Die Leonteq-Führung tut so, als ob die Welt in bester Ordnung wäre. Einbruch des Gewinns von erhofften 70 auf noch 10 Millionen fürs laufende 2023?
Kann vorkommen. Der Markt, der Kunde, sie meinen’s nicht gut mit uns. So die Erklärungen für die Gewinnwarnung vom Freitag.
Die kam aus heiterem Himmel, komplett unerwartet. Noch letzte Woche verwies der Chef Investor Relations an einer grossen Konferenz in Deutschland auf Nachfrage auf die bereits kommunzierten Mittelfristziele.
Als wäre alles in bester Ordnung, so der Eindruck eines Anwesenden.
Entsprechend gross war der Schock, in dessen Folge die Leonteq-Aktie einbrach. Mehr als 15 Prozent im Minus allein am Freitag – ein Waterloo für die Zürcher Finanzboutique.
Wie dramatisch der Meltdown tatsächlich ist, zeigt der Vergleich mit dem Vorjahr. 2022 hatte die Leonteq noch einen Gewinn von mehr als 150 Millionen erzielte.
Der Einbruch beim Profit folgt auf eine Abmahnung der deutschen Bankenaufsicht BaFin. Diese zeigte der Firma mit Sitz an der aufstrebenden Europaallee direkt beim HB vor wenigen Wochen die gelbe Karte.
Es herrschten schwere Mängel in der Compliance rund um die Vermeidung von „Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung“, so der Befund des Watchdogs im Nachbarland zur Leonteq Europe in Frankfurt.
Die hiesige Finma hat sich bisher nicht zum Fall Leonteq gemeldet. Doch sicher ist, dass mehrere Behörden im In- und Ausland die Zürcher auf ihren Radarschirmen haben.
In der Folge der Interventionen soll sich die Leonteq in Frankreich und weiteren Märkten von bestimmten Kunden zurückgezogen haben; diese hätten besonders hohe Margen eingebracht.
Die Krise der Leonteq geht zurück auf Oktober 2022.
Damals enthüllte die Financial Times zwei Transaktionen vom Frühling 2021, bei denen Zahlungen offiziell über die British Virgin Islands (BVI) flossen.
Der damals zuständige Compliance-Chef äusserte in einer durch Whistleblower ausgelösten internen Untersuchung die Befürchtung, dass die zwei Leonteq-Produkte gar nie in der Karibik gelandet waren.
Sondern von A bis Z in Frankreich gehandelt worden waren.
Doch weshalb dann der Geldfluss in die BVI zu einem Leonteq-Vertriebspartner?
Der Fall löste damals ebenfalls ein Erdbeben rund um die Leonteq-Aktie an der Börse aus. Diese sackte im Oktober letztes Jahr massiv ab.
Die Führung ging auf Tauchstation.
Nach zwei Tagen versprach sie hochheilig, dass es sich bei den beiden von der Financial Times aufgebrachten Transaktionen nicht um die Umgehung von Geldwäscherei-Vorschriften handle.
Und doch flog schon bald der Vermittler in der Karibik heraus. Die Leonteq trennte sich von ihm.
Dies, nachdem die Zürcher die Minifirma im Inselparadies in ihrer Untersuchung von allen Vorwürfen noch kurz zuvor freigesprochen hatte.
Am Freitag betonte ein Sprecher der Leonteq einmal mehr, dass die Vorwürfe der einflussreichen englischen Wirtschaftszeitung keine Rolle spielen würden beim jetzigen Gewinncrash.
„Trotz eines herausfordernden Marktumfelds in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 blieb das Kundengeschäft von Leonteq solide mit einem Wachstum von 34% bei der Anzahl der emittierten Produkte und einem Anstieg der Kundentransaktionen um 12% gegenüber der Vorjahresperiode.“
„Aufgrund geringerer durchschnittlicher Ticketgrössen blieben das Transaktionsvolumen auf der Plattform und der Kommissions- und Dienstleistungsertrag im Vergleich zum Vorjahreszeitraum relativ stabil.“
Mehr Business, aber weniger Umsatz pro Kunde – das die Erklärung der Leonteq für den dramatischen Gewinnsturz.
Die Wahrheit dürfte weniger prosaisch sein.
Das Struki-Unternehmen landete nach dem Aus mit fragwürdigen Vermittlern im harten Wettbewerb mit schlagkräftigen Konkurrenten.
Übergewinne wie noch 2022 könnten damit endgültig der Vergangenheit angehören.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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…..bei denen besonders Hohe Margen anfielen…. Bei welcher Art von Kunde kann man mit den Gebühren machen was man will? Diejenige welche sonst jirgends ala Kunde genommen werden: Verbrecher, Mafiosi, Oligarchen.
Was macht eigentlich unsere Bettwarenkontrollbehörde, die Schlafstätte Finma? Ach, die weiss von nix? Also courant normale.
