Die Bank Vontobel versucht, im Fall Uli Hoeness den Ball flach zu halten. Aus gutem Grund: Hoeness war offenbar jahrelang einer der grössten Kunden im Devisenbusiness der Vontobel.
Das zeigen Zahlen aus dem laufenden Steuerprozess gegen den Ex-Fussballstar und Noch-Bayern-Präsidenten sowie Vontobels Geschäftsberichte.
Im Prozess in München wurde gestern klar, dass Hoeness weit mehr dealte als bisher bekannt war. Der Blick stellt heute die Zahl von 18 Millionen Euro Verlust an einem einzigen Tag ins Zentrum.
Beim Tages-Anzeiger schafften es „50’000 Transaktionen per Telefon“ in die Top-Headline, die Hoeness mit seinem Berater bei der Zürcher Privatbank über die Jahre tätigte.
Hoeness selbst gab zu, dass er bis zu 18,5 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust hatte. Die Anklage ging von 3,5 Millionen aus.
Bei einer Hinterziehung von gegen 20 Millionen muss das Trading-Volumen entsprechend hoch gewesen sein.
Hoeness spekulierte nach eigenen Angaben vor allem mit Devisen. Dort wird mit einem riesigen Hebel gearbeitet.
Für Devisen-Deals brauchen die Kunden nur wenig Eigenkapital zur Abdeckung der Kursschwankungen. Bei Vontobel sind es rund 10 Prozent. Der Rest des Gesamt-Einsatzes kommt von der Bank.
Wenn also Hoeness an einem Tag zweifache Millionenresultate erzielte, dann muss das totale Risiko dreistellig gewesen sein. Entsprechend dürfte ihm die Bank Vontobel Kredite gewährt haben.
Daraus folgt, dass Hoeness einer der ganz grossen Kunden der Zürcher gewesen war. Diesen Schluss legen auch die Zahlen der Bank Vontobel nahe.
Das Devisengeschäft ist bei Vontobel im Investment Banking angesiedelt. Dort zeigen die Geschäftsberichte der letzten Jahre, dass die Zürcher Bank keine grossen Gewinne erzielte.
Zwischen 2005 und 2013 pendelten die Resultate mit Fremdwährungen zwischen plus 9 und plus 34 Millionen Franken. Höhepunkt war 2005, Tiefpunkt 2007 und 2010.
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Im Vergleich zum Geschäft mit Wertschriften sind die Devisen bei Vontobel ein stabiles Nischenprodukt. Gewann die Bank letztes Jahr mit Devisen 15 Millionen, waren es im volatilen Handel mit Wertschriften 463 Millionen – Faktor 30.
Auch im Quervergleich mit der Konkurrenz sind die Vontobel-Devisenleute kleine Fische. Die Zürcher Privatbank Julius Bär machte im 2012 mit Devisen 255 Millionen, 2013 waren es sogar 344.
Wenn Vontobel im Devisenmarkt also ein kleiner Player ist, gleichzeitig aber Hoeness mit riesigen Beträgen um sich schmiss, dann muss man annehmen, dass Hoeness als Einzelkunde ein besonderes Risiko für die Bank darstellte.
Damit ist nicht die Bonität des bekannten Deutschen gemeint, sondern schlicht dessen Grösse und Bedeutung für die Schweizer. Entsprechend müsste man davon ausgehen, dass Hoeness sorgfältig und von ganz oben betreut wurde.
Genau das scheint nicht der Fall zu sein. Wie der Tages-Anzeiger mit Bezug auf den ersten Prozesstag von gestern berichtet, lernte Hoeness vor 40 Jahren einen Vontobel-Banker im Bündner Ferienort Lenzerheide kennen.
Dieser sei mit der Zeit zu einem „guten Freund“ geworden, gibt die Zeitung Hoeness wider. Der Vertrauensmann war laut dem Tages-Anzeiger kein Privatbankier, sondern im Investment Banking der Vontobel tätig.
Hoeness behielt seinen Berater, obwohl er den Wetteinsatz stets erhöhte. Das Treiben ging offenbar bis fast in die Gegenwart weiter. Im Private Banking wurden die Banken hingegen ab 2008 vorsichtig, als der Post-Steuersünder Zumwinkel aufflog.
Schliesslich bekam Hoeness – wie einst bei seinem berühmten Penalty weit übers Tor – das Nervenflattern. Recherchen des deutschen Magazins Stern trieben ihn vor Jahresfrist zu einer unausgegorenen Express-Selbstanzeige.
Mit ihrem Grosskunden Hoeness steht die Bank Vontobel als Traderbank da. Für den seit Jahren angestrebten, aber bisher nicht erreichten Imagetransfer Richtung Private Banking könnte dessen tiefer Fall ein Rückschlag sein.
