Operation Swisscanto steht wenige Tage vor dem Abschluss. Der Verwaltungsrat des viertgrössten Fondsanbieters der Schweiz gibt nächsten Donnerstag grünes Licht.
Kannst übernehmen, ZKB! lautet dann der Entscheid. Damit entsteht eine grosse Kraft im Schweizer Asset Management. Team ZKB-Swisscanto wird zur Gegenspielerin der Grossbanken.
Wird die neue Macht im Geschäft mit Fonds für Private und Institutionelle nicht nur wichtig, sondern auch stark? Geht die Rechnung für Käuferin ZKB auf?
Zunächst sieht der Deal für die Zürcher nach einem Schnäppchen aus. Sie legen rund 450 Millionen Franken auf den Tisch, wie ein Insider berichtet. Dafür erhalten sie gut 50 Milliarden Kundenassets.
Geschenkt, könnte man meinen. Doch das sieht ein Vertreter der Verkäufer – das sind die übrigen 23 Kantonalbanken, die zusammen mit der ZKB die Swisscanto besitzen – anders.
„Wir kriegen einen absolut fairen Preis für das Gemeinschaftswerk“, meint er. Die ZKB zahle nach 3 Jahren weitere bis zu 300 Millionen, falls die verwalteten Assets an Bord bleiben.
Zusammen ergäbe dies gegen 800 Millionen für die Kantonalbanken. Dies würde über 1,5 Prozent für die erhaltenen Assets entsprechen.
Noch besser sähe die Rechnung aus, wenn man den Preis allein auf die 30 Milliarden Assets umlegen würde, die von den Kantonalbanken stammten, meint der Gesprächspartner. Diese stünden aus Sicht der Verkäufer im Zentrum, der Rest stamme von Drittbanken.
Dem bezahlten Preis seien die zukünftigen Erträge gegenüberzustellen. „Heute verdient man mit Institutionellen noch 50 Basispunkte, in Zukunft werden es noch maximal 20 sein“, meint der Insider.
Entsprechend kämen auch die Einnahmen bei den Privatkunden rasch herunter. Am Ende hätten Firmen wie die Swisscanto einfach nicht mehr so viel wert wie noch vor ein paar Jahren.
„Eine Milliarde, wie eine Analyse für die Swisscanto ergeben hat, würde ich nie bezahlen“, sagt er.
Zahlt die ZKB demnach sogar einen stolzen Preis? Kaum. Der Moloch unter den Schweizer Kantonalbanken, der soeben als grosse Ausnahme sein Triple-A-Rating von Standard&Poor’s bestätigt erhalten hat, besitzt fast einen Fünftel am Gemeinschaftswerk Swisscanto.
Bei 800 Millionen Totalkaufpreis können somit knapp 160 Millionen abgezogen werden. Unter dem Strich bleibt ein Investment von gut 600 Millionen – und das erst noch gestaffelt über 3 Jahre und mit einer Erfolgskomponente.
Mit dem Deal, den die beiden Lager – Käuferin ZKB auf der einen Seite, die übrigen Kantonalbanken als Verkäufer auf der anderen – vermutlich unmittelbar nach der Sitzung am Donnerstag bekanntgeben werden, geht eine spannungsgeladene Geschichte zu Ende.
Die ZKB hat unter ihren Chefs im Handelsgeschäft und im Asset Management der Swisscanto und damit ihren Kollegen von den übrigen Kantonalbanken das Leben schwer gemacht.
Statt zu kooperieren und Geschäfte an die Swisscanto auszulagern, haben die Zürcher ihr Fondsbusiness in den letzten Jahren stark ausgebaut. Statt also ein starker und fairer Partner der Swisscanto zu sein, wurde die ZKB zum härtesten Gegenspieler.
Dreh- und Angelpunkt des Angriffs auf die Swisscanto – an deren Gedeihen die ZKB mit ihren 18 Prozent Aktienanteil eigentlich hätte interessiert sein müssen – war die ETF-Expansion der Zürcher.
Unter ihrem durch mutige Deals auffallenden Asset-Management-Chef Iwan Deplazes kaufte die Kantonalbank ein teures Starteam der Credit Suisse ein, das einen Namen im aufstrebenden Geschäft mit Indexfonds hatte.
Mit seinen angeheuerten CS-Cracks griff Deplazes im Boommarkt ETF die Konkurrenz an. Er senkte die Preise und gewann Marktanteile. Die Verluste, die er mit seinem Kurs der Bank einbrachte, gingen im grossen Reich der ZKB weitgehend unter.
