In unseren Ausführungen klang es immer wieder an, dass wir es heute keineswegs nur mit einer Finanz- und Wirtschaftskrise zu tun haben. Sondern vielmehr mit einer umfassenden Systemkrise, die neben den wirtschaftlichen und finanzpolitischen ganz grundsätzlich auch gesellschaftliche, moralische und menschliche Faktoren betrifft. Besser gesagt: Es spricht vieles dafür, dass die moralische Krise unserer Gesellschaft nicht eine Folge des wirtschaftlichen Crashs ist, sondern dass auch der Niedergang der Moral die Krise möglich machte.
Wenn wir diese Krise bewältigen wollen, bedarf es daher nicht nur einer Reform des Wirtschafts- und Finanzsystems, sondern eines tiefgreifenden Struktur- und Gesellschaftswandels. Der wiederum nur durch radikales Umdenken machbar ist, wenn wir nicht – nach nur oberflächlichen, kosmetischen Korrekturen – immer wieder in ähnliche Krisen schlittern wollen.
Es mag für ein Finanzbuch seltsam klingen, aber wir kommen an dieser Stelle am Ende unserer Überlegungen nicht umhin, über Immaterielles zu reden. Über Moral und Werte. Über die Stützpfeiler unserer Gesellschaft. Und über die grundsätzlichen Regeln unseres menschlichen Zusammenlebens, die alles andere als neu sind. Aber im Wahnsinn der sich immer schneller drehenden Beschleunigung der globalisierten Wirtschaft in Vergessenheit geraten sind.
Wir möchten im Folgenden daran erinnern, dass die Erkenntnisse und Lösungsvorschläge, die wir aufgezeigt haben, unvollständig und oberflächlich bleiben, wenn wir uns nicht zugleich wieder besinnen auf Regeln und Werte des menschlichen Zusammenlebens. Nur so können wir einen dauerhaften Wandel erreichen und eine Art von positivem Dominoeffekt erzielen. Unsere Gesellschaft braucht ein stabiles Fundament, das sich auf die folgenden Grundpfeiler stützt:
Bildung und Erziehung. Mündigkeit. Werte, Moral und Ethik. Demut und Dankbarkeit. Liebe und Vertrauen.
Diese Pfeiler sind nicht isoliert voneinander zu denken und zu haben. Ohne Bildung und Erziehung wird keine Mündigkeit erreicht, ohne Liebe und Vertrauen ist eine sinnvolle Erziehung nicht denkbar, ohne Demut und Dankbarkeit dringt eine Gesellschaft nicht vor zu Werten, Moral und Ethik und ohne letztere sind wiederum keine nachhaltigen Konzepte für Bildung und Erziehung vorstellbar.
Die Keimzelle der Gesellschaft sollte wieder in die Familie (zurück) verlegt werden. Denn vor allem hier findet Erziehung statt, hier gründet das Urvertrauen, ohne das die spätere Mündigkeit niemals erreicht werden kann. Viel zu lange aber ist Erziehung „outgesourced“ worden. Warum zeugen wir überhaupt noch Kinder, wenn die Erziehung und somit die Übermittlung von Werten hauptsächlich von Fremden übernommen wird und wir keine Zeit mehr für sie haben?
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Wenn sie denn überhaupt noch stattfindet, denn wir vermehren uns bekanntlich viel zu wenig, die Kinderzahl pro Frau liegt heute bei verheerend niedrigen 1,4. Die Familie muss wieder attraktiver werden. Was dafür getan werden muss, ist hinlänglich bekannt und kann hier nur stichwortartig erwähnt werden. Natürlich benötigen wir progressive, flexible Arbeitszeitmodelle (4-Tage-Woche, 30-Stundenwoche, Zeitkonten etc.), höhere Löhne, Erhöhung der Steuerfreibeträge, die Reduzierung der Steuersätze für Familien und vieles mehr.
Ein weiteres zentrales Schlüssel-Problem unserer Gesellschaft ist unser Umgang mit der Zeit. Nie zuvor waren wir effizienter, aber zu keiner Zeit waren die Klagen über zu wenig Zeit grösser. Zeit ist zum absoluten Luxusgut geworden. Viele ältere Menschen, mit denen wir uns unterhalten haben, geben zu Protokoll: „Hätte ich doch weniger gearbeitet und somit Zeit bei der Arbeit verbracht, auf Geld verzichtet und mehr Zeit für mich und die Familie genommen.“ Sollte uns das nicht zu denken geben?
