Kaufen Manager Aktien des eigenen Unternehmens, ist das für Anleger ein wichtiger Fingerzeig, dass sie ebenfalls zugreifen können.
Umgekehrt ist es ein Warnsignal, wenn ein zentrale Führungskraft Aktien des eigenen Unternehmens verkauft – ganz besonders dann, wenn sie es immer wieder und in grossem Ausmass tut.
Antoine Hubert ist Gründer von Aevis Victoria, die neben Hirslanden eine der zwei grossen privaten Spitalgruppen in der Schweiz ist und dazu elf Edelhotels hält wie das Eden au Lac in Zürich.
Früher führte er das Konglomerat als Delegierter des Verwaltungsrates, seit letztem Frühling gibt er als „exekutiver Präsident des Verwaltungsrates“ den Takt vor.
Wie aus den Daten der Schweizer Börse SIX ersichtlich ist, sind „von einem Exekutiven Verwaltungsratsmitglied / Mitglied der Geschäftsleitung“ seit April 2024 in mehr oder weniger regelmässigen Abständen umfangreiche Posten von Aevis-Victoria-Aktien verkauft worden.
Insgesamt handelt es sich um 16 Verkaufstransaktionen. Die grösste davon umfasste 400’000 Aktien im Gesamtwert von 6,1 Millionen Franken, die geringste immer noch 20’000 Aktien im Wert von 260’000 Franken.
Insgesamt wurden in diesem Rahmen fast 2,5 Millionen Aktien für 34,7 Millionen Franken verkauft.
Für solche Verkäufe kommt nur Hubert selbst in Frage: Keiner sonst mit einer exekutiven Funktion hält so viele Aktien von Aevis Victoria.
Was auffällt: Eine Zeit lang, bis letzten Juni, standen seinen Verkaufs-Transaktionen meist in gleichem Umfang Käufe von „einen Nicht-Exekutiven Verwaltungsratsmitglied“ gegenüber.
Dabei kann es sich nur um Michel Reybier handeln. Der französische Milliardär hielt insgesamt mit Hubert und dessen Frau per Mitte Jahr noch 75,4 Prozent an Aevis Victoria, die an der Börse 1,1 Milliarden Franken wert ist.
Die Frage ist, warum Reybier, der im Verwaltungsrat des Unternehmens sitzt, seinem Kompagnon Hubert so viele Aktien abgekauft hat?
Hat Hubert persönlich einen Liquidititätsengpass gehabt, etwa aufgrund eines aufwendigen Lebensstils und privater Schulden? Oder gibt es einen anderen Grund dafür?
Klar ist: Seit der Aktienkurs von Aevis Victoria im Juni mit 22 Franken ein Allzeithoch erreichte, ist er sukzessive am Sinken. In diesem Jahr hat er, während der Aktienmarkt gestiegen ist, bis dato 14 Prozent verloren.
Zu Beginn des Dezembers ist er auf ein Fünfjahrestief von 11.50 Franken abgesackt, bevor er sich wieder etwas erholt hat.
Mit seinen Verkaufstransaktionen hat Hubert immerhin noch einen Schnitt von 13.99 Franken je Aktie gemacht.
Während Hubert Aktien abbaut, sucht er auf der anderen Seite gleichzeitig neue Aktionäre, die in sein Konglomerat einsteigen und ihm frische Mittel beschaffen.
Anfang November teilte Aevis Victoria, man prüfe verschiedene strategische Optionen für die Tochtergesellschaften, insbesondere Swiss Medical Network und Infracore, „um deren langfristige Entwicklung zu unterstützen“.
Die Vermutung lautet, dass Aevis Victoria und ihre Töchter dringend frische Mittel benötigen. Denn das Konglomerat ist hochverschuldet.
Es wird argumentiert, bei einem Grossteil der Schulden handle es sich um Hypotheken, und diese seien mit Immobilien besichert.