Als Nebeneffekt profitierte der Handel der ZKB. Dieser war dank dem wachsenden ETF-Geschäft besser ausgelastet und konnte so seine Trading-Einnahmen erhöhen.
Das kam Trading-Chef Stephanino Isele zupass. Isele wurde dank seinen Resultaten neuer Chef des gesamten Handelsgeschäfts der ZKB, zählt zu den best bezahlten Managern der Staatsbank und plant nun zusammen mit seinem Kollegen Deplazes den grossen Sprung im Asset Management.
Während das ZKB-Powerduo Isele-Deplazes das sogenannte passive Fondsgeschäft mit ETF- und anderen Indexprodukten vorantrieb, blieb die Swisscanto bei ihrer Spezialität, dem aktiven Managen von selbst strukturierten Fonds.
Ihr eilte der Ruf einer Fondsspezialistin voraus, die seriös Mehrwert erzielte. Ihr Chef, Gérard Fischer, galt zwar nicht als Charismatiker, dafür als fachliche Koryphäe.
Doch Fischer führte auch wie ein Mikromanager, einer, der sich um jedes Detail kümmerte, statt die grossen Linien im Auge zu behalten. Die einen schätzten das, andere verzweifeln am fehlenden Vorwärtsdrang des Swisscanto-CEOs.
Sicher ist, dass Fischer im Fight gegen die ZKB-Boys Isele und Deplazes keine Chance hatte. Der hochstudierte und intellektuelle Swisscanto-Chef, der zu den grossen Aktivfonds-Spezialisten des Landes zählt, schaute passiv zu, wie die aggressive ZKB ihn in die Knie zwang.
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Ich kann der ZKB nur gratulieren zu diesem Schnäppchen. Ich persönlich hatte jahrelang darauf gewartet, dass die „Kleinen“ den „Grossen“ auszahlen. Dass es genau umgekehrt kommt, ist eine grosse Überraschung und dass dies dann aber vergeben passiert, allerdings die kleinere. Kunden die analysieren, werden ganz genau hinschauen, ob die Leistung mit Beta- Leuten auch versprochen werden kann.
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Eines ist ganz klar: dass die ZKbler dann die gekauften Asset’s drehen bis der Arzt kommt um den Kaufpreis wieder herein zu bekommen, dürfte unbestritten sein. Bemerkenswert am Kaufzeitpunkt ist, dass die Weltbörsen (S&P 500 Leithammel) noch in den nächsten Wochen bis 2’135 bis 2’145 hochziehen werden- um dann scharf zu korrigieren. Damit liegt dann auch schon das Argument auf der Hand, wie sie den massiven inneren Wertverfall der Swisscanto Anteile den Kunden verkaufen werden- dumm nur daran, die Anteilsbesitzer können dieser Argumentation nichts Werthaltiges entgegen setzen. Es ist allen Swisscanto Anteilseignern nahe zu legen, ihre Anteile jetzt noch zu verkaufen!
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Wenn es dann noch ETF wären, würde die Performance noch schlechter abschneiden. Alles nur teure Indexfunds von teils Externen verwaltet, weder Fisch noch Vogel.
Zudem möchte ich gerne wissen, welches die Top PMs bei Swisscanto sein sollen. Eine mutlose Truppe die das Portfolio diktiert bekommt. Ansonsten gibts nur auf die Finger von Fischer.
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„Ihr eilte der Ruf einer Fondsspezialistin voraus, die seriös Mehrwert erzielte. Ihr Chef, Gérard Fischer, galt zwar nicht als Charismatiker, dafür als fachliche Koryphäe.“
Ich habe keinen einzigen Fonds gefunden, mit dem sie den hauseigenen ETF geschlagen hätten. Die Underperformance ist systematisch.Performance YTD 2014 (A-Fonds swisscanto):
Equity Fund Switzerland A +9.39%
Swisscanto (CH) Equity Fund North America A +8.04%
Swisscanto (CH) Equity Fund Europe A +2.32%
Swisscanto (CH) Bond Fund CHF +3.04%Performance YTD 2014 (ETF swisscanto):
Swisscanto (CH) SPI® Index Fund A +10.49%
Swisscanto (CH) MSCI® USA Index Fund A +9.7%
Swisscanto (CH) MSCI® Europe Index Fund A +4.55%
Swisscanto (CH) Bond Market Tracker CHF A +4.90%-
Ausgezeichnet notiert Michael!
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Es ist ganz klar, dass das Zentralkomitee vom SVP hier die Kontrolle übernehmen muss, damit die Interessen des Schweizer Volkes wahrnem.
