Seit einer Woche herrscht bei der UBS Alarmstufe Rot. In ihrem grossen Private-Banking-Zentrum Singapur ist ein heikler Fall mit sensitiven Kundendaten aufgeflogen.
Es jagen sich Krisenmeetings auf höchster Stufe. Die Gefahr besteht, dass ein nächster Skandal, diesmal im wichtigen Wealth Management, die Bank erschüttert.
Wie bei den weltweiten Ermittlungen um Devisen-Betrügereien spielen auch in der Singapur-Krise die modernen Medien eine wichtige Rolle.
Bei den Devisen waren es Bloomberg-Chats, hier nun sind es Kommunikationen über WhatsApp, welche untersucht werden.
Mehrere Kundenberater der UBS Singapur haben sich über den Messaging-Dienst ausgetauscht. Sie haben dabei schwerwiegend gegen die Geheimhaltungspflicht verstossen.
Über WhatsApp, der aufstrebenden Plattform zum mobilen Hin- und Hersenden von Kurznachrichten zwischen zwei oder mehreren Teilnehmern, haben die UBS-Mitarbeiter heikle, geheime Daten verschickt.
Bekannt ist, dass es um Telefonnummern und UBS-interne Projektnamen geht. Hingegen sollen von den beschuldigten Mitarbeitern keine Kundennamen via WhatsApp ausgetauscht worden sein, sagen Quellen, die mit dem Fall vertraut sind.
Ein UBS-Sprecher wollte sich gestern nicht zu den internen Ermittlungen äussern.
Eine Quelle berichtet von grosser Nervosität im Management der Grossbank. Es würden sich Not-Meetings jagen.
Der Vorfall kommt für CEO Sergio Ermotti und seine Spitzencrew zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Es ist der zweite gravierende Betrugsvorwurf, der unter seinem Oberkommando bekannt wird.
Ermotti, der vor 3 Jahren mit dem Schlagwort von „Zero Tolerance“ angetreten war, um die Reputation der UBS nach den vielen Skandalen der Vergangenheit zu korrigieren, muss für die möglichen Betrügereien im Devisenfall geradestehen.
Mit Singapur kommt ein nächstes Problem dazu. Wenn, wie aus informierten Kreisen bestätigt wird, geheime Telefonnummern via WhatsApp kommuniziert worden sind, dann könnte es sich um einen Fall mit Sprengkraft handeln.
Es kann vermutet werden, dass ein Ring von UBS-Wealthmanagern sich mit den Handy- und übrigen Nummern wichtiger Kunden gegenseitig versorgten.
Wenn zudem die Rede von „internen Projekten“ die Rede ist, über die sich die Beschuldigten in ihren Chats austauschten, dann wird eine zusätzliche Dimension denkbar.
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Die UBS-Berater könnten mit Drittparteien, beispielsweise Kollegen anderer Banken oder bei Brokern, vorab über anstehende Deals aus dem Investmentbanking der UBS oder sonstige wertvolle Informationen gesprochen haben.
Noch bleibt vieles Spekulation. Solange die UBS schweigt und auch die Behörden in Singapur still halten, bleiben die Details im Dunkeln.
Doch mit dem, was jetzt bekannt wird, lässt sich der Worst case nicht zum voraus ausschliessen; dass nämlich ein Ring von UBS-Verschwörern ein gross angelegtes Betrugssystem via WhatsApp unterhalten hat.
Laut einer Quelle sei es bereits zu Entlassungen gekommen. Diese Information wollten involvierte Kreise nicht bestätigen.
Das will nichts heissen. Die UBS ist intern mit Hochdruck daran, den Fall aufzuarbeiten. Solange dieser Prozess am Laufen ist, will die Bank die betroffenen Mitarbeiter vermutlich jederzeit einvernehmen können.
Zudem erfolgen arbeitsrechtliche Massnahmen in Asien oft anders als in Europa. Die Banken legen ihren Angestellten nahe, selbst zu kündigen. Sie tun dies mit mehr oder weniger sanften Methoden.
Dass die UBS dem Berater-Ring in Singapur auf die Schliche gekommen ist, könnte als Zeichen verschärfter interner Kontrollen gewertet werden.
Die Risikoüberwachung funktioniert, würde die UBS-Version in diesem Fall lauten.
Selbst wenn dies zutreffen sollte, bleibt offen, was dies der Bank nützen würde.
Auch die CS hat vor einem Jahr hart durchgegriffen, als ein jahrelanger Betrug einer Singapur-Anlageberaterin aufgeflogen war. Trotzdem musste sie reagieren.
Aufgrund des Ausmasses des Vorfalls mit 13 Millionen Dollar, welche die Mitarbeiterin von 2007 bis 2013 von Kunden auf Drittkonten überwiesen hatte, ohne dass dies von ihren Vorgesetzten bemerkt worden wäre, musste die zweite Schweizer Grossbank die Singapur-Aufsicht einschalten.
Diese löste den Fall so, wie dies in Singapur in der Regel gemacht wird: ohne grosses Aufhebens.
Ob der Singapur-Regulator auch den WhatsApp-Ring der UBS mit Samthandschuhen anfasst, falls es zu offiziellen Ermittlungen kommt, dürfte vom Ausmass der Absprachen und der möglichen Betrugsdimension abhängen.
