Eine Clique von Berner UBS-Private Bankern taucht als entscheidende Gruppe im Derivate-Skandal auf. Der könnte zu einem Köpferollen bei der Grossbank führen.
Die umstrittenen Währungs-Produkte gehen auf Ende der Zehnerjahre zurück. Damals kreierte ein vifer Kopf die Konstrukte.
Er war sich bewusst, dass sie nur für professionelle Anleger geeignet waren. Doch seine Chefs forderten von den Private Bankern, sie möglichst allen Kunden schmackhaft zu machen.
Am Ende fand sich ein solches Währungs-Derivat sogar im Besitz einer 80-jährigen Rentnerin, die im Altersheim lebte.
Verantwortlich fürs aggressive Verkaufen der hochriskanten „Strukis“ war der höchste Private Banker der UBS Bern. Sein Karriereziel war der Stuhl von Anton Simonet.
Der zählt zu den Schlachtrössern der UBS. Simonet stieg 2017 zum obersten Private Banker der ganzen Schweiz auf, 2019 erhielt er zusätzlich die weltweiten Externen Vermögensverwalter unter sein Kommando.
2023 stand Simonet vor dem Ende als grosser Befehlshaber im Private Banking Schweiz. Den Topjob erhielt aber nicht der Berner Regionalleiter mit seinen Währungs-Strukis, sondern der bekannte August Hatecke.
Den hatte New UBS nach ihrem CS-Coup im Frühling 2023 schnell aus Singapur in die Heimat zurückbeordert, um dem Schweizer Private Banking Schub zu verleihen.
So wie Hatecke das zuvor mit seiner asiatischen Klientel gelungen war.
Anton Simonet hatte für seine engsten Buddies noch rechtzeitig vor seiner Ablösung vorgesorgt. Insbesondere sein engster Zögling schaffte einen nächsten Schritt auf der Karriereleiter.
Die Rede ist vom Leiter der Region Ostschweiz. Auf dem Thron in St. Gallen war er Mitte 2021 gelandet, wo der Private Banker sogleich mit Volldampf losgelegt hatte.
Zu seinem zentralen Verkaufsschlager machte er die Währungs-Strukis. Was die Berner können, das schaffen wir vor dem Frühstück.

Immer mehr der nur für absolute Könner, die hohe Verluste aushalten können, gedachten Produkte gingen jetzt von St. Gallen aus an Herr und Frau Normalo.
Zuerst an die Mittelreichen, die High Net Worth Individuals. Schliesslich an die Affluents, die „armen Schlucker“ zwischen Retail und Private Banking.
Der St. Galler Boss machte sich mit seiner Offensive rasch einen Namen. Auch bei Hatecke. Der kürte ihn Ende 2023 zu seinem „Head Investment Advisory“.
In den USA intensivierte sich derweil die Schlacht um die Macht. Im Sommer 2024 sagten die obersten Auguren der UBS einen fallenden Dollar voraus.
Der stieg. Nach Trumps Wahl prognostizierten sie plötzlich das Gegenteil: Der Dollar würde rasch steigen.
Wieder falsch. Am 2. April sackte er gerade nach unten – niedergestreckt von Trumps Zoll-Hammer.
Schon zuvor hatten die „RTPF“-Produkte, wie die Devisen-Derivate heissen, Löcher in den Kassen wichtiger UBS-Kunden gerissen.
Jetzt aber erwischte es unzählige Schweizer, die ein Leben lang gespart hatten.
In der Teppichetage fingen die Lampen an zu blinken. Wie gross ist der Schaden? Wer ist schuld?

Der Ur-Manager in Bern, der seine Berater als Erster zu immer noch höheren Umsätzen mit der „heissen“ Ware angetrieben hatte, hatte sich das bereits erfolgreich in ein gemachtes Bett gelegt.
Nachdem der von der CS stammende Leiter von Bord gegangen war, vertraute ihm die UBS Schweiz-Rennleitung unter Sabine Keller-Busse die Niederlassung in St. Moritz an.
