Die Auswechslung ihres Hotelfonds-Managers schien für die Credit Suisse zum Befreiungsschlag zu werden. Die Aufregung um die Betreiber-Pleite der Davoser Nobelherberge legte sich.
Nun zeigt sich, dass der neue Mann tief „embedded“ ist. Zum Vorschein kommt eine einzigartige Verfilzung, mit hochrangigem Postengeschacher und fragwürdigen Immo-Finanzierungen.
Der Auslöser der jüngsten Entwicklung rund um den 250-Millionen-Alpenklotz und die konkursite Stilli Park AG als dessen Pächterin ist die Einsetzung von Thomas Vonaesch.
Vonaesch wurde von der CS vor kurzem interimistisch als Manager ihres Hospitality-Fonds eingesetzt. Dieser besitzt das Intercontinental in Davos auf dem Areal der ehemaligen Stilli.
Vonaesch, ein langjähriger Managing Director der Bank, wurde intern und gegenüber den Fonds-Investoren als erfahrener Senior geschildert, der seit 1990 für „Immobilienfonds“ der Bank tätig sei.
Kein Wort verlor die CS über die Rolle, welche Vonaesch beim Stilli-Projekt gespielt hat. Insbesondere unterliess sie zu sagen, dass der Krisenmann ein Verantwortlicher der ersten Stunde ist.
Am 28. Oktober 2010 verschickte die CS ein Pressecommuniqué, mit dem sie ihren Hotelfonds namens Hospitality ankündigte.
Dort tauchte Vonaesch als „Leiter Real Estate Fund Management der Credit Suisse“ auf.
„Der CS REF Hospitality investiert in unterschiedliche Hospitality-Immobilien“, wird Vonaesch zitiert. Er stelle „seinen Anlegern ein attraktives Investment in Aussicht“.
Kurz darauf konnte die CS mehr als 1,2 Milliarden Zeichnungen für ihr neues Anlagevehikel vermelden, das sich für „Anleger mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont“ eignen würde.
Schliesslich flossen 900 Millionen in den Fonds. Sie stammten ausschliesslich von Profi-Investoren wie Schweizer PKs.
Zu diesem Zeitpunkt gehörte Vonaesch zum innersten Zirkel jener Immobilientruppe, die bei der Grossbank beeindruckende Projekte plante und finanzierte, darunter den Prime Tower und Sihlcity.
Vonaesch war nicht nur ein hohes Tier in der CS-Abteilung Real Estate, sondern er gehörte auch zur operativen Führung der CS Funds AG.
Bei dieser Gesellschaft handelt es sich um jene CS-Tochter, welche für die Aufgleisung und das Managen der vielen Fonds der Bank rechtlich zuständig ist.
Ein Fonds ist eine unabhängige juristische Person, bei der besondere Vorschriften bezüglich Offenlegung und Führung bestehen.
Für die grossen Immobilien-Projekte der CS der jüngeren Vergangenheit brauchte es jeweils grünes Licht der höchsten Stellen der CS Funds AG. Zuständig waren neben der Geschäftsleitung auch der Präsident und der VR-Ausschuss.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
In dieser Konstellation konnten sich drei CS-Herren gegenseitig die Bälle zuspielen. Vonaesch als Projektleiter, sein Chef Markus Graf und CS-Funds-Präsident Heinz Hofmann.
Beim Stilli-Deal ging es um ein besonders grosses – und umstrittenes – Ding. Das geplante Luxushotel drohte zu scheitern.
Die Entwicklung geht zurück auf einen Mann, der bei CS-Erzrivalin UBS dafür zuständig war. Er heisst Oliver Hofmann und ist einer der Söhne von CS-Fonds-König Heinz Hofmann.
Oliver Hofmann biss als hoher Real-Estate-Entwickler bei seiner Arbeitgeberin UBS mit dem Stilli-Projekt auf Granit. Die Bank, die 2008 unter die Räder geraten war, lehnte dessen Finanzierung ab.
Der junge Hofmann ging darauf zur CS, wo sein Vater eine Machtposition innehatte. Dort ging die Sache über die Bühne.