Es könnten sogar schwerwiegende Fragen aufkommen. Haben bei der Bank Vontobel Kontrollen versagt? Wie ist der Devisenhandel, den die Welt-Watchdogs ins Visier genommen haben, organisiert? Wird die Finanzmarktaufsicht tätig?
Die Verantwortlichen gehen auf Tauchstation. „Die Bank Vontobel ist im genannten Prozess nicht involviert“, werden sie im Blick zitiert. „Im Übrigen kommentieren wir den Sachverhalt nicht weiter.“
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Die beliebtesten Kommentare
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Hoeness wird mit grosser Wahrscheinlichkeit für seine Delikte eingesperrt. Dougan, Kielholz, Shafir, Rohner und wie sie alle heissen laufen frei herum. Wo ist hier die Verhältnismässigkeit?
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genau; die CS-Gang ist immer noch frei und schreibt sich selber die Schecks; und fast noch schlimmer, Wuffli, achdem er so 30-50 Milliarden versenkt hat, ist jetzt der Praesi bei Partners Group – welche auch unsere Pensionskassen Gelder verwaltet !
was sich in unserem Land abspielt ist mehr als ein HOHN ! unfassbar wie wir ver….. warden !
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Ja wann wird dann endlich die Öffentlichkeit darüber informiert, dass am Anfang von Hoeness‘ Schlamassels eine der elegantesten Korruptionshandlungen in der Sportgeschichte steht? Bayern war im Jahr 2000 kurz vor dem Abschluss mit Nike, die Verträge waren unterschriftsreif. In letzer Minute hat der Bayern-Vorstand (u.a. die Herren Beckenbauer, Rummenigge und Hoeness) zu Adidas gewechselt. Honi soit qui mal y pense, aber es war der damalige Adidas-Chef Dreyfus, der Hoeness für eines seiner üppig gefüllten Konti eine Blankovollmacht einräumte. Ob Hoeness als Spielsüchtiger mit der Kohle nur gezockt hat, das bleibt dahingestellt, genau so wie die anderen Vorstände incentiviert wurden, um doch noch mit Adidas abzuschliessen. Unklar bleibt auch, wieso die heutigen Honorigkeiten im Bayern-Vorstand ihrem Präsidenten nicht schon längst das Misstrauen ausgesprochen haben. Wahrscheinlich weiss Hoeness einfach zuviel und könnte den einen oder anderen mit in den Abgrund reissen. Aber nochmals: das besonders Elegante und Kreative war wie Dreyfus die menschliche Schwäche von Hoeness (sei es Suchtverhalten oder Gier) ausnutzte und ihm einredete, er wäre ein Freund, um Adidas bei Bayern so positionieren, wie sie heute positioniert ist.
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Lieber Uli, gemäss Deinen Aussagen im Prozess hattest Du den Ueberblick über die Gesamtpositionen verloren. Es scheint, als ob Dein geschätzter Berater aufgrund Deiner äusserst attraktiven Kundenrechnung Dir aktiv geholfen hat, Dein Volumen zu vergrössern. Dies ist zumindest verwerflich wenn nicht sogar untersuchungswürdig. Und just in dem Moment, als Du die Selbstanzeige initiieren wolltest und deswegen hättest Positionen schliessen wollen, lag Dein Berater offensichtlich in einem Bonusnickerchen!. Ich empfehle Dir, das professionelle Devisen- Offering der Grossbanken zu studieren, die jederzeit Deine Positionen kennen und 24 Stunden lang mitbetreuen. Zudem hat Vontobel Monate gebraucht, um eine halbwegs vernünftige Erträgnisaufstellung zustande zu bringen. Vontobel versucht am Markt ein grosser Player zu sein, es fehlt jedoch die Qualität dazu. Take Care, es kommt schon gut!q
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Alle mir bekannten Banken brauchen 4 – 6 Monate, um brauchbare deutsche Steuerunterlagen für die letzten 10 Jahre zu erstellen, da auch sie von den politisch gewollten Selbstanzeigen überrolt wurden. Somit ist die VT keine Ausnahme.
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Nach dem heutigen Prozesstag ist bereits von Steuern in Höhe von 27 Millionen Euro die Rede. Angesichts der Dimensionen erscheint es immer wahrscheinlicher, dass es sich kaum nur um private Gelder von Hoeness handelte, sondern möglicherweise um eine schwarze Kasse des FC Bayern. Die Sache ist also noch längst nicht ausgestanden – auch nicht für Vontobel. Finma, it’s your turn!
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Wie konnte es geschehen, daß die Kontonummer von UH an einen Journalisten des „Stern“ in Hamburg weiter gegeben wurde.
Ein Nummernkonto war es.
Soviel zum „Swiss-Banking“.-
Guter Punkt. Ich traue auch keiner Schweizer Bank mehr über den Weg bezüglich Einhaltung des Bankgeheimnis.