Wie wir dem Hamsterrad der falsch verstandenen Effizienz entkommen
Nur durch erstklassige und lückenlose Bildung können wir einen langfristigen Wandel erreichen. Wir sind hierzulande jedoch meilenweit entfernt von optimalen Bildungsmöglichkeiten. Wir brauchen einen massiv aufgestockten Bildungsetat. Wir benötigen kostenfreie Schulen und Universitäten und eine staatliche Grundsicherung für Studenten während ihrer Regelstudienzeit, damit studieren nicht ein Privileg für Kinder aus besseren Familien bleibt.
Durch Bildung und Erziehung werden Werte, Moral und Ethik vermittelt sowie eine selbstverständliche Demut und Dankbarkeit und der Respekt für das Leben und die Natur. Nur so kann ein natürliches, gesellschaftlich tief verankertes Aber gegen Gier und übertriebenen Egoismus wachsen.
„Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug“ (Epikur)
Wir kommen nicht umhin, an dieser Stelle die Sinnfrage zu stellen: Was ist der Sinn unseres Daseins neben essen, trinken, schlafen und Reproduktion? Geht es darum, immer mehr materielle Reichtümer anzuhäufen? Wo hat uns der materielle Wohlstand hingeführt und was bringt er uns? Wo stehen wir als Gesellschaft, wo bleibt der Zusammenhalt?
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Es gibt ein schönes Sprichwort, das eine schlichte Antwort auf diese Fragen gibt: „Das letzte Hemd hat keine Taschen.“ Nichts von dem, was wir an Geld, Aktien, Häusern anhäufen, können wir letztlich mitnehmen – wir können aber durch unser Handeln Spuren hinterlassen. Wir leben heute mehr nebeneinander her statt miteinander. Das kann nicht so bleiben. Das darf nicht so bleiben, wenn wir künftig in einer menschenwürdigen, besseren und vor allem auch krisenfesteren Gesellschaft leben wollen.
Wir alle sind Teil des Problems – wir alle sind Teil der Lösung!
Die Welt steht vor einer weiteren Rezession und gravierenden Veränderungen. Die Menschheit hat indes schon einige vergleichbare Krisen erlebt und überlebt. Deshalb sollten wir konstruktiv und positiv in die Zukunft blicken. Angst und Panik sind immer ein schlechter Ratgeber. In der jetzigen Lage sind weder Optimismus noch Pessimismus am Platz. Jetzt bricht die Zeit des Realismus an! Auch die Krise hat ihre zwei Seiten, eine destruktive und eine konstruktive. Wir können diese Krise umwandeln in eine historische Chance für die Menschheit und für jeden einzelnen persönlich.
Wir alle werden abgeben müssen, wir alle werden verlieren – auch an Wohlstand. Dafür werden wir die einmalige Möglichkeit haben, ein neues, faires und menschliches Geld- und Wirtschaftssystem zu etablieren. Es könnte ein goldenes Zeitalter für die Menschheit werden, wenn wir es schaffen, aus der Vergangenheit zu lernen und die Fehler des alten Systems auszumerzen. Wir alle können etwas bewegen und ändern. Denn wir haben mehr Macht, als uns bewusst ist.
Wir sind nicht nur das Volk, wir sind der Staat, wir sind das System. Wir können täglich entscheiden, in welche Richtung unser Geld wirkt. Kaufen wir von einem Unternehmen, das nachhaltig wirtschaftet und menschlich agiert oder von einem ethisch und moralisch fragwürdigen handelnden Konzern?
Ein gutes Beispiel sind die beiden Drogeriemarktketten DM und Schlecker. Das Schicksal von Schlecker hat der Kunde entschieden. Und zwar auch deshalb, weil immer wieder durchgesickert ist, mit welch rauen Methoden der Konzern seine Mitarbeiter behandelte.
Der DM – Drogerie Markt dagegen fusst auf einer menschlichen Unternehmensphilosophie, legt Wert auf nachhaltige und teilweise biologisch erzeugte Produkte und sieht den Mitarbeiter und den Kunden im Fokus seines Handelns. Qualität, Zufriedenheit und Nachhaltigkeit stehen hier über der Gewinnmaximierung. Immer mehr Unternehmen arbeiten inzwischen erfolgreich nach dieser Devise.
