Die Engländer zogen letztes Jahr einen Managing Director der grossen Blackrock aus dem Verkehr. Dieser war systematisch schwarz gefahren mit der Londoner S-Bahn. Eine solche Person sei nicht „fit and proper“ für das Banking, meinte die Aufsicht.
Gestern kürte die Schweizer EFG International Joachim Strähle zu ihrem neuen Präsidenten. Strähle war 2013 bei der Safra Sarasin als CEO Knall auf Fall ausgeschieden. Die Gründe blieben im Dunkeln. Durchgesickert war, dass Strähle zuvor versucht hatte, sich zur Notenstein Privatbank abzusetzen.
Was sicher ist: Strähle hat einen zweifelhaften Ruf als Spitzenbanker. Bei der CS ging er nach forschem Wachstum im Private Banking von Bord und übernahm 2006 das operative Spitzenamt bei der Basler Sarasin. Dort trat er noch mehr aufs Gas mit dem Ziel, die Kundenvermögen auf über 100 Milliarden und mehr anzuheben.
Strähle kannte bei seinem wilden Ritt wenig Grenzen. Das zeigte sich bei der „Operation Gipfelsturm“. 2011 wollten Strähle und sein COO Christian Gmünder mit schon damals umstrittenen Konstrukten den deutschen Fiskus austricksen. Mit Hin-und-Her-Deals konnte die deutsche Verrechnungssteuer doppelt statt nur einmal einkassiert werden.
„Gipfelsturm“ kostet die Safra Sarasin als Nachfolgebank möglicherweise viel Geld und Reputation. Deutsche Kunden wie der streitfreudige Milliardär Carsten Maschmeyer gehen gegen die Bank und ihre Vertreter unzimperlich vor. Es drohen hohe Vergleichs- oder Strafzahlungen.
Die „heissen“ Steuerprodukte waren nicht alles, was Strähle als CEO der Sarasin verantworten muss. Er stellte sich auch quer gegen einen Schweizer Deal, als seine Bank zum Verkauf stand. Das war 2011 der Fall, als die holländische Grossaktionärin Rabobank ihre Freude an den Baslern verloren hatte.
Strähle liess fast nichts unversucht, um die Sarasin statt bei der Julius Bär oder bei Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz in anderen Händen zu sehen. Mit der Safra aus Genf respektive Brasilien zog er einen scheinbar weissen Ritter an Land, der die Sarasin weitgehend unabhängig lassen würde.
Im Nachhinein wurde klar, dass es Strähle wohl vor allem um sein eigenes Überleben ging. Bei Bär wäre seine Zeit absehbar vorbei gewesen, bei Vincenz hätte der Raiffeisen-Zampano die Bank mit Vontobel zusammenlegen wollen. Auch das hätte für Strähle das Aus bedeuten können.
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Strähle schwor die ganze Sarasin-Mannschaft auf „seinen“ Safra-Deal ein. Als dann die neuen Herren die Basler Bank zerlegten und altgediente Mitarbeiter im Dutzend auf die Strasse stellten, war Strähle längst über alle Berge, mitsamt seinen Boni-Millionen.
Und auch im US-Steuerkonflikt machte Strähle eine schlechte Falle. Im Sommer 2011 war er von der US-Justiz auf einer Privatreise in Amerika abgefangen und stundenlang befragt worden. Es fragt sich immer noch, was Strähle den USA damals an Material lieferte, mit dem diese die Schweizer Banken und ihre Paradeindustrie in die Knie zwingen konnten.
Doch all das wiegt für die Finanzaufsicht Finma offenbar nicht schwer. Die Behörde winkt Strähle als neues Aushängeschild der EFG durch. Diese ist mit über 80 Milliarden Kundengeldern kein Leichtgewicht. Personen mit gutem Leumund und seriösem Ruf an den Schalthebeln wären Voraussetzung.