Am 21. Dezember 2010 meldete die CS, dass ihr Hotelfonds Hospitality 155 Millionen in den Bau eines Interconti in Davos investieren würde. Inzwischen beträgt das Engagement fast 250 Millionen.
Der Zeitpunkt lässt aus heutiger Sicht aufhorchen. Nur gerade 2 Monate waren verstrichen, seit die CS die Lancierung ihres Hotelfonds bekanntgegeben hatte.
Die Frage taucht auf, ob der Hospitality-Fonds hauptsächlich darum entstand, weil die CS das Stilli-Projekt ermöglichen wollte.
Wäre dem so, dann hätte die CS nicht nur Hand geboten für eine Finanzierung, die inzwischen fragwürdig erscheint, sondern sie könnte auch eine entscheidende Rolle für die Karriere von Oliver Hofmann gespielt haben.
Oliver Hofmann, der Sohn von Heinz Hofmann, damals Präsident der CS Funds AG und damit höchster Verantwortlicher für das Stilli-Engagement des Fonds, kriegte 2 Jahre später einen Topjob.
Hofmann-Junior wurde im Herbst 2012 zum neuen CEO von Wincasa gekürt. Auch dort war sein Vater Präsident. Im Zuge einer Neuordnung verkaufte die CS in jener Phase die Immobilien-Verwalterin an die Swiss Prime Site (SPS), eine erfolgreiche Immo-Entwicklerin mit Börsenkotierung.
Der Kreis schloss sich. Markus Graf, der als CS-Topshot die SPS kontrollierte; Hofmann, der CS-Funds-Kapitän; Vonaesch, der CS-Realestate-Senior: Sie konnten ihr Stilli-Baby schaukeln.
Warnende Stimmen blieben offenbar ungehört.
Jedenfalls soll es 2010, als die CS via den neuen Hospitality-Fonds das von der UBS abgelehnte Stilli-Projekt finanzierte, ein Gutachten von Beratern gegeben haben. Dies sagt ein Insider.
Der Bericht soll den Businessplan bezüglich Rendite und Auslastung und damit der Erfolgswahrscheinlichkeit des Stilli-Vorhabens kritisiert haben.
Heute lastet das Stilli wie ein Klotz am Bein des Hospitality-Fonds. Es ist der absolut grösste Einzelposten des Fonds. Dessen Performance ist unterdurchschnittlich.
An der Spitze der CS Funds AG, wo alle Fäden zusammenlaufen, hat die Bank inzwischen eine wichtige Personaländerung vollzogen.
Heinz Hofmann, der seit Urzeiten für die Credit Suisse schaltete und waltete, hat sein Amt letztes Jahr abgegeben.
Das Steuer übernahm Thomas Schmuckli. Von seinem Werdegang her ist Schmuckli prädestiniert dafür, dass der Fall Stilli der CS nicht um die Ohren fliegt.
Schmuckli war viele Jahre lang ein hoher Kadermann der Bank, wo er zuletzt für Rechtliches und Compliance-Fragen der CS-Sparte Asset Management verantwortlich war. Dort ist die CS Funds AG organisatorisch angesiedelt.
Schmuckli, der erst kürzlich operativ aus der CS ausgeschieden ist, ist damit der perfekte Insider für die Oberleitung der vermeintlich eigenständigen CS Funds AG.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Eine Schande für die CS.
-
Schade, dass Roger Federer für eine solche Firma wirbt, welche unter anderem mit solchen Machenschaften unsere BVG-Guthaben schmälert und moralisch und juristisch recht grenzwärtig unterwegs ist.
Das macht diesen grossen Star ein ganz klein weniger symphatisch.-
@scary Harry
da gebe ich Dir recht, das sollte er nicht tun. Füt Kriminelle macht man keine Werbung, ganz egal wie gross das Portemonnaie ist oder wie weit es geöffnet isi.Roger gibt sein guten Ruf her, damit die CS so weitermachen kann wie bisher.
-
-
Wie weit sich die CS von Ihrem ursprünglichen Auftrag und Ziel, den Unternehmen Geld für sinnvolle Investitionen zur Verfügung zu stellen, zeigen die immer neuen Fehlinvestitionen, Bauruinen und Finanzskandale der CS.
