Sein Name verkörpert den grössten Flop der Ära von Pierin Vincenz: Beat Wittmann. Der Zürcher Highflyer kostet die Genossenschafter der Raiffeisen-Gruppe einen zweistelligen Millionenbetrag.
Letzte Woche verkündete die Handelszeitung die endgültige Trennung der beiden. Dynapartners – das ist Wittmanns Ur-Firma, die er der Raiffeisen verkauft hatte – wurde einem Berater vermacht.
Zum Preis wollte sich niemand äussern. Vermutlich gab es nur noch Peanuts. In Raiffeisen-Kreisen wird betont, dass Wittmann zum Abgang nichts ausser seiner Kündigungsfrist erhalten habe.
Was Wittmann der Raiffeisen-Gruppe und deren Eigentümern, den braven Genossenschaftern, an Kosten und Verlusten tatsächlich beschert hat, wird zum Musterbeispiel eines Debakels.
Von Alleingang des Chefs, Kapitalerhöhungen à gogo, masslosen Versprechen und schliesslich, als sich die Verluste türmten, raschem Steckerziehen im Hinterzimmer ist in diesem Bankenkrimi alles drin.
Es ist der Fall von zwei Alphatieren, die mit Millionen nur so um sich werfen. Der Eine, Pierin Vincenz, nimmt sie von seiner Firma. Der Andere, Beat Wittmann, verjubelt sie im Markt.
Die „Liaison der Egomanen“ beginnt 2012. Wittmann, der zuvor bei der Clariden Leu und der Julius Bär gescheitert ist, wechselt das Pferd.
Er gibt seinen Financiers Roland Berger und Rumen Hranov, zwei bunten Figuren der Wirtschaftswelt, den Schuh, um seine 2009 gegründete Assetmanagerin Dynapartners Pierin Vincenz und dessen potenter Raiffeisen zu verkaufen.
Darauf geht die Party so richtig los. Die Raiffeisen peppt Wittmanns Dynapartners und die daraus entstehende The Capital Management Group (TCMG) auf.
Und wie. In mehreren Runden investiert die Raiffeisen in die beiden Vehikel, ohne dass je von intensiven internen Diskussionen über das Engagement etwas zu hören ist.
Gemäss Geschäftsbericht 2014 der Raiffeisen-Gruppe betrug das Aktienkapital der TCMG, die sich an vielen Assetmanagement-Boutiquen beteiligen wollte, per Ende Dezember 43,2 Millionen.
Bei der Gründung Ende 2012 hatte die TCMG ein Aktienkapital von lediglich 100’000 Franken.
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Hinzu kommt die Dynapartners AG, bei der sich das Kapital Ende 2014 auf 2,4 Millionen belief. Als diese 2009 an den Start ging, hatte sie nur 500’000 Franken Eigenmittel auf die Waage gebracht.
Nun also wiesen die beiden Firmen über 45 Millionen Franken aus. Der grösste der Teil dieses Geldes stammte von der Raiffeisen-Zentrale.
Das geht aus den Beteiligungsverhältnissen hervor. An der TCMG hielten die St.Galler per 31. Dezember 2014 knapp 93 Prozent, an der kleineren Dynapartners 87 Prozent.
Was von den 45 Millionen noch übrig ist, entscheidet darüber, wie viel Wert die Beteiligungen der Raiffeisen per Ende 2014 hatten. Das Verlustpotenzial ist jedenfalls zweistellig.
Sicher ist, dass ausser Spesen kaum Zählbares vorzuweisen ist. Die geplante TCMG-Gruppe mit vielen kleinen und mittleren Assetmanagern, deren Partner an Bord bleiben, platzte letzten Oktober.
Über Nacht zog die Raiffeisen der TCMG den Stecker. Damit war auch die Dynapartners nicht mehr erwünscht. Der Verkauf von letzter Woche war nur noch Vollzugsmeldung.
Vincenz trat wenig später zurück. Er wird neuer Präsident der Helvetia-Versicherung. Sein Nachfolger bei der Raiffeisen, Patrik Gisel, hat Wittmann und dessen TCMG nicht mehr am Hals.
Und Wittmann? Der vergnügte sich zum Frühlingsbeginn mit Heli-Skiiing in Kanada. Anfragen liess er letzte Woche unbeantwortet.