Müsste man meinen. Das interpretiert die Finma eigenwillig. Für sie ist Joachim Strähle „fit and proper“. In England reicht Schwarzfahren für ein ewiges Berufsverbot. In der Schweiz darf ein Banker mit mehrfachem Versagen weitermachen, als ob nichts gewesen wäre.
Während die Finma mit ihrer Regulierung viele Kleine stranguliert oder dann bei einem Retailbanker wie Coop-Chef Andreas Waespi ein Exempel statuiert, schaut sie bei grossen Fischen mit beiden Augen weg. Dem Finanzplatz erweist die Behörde damit einen Bärendienst.
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Die beliebtesten Kommentare
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Das ist wahrlich der Witz des Jahres … viel Spass liebe EFG! Habe ihn bei Sarasin erlebt … eine richtige Erfolgsgeschichte war das ! Wenig Bank Know How … keinerlei Risikoverständnis und absolut keinen Plan und keine Strategie!
Wachstum über Zukauf … Rendite im freien Fall!
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Schon fast unglaublich das so ein schlechter „Manager“ wieder zum Zug kommt, es gibt doch gewiss dutzende Manager mit einem besseren Leistungsausweis.
Ausser seiner „Wachstumsstrategie“, die da war möglichst schnell Kundenberater und deren Assets einzukaufen, ohne auf die Kosten zu achten, ist ihm bei der Sarasin wenig eingefallen.
Stäbe über Stäbe wurden aufgebaut, massenweise wenig fähige alte Kumpel eingestellt, z.B. der vergeistigte „Burki“ V., der alles konnte ausser ein Asset Management zum Erfolg zu führen, der Wilde Peter und dessen Bagage aus „Tradern“ (die waren dann die lautesten Heuler die der Markt zu bieten hatte), der fidele Fidelis als Anstandsdame für Eric, lauter Leute die für Saläre von Top-Leuten wenns hochkam nicht auch noch Schaden anrichteten
Gekrönt wurde das ganze von den Abenteuern im In- und Ausland, gewaltige Ausgaben in Büros, Personal und Reisen, kaum mehr als eine Handvoll Kunden, eine Wahnsinnsstrategie.
Zum schluss die Kollateralschäden die jetzt alle hochkommen, Gipfelsturm, Windreich, Saudi-Klage (…), Drogerie-Müller – Geld machen und Bonus verdienen heute, die Rechnung kommt erst Morgen (..)Also, liebe EFG-ler, wenn’s plötzlich einen Haufen Leute im ganz oben im Organigramm hat, die vorher bei der CS und der Sarasin waren, die Top-Löhne einfahren und von wenig eine Ahnung haben, wenn auf Teufel komm raus expandiert wird, wenn euch die Kunden einklagen und der Staatsanwalt ins Haus kommt – dann schnell weggehen.
Viel Spass,
Euer Walther -
Danke für Ihren Artikel Herr Hässig. Ich habe darauf gewartet und bin überrascht, wie freundlich Sie mit Herrn Straehle verfahren sind. Dieser Mann hat die Bank Sarasin in den Sumpf gefahren. Er hat mit seiner Geldgier und seinem Mangel zu kommunizieren und zu führen, langjährige Mitarbeiter verheizt. Über diesen Mann gibt es wirklich wenig Gutes zu schreiben. Er ist humorlos, langweilig (der unbeliebteste Tischnachbar an VIP Anlässen), und mit seinem harmlosen Gesicht eine grosse Hypothek für den Bankenplatz.
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würde die FINMA ihre Verantwortung wahrnehmen, dann hätten wir in der Schweiz eine Knappheit an verantwortungsbewussten, anständigen Bank-Managern und die Warteschlange beim RAV würde um einiges länger…
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Das ist wieder einmal „Journalismus“ aus der untersten Schublade.