Das war vor anderthalb Jahren. Jetzt seien im Engadiner Nobelort die Dollar-Derivate im grossen Stil explodiert, meldete gestern Tippinpoint, ein Finanzmedium.
St. Moritz mit seiner besonders edlen Kundschaft sei der „Hotspot im Derivate-Debakel“, so der Blog.
Jener Berner Spitzenmann, der am Anfang des Skandals steht: Er ist trotz des angerichteten Schadens bis heute in Rang und Lohn. Gleich wie seine „Freunde“.
Sein Nachfolger auf dem Stuhl des Berner Regionaldirektors musste zwar kürzlich eine Treppenstufe nach unten, doch das dürfte er verschmerzen. Er ist jetzt Chef der Ultrareichen in Bern.
Anton Simonet erhielt am 50-jährigen der UBS-Kaderschmiede „Wolfsberg“ einen Ehrenplatz.
Der von ihm geförderte Ex-St.Gallen-Chef musste offenbar seinen Posten räumen, soll aber weiter auf der Payroll der Bank stehen. So bleibt die Frage: Welcher Kopf rollt, um die Gemüter zu beruhigen?
Kommentare
Die beliebtesten Kommentare
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Terms & Facts. Strukis sind nicht per se schlecht. Ich habe in den letzten 40 J. damit rund 300k verdient und rund 20k verloren; nur mit Optionen und Mini-warrants. Die VV-Mandate sind wohl das grössere Übel. Von frontrunning und dem inhärenten buyside/sellside Twist mal abgesehen, bewegen sich viele Produkte durch lausiges market making im Reich von PE oder Hedge funds. Das weiss auch ein Mark Haefele.
Da hilft das beste sheet nichts, e.g. rare earths, Edelmetalle (ausser Gold), etc.
N.B. Wer den Unterschied Festhypo/SARON nicht schnallt ist hier übrigens BESTENS aufgehoben… -
Kein UBS Mitarbeiter hat das Produkt selbst verstanden. Mitarbeiter mussten sogar in Schulungen geschickt werden, weil das high margin Produkt so komplex war. Absurde Sales Vorgaben und eine überhebliche Arroganz sind bei dieser Firma an der Tagesordnung.
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Die UBS Analysten dürfen nach meiner Meinung keine „sicheren“ Devisen-Vorhersagen treffen. Dies können sie schlichtweg nicht.
Die Analysten müssten verpflichtet werden nur Einschätzungen und Wahrscheinlichkeiten abgeben, welche auch als solche klar deklariert werden.-
Die personelle Zusammensetzung des UBS CIO GWM lässt das leider nicht zu…
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Welche Absicht steckt hinter solchen Finanzkonstrukten? Kaum das Wohl des Anlegers…
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Die sogenannten Berater müssen dringen weniger verkaufen und mehr beraten. Die Institute müssen entsprechende Anreize schaffen.
Aktuell ist es teilweise der nackte Wahnsinn was den Kunden angedreht wird.
Als Hinz und Kunz ist man meiner Meinung nach am besten bei einer Neo-Bank wie Yuh, Revolut oder Truewealth aufgehoben. Viele Kunden sind aber zu träge!
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Die hohen Löhne und Boni können mit herumsitzen und Däumchen-Drehen nicht gerechtfertigt werden, ansonsten müssen sie zur Bauernbank, Migros oder Postfinance gehen.
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Erste und wichtigste Priorität sind die Verkaufszahlen, war schon immer so und wird nie anders sein. Einige Köpfe wird es da sicherlich erwischen, allein schon um den Betroffenen und der FINMA zu zeigen das man die Sache entsprechend ernst nimmt.
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Da ist es von Vorteil, zu denjenigen Kunden zu gehören, für die mangels ausreichenden Vermögens „Private Banking“ ausser Reichweite ist.
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hey leute. das ist euer swiss banking was eure generation abfeiert. danke für nichts🤮
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Heute keine Therapie Doppelstunde?
