Der Kauf der Brazil-BSI durch die Griechen-EFG verbindet 2 Lahme und Kranke, wie die NZZ aufgezeigt hat.
Noch schlimmer: Architekt Joe Strähle hatte bisher mehrere Gelegenheiten für gute Deals verpasst.
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Wie also will Strähle mit seinem Trackrecord die anspruchsvolle EFG-BSI-Grossoperation meistern?
Strähle ist mit 57 nicht mehr jung. Er wollte sich eigentlich bereits aufs VR-Präsidium bei der EFG beschränken.
Vor Jahresfrist wurde er stattdessen CEO jener Privatbank, die viel zu hohe Kosten (86 Prozent Cost-Income) und eine US-Altlast mit Lebensversicherungen im dreistelligen Millionenbereich hat.
Strähle hat noch nie eine Fusion oder Übernahme gestemmt. Nun muss er zwei etwa gleich grosse Privatbanken (EFG: 83 Milliarden Kundeassets, BSI 88) zu einem Ganzen verschmelzen.
In der Mitteilung von heute früh blieben die Details vage. Man wolle vorerst beide Marken behalten, mit der Idee, später unter einem „combined brand“ aufzutreten.
Bei der IT – BSI hat das alte Avaloq, EFG das modernere Temenos – will Strähle auf ein System setzen. Welches, blieb heute früh offen.
Die Rede ist von 200 Millionen Kostenersparnissen. Wie? Auch da kommt kaum Konkretes. Eine Zerschlagung des BSI-Backoffice in Lugano ist offenbar nicht geplant.
Im Gegenteil. Laut Communiqué bleiben die grossen Produktionszentren unangetastet.
„Zurich, Geneva and Lugano will all remain important locations for the governance and operation of the combined bank“, heisst es in der Mitteilung der EFG Bank zur Übernahme.
Damit ist der grösste Hebel für eine massive Kosteneinsparung vom Tisch. Die beiden Banken, die schon bisher als Einzelinstitute viel zu teuer produzierten, werden auch als Ganzes nicht viel sparen.
Strähle will ein neues, gemeinsames Managementteam bilden. Weder in seiner EFG noch in der übernommenen BSI sitzen Leute mit Fusionserfahrung.
Und noch etwas bleibt nebulös, nämlich der Anteil der schlauen Brasilianer, die über 1,3 Milliarden Franken für ihre BSI lösen.
Sie erhalten knapp eine Milliarde bar und den Rest in Aktien der EFG Bank. Je nach Entwicklung steigt ihr Anteil an der EFG-Bank von 20 auf 30 Prozent.
Damit hätten die Investmentbanker rund um André Esteves, der in Brasilien unter Korruptionsverdacht steht, praktisch gleich viel zu sagen wie die Griechen der Familie Latsis.
Wie tritt die neue Bank auf, was verkörpert sie, wo will sie sparen, wie löst sie ihre Altlasten (die BSI hat ziemlich grosse), welcher Aktionär hat die Macht: viele Fragen, kaum Antworten.
Für Strähle ist das offenbar kein Problem. Der Mann, der nie Zweiter machen wollte, hat seinen Grossdeal – einen nach seinem Gusto.
Im 2011 weigerte sich Strähle, mit seiner damaligen Basler Sarasin unter die Bettdecke der Zürcher Julius Bär zu schlüpfen.
Strähle hätte gegenüber Bär-Chef Boris Collardi den Kürzeren gezogen. Die beiden sind sich seit ihrer gemeinsamen Zeit bei der Credit Suisse spinnefeind.
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Statt sich an Bär zu verkaufen – ein Deal, der eine starke Schweizer Privatbank geschaffen hätte – zauberte Strähle die Genf-Brasilianer Safra aus dem Hut.
Die fackelten nicht lange. Schon bald warfen sie Strähle von Bord.
Strähle tauchte ab. Dann, im Februar vor einem Jahr, war er urplötzlich wieder da. Strähle wurde als neuer Präsident für die EFG-Bank angekündigt.
Im April 2015, einen Tag bevor er sein Amt antreten sollte, überstürzten sich die Ereignisse. Nun wurde Strähle CEO, der bisherige operative Chef wechselte ins Aufsichtsgremium.
In jener Zeit liefen Verhandlungen über einen Verkauf der EFG Bank an die Julius Bär. Der Deal schien faktisch besiegelt.
Doch dann scheiterte er. Wegen Strähle?
Vieles spricht dafür. Die Griechen-Besitzer der Familie Latsis pochten auf einen gewissen Einfluss in der vergrösserten Bank, ein oder zwei Sitze im Bär-VR mussten es sein.
Dass die Übernahme deswegen nicht zustande kam, leuchtet nicht ein. Also spielte vielleicht erneut Strähle eine Hauptrolle.
Er wollte 2011 nicht von Boris Collardi geschluckt werden, entsprechend wäre naheliegend, dass dies für den machtbewussten Strähle auch 2015 als neuer Chef der EFG keine Option war.
Nun also kann Strähle sein eigenes Ding durchziehen – mit viel Geld vermögender ausländischer Grossaktionäre.
Strähle mutet sich Grosses zu; respektive die Besitzer der neuen EFG-BSI-Bank sehen im Senior von Swiss Banking mit der schillernden Karriere ihre Leuchtgestalt.
Zu Recht oder zu unrecht, wird sich weisen.