Aber selbst wenn die Hypotheken herausgerechnet würden, bleibt bei Aevis Victoria an Bankkrediten und anderen Verpflichtungen per Ende des letzten Dezember ein Schuldenberg von fast 646 Millionen Franken.
Das entsprach dem 7,2-Fachen des ausgewiesenen Betriebsergebnisses auf Stufe Ebitda. Ein Wert über dem 3-Fachen gilt gemeinhin als kritisch.
Wie hier am Mittwoch berichtet, ist die Rede von monatelang unbezahlten Rechnungen und auf der Kippe stehenden Bank-Krediten bei der Tochtergesellschaft Swiss Medical Network (SMN).
Im Juli 2023 hatte SMN, die 21 Kliniken betreibt, bereits eine kräftige Finanzspritze von Visana erhalten.
Der Berner Krankenversicherer zahlte im Rahmen einer Kapitalerhöhung für einen Anteil von 11,1 Prozent an SMN den hohen Preis von 150 Millionen Franken – was bei Beobachtern Erstaunen auslöste.
Im Dezember vor einem Jahr wurde auch das Kantonsspital Aarau zu einem Aktionär von SMN. Es erhielt daran einen Anteil von 3,7 Prozent im Tausch für sein verschuldetes Spital Zofingen.
Die Aarauer handelten aus einer Notlage heraus. Das Spital Zofingen war von der Schliessung bedroht. Dennoch hat die Transaktion einigen Wirbel verursacht und Kritik ausgelöst, so von Nationalrat Cédric Wermuth.
Aevis Victoria prüft auch auf für Infracore, die als Besitzerin der Spitalimmobilien fungiert, einmal mehrere Optionen, darunter einen Börsengang. Der hatte schon in der vergangenen Dekade zur Diskussion gestanden.
Stattdessen kam dann Bâloise im Dezember 2018 zu Hilfe. Nur zwei Jahre später verkaufte der Versicherungskonzern nach einem rasanten Meinungsumschwung sein 30 Prozent-Aktienpaket an Infracore überraschend wieder.
Gekauft wurde es vom Medicals Properties Trust (MPT), der in Spitalimmobilien investiert. Die US-Gesellschaft ist ihrerseits umstritten und stark verschuldet, ihr Aktienkurs ist seit dem Höchst vor vier Jahren um mehr als drei Viertel eingebrochen.
Inzwischen hält MPT an Infracore einen Kapitalanteil von 70 Prozent und Aevis Victoria selber noch von 30 Prozent. Ein Börsengang von Infracore könnte beiden die Möglichkeit eröffnen, sich benötigte Mittel zu beschaffen.
Eine Frage bleibt: Für die Perlen im Portfolio des Spital- und Hotelkonglomerats werden sich sicher Käufer finden. Aber wer soll angesichts der ganzen Ausgangslage das Vertrauen finden, um gross in Aevis Victoria und seine Tochtergesellschaften zu investieren?
Wenn doch der entscheidende Taktgeber und Hauptaktionär Antoine Hubert mit seinen Aktienverkäufen ein Warnsignal sendet?
Andreas Kälin, Redaktor, arbeitet seit fast dreissig Jahren als Wirtschaftsjournalist. Nach Abschluss des Studiums an der Hochschule St. Gallen hat er für diverse Medien in der Schweiz und Deutschland gearbeitet, darunter die «Finanz und Wirtschaft», die «Börsen-Zeitung», «Bilanz» und «Stocks». Sein Spezialgebiet bei The Market sind Schweizer Aktien und Nebenwerte. http://www.themarket.ch
nur sehr sehr wenige Schweizer Spitäler rentieren.
Milliarden an Abschreibern werden kommen, Wetzikon der Anfang…den Rest vorauszusehen, dazu braucht es keinen „Einstein“
auf mega profit aus aber das gegenteil ist der Fall. Alle Spitäler Arbeiten defizitär.
Das Gesundheitswesen ist nicht mehr zu Retten – diese Pingus haben die kosten nicht mehr im Griff – nicht wir sind daran Schuld .. UK Status S … den Rest kennt ihr ja.