„Such dein Farie-Auto online aus und lass es dir bis vor die Haustür liefern“, wirbt der „preisgekrönte Schweizer Marktführer für Auto-Abos“.
Jetzt prangt auf der Homepage eine andere Botschaft. „Vielen Dank und auf Wiedersehen!“, heisst es dort. Und darunter: „Farie stellt den Geschäftsbetrieb ein.“
Noch Ende Februar, keine 10 Monate ist es her, pries sich der Händler für Occasionen als „aufstrebende Schweizer Online-Autohandelsplattform“ an.
Damals hatten die Farie-Macher gerade 4 Millionen Franken sogenannte „Series A“-Gelder eingesammelt, sprich in einer ersten Publikums-Runde viel Kapital an Land gezogen.
Damit würde das Startup „sein Wachstum weiter vorantreiben“. Nun ist Schluss – fast auf den Tag genau 3 Jahre nach dem Start.
„Wir konnten das Weiterbestehen der Firma im aktuellen Marktumfeld leider nicht mehr sicherstellen“, schreibt das Unternehmen auf Anfrage.
„Der Betrieb wurde geordnet heruntergefahren. Alle Löhne sind bezahlt, alle Gläubiger wurden bedient. Es wird momentan ein Käufer für das Unternehmen gesucht.“
Eine, die stark an Farie glaubte, war die Mobiliar. Die führende Schweizer Versicherungs-Gesellschaft beteiligte sich an der vermeintlichen Avantgarde im Old-Fashion-Autobusiness.
„Mit der Mobiliar als Investorin plant Farie, den Ausbau des Unternehmens weiter zu beschleunigen“, schrieben die Farie-Chefs am 27. Februar.
Die „Mobi“ fand das Investment derart zentral, das sie es in ihrem Geschäftsbericht 2023 lobend hervorhob.
Unter „Minderheitsbeteiligungen“ führte sie die Farie auf und hielt zu dieser fest: „Im Berichtsjahr startete die Mobiliar mit der ‚Mobiliar 30-Tage Versicherung‘ ein Pilotprojekt mit Farie.“
„Die ersten 30 Tage nach dem Kauf eines Fahrzeugs profitierten Käuferinnen und Käufer von einer kostenlosen Motorfahrzeughaftpflicht- und Vollkaskoversicherung der Mobiliar.“
4 Millionen Frisch-Kapital Anfang 2024 eingesammelt, die Mobiliar als Anker-Anktionärin und als Produkte-Partnerin an Bord.
Und schon wenige Monate später geht das Licht aus. Die hochgelobten, an Podien und Preisverleihungen gefeierten Jung-Unternehmer scheinen vor allem in einem Weltklasse:
Im Verjubeln fremder Gelder. Diese stammen oft von Versicherern, sprich von deren Prämienzahlern und wie im Fall der Mobi von den Genossenschaftern.
Die Mobi-Chefs beteiligten sich am Medienhaus Ringier, weil sie deren Auto- und Immo-Plattformen toll findet. Selber hat der Berner Versicherer in diverse Digital-Start-ups investiert.
Dabei kam es schon wiederholt zu Pleiten. Flatfox, die den ganzen Mietprozess digitalisieren wollte, verschwand sang- und klanglos im Ringier-Teich. Dieser wiederum landete im grossen Swiss Marketplace Group-Universum.
Ein anderes Start-up mit viel Mobi-Geld, die Nexxiot mit Sitz im Zürcher Prime Tower, wurde zum Auffangbecken für einen hohen Mobi-Kadermann.
Der war mit dickem Portemonnaie durch die Schweister Start-up-Szene gepilgert und hatte für die „Mobiliar Direktbeteiligungen“ grosse Summen in unzählige Digital-Firmen gepumpt.
Nun ist er mit Nexxiot bei einem dieser Investments gelandet. Von dort aus soll er weiterhin von seinen Beziehungen in die Mobi-Teppichetage profitieren.
„Die Mobiliar ist an Nexxiot mit 24,3% beteiligt“, heisst es auf Anfrage bei der Mobiliar. „Dies ist ein finanzielles Investment, welches wir im Rahmen unserer Direktbeteiligungen im Asset Management bewirtschaften.“
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Ich wiederhole mich. Was in den letzten Jahren für Millionenbeträge mit Schweizer Start Ups verloren wurde ist der Hammer. Aber die Gründer haben sich mehrheitlich saniert und fahren mit dem Porsche durch die Gegend. Mit fremdem Geld. Benko lässt grüssen. Viel Spaß weiterhin liebe Investoren!