Stand heute ist es ein Blindflug – mit Old Joe im Cockpit.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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EFG machte Verluste und schloss Shop in Mitte vor einigen Jahren Osten …. wird jede von Joe ehemaligen Teammitglied beitreten ihm EFG Dubai zu eröffnen? er kann nicht ehemaliger Partner Rohit Walia aufgrund seiner gesetzlichen Rekord in DIFC Gericht mieten! wird Sharad Nair jemals darüber nachgedacht, zu ihm zu kommen !?!?
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Warum hat sich 2011 Strähle geweigert, unter die Bettdecke der Bank Julius Bär zu schlüpfen? Weil der damalige VR-Präsident gesagt hat, bei einer Übernahme würden bei Sarasin Personaleinsparungen vorgenommen werden. Dies ist doch kein guter Einstieg in die Übernahmeverhandlungen.
Strähle ist Offizier der Schweizer Armee. War bei der Pz Trp. Zur Klarstellung.
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Wie wäre es mit der Schlagzeile „Lukas Hässig lanciert im Karriereherbst Inside Paradeplatz“? Ich finde es despektierlich, einen Mittfünfziger wegen seines Alters schlecht zu reden. Aber vielleicht ist dies ja nur ein Ausfluss der Gesellschaft und Lukas Hässig tritt kräftig in die Kerbe, nur wer jung ist, ist gut. Gibt es einen jungen Journalisten, der IP übernehmen will?
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Sehr geehrter Herr Hässig,
Sie hätten aus dieser Story wirklich etwas machen können, stattdessen haben Sie bereits verfügbare Informationen in Ihrem Artikel zusammengefasst. Aber abgesehen davon, dass Sie die Fusion auf den CEO abstellen und diesen beleidigen (was bekanntlicherweise Ihr Stil ist) bringt Ihr Artikel keine neuen Erkenntnisse und deckt nicht die interessanten Dinge auf (Generali, Rechtsstreitigkeiten, etc).Schon bitter, wenn man jeden Tag die Seite füllen muss und keine Bankbilanz lesen kann.
Anstatt sich auf den CEO einzuschießen, wollen wir doch eher eine Antwort haben, warum der Kaufpreis so hoch ist und die BTG noch ein Aktienpaket erhält, der Rest ist ja bekannt oder uninteressant.
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Straehle haette fuer seine Taten bei der Sarasin laengst von der Finma unter die Lupe genommen werden sollen. Warum dies nicht geschehen ist waere ein Artikel wert lieber Herr LH.
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modernes temenos… köstlich. da lachen ja die hühner! wünschte, ich könnte auf avaloq arbeiten.
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was heisst das für die mitarbeiter derbsi in zürich?
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Modernes Temenos? Da lacht man sich kaputt…
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Hat doch EFG nur gemacht damit sie ihre ex Allianz zu Leonteq und ihre ganze NewCapital Funds-Palette, den Kunden in die Portfolios kaufen können….
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@Roberto Binswanger
Oder einfach auf Deutsch: „einen derart hohen Preis“ ?
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Es gibt bei beiden Banken Bereiche, die in Anbetracht der Umstände (speziell bei der BSI) recht gut arbeiten. Es gibt auch bei beiden Banken gute Leute. Ob Strähle dazu gehört möchte ich mir nicht anmassen zu beurteilen. Die Kunst wird es sein, die Perlen rauszusuchen und erfolgreich zusammenzuführen. Den Rest sollte man schnell loswerden. Vom Cultural Fit her gesehen, passen die 2 Banken sicherlich nicht zusammen. Wer auch die Mentalität unserer südlichen Nachbarn kennt, der weiss, dass das 2 komplett unterschiedliche Kulturen sind. Ich vermute, der Plan ist es eine gewisse Grösse zu erreichen, die Läden durchzu“strählen“ und dann wenn möglich mit Gewinn zu verkaufen. Ob das funktioniert darf zumindest hinterfragt werden. Das Geschäft in Asien ist auch nicht ganz unproblematisch. Ich würde meinen, dass diese Uebernahme in jeder Hinsicht eine der anspruchsvollsten der letzten Jahre ist. Viel Glück.
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Je mehr Käse, desto mehr Löcher.
Je mehr Löcher, desto weniger Käse.
Je mehr Käse, desto weniger Käse. -
Abgesehen von anderen Fragezeichen: Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie man im Rahmen eines Notverkaufs einen derartig hoher Preis zahlen kann. Ich hätte einen Preis im Rahmen von 1 Milliarde erwartet.
Aber hoffen wir mal, dass die EFG damit glücklich wird und die Synergien auch tatsächlich heben kann.-
Greg, wie wäre es mit Akkusativ? („einen derartig hohen Preis“)
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Geschichte gelesen? Irgend etwas davon kapiert?
Und das ist Ihr hochstehender Kommentar dazu?
Na dann gute Nacht – dass wir einen derart hohen Preis für unser Bildungssystem bezahlen, scheint nicht allerorten Früchte zu tragen…
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Greg, wie wäre es mit Akkusativ? ("einen derartig hohen Preis")
Abgesehen von anderen Fragezeichen: Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie man im Rahmen eines Notverkaufs einen derartig hoher Preis…
Je mehr Käse, desto mehr Löcher. Je mehr Löcher, desto weniger Käse. Je mehr Käse, desto weniger Käse.