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Der ist wohl ein aussichtsloser Fall..
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Erinnert auch an den Absolute Return Skandal der UBS Ende der 2000er, wo Kunden ohne jegliche Risikotoleranz z.T. 30-40% Verluste hinnehmen mussten…
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Die selbsternannten “Experten” der UBS haben immer wieder propagiert die Zinsen werden steigen, das pure Gegenteil ist der Fall!
Libor ist und bleibt zurzeit und in den letzten 20-Jahren immer die günstigere Variante.-
Libor???
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@ Polo: Vor 20-Jahren Libor jetzt Saron!
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Laie?
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Nicht Laie. Libor gibt’s nicht mehr, ergo nix “ ist und bleibt“
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Die “Top-Experten” der UBS wollten uns schon vor 15-Jahren 10-jährige Festhypotheken andrehen obwohl in den letzten 20 Jahren Libor-Hypotheken im Durchschnitt immer günstiger als Festhypotheken waren.
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Gratuliere! Wer legt sich schon gerne freiwillig überteuerte 10-jährige Fussfesseln an? Bei Krankheit, Jobverlust oder Scheidung kommt dann das große und kostspielige erwachen in Form eines Penaltys.
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Auch jetzt versucht man wieder 10-jährige überteuerte Langläufer anzudrehen, obwohl die Zinsen im Juni höchstwahrscheinlich erneut gesenkt werden. Bald haben wir wieder Negativzinsen und ich bezahle nur noch die Bankmarge von
0,55%.
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Um die Gemüter der Kunden zu beruhigen, müssen jetzt Rubel rollen, nicht Köpfe.
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Die Erstellung eines Strukis erfordert eine Grundidee, die nicht unbedingt plausibel oder verständlich sein muss. Ein nahezu unmögliches Szenario ist stattdessen die absolut notwendige Bedingung.
Tauben (Kunden + Berater) schauen meist auf den Coupon, inszwischen kassiert die Bank eine 2% Upfront Kommission. Danach bleibt das Boot ohne Ruder in den Wellen zurück: bei Problemen prüft die Compliance Abteilung nur, ob der Kunde an der dafür vorgesehene Stelle unterschrieben hat. Die Tragödie wiederholt sich seit Jahren unaufhöhrlich (nicht nur bei UBS), niemand (FINMA) unternimmt einen Schritt, um sie zu vermeiden.-
Ausgezeichnet notiert, meine Hochachtung!
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Vielen Kunden (und evtl auch manchen BertaterInnen?) ist gar nicht klar, was sie da eigentlich tun, wenn sie in so ein Produkt investieren. Sie spielen Versicherung gegen unerwünschte Kursausschläge in eine oder auch beide Richtungen. Bei den „netteren“ Versionen ist im worst case „nur“ der eigene Einsatz weg, bei den richtig gefährlichen Produkten zumndest potenziell noch viel mehr. Augen auf beim Derivatekauf! Finder weg von Produkten, an denen ich als Kunde am Verlust beteiligt bin, aber nicht am möglichen Gewinn.
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Bei der UBS scheint es nur Spitzenleute und Topshots zu geben, die jeden Tag neue Skandale produzieren. Wenn das nur gut geht🤔?
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Stimmt, bei Lucky ist jeder UBS-Mitarbeiter, der den Badge an die Türe halten kann, ein Topshot. Gehe davon aus, dass es auch dafür Boni gibt, sonst würden die das gar nicht machen.
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Es zeigt uns, dass die Währungsprognosen der UBS-Experten nicht mal
das Papier wert sind. / Casino pur. -
Natürlich ist jeder private Anleger selbst verantwortlich für sein Risikoverhalten. Nur sollten die Kundenberater die Auswirkungen eines worst case bei Derivaten analog der Tragbarkeitsrechnung bei Neuhypotheken dem Kunden zwingend schriftlich dokumentieren und Limiten vorgeben müssen. Alles mit Mass!
