Am 20. September 2016 setzten in Zürich vier Spitzenbanker ihre Unterschrift unter ein 39-seitiges Vertragswerk.
„Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen Vontobel Holding AG und Raiffeisen Schweiz Genossenschaft“ hiess das Dokument, das Michel Auer und Roland Altwegg für die Raiffeisen und Axel Schwarzer sowie Martin Sieg für die Bank Vontobel unterschrieben.
Die dicht bedruckten Seiten regelten ein enges Verhältnis zwischen dem St. Galler Retail-Riesen und dem Zürcher Investmenthaus.
Von der Vontobel die Produkte, von der Raiffeisen die Kunden – so die Kernidee. Es handelte sich um die Fortführung einer bereits unter Pierin Vincenz lancierten Kooperation.
Der Deal galt für 10 Jahre. Mitte 2025 muss sich die Raiffeisen-Spitze entscheiden, wie sie mit Partnerin Vontobel weitermachen will.
So lange warten die Chefs in der Ostschweizer Zentrale nicht. Der Verwaltungsrat der Raiffeisen Schweiz AG hat eine Projektgruppe beauftragt, das zukünftige Verhältnis zu prüfen.
„Raiffeisen Schweiz überprüft alle Kooperationen, Tochtergesellschaften und Beteiligungen regelmässig“, sagte ein Sprecher der Raiffeisen Schweiz letzte Woche. „Darüber hinaus äussern wir uns nicht.“
In Insiderkreisen wird damit gerechnet, dass die Raiffeisen-Führung lange vor dem offiziellen Kündigungstermin Mitte 2025 die Weichen stellen wird.
„Der smarte Move ist, dass die Raiffeisen die Zusammenarbeit kündigt und dann schaut, welche Teile des Deals für sie in Zukunft noch passen“, sagt ein Gesprächspartner.
Für die Vontobel geht es um viel. Die enge Kooperation rund um Investment-Produkte aus dem Hause an der Zürcher Gotthardstrasse, die dann unter Raiffeisen an deren Kunden gebracht wurden, spülte Jahr für Jahr viel Geld in die Kasse.
Geschätzte 50 Millionen waren es in den guten Jahren, so ein Insider. Wenn die Vontobel ab 2026 noch die Hälfte davon behalten kann, dann könne sie sich bereits glücklich schätzen.
Damit würde ein weiteres zentrales Stück im einst gewinnträchtigen Asset Management der Vontobel weggebrechen, nach den übernommenen Harcourt und der Vescore.
Diese Vescore spielte beim engen Schulterschluss von Raiffeisen und Vontobel die entscheidende Rolle.
Vincenz hatte in seiner Schlussphase als CEO der Raiffeisen Schweiz die Anlageboutique für viel Geld erworben und eine 40-köpfige Truppe von der Basler Bank Sarasin zur Vescore gelotst.
Die Kosten schossen durch die Decke, die Erträge flossen spärlich. Das kümmerte den grossen Chef nicht mehr, der hatte das operative Raiffeisen-Steuer bereits seiner ewigen Nummer 2 übergeben.
Patrik Gisel. Statt in Ruhe das lang ersehnte Erbe anzutreten, geriet Gisel schnell in einen Sturm – wegen seines Vorgängers.
Dessen Geheimdeals fanden 2016 den Weg an die Öffentlichkeit. Beim Kauf der Vescore war zwar damals nichts Umstrittenes aufgeflogen, trotzdem lastete der grosse Aufbruch von Vincenz ins Asset Management schwer auf den Büchern.
Als riesiger Goodwill-Klumpen drückte die Vescore auf die Raiffeisen-Zahlen. Patrik Gisel erkannte: Vincenz‘ Hinterlassenschaft war keine goldene Gans, sondern eine schwere Hypothek.
Was tun? Fort mit Schaden.
Gisel entschied sich, die hoffnungslos aufgeblähte Vescore an die Vontobel zu verkaufen. Die war bereit, den Buchwert auf den Tisch zu blättern.
Uff: kein Abschreiber für Gisel.