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Das Positive an Hoeness ist nur, dass nun er und nicht andere seine Steuern in Zukunft zu entrichten hat.
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waere noch spannend, wieviel die Vontobel an UH verdient hat, bei 50,000 Transaktionen und diesen Volumen…
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Ich frage, hat denn Vontobel etwas falsch gemacht ?
1. Ist es falsch Uli Hoeness als Kunden zu haben ?
2. Ist es falsch, dass ein Kunde traded in Devisen solange die Limiten eingehalten wurden ?
3. Ist es falsch, einen solchen Kunden bei seinem vertrauten Berater zu belassen. Was können die „Oben“ besser als dieser Berater ?Klar ist einzig, dass die Vontobel wohl nicht mehr soviel Geld verdienen wird mit diesem Kunden wie in der Vergangenheit.
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VT hat nichts falsch gemacht.
Es ist bei Banken üblich und zweckmässig, dass aktive Devisen-Trader direkt von einem
Forexhändler betreut werden.
Da FX-Handel ein sehr zeitkritisches Geschäft ist, kann der Umweg über Private Banking zu Zeitverlust und Missverständnissen bei der Auftragserteilung führen. -
Da Vontobel unschwer das Domizil von UH kannte, hätten sie korrekterweise einen Steuerausweis erstellen müssen. Tradingerlöse sind für Deutsche steuerpflichtig (in diesem Ausmass auch für Schweizer). Glasklare Verletzung der Sorgfaltspflicht der Bank. Die können von Glück reden, dass UH sich selbt beschuldigt, das Domizil Deutschland und nicht USA ist; und es der FINMA einmal mehr egal sein wird.
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Argus… Genau hier machen sie den Fehler…
Betreuung eines FX Händlers IST ja OK, aber der Kundenbetreuer (Bank->Kunde) muss eine Person ausserhalb des Tradings sein. Dieser Betreuer ist quasi in der Pflicht a) dem Kunden und b) dem Händler auf die Finger zu schauen. Dazu sollte der Kundenbetreuer über die Tradinglimiten informiert sein. Vorallem bei einer ausgesetzten Terminlimite.
Und wer bucht eigentlich die Trades? Informiert der Kunde den Kundenbetreuer nach abgeschlossenen Trades? Redet der Kunde mit einer Person im FX-Sales, oder direkt mit dem FX-Executer? Wie ist das aufgebaut bei VT?
Wieviel % underlying gewährt eigentlich die Bank auf Termingeschäfte? 5%? 10%?. Ja dann kann der Ulli möglicherweise grosse Positionen halten.
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Man konnte ja auch lesen, dass UH in der Finanzkrise viel Geld verloren hat und anschliessend sein Zockerei mächtig eingeschränkt habe.
Es ist deshalb wahrscheinlich, dass er nicht nur in FX- sondern auch in Aktienderivaten usw. dealte.
Hier taucht ein alt bekanntes Problem auf. Nämlich dass die Kunden dort betreut werden, wo der persönliche Kontakt besteht und nicht in der eigentlich dafür vorgesehenen Abteilung.
Eine kürzliche NZZ-Analyse zeigte, dass z. B. die US-Kunden bei der CS verstreut über die verschiedensten Länderdesks betreut wurden.
Das Vontobel-Private Banking ist bekannt für eine hervorragende Compliance. Dort wäre ev. erkannt worden, dass die Beziehung zu UH ein ähnliches Risiko wie eine PEP darstellt?
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Ich verstehe den folgenden Teil des Artikels nicht…..
„Für solche Devisen-Deals braucht es nur wenig Eigenkapital. Dieses ist zur Abdeckung des Risikos gedacht. Der Rest wird von der Bank vorgestreckt.
Wenn Hoeness an einem Tag zweifache Millionenresultate erzielte, dann muss der Gesamteinsatz dreistellig gewesen sein. Entsprechend dürfte ihm die Bank Vontobel Kredite gewährt haben.“
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Hier sieht man, wie wenig Herr Hässig von Banking versteht…
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Hier sieht man, wie wenig die Bank Vontobel von Private Banking versteht…
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Hier sieht man, wie wenig Kommentarschreiber über den Wahrheitsgehalt solcher Geschichten wissen…
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Im „Blick am Abend“ sieht man, wie stark IP bei den BaM-Schreiberlingen als autenthische Berichterstattung und Fachjournalismus angesehen wird.
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Ich verstehe den folgenden Teil des Artikels nicht..... "Für solche Devisen-Deals braucht es nur wenig Eigenkapital. Dieses ist zur Abdeckung…
Hier sieht man, wie wenig Herr Hässig von Banking versteht...
Man konnte ja auch lesen, dass UH in der Finanzkrise viel Geld verloren hat und anschliessend sein Zockerei mächtig eingeschränkt…