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Beim erfassen des Auftrages zeigt es dem Kundenberater jedesmal ob das Produkt für den Kunden geeignet ist im Bezug auf Risikoprofil und Kenntnisse und Erfahrung des Kunden mit diesem Produkt. Der verkaufstüchtige Kundenberater bzw. Verkäufer klickt das einfach durch… Bonus wartet ja schliesslich… Der naive Kunde versteht die Factsheets sowieso nicht.
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Es ist unglaublich was diese machen. Mir wollte der Banker eine Festhypothek für. 1.75 % , und ich sagte im der Saron sinkt. Ja ich sei aber auf der sicheren Seite.
Wann merken die Banker, dass wenn Sie zufriedene Kunden haben auch mehr für die Bank abspringt.
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Im Nachhinein ist man immer schlauer! Ich glaube, dass ich mir genau vorstellen kann, wie der „Ex-Kunde“ reagiert hätte, wenn der Saron nicht gesunken, sondern gestiegen wäre? Es hätte etwa so getönt: „Der Banker hat mich falsch beraten – ich habe ihm doch klar gesagt, dass ich Sicherheit will und dass ich kein Zinsrisiko eingehen will!“.
Wieso ist bei so vielen Kommentaren auf IP immer der Banker Schuld und alle Kunden sind so viel gescheiter? Oder schreiben auf dieser Plattform eventuell nur viele frustrierte Genies, die immer alles besser wissen – vor allem im Nachhinein? -
Weil der Bankverkäufer den Kunden mit seinem Bankchinesisch wortreich zumüllt, bis der Kunde einsteigt. Wenn’s klappt, ist der Bänkler der Harry Hirsch. Wenn nicht, ist der Kunde selbst verantwortlich. Das ist aber bei allen Banken so, selbst bei der so hochlobten Swissquote mit ihren damals so absolut tollen Lake Diamonds.
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Gut gemacht der Libor/Saron war durchschnittlich in den 20-Jahren immer günstiger. Rette sich wer kann, wer jetzt noch UBS Kunde ist.
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So funktioniert halt Private Banking. Ein neies hochmargiges Produkt wird kreiiert und dann wird von oben via die Teamleiter der Verkauf gepusht, ab und zu noch mit einem Contest verbunden welcher RM am meisten Volumen andrehen kann. Und alles damit die Boni weiter sprudeln. Wer nicht mitmacht muss bald gehen… Ethik und Moral gibt es im Private Banking seit Jahrzehnten nicht mehr. Alles nur Produkteverkäufer. Kunden wacht endlich auf!
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Genau so sieht das new PRIVATE Banking aus.
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Genau so ist es😡
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Macht die Situation auch nicht besser…sondern zeigt nur auf, dass die internen Kontrollen bei dieser Bank nicht funktionieren 🙂
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@ Samichlous
Theorie:
Gesetz und Weisungen der BankPraxis:
„Individuelle Auslegungen“ und die kreative Bonusphantasie leitet beim Ausfüllen der Formulare und Systemeingaben
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Ja, und???
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Würde ich nicht wollen, dass solche Strukis meiner 80 jährigen Oma im Altersheim angedreht werden.
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@Und was jetzt?
In ein paar Wochen ist die Derivat Affäre der UBS vergessen! Nochmals zum mitschreiben: Derivate sind hochspekulative Finanzprodukte. Man kann gewinnen oder verlieren bis zum Totalverlust. Für Privatanleger eher ungeeignet! Auch wenn der UBS Verkäufer etwas anderes erzählt!
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So funktioniert halt Private Banking. Ein neies hochmargiges Produkt wird kreiiert und dann wird von oben via die Teamleiter der…
Macht die Situation auch nicht besser...sondern zeigt nur auf, dass die internen Kontrollen bei dieser Bank nicht funktionieren :-)
Würde ich nicht wollen, dass solche Strukis meiner 80 jährigen Oma im Altersheim angedreht werden.