Ich bleib dabei: die gesamte Finanzindustrie in der Schweiz ist ein grosser Teil des organisierten Verbrechens. Gedeckt durch Politik und Aufsichtsbehörde. Schweiz halt, von Bauern und Lobbisten regiert. -
Es scheint das Leonteq den Märschen Unsinn erzählt
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Leonteq ist bald am Ende.
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Für Privatanleger sind strukturierte Produkte nicht geeignet. Die Kosten sind viel zu hoch. Die ganze Kostenstruktur ist unübersichtlich.
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wer alles pauschal über den Kamm scheert, denkt auch puschal…
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Eben. Siehe Deutsches Bundesaufsichtsamt für Finanzwesen.
Ist was für Wesen der Finanzwelt deren Geldquellen das Tageslicht besser meiden.
Bei der Wäscherei um die Ecke zahlst Du ja auch mehr als wenn Du Deine Hemden selbst wäscht und bügelst. Dafür bekommst Du einen gewissen Standard, und garantiert saubere und gebügelte Hemden zurück.
Okay, jetzt prüft nicht jede Wäscherei, ob Du Eigentümer des Hemds bist und ob Du es legal erworben hast. Aber Hemden und Geldscheine haben eben auch keine Provenienz.
Du bekommst es sauber zurück, zahlst dafür den vereinbarten Preis – niemand erwartet, dass er zwei Hemden zurück bekommt, wenn er nur eines zur Wäscherei bringt.
Und das ist es eben, was es ist.
Mag der Gewinn etwas einbrechen, wenn die Menschen weniger Hemden bringen, weil sie weniger Hemden erwerben oder selbst wieder anfangen, zu waschen. Aber für Wäschereien gibt es immer Geschäft. Solang es Hemden gibt, heisst es. Werden die mal digital, ist es aus.
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Leonteq war schon unter Jan Schoch eine dubiose Mischlerbude.
Es ist alles noch schlimmer geworden. -
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Non, c’est pareil sauf qu’il y a davantage de compliance
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Es waren einmal eine Handvoll Jungs die sich zum Ziel setzten, dem damaligen Branchenprimus Vontobel Paroli zu bieten. Es ging ja alles gute, obwohl der Start auch hätte besser laufen können. Nun haben sich die Zeit geändert. Alle bieten Stukis an und alle meinen die Besten zu sein, mit immer mehr Varianten, dass es einem graust. Die heutigen Führungsleute bei Leonteq haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt und hätten frühzeitig andere Produkte auf den Markt bringen müssen. Auf jeden Fall haben die wilden Jungs gutes Geld gemacht und sind teilweise ja auch in anderen Berufsfeldern tätig, wo auch mit grosser Kelle angerichtet wird.
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The economic rationale of 2 profit warnings within 7 month is the following
– Leonteq is under scrutiny since the Financial Times article in October 2022, as it thought it can pursue its activities without constraint
– Leonteq has been forced to consider compliance regulations which modify its business
– Leonteq is oversized to address properly to that new era, an uncharted territory for its management
– The incredible outperforming cycle of 2021 & 2022 is left behind
– Now Leonteq will be forced to downsize and reduce costs drastically, poaching in its Tier 1 capital to maintain a dividend policy
– Leonteq is now burning cash at an unseen paceWill Leonteq survive ? Maybe, but its management not. That is the short term next big announcement. Stay tuned
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Leonteq has CHF 880 mn cash (ca. CHF 47 per share), no loans and they haven’t burned any cash in any year since they started.
In a normal year they make CHF 60 to 100 mn (CHF 3 to 5 per share). In a bad year they are flat – in very good years they make CHF 120 – 160 mn.
Start learning to read balance sheets and you will start making some money with stocks. And dont spread misleading information.
I bet you dont know how much „Tier 1“ capital Leonteq needs – check it out and you will be surprised.
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sell or hold?
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Leonteq’s business does not seem profitable if questionable business is reduced as it has been over the past 6 months. What i am missing from the forward guidance is this structural, non cyclical change that has to do with higher compliance. Also, the past must be fully investigated to be certain all questions are answered.
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PS
Versuchen Sie, die verfügbaren Informationen zu einem Thema zu verstehen, bevor Sie eine Bilanz lesen.
Ohne einen tadellosen Ruf ist Leonteq nichts wert. -
PS
Eine Bilanz zu lesen ist gut…
Aber im Fall Leonteq darf man eines nicht vergessen: „Gewinne kann man teilen, Strafe kann man addieren“Drei Gewinnwarnungen in weniger als einem Jahr mit dem Verdacht auf Geldwäsche, haben sie den ersten Teil des Deals bereits erfolgreich abgeschlossen
Wenn sie den zweiten Teil schaffen, und es sieht gut aus, wirst du bei 8 CHF froh sein, deine Aktien zu verkaufen
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Für Privatanleger sind strukturierte Produkte nicht geeignet. Die Kosten sind viel zu hoch. Die ganze Kostenstruktur ist unübersichtlich.
Leonteq war schon unter Jan Schoch eine dubiose Mischlerbude. Es ist alles noch schlimmer geworden.
The economic rationale of 2 profit warnings within 7 month is the following - Leonteq is under scrutiny since the…