Als vor 5 Wochen die Polizei im Zürcher Kantonsrat aufmarschierte, steckte ein FDP-Ratsmitglied dahinter.
Einer aus jener bürgerlichen Fraktion, die den eigenen Mann vom Thron stossen wollte. Martin Farner.
Das Urgestein des Ur-Freisinns – in Zürich war die FDP lange die erste Macht – sollte im Mai Präsident der kantonalen Legislative werden.
Ein Jahr lang oberster Zürcher.
Doch Farner hat ein Alkoholproblem. An jenem Montag vor der langen Weihnachtspause bog er mit seinem Wagen falsch ab – in die Einbahnstrasse.
Dass die vor Wochenfrist bekannt gewordene Strafanzeige gegen Farner von einem „Bruder“ aus der eigenen Partei stammt, geht in der Zürcher FDP um wie ein Lauffeuer.
Farner klammerte sich lange an das Ehrenamt, bis ihm die ganze Fraktion ein Ultimatum stellte. Entweder du verzichtest freiwillig, oder wir verweigern dir im Frühling den Sukkurs.
Die unerbittliche Haltung trägt die Handschrift jenes Manns, der alles dominiert und alle überschattet: Filippo Leutenegger.
Der Trump von Zürich.
Wie sehr Filippo, wie ihn hier jeder nennt, in der Zürcher FDP alleine herrscht, zeigte sich gestern – bei der Nachfolge-Kür für Farner als Kantonsrats-Präsident.
Vier traten an: eine Frau und drei Männer.
Linda Camenisch, verdiente Grand old lady der FDP, Martin Huber, ein Bauer aus dem ländlichen Neftenbach, Dieter Kläy aus Winterthur.
Und Beat Habegger aus dem Norden der Stadt Zürich.
Das Rennen war gelaufen, bevor es losgegangen war. Die Wahl lautete: Habegger First.
Warum? Wegen Filippo, stupid.
Habegger war der Mann des Präsidenten – von Anfang an. Ambitioniert, studiert, mit Dissertation, Karriere in der Swiss Re.
Und Wohnsitz in der Stadt Zürich. Zwar nicht wie alle anderen neuen Herren der FDP am Zürichberg, sondern im Stadtkreis Affoltern, wo es weniger mondän zu- und hergeht.
An der Gewichtsverschiebung ändert dies nichts. Die alten FDP-Hochburgen am linken und rechten Seeufer haben ihren Einfluss verloren.
Die Stadt Zürich bildet das neue Epizentrum des Zürcher Freisinns – mit King Filippo auf dem Thron.
Heute Abend an der ausserordentlichen Delegiertenversammlung wird das noch formell vollzogen. Filippo himself hält die Laudatio auf den scheidenden André Müller.
Der sollte die Fraktion leiten, kriegte dann aber von der UBS einen Traumjob für die CS-Integration.
Der Ersatz für Müller bedeutete für Filippo die wichtigste Personalie seiner noch kurzen Ära. Wer zauberte er aus dem Hut?
Claudio Zihlmann. Erst Mitte 30, erst gerade in den Rat gewählt. Und schon der Chef der freisinnigen Fraktion.
Jungtürken mit grossem Ego und Ehrgeiz: Auf sie setzt der „alte“ Löwe Filippo. Die einstigen Herren in den Reihen der alt-ehrwürdigen Partei sind chancenlos gegen den grossen Dompteur.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Seit wann ist Alkoholismus ein Problem in der Politik? Da gibt es „angesehene“ Politikerinnen und Politiker, die haben schon vor 12 Uhr die erste Flasche Weisswein gekippt und haben es damit zum Parteipräsidenten und Bundesrat gebracht.
Der Alkohol gehört untrennbar zur Politik dazu.
Wer es nicht glaubt, der soll mal während der Session nach Bern fahren.
Viele Politiker können schon nach dem Mittag kaum mehr stehen und schaffen es kaum mehr in die Ratssitzung am Nachmittag.
Und am Abend eskaliert die Sache dann vollends. -
Die FDP schafft sich leider langsam aber sicher ab –
-
Es ist sehr positiv, dass Herr Leutenegger mit seinen Helfern für Ordnung sorgt.
-
Zwei Gedanken dazu:
– schon immer wurden Könige (oder Fürsten etc.) vom potentiellen Nachfolger umgebracht. Wer zuoberst steht, hat nicht immer ein langes Leben.
– grundsätzlich richtig, dass ein komplettes Fehlverhalten (es waren ja nicht 0.51 sondern „richtig viel“) angezeigt wird. Egal, ob gleiches Parteibuch oder nicht (also „gleicher Filz oder nicht“). -
Zur Story M. Farner, klassisch:
Feind – Todfeind – Parteifreund 😉 -
-
Wer genau hat nun angezeigt? Sein Name?
Luki, es reicht nicht zu sagen, es sei die Handschrift von Filippo! Zu billig das!
Und was soll die Empörung? Besoffen in der Einbahnstrasse? -
Wie geht es der Ameti bei den Grünliberalen?
-
Immerhin schmeisst die FDP Tunichtgute raus (was man von den Grünliberalen Saftsäcken nicht sagen kann).
-
Gesoffen hat Herr Farner ja selber. Insofern ist er sicher nicht das Opfer.
Ob man gleich die Polizei rufen musste ist ein anderes Thema. Aber wahrscheinlich war es nicht der erste Vorfall und Herr Farner zeigte sich beratungsresistent. -
Wurde Filippo jetzt eigentlich bei der Zunft aufgenommen?
-
Und wer hat nun die Anzeige erstattet?
-
Auch wenn er aus der Zürcher Pampas kommt, dann soll auch er mit dem öV anreisen. Dann kann er süüfele, so viel er will.
-
Unschön, diese Denunziation von Leutenegger. Ueberall Intrigen in der Politik. Die FDP schadet sich immer wieder selber. Leutenegger hätte das Gespräch mit Farner suchen müssen und ihn intern massregeln sollen.
-
Wer trinkt, fährt nicht. Dies gilt auch für einen „FDP-Ehrenmann. Gut gemacht, Herr Fraktionskollege!
-
Leutenegger ist nicht der Vormund von Farner. Leutenegger scheint in der linken Blase in der Regierung die Verbots- und Vorschriftenpolitik angenommen zu haben.
-
@EB
Aber Law&Order ist doch ein rechtes Lieblingsthema. Keine Toleranz auch bei leichten Vergehen. Oder gilt das nur für Ausländer und Minderheiten? -
Ich weiss nicht, ob Sie wirklich Fraktionskollege sind oder nicht.
Aber falls Ja – kein Mut um mit realem Namen zu schreiben und den Anzeigenerstatter namentlich zu nennen? Ist das FDP-Stil?
-
Ich wünsche Ihnen, dass ihre Aussage sie nicht einholt.
-
-
Das war mein Kommentar beim ersten Artikel zu Martin Farmer.
„ Unglaublich
13. Januar 2025 / 20:21
Wer steckt hinter dieser Story? Partei- und oder Ratskollege? Warum hat dieser Martin Farner nicht daran gehindert, Auto zu fahren. Ist es gar eine gezielte Aktion?“ -
Irgendwelche Relevanz für den Finanzmarkt ?
Wer trinkt, fährt nicht. Dies gilt auch für einen "FDP-Ehrenmann. Gut gemacht, Herr Fraktionskollege!
Irgendwelche Relevanz für den Finanzmarkt ?
Leutenegger ist nicht der Vormund von Farner. Leutenegger scheint in der linken Blase in der Regierung die Verbots- und Vorschriftenpolitik…