-
Schade, ich habe vor einiger Zeit einen Gebrauchtwagen bei Farie erworben und war zufrieden. Gibt sicherlich schlechtere Start-Ups im Land (I’m looking at you, Radicant and ellexx).
-
Man bedenke immer, dass man bei Startups maximal 100% verlieren kann, dafuer tausende an Prozent verdienen kann:
– Homegate.
– Autoscout
– RicardoMan muss nur sicherstellen, dass man ab-und-zu ein Raketen-Startup kauft.
Ob Mobiliar das kann ist nicht klar.
-
Farie??
Wie will man mit solch einem Firmennamen Fahrzeuge verkaufen? Womit soll man es in Verbindung bringen?
Wenn Farie der Gebrauchtwagenverwerter von Carvolution war, was kommt als Nächstes? -
Venture Capital sind Risikoinvestments, deren Ertrag der Distribution des Power Law folgt. Es ist normal, wenn einige Unternehmen scheitern und das ist auch kein Problem, so lange ein paar gute dafür kompensieren. Die Migros betreibt z.B. erfolgreich Digitec und Galaxus, dafür sind einige Unternehmen von Sparrow Ventures nicht geklückt. Schade, dass unternehmerisches Handel ohne diesen Kontext so negativ dargestellt wird.
-
-
Digitec wurde aber gekauft, lange bevor Sparrow Ventures entstand, und war ja auch eher ein (kluger) defensiver Schachzug, um sich keine fremde Online-Konkurrenz im Kerngeschäft einzuhandeln – wie man mit dem Untergang von melectronics sieht. Zudem wurde Digitec erst gekauft, als offensichtlich war, dass das Geschäftsmodell funktioniert.
So wie Sparrow Ventures zahllos Startups ohne erprobtes Geschäftsmodell in fremden Bereichen aufzukaufen, ist eine ganz andere (nicht sehr intelligente) Strategie.
-
-
Wie vieles andere auch: Die Mobi war mal gut!
-
Die Mobi ist ein veralteter Laden voller Nichtskönner, der von der Substanz lebt. Ich hoffe, sie wird in Bälde wegrationalisiert.
-
-
Für Mobiliar kein Problem – eine Versicherung weiss wie Versicherungs-Prämien zu berechnen sind – schliesslich basieren Versicherungen ja auf Solidarität. Der Vereinsgedanke darf ja auch nicht zu kurz kommen.
-
Die Mobi hat auch noch andere Schwachstellen. Als ich vor ein paar Jahren, betreffend die laufende Versicherung, bei der Mobiliar eine Anfrage für eine eventuelle Anpassung per Telefon machte, wurde mir dies 5 Wochen später in einem örtlichen Restaurant von einer völlig unbeteiligten Person unter die Nase gerieben. Der Generalagent fand es nicht nötig, näher darauf einzugehen.
Fazit: So geht Diskretion à la Mobiliar!! -
Langsam reicht es dann mit der Mobiliar! Will man mit solchen Abenteuer die Versicherung an die Wand fahren? Rufschädigung zum X-ten Mal. Da fragt man sich als langjähriger Kunde schon, ob es nicht bessere Alternativen gäbe. Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ungeniert… Aber ohne mich.
-
Zumindest hat man dort alle ausstehenden Saläre und die Gläubiger bezahlt, das kommt auch nicht sehr häufig, eher gar nicht vor.
-
Das Problem ist immer gleich: In den USA (330 Mio. Einwohner) oder Deutschland (80 Mio.) gibt es ein Nischen-Geschäftsmodell, das eigentlich ganz gut läuft.
Dann versucht das jemand 1:1 auf die Schweiz (8 Mio.) zu übertragen.
Und wundert sich dann, dass die Volumen recht bescheiden bleiben.
Man hat aus der Schweiz nur zwei Möglichkeiten:
1) Entweder man baut ein globales oder europäisches Unternehmen. Dann geht man sofort ins Ausland
2) Oder man baut ein KMU für den Schweizer Markt. Dann aber auch mit der entsprechenden Kostenstruktur und Verhalten wie ein KMU (sprich: kostenbewusst)-
Es gibt ein Beispiel für ein erfolgreiches Miet-Auto-Modell in der Schweiz. Gowago (mit der Migros Bank als Finanzierungspartner im Rücken) macht das sehr gut. Ich kann nur als Kunde sagen, dass die Finanzierung meines Teslas und Ablieferung vor meiner Haustüre sehr gut geklappt hat. Von Farie habe ich noch nie etwas gehört. Carvolution hat eine zeitlang auch sehr viel Werbung gemacht, ist jetzt aber kaum sichtbar. Denen geht vermutlich auch das Geld aus …
-
-
Die Verantwortliche ist ja nun bei der Baloise. Vielleicht kaufen diese nun das Startup?🤣
-
Die Mobi verschleudert viel Geld. Zum Glück ist es nicht ihr Geld, sondern das Geld der Genossenschafter.