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der Logik des Artikels folgend mussten in der Schweiz dutzende wenn nich hunderte von Bankern mit Berufsverbot belegt werden; Wuffli jetzt bei Partners Group (unter dem nachweislich zig-zehn Milliarden versenkt wurden mit seiner sogar noch von McKinsey abgesegneten Fixed Income Strategy, so die Prasentation im Hyatt Zueri am 30.6.07), Cabiallavetta jetzt bei SwissRe der hunderte von Millionen mit Deris versenkte, usf. – die Liste ist lang) – so funktioniert die Schweiz – ein Buch zu „Missmanagement Schweiz“ ist ueberfaellig!
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Wäre wirklich an der Zeit. Alles „Manager“, die mit keinem einzigen eigenen Franken die ihnen anvertrauten Firmen (welche sie nicht selbst aufgebaut haben) ins Risiko führten und ungeschoren davonkamen. – Da spricht man dann noch von Leistungslöhnen (ja, es lohnt sich wirklich). – Bankrott müssten diese Herren sein, nichts Anderes.
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…und die BKB müsste schliessen…..
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Das ist erbärmlicher Schmierenjournalismus. Offensichtlich haben Sie nicht das geringste Indiz für ein Fehlverhalten des besagten Bankers. Aber seinen Ruf unter allen Umständen zu schädigen, rechtfertigt offenbar einfach alles. Der Finanzplatz Schweiz hat einige Lehren zu ziehen. Es ist aber verantwortungslos, ihn auf diese billige Weise zu schädigen.
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Die FINMA war nicht kompetent (Fall HSBC, US-Steuergeschichte, UBS Fastkonkurs usw.), ist nicht kompetent (winkt den zweifelhaften Strähle als VRP durch) und wird nicht kompetent sein (fokussiert auf Regulationen für die Kleinen und Unwichtigen und schaut bei den Grossen und wirklich Problematischen weg). Die FINMA kann man getrost abschaffen. Das würde dem Finanplatz eher gut tun.
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Wenn sich einer, mit einem Millionensalär, sich erdreist Schwarz zu fahren, dann gehört er an den Pranger und nicht an die Spitze einer Bank. Das Vorgehen der Finma spricht für sich, die kleinen hängt man auf ( Coop Chef Waespi), die Grossen, oder eben die mit super Bezoehungen, lässt man laufen. Viele der kürzlichen Entscheidungen der Finma lassen mich vermuten, wir leben in einer Bananenrepublik
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Es ist beschämend, tagtäglich von schwarzen Schafen im Swiss Banking zu hören. Das schadet dem Bankenplatz enorm und wird den zig-Tausenden guten Bankangestellten, die tag täglich einen super Job machen nicht gerecht.
Die Finma gehört abgeschafft und durch etwas Neues ersetzt mit diesmal fähigen Leuten. Glaubt man der Presse, schaden die Finma Leute dem Bankenplatz ebensolviel wie die bad Bankers.
selbst.
Man fragt sich schon, wer von der EFG Leute mit einem solchen Ruf einstellt. Klar, dass diese Bank demnächst wieder in den Schlagzeilen sein wird. Unbegreiflich. -
Die Finma kann beruhigt sein: Der ex-Bankenaufseher Daniel Zuberbühler sitzt ja schliesslich im Verwaltungsrat der EFG…
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Einer mehr, der mit schönem Entgelt mundtot gemacht wurde, resp. weiss, wie man richtig „unrichtig“ vorgeht. Nicht umsonst sind ehemalige Top-Hacker die bestbezahlten Sicherheitsberater für IT-Business.
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Die Finma kann beruhigt sein: Der ex-Bankenaufseher Daniel Zuberbühler sitzt ja schliesslich im Verwaltungsrat der EFG...
Es ist beschämend, tagtäglich von schwarzen Schafen im Swiss Banking zu hören. Das schadet dem Bankenplatz enorm und wird den…
Wenn sich einer, mit einem Millionensalär, sich erdreist Schwarz zu fahren, dann gehört er an den Pranger und nicht an…