Sein Jahresgehalt soll um die 800’000 Franken betragen haben. Hinzu kommen weitere Beträge für die Zeit der Kündigung.
Seine zwei engsten Mitstreiter aus der Zeit von Dynapartners erhielten in den drei Jahren, während der die Firma zur Raiffeisen gehörte, ebenfalls stolze Saläre.
Zusammen dürften die drei Dynapartners-Chefs über 2 Millionen kassiert haben – jährlich; und das für ein Business, das es laut einem Insider nie in die schwarzen Zahlen geschafft hat.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zitat Teaser: „Crash kostet Raiffeisen-Genossenschafter 2-stelligen Betrag“
uff, da hat die Raiffeisen ja grad noch mal Glück gehabt, dass es so glimpflich ausgegangen ist! *lol*
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ich bin nicht in Bankbranche tätig – mich würde mal interessieren, wie es Euch ergeht, wenn Ihr immer wieder bei IP lest und schreibt, wie unfähige Leute mit dem Geld anderer umgehen und dabei wie wahnsinnig verdienen. Ist das nicht frustrierend? Wie geht man damit um? Hoffen, dass man selber mal dazugehört?
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Warten wir mal ab, wie das mit der Leonteq Geschichte ausgeht. Da war der Wittmann dann nur ein laues Lüftchen…
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Bis jetzt hat es jedenfalls einen Gewinn im 3-stelligen Millionenbereich in die Bücher geschneit aufgrund dieser Beteiligung. Nicht berücksichtigt die Refinanzierungsgelder für die Raiffeisen-Gruppe.
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Leider werden hier falsche Behauptungen in den Raum gestellt. Es gab keinen Verlust aus der Beteiligung Dynapartners. Wer die Geschäftsberichte von Raiffeisen Schweiz regelmässig studiert sieht, dass aus den verschiedenen Beteiligungen bis heute sehr schöne Erträge für die Genossenschafter generiert wurden. Diversifikation!
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Wer die Zahlen kennt, weiss, dass Inside Paradeplatz einmal mehr mit Phantasiezahlen operiert und entsprechend falsche Schlagzeilen produziert. Fakt ist, dass die Beteiligung an Dynapartners ohne Verlust verkauft wurde. Beat Wittmann verlässt die Organisation nach einer ordentlichen Kündigung ohne Abgangsentschädigung.
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@ Greg Eisenschrot
Wer hier mehr Erfahrung hat, Herr Vincenz oder Herr Wittmann jun. möchte ich hier einmal in Frage stellen. Immerhin ist Beat W. min. 10 Jahre jünger als Pierin V.!
Fakt ist, dass der junge Wittmann immer einen Patron gefunden hat, welcher an ihn glaubte. Bei der Clariden Bank (CB) war es z. B. Alex Hofmann.
Unvergesslich wie er als Newcomer vor eine gestandene Gruppe von Managern der damals äusserst dynamischen CB hinstand und praktisch unvorbereitet seine Prognosen über die Märkte zum Besten gab. In einem früheren IP-Kommentar erwähnte ich einmal den Begriff: „Management by crocodile…..“
Aehnlich wie Josef A. verfügt Wittmann jun. über ein unerschütterliches Selbstvertrauen, teilweise antrainiert an der Uni Basel. Prof. Walter Wittmann erwähnte ja einmal in einem Interview, dass er seinen Sohn absichtlich an einer anderen Uni platziert hatte.
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@Ex-Clariden:
Vincenz versteht vielleicht etwas von Retail aber im Asset Management ist er ein Anfänger. Entsprechend ist es nicht überraschend, dass er auf jemanden wie Wittmann mit seinem „Sicheren Auftreten bei Ahnungslosigkeit“ eingeht.
Das ist nichts als menschlich und hat mit dem biologischen Alter sehr wenig zu tun. Von der Persönlichkeitsstruktur und den Fähigkeiten der beiden Protagonisten konnte die Geschichte eigentlich nicht anders ausgehen wie sie nun ausgegangen ist.
