André Esteves ist ein Überflieger: im Helikopter in der brasilianischen Megacity Sao Paulo. Und als Investmentbanker mit einem goldenen Händchen für Timing und Märkte.
Oswald Grübel gilt als grösster Trader der Schweiz. Der 68-jährige hauchte der UBS neues Leben ein und tingelt heute durch TV-Giacobbo-Shows.
Im Kampf gegen Esteves schneidet der füllige Deutsche wie ein gelehriger Foxtrott-Schüler gegen einen feurigen Samba-Tänzer ab.
Während Grübel über seine Füsse stolpert, legt Esteves den Tanz seines Lebens auf Global-Banking-Parkett.
Der Investmentbanker will seine brasilianische BTG Pactual an die Börse bringen. Gemäss Financial Times könnte das IPO auf 15 Milliarden Dollar kommen.
Davon würden allein 5 Milliarden bei BTG-Grossaktionär Esteves landen.
BTG ist die Wiedergeburt von Pactual; und Pactual war jene Investmentbank, welche die UBS 2006 unter Grübels Vor-Vorgänger Peter Wuffli für 3 Milliarden Dollar erworben hatte. Damals entsprach das rund 4 Milliarden Franken.
Als Grübel im Frühling 2009 das Steuer in höchster Not übernahm, war das UBS-Polster nach Subprime-Desaster und vertrauensschädigenden US-Steuerkrieg trotz mehrfacher Kapitalerhöhung dünn geworden.
Statt die Aktionäre weiter auszubluten, stiess Grübel das Tafelsilber ab. Das glänzendste Stück war die brasilianische Tochter Pactual.
Für 2,5 Milliarden Dollar gab Grübel Pactual zurück an André Esteves. Dieser verschmolz sie sofort mit seiner neuen BTG zur BTG Pactual.
Der Preis war tief. Gegenüber dem Tages-Anzeiger bestätigte die UBS im Folgejahr, dass ihr der Deal einen Buchverlust von 1,4 Milliarden Franken bescherte.
Das war erst der Anfang.
Der clevere Esteves verkaufte anderthalb Jahre später 16 Prozent seiner BTG Pactual an GIC, den Staatsfonds aus Singapur, der die UBS in der Subprime-Krise mit einer Kapitalspritze von 11 Milliarden Franken vor dem Untergang gerettet hatte.
GIC blätterte für den Minderheitsanteil gleich viel auf den Tisch, wie Esteves kurz zuvor Grübel für die ganze Pactual bezahlt hatte.
Mit dem geplanten Börsengang kommt auch GIC auf die Rechnung. Die Singapurer wollen ihre im Wert gestiegenen Anteile behalten, ebenso wie andere Staatsfonds aus dem Osten.
Reiche Familienaktionäre wie die Rothschilds und die Agnellis aus Italien steigen hingegen gemäss Financial Times teilweise aus.
Für Swiss-Banking-Schlachtross Grübel ist die Pactual-Geschichte ein Tolggen im Reinheft. In nur 3 Jahren hat sich der Wert von Pactual von 2,5 Milliarden Dollar auf rund 15 Milliarden versechsfacht.
Letztes Jahr machte BTG Pactual 1 Milliarde Gewinn, das entspricht einem Viertel des ganzen UBS-Konzerngewinns oder der Hälfte jenes der Credit Suisse. BTG Pactual verdiente mehr als die ganze UBS-Investmentbank mit ihren 16’000 Mitarbeitern.
Dass Grübel in der Not eine Perle verscherbelte, muss den Mann, der sich nach seinem Rücktritt letzten Herbst in einem Interview mit der „Schweizer Illustrierten“ als „The Banker“ bezeichnete, auch mit Blick auf seine persönlichen Finanzen ärgern.
Als er bei der UBS als CEO anheuerte, verzichtete Grübel auf lukrative Bonuspläne und gab sich mit einem Fixsalär von 3 Millionen Franken im Jahr zufrieden.
Nicht verschenken wollte er seine ausstehenden Optionen bei der CS, wo er zuvor lange als Chef tätig gewesen war.
Um Interessenkonflikte zu vermeiden, liess Grübel seine CS-Optionen verfallen und wurde im Gegenzug von seiner neuen Arbeitgeberin mit UBS-Optionen im gleichen Wert entschädigt.
Das ergab beim Stellenantritt im Frühling 2009 4 Millionen Optionen mit 5-jähriger Laufzeit für 10 Franken pro UBS-Aktie.
Beim aktuellen Kurs sind Grübels UBS-Optionen 10 Millionen Wert – Peanuts für einen Banker, der in seiner langen und stolzen Investmentbank-Karriere vermutlich mehrere hundert Millionen eingestrichen hatte.
Die 35 Senior-Partners von Esteves kriegen voraussichtlich je 150 Millionen Dollar.
Die Aussicht auf einen Sprung der UBS-Aktie nach oben wäre grösser, wenn die brasilianische Tochter Pactual noch zum UBS-Reich gehören würde.
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Die beliebtesten Kommentare
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Pactual
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„Mit dem geplanten Börsengang kommt auch GIC auf die Rechnung. Die Singapurer wollen ihre im Wert gestiegenen Anteile behalten“.
Welche Wertsteigerung?
Wenn GIC gemäss obigem Artikel für den Minderheitsanteil von 16% „gleich viel auf den Tisch blätterte, wie Esteves kurz zuvor Grübel für die ganze Pactual bezahlt hatte“, entspricht das USD2,5 Milliarden.
Wenn nun die BTG Pactual mit USD 15 Milliarden bewertet ist, wären 16% davon USD2,4 Milliarden, also würde gemäss oben angegebenen Zahlen aus dieser Transaktion ein Verlust von USD 100 Millionen resultieren.
Also entweder stimmen die Zahlen nicht, oder die Schlussfolgerung des Journalisten ist falsch! -
Warum ist dieser Beitrag nicht gezeichnet?
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So ist das Leben! Aber das versteht ein Angestellter mit Vollkasko-Anspruchsmentalität und einem Denkmodell, das vom Ausbildungsabschluss bis zur Pension linear nach oben führt, eben (noch) nicht.
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Na ja. Die gesamten Hintergründe sind i.d.R. noch schlimmer – das ist das einzige, das sicher ist.
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So ist das Leben! Aber das versteht ein Angestellter mit Vollkasko-Anspruchsmentalität und einem Denkmodell, das vom Ausbildungsabschluss bis zur Pension…
Warum ist dieser Beitrag nicht gezeichnet?
"Mit dem geplanten Börsengang kommt auch GIC auf die Rechnung. Die Singapurer wollen ihre im Wert gestiegenen Anteile behalten". Welche…