Doch im Leben gibts nichts gratis. Die Vontobel-Chefs Zeno Staub, Axel Schwarzer und Martin Sieg stellten mit dem umfangreichen Vertragswerk sicher, dass sie mindestens zehn weitere Jahre dick abkassieren würden mit der Raiffeisen.
Respektive mit deren Kunden, typischen Herr und Frau Schweizer. Denen wurden nämlich für Fonds und andere Anlage-Vehikel die Extra-Kosten aus der Kooperation mit der Vontobel aufs Auge gedrückt.
Mit teuren Preisen fürs Vontobel-Research sowie das sogenannte „Preferred Partner“-Modell. Der Spiritus rector des Deals auf Raiffeisen-Seite, Roland Altwegg, konnte damit weiter aufsteigen.
Altwegg, beim Abschluss der „Zusammenarbeitsvereinbarung“ zuständig für den „Bereich Produktmanagement“ der Raiffeisen Schweiz, erhielt im 2021 die Leitung des Departements „Produkte & Investment Services“.
Das war mit dem Aufstieg in die oberste operative Führung der Raiffeisen Schweiz verbunden. Dort gehört Altwegg unter den 8 Köpfen zu den Einflussreichsten.
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Die beliebtesten Kommentare
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Es gab durchaus Exponenten, die diese fragwürdige Kooperation hinterfragt und sich für bessere Anlageprodukte für die Raiffeisen Kunden und Genossenschafter eingesetzt haben. Es scheint der Raiffeisen Schweiz nie um das Wohl der Raiffeisen Kunden zu gehen …
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Widerspruch zum Wohl der Kunden wurde konsequent mit Reorganisationen oder Kündigungen quittiert …
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Raiffeisen Schweiz ist ein Haifischbecken voll von Alphatieren, die sich im internen Meetingwahnsinn gerne selber reden hören. Strategische Planung Null, man versteht sich als Servicedienstleister und schafft mit rollierendem 3 Monatsrythmus und PP-Schlachten. Da die überbezahlten Oberhaie jeweils oft 15+ Dienstjahre bei RCH auf dem Buckel und noch nie eine andere Banks gesehen haben, „verkauft“ man gerne mal das Wohl der Kunden und Raiffeisenbanken aus Eigeninteresse, wohlweisslich, dass man nirgends anders mehr auch nur für einen annährend gleichen Lohn bei einer richtigen Banke angestellt wird.
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Bei Vontobel bringt LH immer wieder nicht begründete Gerüchte in Umlauf, um sich Klicks zu erhaschen.
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LH sollte besser über die Raffeleisen berichten als über Vontobel.
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Bei Vontobel gibt es keine Gerüchte. Es sind stets Fakten. VT war ist und bleibt eine absolute Katastrophe!
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Wieso Banken wie die Raiffeisen und die BLKB Kooperationen mit Privatbanken mit völlig überteuerten, höchstens mittelmässig performanten Produkten eingehen, ist rational wohl kaum erklärbar! Da gehts wohl mehr um persönliche Befindlichkeiten und Beziehungen.
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Aachhh bitte! Wir verdienen ernst unseren Golden Boni. Konnten Sie vielleicht uns übersehen und von jemand anders berichten!?
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Jetzt setzen sie voll auf die Zusammenarbeit mit UBS Americas in USA….. wo auch nichts läuft.
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Ich predige seit Jahren, dass Vontobel kurz vor dem aus steht. Die Führung und ihre Handlanger sind unbrauchbar. Leider gilt das auch für die Familie.
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Deshalb geht ja niemand mehr in die Kirche, weil es ja ausserhalb auch so viele Plauderis wie Sie gibt!
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Hmmm, wenn man seit Jahren predigt, dass etwas kurz vor dem aus steht…. tönt irgendwie komisch. Aber ich gebe Dir Recht: bin derselben Meinung. Mich stört wie Dich, dass sich dieses „kurz“ als doch ein wenig „lang“ herausstellt. VT ist sowas von überflüssig, je schneller diese Bank verschwindet, desto besser. Ich verlege mich darauf, statt von „kurz“ von „mittelfristig“ zu benutzen. Klappt dann vielleicht besser…
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Das, was hier beschrieben wird, ist eine Erneuerung einer schon bestehenden Zusammenarbeit, die auf die 90er Jahre zurückgeht.