Es total was anderes, mit Verstand nach Anlagen Auschau zu halten, die nachhaltig einträglich sind, oder durch die Gegend zu geiern, um auf den Finanzmärkten der Welt irgendwo ein Schnäppchen zu machen, oder nach Möglichkeiten zu suchen, vermeintlich „schlauer“ zu sein als andere und irgendwelche Dummen über den Tisch zu ziehen. Die amerikanischen Steuerbehörde waren wohl nicht ganz so dumm wie die CS meinte.
Tolles Eigentor mal wieder. -
Es ist schon erstaunlich wie die Grossbank CS wenig Ahnung vom erfolgreichen investieren hat und gleichzeitig mit Prominenten für ihre Vermögensverwaltung und Anlageberatung wirbt.
Wer der CS sein Geld anvertraut muss wirklich mit allem rechnen bis hin zu schweren Verlusten. Wie lange kann sich ein Exponent des Finanzplatzes Schweiz ein solche negatives Investitionsgebahren noch leisten-
Dass die CS nicht erfolgreich im investieren ist, ist bei der CS ja leider schon Normal. Der CS geht es ja nur um die Gebühren zu kassieren. Der Verlust hat der Fonds Käufer. Ok da es hier vor allem PK s waren sind diesmal leider viele unschuldige wo es betrifft. Mich würde interessieren ob die PK Manager auch noch die Hand bei der CS aufhalten? Ja ja solche „Sächeli“ gab es ja schon mehrfach ( Bspl. BVK ). Was für eine schande für die CS. Und die „Prominenz“ wo da immer Werbung für die CS macht sollte sich auch schämen! Wer gut im Sport ist braucht doch keine Bonviva Werbung zu machen.
-
Wieder einmal ein typischer Fall, wie Angloamerikaner und Deutsche die honorige Schweizer Bank mißbrauchen.
-
@Karl Springer
schon vergessen, die Credit-Suisse WAR MAL eine honorige Adresse, eine sehr honorige sogar. Jetzt findet dort nur noch eine Abzocker- und Bananabanking statt.die erste Adresse wenn man geldgeile Langweiler treffen möchte.
Von wem möchten die eigentlich bewundert werden?
-
-
Wohl dem, der das faule Ei in ein paar Jahren während / nach der nächsten Wirtschaftskrise für einen Bruchteil der Gestehungskosten kaufen darf, um auf der niederen Kaufpreisbasis hoffentlich damit Geld zu verdienen. Es ist schon sehr mutig, so viel Geld genau in diese Gegend zu stellen: ein Winter ohne Beheizung und alles ist komplett sanierungsreif. Hoffentlich gibt es neben der Vermietungsgarantie auch einen Heizkostenfond, der den Betrieb der Heizung unabhängig von der wirtschaftlichen Lage der Betreibergesellschaft für wenigstens die nächsten 30 Jahre sicherstellt.
-
-
Was für ein Jammer, daß das viele Geld nicht (wenigstens) in SMI-Indexfonds angelegt wurde. Jetzt stehen gebrauchter Beton, Rohre und Drähte in nicht unumstrittener Optik in Davos in der Landschaft herum. Wie sich das Ganze je rechnen soll, ist vorläufig nicht bekannt?
-
Langsam werde ich im Hirn richtig abgestumpft ab all dem Filz-Gemauschel, das in der CH-Finanz- und restlichen Industrie unter – wohlgemerkt! – immer angestellten, also einen sicheren Lohn kassierenden Managern abgeht. Würg!
Langsam werde ich im Hirn richtig abgestumpft ab all dem Filz-Gemauschel, das in der CH-Finanz- und restlichen Industrie unter -…
Was für ein Jammer, daß das viele Geld nicht (wenigstens) in SMI-Indexfonds angelegt wurde. Jetzt stehen gebrauchter Beton, Rohre und…
Wohl dem, der das faule Ei in ein paar Jahren während / nach der nächsten Wirtschaftskrise für einen Bruchteil der…