Schweigen und Ausrufen. Gute Bilder, schlechte Bilder und gute und schlechte Fortsetzungsgeschichten.
Mit diesen Sätzen lässt sich zusammenfassen, womit wir die Medien-Mechanik und deren Produktion veranschaulichen.
Beginnen wir mit dem Schweigen. Gleich drei Mal hat es das „Schweigen“ im letzten Monat in die Schlagzeilen geschafft.
Den Auftakt für Schweiger-Geschichten hat Oliver Washington gemacht, seines Zeichens Kommunikationschef von Bundesrat Beat Jans und damit des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements EJPD.
Der Ex-SRF-Radiomann hatte der Tochter von Bekannten freimütig Auskunft gegeben über seine Arbeit. Und offenbar erst später bemerkt, dass er für offizielle Ohren allenfalls zu viel gesagt hatte.
Ein Klassiker: Befindet man sich in einem vertrauten Umfeld mit vertrauenswürdig scheinenden Gegenüber, ist jede und jeder geneigt, zu viel zu plaudern.
Auch Staatspersonen. Genau das ist Washington offenbar passiert. „Gschäch nüt schlimmers“.
Aber das alles zurücknehmen? Das wurde zum Spiessrutenlauf durch die Medien – und damit quasi unmöglich.
Kurz darauf hat eine Zweite geschwiegen: Die ehemalige CS-Verwaltungsrätin, Harvard-Professorin und Gender-Expertin Iris Bohnet.
Bohnet wollte ihrem Mediengegenüber zwar Auskunft geben über ihr neu erschienenes Buch, nicht aber über Vorgänge, die ihre frühere Tätigkeit als CS-Verwaltungsrätin betrafen.
Offenbar hat sie es verpasst, im Vorgespräch mit den Journalistinnen rechtzeitig die Grenzen des Gesprächsinhalts zu klären.
Oder diese haben sich nicht daran gehalten. Man merke: Medial eine frühere Rolle loswerden ist kaum möglich.
Zu guter Letzt schweigt Ständerat Daniel Jositsch. „Warum?“ fragen Schlagzeilen der Tagesanzeiger-Medien.
Hätte sich der SP-Ständerat bezüglich Abstimmung zur Kantonalzürcher Unternehmenssteuer-Reform vom von nächster Woche klar positioniert, wäre die Geschichte gemäss Medienlogik erst recht losgegangen.
Das weiss auch Daniel Jositsch.
Die Berichterstattung folgt Mustern, die ähnlich sind, wie wir sie aus Märchen kennen.
Da werden etwa stereotype Rollen wie „Gut gegen Böse“ oder „David gegen Goliath“ verteilt. Und Abfolgen von Mediengeschichten sind wie Kapitel von Märchen nicht selten geradezu absehbar.
Gemäss Medienlogik verkaufen „Blut, Büsi und Busen“ besser als Zahlen.
News besser als Hintergrundinfos, Nähe besser als Abstraktion, Personalisieren besser als einordnen, Stories inklusive ihrer Folgegeschichten besser als Fakten.
Mit diesem Wissen nichts tun, ist nichts. Im Gegenteil: Wer die Medienlogik und Nachrichtenfaktoren kennt und diese richtig bedient, hat gewonnen.
Zumindest medial. Darum geht’s in der Lehre zur Methodenkompetenz zu Monitoring, Issues-Management, Ageda Setting und Public Storytelling, zu Framing und Kontextuierung.
Barbara Günthard-Maier schreibt in unregelmässigen Abständen Kolumnen. „Effektiv kommunizieren als Regierung und Verwaltung“ ist von ihr im Haupt-Verlag erschienen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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… lebt es sich ganz ungeniert!
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Die Autorin nimmt sich da wohl bewusst aus. Wir sollten Politik, Staatsrecht und PR strikte unterscheiden. Ansonsten ist mir Hermann Lei oder Valentin Landmann näher als der NDB erlaubt!
„Beraterin in politischer Kommunikation und Organisationsentwicklung“ ist gottseidank kein rechtlich geschützter Titel.
„Ich bin auch ein Tram“… -
Total widersprüchlich aber passt zur Autorin.
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Wieso schweigt BGM dann nicht. Scheinbar kann Sie nicht halten, was Sie verspricht.
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Gaza. Genozid. Schweigen. Wertewesten.
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Isabel, du hast Elektroautobrand vergessen
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Death is not the end… Mehr gibt es nicht zu sagen.
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Tipp an JournalistenInnen, Washington zu einem Aperöli einladen, etwas abfüllen dann plaudert er!
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Es ist erfrischend, dass die miserable Kommunikationskultur von Entscheidungsträgern, – immer im gesuchten Rampenlicht stehend – für einmal thematisiert wird. Natürlich wissen wir alle, dass der geschärfte Blick auf Inkonsistenzen in der Darstellung von Sachverhalten oder Meinungen die öffentliche Positionierung erschwert. Eine geschärfte Wahrnehmung, die über Alternativen Einzug gehalten hat, von den staatlichen und politischen Institutionen aber zunehmend verzweifelt als mangelnde Medienkompetenz zurechtgebogen wird. Die Gründe liegen offenbar: Absolut fehlende Rechtfertigung von zugrunde liegenden Gründen bei weitreichenden Entscheiden und Absichten oder gar die Beantwortung von Fragen zu solchen. So verdrückte doch eben erst die Spitze einer linksgerichteten BR-Partei vor ein paar Wochen öffentlich ein paar Tränen, weil sie bei ihrer verdeckten und anhaltend feindseligen Politik gegen die Hiesigen regelmässig mit Kritik eingedeckt werde.
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Ich erachte den BR als eine freunddemokratisch gewählte Instanz, welche höchstenfalls durchschnittlich begabt, mit entsprechend mediokrem Dossierverständnis, aber dem „rechten“ Parteibüchlein und Notrecht versehen ist. Die Bundespolitik – falls eine solche überhaupt definiert werden könnte – wird durch die Bundesämter geführt.
Aufsicht und Kontrolle durch das Parlament existieren schlichtwegs nicht! Die Skandale der letzten Jahrzehnte mit Auswirkung auf die Bevölkerung lassen grüssen; Judikative eingeschlossen (e.g. Hildebrand, EWS).
Ich gratuliere der Eidgenossenschaft, wir haben bereits eine eigene inländische EU erschaffen…
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Gaza. Genozid. Schweigen. Wertewesten.
Es ist erfrischend, dass die miserable Kommunikationskultur von Entscheidungsträgern, - immer im gesuchten Rampenlicht stehend - für einmal thematisiert wird.…
Tipp an JournalistenInnen, Washington zu einem Aperöli einladen, etwas abfüllen dann plaudert er!