Schon in dem Nullerjahren war es so, dass viele Raiffeisenfonds Kopien von Vontobelfonds waren – einfach mit tieferen Gebühren. Es war Raiffeisen und die Fonds von Rajiv Jain, die die Volumen brachten. Rajiv ist weg und Raiffeisen auch bald. Was nun? -
Somit dürfte auch die Zusammenarbeit bzw. Angebot der VT „Digital Investment Solution Platform“ auf der Kippe stehen. Sollte das so sein, dürfte der Betrieb/das Angebot der Vontobel Volt App wohl gefährdet sein.
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Das hat nichts miteinander zu tun.
Volt ist Wealth Management und da läuft es vorzüglich.
Man redet hier vom weiter abschmierenden Asset Management. -
Sehr wohl ist das zusammenhängend: Die in der App (Rio) hinterlegten Produkte (Strategiefonds) stammen vom VT Asset Management.
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Fahre mit dem Research gut. Das Produkt mit den Empfehlungen schlägt den SPI, zahlt sich für mich aus.
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Welche Produkt
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Nennt sich „Vontobel Swiss Research Basket“ mit Symbol Z44AAV
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Raiffeisen. Schweizer passt auf, kann euch teuer zu stehen kommen!
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Kapier ich irgendwie nicht hahaha
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Pepe: bei Raiffeisen haben sehr viele Kunden die Genossenschaftsanteilsscheine. Bin mir nun nicht sicher, aber diese Genussscheine sind nicht voll einbezahlt. Für 200.– kriegt man einen, ist jedoch als Genossenschafter verpflichtet, bei einer Krise noch eine Schippe draufzulegen (wenn mich nicht alles täuscht Fr. 800.–) Somit hängen diese Genossenschafter voll mit drin (max. Fr. 1000.–) und können zu einer Nacheinschiesspflicht verdonnert werden. Falls dem nicht so ist, bitte ich doch ein absoluter Kenner der Materie etwas Licht ins Dunkel der Raiffeisen Genossenschaftsscheine zu bringen.
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@Stammtischphilosoph
Googeln Sie mal, die Nachschusspflicht, die Sie ansprechen, wurde vor 10 Jahren abgeschafft. Den Anteilschein könnten Sie vermutlich im schlimmsten Fall verlieren!
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Vertrieb statt Beratung. So funktioniert die Umverteilung, die das Geld der Kunden in die Taschen der Bank spühlt. Raiffeisen und Vontobel vorne dabei… Ja klar, die Bankeneskapaden müssen ja von jemandem bezahlt werden!
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Ich staune, dass solche Zusammenarbeitsvereinbarungen öffentlich einsehbar sind.
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Gibt bei Vontoubel wahrscheinlich nicht mehr als 2 Dutzend Leute, die Zugriff auf das Dokument haben…
Loyalität der Mitarbeiter sieht anders aus… -
… das selbe habe ich auch gleich gedacht… sehr erstaunlich….
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Wenn sich Vontubel mal auf Leistung statt Preis fokussieren würde, dann kommen vielleicht auch mal wieder Kunden. Aber anscheindend ist Vontubel nicht fähig selber neue Kunden zu generieren. Eine Firma ohne Verkauf. Auch ein Geschäftsmodell.
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Der Super-GAU für das Asset Management von Vontobel. Wer soll in die mittelmässigen Vontobel-Fonds investieren, wenn der Kooperationsvertrag nicht mehr erneuert wird und die überteuerten Finanzprodukte nicht mehr an die mehrheitlich unbedarften Kundinnen und Kunden von Raiffeisen vertickt werden können?
Ich staune, dass solche Zusammenarbeitsvereinbarungen öffentlich einsehbar sind.
Der Super-GAU für das Asset Management von Vontobel. Wer soll in die mittelmässigen Vontobel-Fonds investieren, wenn der Kooperationsvertrag nicht mehr…
Wenn sich Vontubel mal auf Leistung statt Preis fokussieren würde, dann kommen vielleicht auch mal wieder Kunden. Aber anscheindend ist…