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Thomas Meier: wurden Sie in Moskau oder Herrliberg eingeschult?
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Hat man Sie einer Gehirnwäsche unterzogen? Oder kann, Ihrer wiederholten Meinung nach, nur einzig SVP in diesem Land Probleme lösen? Und wenn ja, was bitte hat bisher so grossartig gelöst oder geschafft?
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Haha… ich kann mir sowieso nicht vorstellen, dass das ernst gemeint ist. Soviel Dummheit ist gar nicht möglich. Da macht sich einer über die SVP lustig… 🙂
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-Hat Swisscanto im hart umkämpften Fondsmarkt und der Positionierung vieler Kantonalbank als unabhängige Anbieter bzw. Best-in-Class überhaupt noch eine Daseinsberechtigung?
-Wurden Trends verschlafen oder von den Aktionären, allen voran ZKB und BCV, bewusst verdrängt, damit die Tochter (Swisscanto) den Müttern (Kantonalbanken) nicht zu aggressiv entgegen tritt bzw. sogar Marktanteile stibizt?
-Was bringt ein errechneter Wert von 1 Milliarde, wenn kein Käufer zu finden ist, der die Hälfte davon zahlt? Der „Bonus“ von 300 Millionen ist illusorisch: Wieso sollte eine mittlere Kantonalbank mit 1 oder 2% Aktienanteil 3 Jahre lang ZKB-Produkte halten, damit sie in 3 Jahren ein Goodie von 3 oder 6 Millionen erhalten, dafür aber auf dem Markt nicht mehr glaubwürdig sind?-Schön für die fast 60-Jährigen, wenn sie sich mit einer grosszügigen Übergangslösung und ihren ersparten (in den letzten Jahren fantastisch verzinsten) Pensionskassen-Guthaben verabschieden können.
-Schade für die zahlreichen, hart arbeitenden Familienvätern und -Mütter, welche sich auf dem umkämpften (internen oder externen) Arbeitsmarkt zu einem „anständigen“ Lohn unterbringen müssen.
-Null Mitleid habe ich für die paar protzenden Porsche-Fahrer der Swisscanto, welche Mühe haben werden, in der ZKB oder sonst irgendwo wieder einen Job zu finden…Well it’s time to say goodbye, my friend
I’m glad you stayed until the end
I hope that you’ve enjoyed the time we spent…
(White Lion / Farewell to you)-
„-Null Mitleid habe ich für die paar protzenden Porsche-Fahrer der Swisscanto, welche Mühe haben werden, in der ZKB oder sonst irgendwo wieder einen Job zu finden…“
Porsche Cabrio, wenn ich bitten darf. Der junge Herr kann dann seine freien Tage im Sommer geniessen…
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Ob Gérard Fischer Mikromanager war oder nicht, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Fakt ist, dass der Verwaltungsrat in der Vergangenheit keine wichtigen strategischen Impulse gab oder überhaupt strategische Entscheide gefällt hat, die die Zukunft von Swisscanto positiv beeinflusst hätten. Ein Schelm, wer denkt, dass eine VR-Bank von Swisscanto vielleicht absichtlich keine zukunftsfähige Strategie durchsetzen mochte, weil dies gegen das eigene Bankinstitut gearbeitet hätte…
Dass nun Banken die Strategie von Swisscanto kritisieren, an der sie selbst Schuld tragen, ist auch nicht wirklich komisch, sondern aus Sicht einer guten „corporate governance“ eher bedenklich. Aber die Kritik hilft sicher, den Kaufpreis ein wenig tiefer zu drücken. Es zeigt im Übrigen auch, dass von einem Kantonalbankenverbund in der Schweiz nicht mehr viel übrig bleibt. Dafür, dass alle Banken gegen alle und vor allem gegen die ZKB arbeiteten, hat man sich hier dem Geldsegen sehr schnell hingegeben. Das Gemeinschaftswerk wird sterben und damit wohl ein wichtiger Pfeiler in der Kantonalbankenwelt Schweiz niedergerissen. Was bleibt ist der gemeinsame Brand „Kantonalbank“, der nun aber nur noch virtuell besteht, denn woher soll die Identifikation heute noch kommen, wenn auch das erfolgreichste Gemeinschaftswerk fast kampflos aufgegeben wird. Dem Verband der Schweizer Kantonalbanken steht eine ungemütliche Zeit bevor.
