Am 5. Verhandlungstag musste Eric Varvel aussagen. Der Amerikaner gehörte jahrzehntelang zum absoluten Inner Circle der „Masters of the Paradeplatz“.
Sein Counterpart im grossen Greensill-Prozess war gestern Andreas Gottschling. Der gehörte als Risiko-Spezialist zum CS-VR, als die Greensill-Fonds im Frühling 2021 explodierten.
Kurz darauf musste Gottschling raus. Gleich wie zuvor Varvel.

Wie die Financial Times aus dem Gerichtssaal berichtet, wirft Gottschling dem heute für Blackrock aktiven Varvel vor, ein falsches Bild von den Greensill-Risiken gezeichnet zu haben.
A „false picture“.
Kern sind die Geschehnisse im Frühling 2020. Thomas Gottstein hatte soeben von Tidjane Thiam das CEO-Steuer übernommen.
„CS will not let you down“, garantierte Gottstein am Telefon Lex Greensill, dem zum Sir geadelten Australier.
Dessen Lieferkettenfonds waren ein Kartenhaus. Doch das wurde erst im Frühling 2021 offensichtlich, als sie mit einem 10 Milliarden-Knall zusammenbrachen.
Im 2020 schien die Welt noch in Ordnung. Hinter den glänzenden Kulissen passierte aber Folgenreiches.
Greensill und sein Hauptsponsor, der japanische Super-Financier und Besitzer von SoftBank, schoben sich Vermögenswerte gegenseitig zu.
Softbank half Greensill mit frischer Kapitalinfusion aus der schon damals grossen Not, im Gegenzug gab Greensill dem Japaner harte Beteiligungsassets.
Das Problem: Diese waren als Sicherheit für die CS-Fonds gedacht. Jetzt waren sie dem Zugriff der CS-Investoren, darunter vor allem reiche Privatkunden aus Arabien und Asien, entzogen.
Darum gehts in der 440-Millionen-Klage der CS-Fonds gegen die SoftBank.
Varvels Direktunterstellter Michel Degen vereinbarte vor 5 Jahren mit Lex Greensill eine 150-Millionen-Dollar-Beteiligung der inzwischen gecrashten Schweizer Grossbank an dessen Greensill Capital.
Degen informierte seinen Chef Varvel darüber. Die Details kommen ans Licht, weil der Londoner Richter bisher geheime Finma-Unterlagen publik gemacht hat.
Während in England mehr und mehr klar wird, wie die ganze Greensill-Katastrophe bis in die oberste CS-Etage zu reden gab, stockt in Zürich die Greensill-Strafuntersuchung.
Von den bekannten Leuten, allen voran Thomas Gottstein und seine Risk-Chefin Lara Warner, geschweige den Eric Varvel, ist keiner unter den strafrechtlich Verdächtigten.
„Nur“ der Befehlsempfänger Michel Degen, dessen zwei Greensill-Fonds-Verantwortliche, sein oberster Risk-Manager, ein Portfolio-Manager sowie Lex Greensill himself müssen sich verteidigen.
5 Subalterne und ein Drahtzieher laufen Gefahr, vor dem Strafrichter zu enden. Es gilt Unschuldsvermutung.
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Die beliebtesten Kommentare
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Eines haben die Schweiz und Deutschland gemeinsam: Sie sind beides Länder wo Wirtschaftsvergehen nur sehr schwach geahndet werden, wenn überhaupt. So wie sich das in London vor Gericht darstellt, wurden offenbar Vermögenswerte „mehrmals verwendet“, wodurch ja faktisch von Anfang an klar war das Kredite niemals hätten vergeben werden dürfen.
Warum interessierte das niemanden?
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Top-Manager haben in der Regel jeweils einen gut ausgebauten Hofstaat,
der bei Bedarf die notwendigen Bauernopfer liefert. -
Varvel hat bei Blackrock einen Job. Solche Hasardeure und Versager bekommen in der Finanzindustrie immmer ein Plätzchen!
Diese ganze Greensill Affaire spottete jeder Beschreibung. Selbst ein Volltrottel hätte damals erkannt das das Geschäftsmodel absolut nichts taugt!! -
In der Schweiz werden Wirtschaftsvergehen nicht wirklich geahndet. Ein paar Milliarden in den Sand zu setzen, hat keine Konsequenzen. Egal ob bei Swissair, der UBS oder der CS hat der Verlust von zehntausenden von Arbeitsplätzen keine rechtlichen Folgen. Entweder wird gar niemand angeklagt oder es gibt Freisprüche.
Ist man aber etwas anrüchig unterwegs, wie Pierin Vincenz, so wird man sofort weggesperrt und durch aufwändige Prozesse geschleift. Obwohl kein einziger Arbeitsplatz verloren ging und der Schaden im Vergleich minimal war.
Maximale Rechtsungleichheit kennt man sonst nur in autoritären Regimen, theokratischen oder in gescheiterten Staaten, sogenannten failed states.
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NEVER TRUST A WATERMELON 🍉 FARMER!!!
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Die Produkte Entwickler sind doch Schuld. Als ob die GL über die Komplexität Bescheid wusste.
Es sind oft die Produkte Entwickler, welche das upside anpreisen und selten auf die Risiken hinweisen.
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Für die Risikobeurteilung gibt‘s die Sparte Riscmanagement. Bei der CS wurden kritische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Risikomanagement mit schlechten Qualis „weiterentwickelt“. Gäll Reto!
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what about David Solo, he was a main actor too in this story?
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Schon damals (1997) tauchte dieser Name als Ziehsohn im Schlepptau von Marcel Ospel auf und geistert wie ein Phantom seither persönlich sehr Vermögenszuwachs bildend durch die internationale Bankwelt, immer wieder mit Abstecher in die Schweiz
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Bei der CS in Asien war B.Cavalli einer der Haupttreiber fuer die Greensill Fonds und heute wird er als Fruehstucksdirektor bei der UBS weiter vergoldet. Kein Gewissen – keine Moral..
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Nice to hear! Für Degen gab es einzig: Bonus, Bonus und nochmals Bonus. Zweite Frage von ihm: Wer macht mit?
In der Schweiz werden Wirtschaftsvergehen nicht wirklich geahndet. Ein paar Milliarden in den Sand zu setzen, hat keine Konsequenzen. Egal…
Nice to hear! Für Degen gab es einzig: Bonus, Bonus und nochmals Bonus. Zweite Frage von ihm: Wer macht mit?
Bei der CS in Asien war B.Cavalli einer der Haupttreiber fuer die Greensill Fonds und heute wird er als Fruehstucksdirektor…