Man kann es nur gebetsmühlenartig wiederholen: Das beste Investment überhaupt ist das in die Bildung und lebenslanges Lernen. Das gilt auch für die Finanzen! Wenn wir durchschauen, wie das System funktioniert, können wir unser Vermögen schützen und aus der grössten Krise noch eine Chance machen. Nur mündige Bürger und Investoren können sich, ihre Umgebung und andere vor Raubzügen schützen.
Wenn das jetzige Geld- und Finanzsystem kollabiert, wird es durch ein neues abgelöst, und man wird sich wie in den letzten tausenden von Jahren wieder auf bewährte Werte zurück besinnen. Auf der monetären Seite werden dies Sachwerte, Gold, Silber und ein gedecktes Geldsystem sein. Gesellschaftlich und moralisch werden wir uns besinnen auf ein neues Miteinander, auf Demut, Respekt, Zusammenhalt und: Genügsamkeit!
„Geld hat bisher nie einen Menschen glücklich gemacht, noch wird es. Es gibt nichts in seiner Natur, das Glücklichsein hervorruft. Je mehr ein Mensch hat, je mehr will er. Anstatt ein Vakuum zu füllen, erzeugt es eins.“ Benjamin Franklin, Gründervater der USA
Den Wandel dürfen wir nicht von der Politik erwarten. Unsere Parteien nennen sich christlich, sozial, liberal, grün, rot. Aber sie alle unterstützen und dienen weiterhin einem Geld- und Wirtschaftssystem, das weder christlich, noch sozial, liberal, oder gar grün ist. Wenn wir nicht selbst aktiv werden, wird sich nichts zum Guten verändern. Dann wird es den überfälligen, notwendigen Wandel niemals geben, und wir alle werden die Leidtragenden sein. Der Wandel muss von uns selbst ausgehen.
„Was immer du tun kannst oder erträumst zu können, beginne es. Kühnheit besitzt Genie, Macht und magische Kraft. Beginne es jetzt!“ Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), deutscher Dichter der Klassik, Naturwissenschaftler und Staatsmann
(Auszug aus „Der Crash ist die Lösung“, siehe unten)
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Die beiden Finanzexperten, Querdenker und Honorarberater Matthias Weik und Marc Friedrich schrieben 2012 zusammen den Bestseller „Der grösste Raubzug der Geschichte – warum die Fleissigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden„. Es war das erfolgreichste Wirtschaftsbuch 2013. Seit April 2014 gibt es eine aktualisierte und überarbeitete Taschenbuchausgabe.
Mit ihrem zweiten Buch, „Der Crash ist die Lösung – Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten“ haben sie es bis auf Rang 2 der Spiegel-Bestsellerliste geschafft sowie auf Rang 1 im Manager Magazin und Handelsblatt. In ihm haben sie unter anderem die EZB-Leitzinssenkung und Minuszinsen für die Banken, die Absenkung des Garantiezinses bei den Lebensversicherungen sowie den Ausgang der EU-Wahl richtig prognostiziert. Auch einen heftigen Börsencrash haben sie darin in Aussicht gestellt. Es ist das erfolgreichste Wirtschaftsbuch 2014.
Am 14. November 2014 ist das Hörbuch zu „Der Crash ist die Lösung“ erschienen. Marc Friedrich war am 18.12.2014 zu Gast im ZDF bei Markus Lanz.
Weitere Informationen über die Autoren finden Sie unter: www.friedrich-weik.de
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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VERBREITEN!!!
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Super Artikel. Made my day!
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Ich denke Hr. Friedrich und Hr. Weik haben den Punkt erkannt und getroffen. Zielgenaue Analyse. Genau dort liegt das Grundübel der andauernden Krisen.
Ich hatte das Vergnügen beide persönlich an der Börse Zürich zu erleben mit einem fulminanten und beeindruckenden Vortrag.
Für mich sind die beiden, auch durch ihre guten Bücher, nicht nur essentielle Quer- sondern Vordenker unserer Zeit.-
Das beste was ich seit langem gelesen habe! Dank einer Empfehlung entdeckt.
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Ich denke Hr. Friedrich und Hr. Weik haben den Punkt erkannt und getroffen. Zielgenaue Analyse. Genau dort liegt das Grundübel…
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