Für die UBS ist Singapur entscheidend. Ihre neue Strategie ist die Weltmarkt-Führung in der Beratung der reichsten Privatkunden des Planeten, unterstützt durch Dienstleistungen aus der eigenen Investmentbank.
Singapur als Plattform des Asien-Aufschwungs hat sich für die UBS zum Magneten für Neugeld entwickelt.
Der Ableger im Stadtstaat ist zum zweiten Hauptsitz der Schweizer geworden, mit einer eigenen UBS Academy für asiatische Kundenberater und einem Grossaktionär unter Kontrolle der Singapur-Regierung, dem Staatsfonds GIC.
Die UBS darf es sich somit mit den Singapur-Behörden nicht verscherzen. Dort befindet sie sich wegen den Devisen-Manipulationen bereits auf dem Radarschirm.
Bei den bisherigen Entlassungen war ein Devisenhändler der UBS Singapur betroffen. Weitere Händler der Grossbank mussten in Zürich und New York von Bord.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sind die involvierten schlau genug, haben Sie sich auf Whatsapp in der Sprache „Klingon“ unterhalten.
Hoffe nur Ermotti ist kein Trekkie fan. Seine Antwort waere:
qajunpaQHeylIjmo‘ batlh DuSuvqang charghwI‘ ‚It.
(Wegen Ihrer offensichtlichen Dreistigkeit ist der depressive Eroberer bereit, Sie zu bekämpfen) -
Gott sei Dank hat Die UBS vor Jahren, nach den ersten Skandalen, ihr Risk Management stärker ausgebaut. Man sieht, die machen Ihre Jobs richtig… ein Skandal jagt den anderen. Ich kann da nur lachen. Möglichkeiten an Daten zu kommen oder sich zu bereichern gibt es immer. Dafür braucht es keine überteuerten Risk manager die vom Business an sich eh keine Ahnung haben. ‚Zero Tolerance’… hat Ermotti zu viele ‚Clownflakes‘ gefrühstückt? Wo findet die ‚Zero Tolerance‘ denn in den oberen Etagen statt? Ich hätte da einige die Ihre 7 Sachen packen müssten.. diese müssen ja keinen Strafregisterauszug vorlegen…
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Blöd sich der Firmen W-Lan anzuschliessen. Ich glaube einige Gebäuden der Banken haben sowieso Geräte die den Handyempfang stören. (Keine 3G Verbindung im Gebäude.) Wenn meine iPhone Antenne schaden annimmt, müsste es nicht Schadenersatz geben?
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Question is who cares?
Gehen Insideparadeplatz die Themen aus? -
der schweizer messenger „threema“ ist end-to-end verschlüsselt und in vielerlei Hinsicht besser geeignet als whatsapp.
https://threema.ch/de -
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Vielleicht besser als WhatsApp, aber noch lange nicht gut. Solange unabhängigen Sicherheitsforschern die Überprüfung von Threema untersagt bleibt, bleibt dem Endnutzer nichts anderes übrig als Threema zu vertrauen. Nein danke.
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Es ist wenig erstaunlich, dass nicht nur die Investment Bank Persönlichkeiten hervorbringt, die eine zwiespältige Interpretation der Treuepflicht und Geschäftsgebaren verinnerlicht haben.
Mal schauen, ob wieder der gleiche MA wie seit Jahren schuld ist (Das wäre dann Herr Niemand.)
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Also sorry, was haben die genau falsch gemacht?
Geheime Telefonnummer von Rosi ausgetauscht?
Und das zu allem auch noch in einem geschlossenen Teilnehmerkreis auf WhatsApp?
Könnte, würde, wäre usw…. ei,ei,ei. -
Zusammengefasst: zwei UBS Mitarbeiter haben auf Whatsapp kommuniziert. Über den Inhalt ist nichts bekannt. Wahnsinn wenn das auf 730 Wörter ausschlachten kann…
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Dies ist eine sehr unglückliche Entwicklung und könnte auch eine Folge davon sein, dass die internen Kommunikationsmittel wie Mail, Chat, Telefon, etc. in den grossen Firmen heute konsequent, mit NSA Technik, überwacht werden. Das Risiko Management hat hier leider versagt und verpasst ihre Aufgabe ganzheitlich zu betrachten. Solche Entwicklungen überraschen mich nicht und sind sicher auch bei anderen Unternehmen, welche über ein konsequentes Screening der Kommunikation der Mitarbeiter verfügen, gang und gebe.
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Ha Ha…mit NSA-Technik, klar die haben ihr Zeug sicher gleich verkauft, nachdem rauskam, dass sie Gott und die Welt belauschen… und was für ein Quatsch, dem Risk-Management Versagen zu unterstellen…wer (unerlaubt) kommunizieren will, findet heute zig „unkontrollierbare“ Mittel… brave new world…
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Dies ist eine sehr unglückliche Entwicklung und könnte auch eine Folge davon sein, dass die internen Kommunikationsmittel wie Mail, Chat,…
Zusammengefasst: zwei UBS Mitarbeiter haben auf Whatsapp kommuniziert. Über den Inhalt ist nichts bekannt. Wahnsinn wenn das auf 730 Wörter…
Also sorry, was haben die genau falsch gemacht? Geheime Telefonnummer von Rosi ausgetauscht? Und das zu allem auch noch in…