-
„Die Mobiliar ist an Nexxiot mit 24,3% beteiligt“? Aha, dann schlägt man einfach der Kundschaft 60.– mehr auf die Rechnung, ist ja eine ganz tolle Bude, diese Mobi!
-
Es ist ätzend wie die Genossenschaft Mobiliar das Kundenvermögen verschleudert oder unappetitliche Joint Ventures wie z.B. Ringier eingeht. Wurden die Genossenschafter einmal befragt, was sie davon halten? Wohl kaum, es wird selbstherrlich und auf arrogante Weise die Kundengelder verlocht; es ist ja fremdes Geld nicht eigenes. Was soll man den Kunden der Mobiliar erzählen, wenn die bohrenden Fragen kommen? Irgendeinmal reicht es, die Versicherten wählen dann mit den Füssen.
-
Es ist erstaunlich für was eine angebliche Genossenschaft alles Geld hat, Genossenschaft ist ein Marketinggag anstatt das man das macht was der Zweck wäre, nähmlich das alle günstiger zum Kernprodukt kommen kauft man einfach irgendwelchen Müll ein, siehe Migros siehe Mobi und siehe andere…in der Schweiz kann man machen was man will aber wehe dir du bist unangeschnallt, rauchst einen Joint, oder gefährdest andersweitig nur dich selbst dann muss der Staat dich bestrafen, wenn die Versicherungen und andere etwas für sich und Ihre Kollegen abzweigen, es ein paar Geschädigte gibt, dann spielt das keine Rolle.
Wer eine Bank ausraubt ist ein Amateur, der Profi gründet eine Bank und nimmt dich ganz legal aus. Das stimmt nirgends mehr als in der Schweiz….
-
Mobiliar dürfte ein paar wenige Millionen verlieren. Das „kratzt“ sie nicht gross. Die Erfolgsbeteiligung der Kunden fällt deshalb leicht tiefer aus.
Die Migros hat wesentlich höhere Abschreiber zu verzeichnen, zahlt aber keine Erfolgsbeteiligung aus. Dort dürfen die Manager das Geld ganz verjubeln.
-
Wenn sich diese Pfeifen auch nur annähernd so dilettantisch auf die kommende KI-Monsterwelle vorbereiten, dann gute Nacht liebe eidg. Mobilarkasse und andere Kässelis. Eure mathematischen Geschäftsmodelle sind im Kern doch alle gleich und bald vollständig durch KI ersetzbar. Abgesehen davon, dass der Trampassagier seit geraumer Zeit weder sein eigenes Tram besitzt noch versichern muss. So apropos Cybercab und Robotaxi und MF-Provisionskeilerei…
-
Wer kauft schon ein Auto online? Auch im Digitalzeitalter sollte doch jeder der lange auf ein Auto spart, sich doch noch 1h zeit nehmen dies beim Händler vor Ort zu besichtigen, eine Probefahrt oder zumindest mal rein sitzen. Das gleiche gilt auch für ein Auto im Abo! Da frage ich mich immer wollen oder können die Konsumententen nicht mehr rechnen!
-
…und ist ihm auch dies nicht gelungen macht er mit Versicherungen.
Sartups sind eine delikate Sache, da braucht es grundlegendes Wissen und Gespür.
-
So kommt’s halt, wenn man einfach ein Geschäftsmodell aus dem Ausland kopiert…
-
Alles suchen das Einhorn (Start Up). Aber noch niemand hat ein Einhorn im echten Leben gesehen.
Alles suchen das Einhorn (Start Up). Aber noch niemand hat ein Einhorn im echten Leben gesehen.
Das Problem ist immer gleich: In den USA (330 Mio. Einwohner) oder Deutschland (80 Mio.) gibt es ein Nischen-Geschäftsmodell, das…
...und ist ihm auch dies nicht gelungen macht er mit Versicherungen. Sartups sind eine delikate Sache, da braucht es grundlegendes…