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Worum geht es hier eigentlich? Wurde Geld verloren oder einfach Löhne ausbezahlt? Ist aus dem Text irgendwie nicht ganz nachvollziehbar. Es wird einem einfach suggeriert, dass es ein Minusgeschäft war – effektive Zahlen liegen wohl keine vor. Gäääääääääääääähn… Ich bin froh gibt es noch Leute bei Banken, die Unternehmergeist beweisen! Unternehmertum bedeutet, etwas auszuprobieren – Erfolg oder Misserfolg sieht man jeweils im Nachhinein. Das ist überall auf der Welt, in jeder Branche genau gleich.
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@Clude
Was „auszuprobieren“ fällt immer sehr leicht, wenn nicht das eigenen Geld im Spiel ist!
Frei nach der bewährten Banker-Logik: „Trösten Sie sich, das Geld ist nicht verloren…es gehört nur jemand anderem“.
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@SirGalahad: Einfach mal die letzten 10 bis 20 Geschäftsberichte anschauen. Mir gefällts, was Herr Vincenz macht!
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PV hat das Geld der Genossenschafter genommen, um Wittmann den Rachen zu stopfen. Bin mir sicher, PV hätte privat keinen einzigen Franken in Wittmann investiert. Es ist halt immer einfacher, das Geld von anderen auszugeben. Das kennen wir ja bereits von unseren Politikern. Stossend daran finde ich nur, dass am Ende des Tages niemand die Verantwortung trägt und die Schuld immer den anderen zuweist. Mal schauen, welche weitere Gräben sich bei der Raiffeisengruppe noch auftun?
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Dieser Wittmann war immer eine kleine Nummer und bleibt es auch.
Vincenz hat in seiner Machtgier offensichtlich die Vergangenheit von W.
nicht überprüft. Hätte auch gut und gerne die Millionen in die Limmat werfen können. -
Wenn einer mit Geld ohne Erfahrung (Vincenz) auf jemanden ohne Geld aber mit Erfahrung (Wittmann) trifft, dann geht es nicht lange und der mit der Erfahrung hat das Geld und der andere eine Erfahrung…
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perfekt kommentiert – und mit der neuen Erfahrung verzieht er sich
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Ob der Abgang von PV eher als Flucht zu sehen ist? Wenn er jetzt noch aus Helvetia und Raiffeisen einen All-Finanzkonzern (bancassurance) machen will, ist es an der Zeit, die Guthaben bei der Raiffeisen abzuziehen.
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Schön, die Konkurrenz fängt an Angst zu bekommen!
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@Zampano. Vor wem? „Prahlerischer Mann“
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Vor Raiffeisen und den damit einhergehenden Marktanteilsverlusten…
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Eine Schaumschläger-Story wie wir sie sonst nur aus Krimis kennen. Dass ausgerechnet die konservative Raiffeisen aus St. Gallen diesem Möchtegern auf den Leim ging hat sie dem ungebremsten Grössenwahn ihres Pierin Vincenz zu verdanken. Es ist jetzt zu hoffen, dass nicht noch weitere Leichen im Raiffeisen-Keller das Tageslicht erblicken, bzw. erhaschen. Einfach nur noch absurd.
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Hier die effektiven Zahlen: Aktueller Bewertungsgewinn bei 0.75% Verkaufswert der Assets von 3.6 Mio.
Mein Tipp: http://2014.geld-und-werte.ch/
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Schlichtweg gelogen, Dynapartners und das Investment in den Fonds selbiger haben bereits vor 2012 mehr als 10 Mio verschlungen.
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@Insider: Falsch! Bitte liefern Sie Fakten, nicht Gerüchte. Keine Kosten, keine Abgangsentschädigung. War schlichtweg eine Nullnummer, nicht mehr und nicht weniger.
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@Zampano: Das sind Fakten und Sie als RCH Propaganda Angestellter sollten doch wenigstens wissen, worüber Sie hier hinwegtäuschen sollen.
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Eine Schaumschläger-Story wie wir sie sonst nur aus Krimis kennen. Dass ausgerechnet die konservative Raiffeisen aus St. Gallen diesem Möchtegern…
@ Greg Eisenschrot Wer hier mehr Erfahrung hat, Herr Vincenz oder Herr Wittmann jun. möchte ich hier einmal in Frage…
Ob der Abgang von PV eher als Flucht zu sehen ist? Wenn er jetzt noch aus Helvetia und Raiffeisen einen…