betrugsfälle gesehen…
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Würde mich ehrlich gesagt nicht überraschen, wenn da was dran wäre.
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Leonteq gehört saldiert!
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Zu heiss gebadet. Diese ewig geistvollen Beiträge von diesem Typen. Hat dieser Däpp auch etwas sinnvolles als Beitrag.
Verkommt IP zur Idiotenplattform. -
Loomit auch saldieren, Psycho a gogo
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Aha, so so so, eine CH Firma (scheinbar gar keine Bank) die keine Konten für Kunden führt, kann nun gemäss FT Beihilfe zur Gelwäscherei leisten und das für sagenhafte 120K. Ich glaube kaum, dass EY sich dafür hätte Instrumentalisieren lassen. Wohl eher Sturm im Wasserglas.
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Der Kurseinbruch der Leontech zeigt wohl eher was anderes!
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Bude an welcher Vincenz mitbaute…
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und Spesen schrieb.
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Oje, wenn der überhaupt wüsste, was ein Struki ist. Der war schlicht einfach geil darauf, mit einer Beteiligung uferlos Kohle zu verdienen.
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Macht Hässig wegen CHF 120000 ein Büro auf IP auf? Herrscht immer noch Sommerloch?
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Wow 750K……..
FT should rather investigate how much money has been laundered using UK Real Estate.
Ridiculous investigation, indeed!
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Hast Du Deutsch verlernt, oder wohnst Du jetzt bei den Angelsachsen?
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Dass von EY keine Unabhängigkeit erwartet werden kann, darf niemanden erstaunen.
Der CFO is ein ex-EY Mann.
Der Chair des Risk Committees, der bis vor kurzem im Amt war, war ein Ex-EY Mann.
Der Vice Chairman, der bis vor kurzem im Amt war, war ein Ex-EY Mann.Soihäfeli, Soidäckeli. Und die FINMA schaut mit beiden Augen weg.
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Diese Story überrascht nicht. Dei diesen Struki-Buden in der Schweiz herrscht seit eh und je Wilder Westen. Dort wird abgezockt was das Zeug hält.
Das einzig Schade ist, dass es die Engländer braucht, um dieses Treiben publik zu machen. Wäre doch eine tolle Story für IP gewesen!
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Die Engländer wollen natürlich nur das Beste für den hiesigen Finanzplatz, träum bitte weiter!
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LH hat dazu genügend Material bekommen. Ist nicht so dass es nur Leonteq betrifft. Andere Emittenten funktionieren genau gleich. Die 16% sind ja nur was für die Vermittlung gezahlt wurde. Wenn Sie die Löhne der Struki Sales sehen, wissen Sie was es geschlagen hat…
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Es gibt schon lange einen Link zwischen EY und Leonteq.
Das hat angefangen mit einem selbst ernannten „Dealmaker“, der jetzt bei einem „bekannten“ Unternehmer arbeitet.
https://insideparadeplatz.ch/2017/02/16/ernstyoung-chefs-infiltrieren-leonteq/ -
Möglich, eventuell, allenfalls, könnte, vielleicht, Unschuldsvermutung; Presse die Sturm läuft, Englischer Börsenplatz der gegen Firmen und die Schweiz zieht; könnte sein, vielleicht auch nicht; schwarz ist weiss und weiss ist schwarz; grau gibt es nicht; wir wissen, dass wir nichts wissen, Schnapp-Atmung Corona Long Covid; Adolf Berset & Dusch Simonetta; klar ist dass nichts klar ist; wenn die was illegales gemacht haben, an die administrative Wand stellen und abdrücken; sonst nicht immer den Schweizer Finanzplatz schwächen; Vollpfosten; wer auch immer……
EY ist eine ausgezeichnete Revisionsfirma, wenn gröbste Fehler nicht entdeckt und fiktive Milliardensummen bestätigt werden sollen. Ohne EY wäre die…
Die FT hatte bereits den Mut den Wirecard Skandal aufzudecken. Auch hier wurden Whistleblower zuerst diskreditiert, dann defamiert, schlussendlich hatten…
EY ist so seriös wie die Credit-Suisse.