Zu guter Letzt denke man noch an dies:
Strategische Entscheide werden nicht von der operativen Leitung (und damit vom CEO) gefällt, dies muss in diesem Zusammenhang immer vor Augen gehalten werden. Somit lag die Unfähigkeit beim VR und bei niemandem anderen. Zumal Swisscanto einige Initiativen in Angriff nahm, die ohne die Bremse des VR vielleicht heute schöne Blüten getragen hätten. Dies waren z.B. der Ausbau des Auslandgeschäfts, die klarere Fokussierung auf eigene Stärken wie aktives Management oder die Förderung der Konzentration der Stärken aller KBs im Gemeinschaftswerk. Nicht zu vernachlässigen auch die Erfolge die Swisscanto in der beruflichen Vorsorge.Und wer glaubt, dass hier CHF 50 Milliarden Assets übrig bleiben und dann ein Bonus an die Aktionäre gezahlt werden wird? Dream on…
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Wer nun meint das Ausserbilanzgeschäft (Wertschriftenbestand) der ZKB werde sprunghaft um 50 Mrd. wachsen, liegt natürlich völlig falsch. Seit geraumer Zeit ist die ZKB schon die Depotbank für die Insti-Fonds der Swisscanto (frühere Prevista) – macht sicherlich 10 Mrd. Depotvolumen – diese Titel sind somit schon bei ihr. Mindestens weitere 10 Mrd. hat die BCV in Lausanne als bisherige Depotbank der Retail-Fonds der Swisscanto und da kann die ZKB dann als Alleineigentümer den Hebel ansetzen und selbst die Depotbankfunktion für diese CH-Fonds erzwingen; es sei den die BCV habe sich noch rechtzeitig vor diesem Deal von der Swisscatno ihre Position als Depotbank auf mehrere Jahre hinweg vertraglich zusichern lassen und dann bleibt vorerst alles beim Alten. Der grosse Rest an Fondsvolumen von mindestens 20 Mrd. liegt nun aber in Luxembourg und die Depotbank heisst hier RBC Investor Services Bank S.A. … und weil ZKB keinen Bankstatus in Luxembourg hat, kommt sie als Depotbank der Swisscanto (LU)-Fonds leider auch nicht in Frage.
Zudem lässt natürlich die MIFID-Regulierung grüssen: die Swisscanto kann nun nicht plötzlich alle ihre Trades über den ZKB-Handel drehen – vieles lief schon darüber – ohne mit dem Thema best execution in Kollision zu geraten: es werden also weiterhin externe Broker wohl oder über berücksichtigt werden müssen.
Da also weder Custody, noch Trading der ZKB durch diesen Deal erheblich gestärkt werden können, bleibt in der Theorie die Möglichkeit das Portfolio Management der Swisscanto neu bei der ZKB anzusiedeln und damit diese Erträge der Mutter zuzuspielen: ob diese Leute nun aber auf der Lohnliste der ZKB oder aber der Tochtergesellschaft Swisscanto stehen, dieser Personalaufwand frisst einen guten Anteil am Ertrag …
Last but not least könnte die ZKB die Vertriebsfolgeentschädigungen an die KB’s und Dritte reduzieren und mehr fürs „aktive“ Portfolio Management nehmen, womit ihr aber automatisch Felle an die Konkkurrenz abschwimmen dürften …
Ist dies also wirklich ein Schnäppchen, oder wird die ZKB als Aktionär nur den langsam schneller werdenden Niedergang ihrer Tochtergesellschaft bestaunen können ?
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@Mike: Uuiii….da hat jemand nicht ganz verstanden um was es geht! Assets under Management ist das Mass aller Dinge und nicht Bestände bei Depotbanken.
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@Grittli: Depotvolumen sind für eine jede Bank enorm wichtig: schon mal etwas von Securities Lending gehört ? Natürlich hatte die Swisscanto mit dem Securities Lending irgendeinmal aufgehört. Der neue Eigentümer ZKB könnte dann aber in diesem Bereich wieder eine neue Strategie vorgeben … Asset Management ist sicherlich nicht das Mass aller Dinge, zumal wie ich es erwähnt habe gegen diese Erträge, die entsprechenden Aufwendungen für das Personal, die Systeme (Simcorp Dimension), … aufgerechnet werden müssen: das ist Alles nicht eben gerade billig.
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Ob Gérard Fischer Mikromanager war oder nicht, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Fakt ist, dass der Verwaltungsrat in der…
-Hat Swisscanto im hart umkämpften Fondsmarkt und der Positionierung vieler Kantonalbank als unabhängige Anbieter bzw. Best-in-Class überhaupt noch eine Daseinsberechtigung?…
Es ist ganz klar, dass das Zentralkomitee vom SVP hier die Kontrolle übernehmen muss, damit die Interessen des Schweizer Volkes…