Walter Berchtold, Jahrgang 1962, ist als 50-jähriger ein Frührentner. Seit letztem August ist der Ex-Chef des globalen Private Bankings bei der CS ein Minister ohne Portefeuille.
Nun läuft sich „Wädi“, wie er als Urgestein genannt wird, an der Seitenlinie der Credit Suisse für den nächsten Grosseinsatz warm.
„Berchtold kommt zurück“, sagt ein CS-Manager, der mit den Vorgängen vertraut ist. Ein zweiter doppelt nach: „Wädi ist schon in den Startlöchern, das spürt man.“
Berchtolds bevorstehendes Comeback kommt überraschend. Bei seiner Absetzung vor 3/4 Jahren warfen ihn viele Beobachter bereits zum alten Eisen.
In Medienberichten wurden Berchtold Inaktivität rund um die siechende Tochterbank Clariden Leu und beim Margenzerfall in der CS-Paradedisziplin Vermögensverwaltung vorgeworfen.
Im Fokus von Berchtolds Comeback steht die Übernahme als CEO von EMEA, der Region mit Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Diese wird seit Sommer 2010 vom gleichaltrigen libanesich-britischen Fawzi Kyriakos-Saad geleitet.
Die EMEA-Resultate unter Fawzi seien schwach, sagt eine Quelle. Im ersten Quartal verzeichnete EMEA als einzige Weltregion im CS-Reich abfliessende Kundengelder, fast 1 Milliarde Franken.
Die Bank erklärte die unbefriedigende EMEA-Entwicklung letzte Woche mit „an ongoing difficult market environment and limited inflows in Eastern European markets“.
In den 3 Regionen Schweiz, Americas und Asien verzeichnete die CS Zuflüsse von insgesamt mehr als 10 Milliarden, wenn man das Minus der integrierten Clariden-Privatbank ausklammert.
Für ein Gespräch hat Berchtold, der über ein ausgesprochenes Karrieresensorium verfügt, keine Zeit; auf Reisen, danach im Stress, tönt es aus dem Vorzimmer.
Wie gut ist es, wenn Berchtold den persönlichen Karriere-Nachbrenner zünden und nochmals in einer wichtigen operativen Rolle ins CS-Geschehen eingreifen kann? Und: Was sagt das über die Personaldecke an der Spitze der Grossbank aus?
Der gut aussehende, sportliche, immer gebräunte Berchtold gilt als Sunnyboy unter den CS-Oberchefs. Er weiss, wann er den Kopf einziehen und wann er forsch auftreten muss.
Das zeigt allein schon sein beeindruckender Aufstieg. Unter Ausbildung ist bei Berchtold wenig zu finden: „Handelsdiplom, Neue Schule Zürich (NSZ)“, steht dazu auf der CS-Homepage.
Mit dem unbekannten Titel im Sack setzte Wädi zu einem 30-jährigen Höhenflug an. Die Basis dazu legte er als Händler in der Investmenbank CS First Boston im Team des späteren CS-Konzernchefs Oswald Grübel.
Grübel wurde Berchtolds Mentor und Karriere-Ziehvater. Unter dem CS-Übervater stieg der Zürcher zum grossen Handelschef auf.
Als Grübel die ultimative Macht ab 2002 mit dem Amerikaner John Mack als Chef der CS First Boston teilen musste, agierte Berchtold als eine Art U-Boot des deutschen Krisengenerals innerhalb der verfeindeten Investmentbank.
2004 machte Grübel das Rennen und belohnte Berchtold für dessen Vasallendienste mit dem obersten Job in der weltweiten Vermögensverwaltung.
Der Wechsel vom Handel ins Private Banking eröffnete Grübel eine weitere Option. Er konnte seinen Lieblingsmanager Berchtold als CEO-Kandidaten in Stellung bringen.
Ende 2006 wurde das Rennen eröffnet. Grübel wollte Berchtold als neuen Konzernchef, was der damalige CS-Präsident Walter Kielholz ablehnte. Der befand Wädi offenbar als zu leicht.
Das Gezerre endete in einem Kompromiss namens Brady Dougan. Der hatte es in der Phase der Kandidatenkür meisterhaft verstanden, durch Klinkenputzen bei Kielholz und anderen CS-Bonzen zu punkten.
Berchtold blieb oberster Private Banker. Die Zahlen stimmten, besonders als die CS vom UBS-Crash profitierte und mit Neugeld überschwemmt wurde.
Doch unter der glatten Oberfläche braute sich Ungemach zusammen. Ohne gross aufzufallen, bröckelten die Margen. Zudem liess Berchtold die Clariden Leu an der langen Leine und setzte schliesslich mit dem CS-Trust-Chef als neuen Clariden-CEO auf den falschen Mann.
Entscheidend für Berchtolds vermeintliches Ende letzten Sommer war vermutlich Anderes. Als oberster Vermögensverwalter war Berchtold ins Visier der USA im Steuerkrieg geraten.
Inzwischen hat der CS-Topshot in den USA ausgesagt und damit seinen Status geklärt, bestätigt eine hohe Quelle der Bank. Das US-Damoklesschwert hängt zwar weiterhin über der CS, nicht aber über Wädi Berchtold.
„They never come back“, heisst es meist auch im Spitzen-Banking. Bei Berchtold sieht es anders aus.
Sein Abgang war von Beginn weg speziell. Er blieb als gut bezahlter Chef auf der Payroll, kriegte seine Bonusaktien und erhielt den schönen Titel eines „Chairman Private Banking“ der CS.
Als neuer EMEA-CEO würde Berchtold zum ernsthaften Kandidaten für die anstehende Ablösung von Brady Dougan als CS-Konzernchef. Der hat neben grossen Umbau-Leistungen in einem zentralen Bereich versagt: beim Aufbau fähiger Leute für das Spitzenamt.
Berchtold steht stellvertretend für das letzte Aufgebot. Wie dünn die Personaldecke ganz oben bei der CS geworden ist, zeigt der Abgang von Karl Landert als Informatikchef und Mitglied der Konzernleitung von dieser Woche.
Landerts wichtige Aufgaben landen bei Finanzchef David Mathers. Ein No-go, meint ein Informatik-Unternehmer mit Connections bei CS und UBS. „IT ist Key“, sagt der Insider, „dafür braucht es immer einen separaten Bereich mit eigenständiger Führung.“
Dougans Flop ist Wädis Chance. Ob dies auch für die CS gilt, muss sich weisen.
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Wer platziert bei Euch diese Artikel? Für mich fast schon TA Loepfe Schund. WA ist aus dem Rennen bei der CS und wohlfeil für Kunden Akquisitionen im Private Banking. Nicht mehr und nicht weniger. Sorry.
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De Wäde isch de richtig Typ für dä Job. Eine vo eus.
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Gut so – das gibt hoffentlich auch wieder Auftrieb für die legendären Sylvester-Parties auf Marguns. Die letzten beiden waren eher etwas medioker. Und in den oberen Stuben der Aphrodite dürfte es auch wieder etwas runder zu und her gehen, wenn der Wädi wieder jemand ist.
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Wenigsten wieder ein Schweizer Banker am Ruder bei CS. Es kann ja nicht sein, dass bei einer Schweizer Bank nur Amerikaner, Engländer und Norddeutsche am Ruder sitzen.
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dieser sektor ist im loch.
wenn die einzige qualität der pass ist dann gut nacht am sachsi. einfach handhaben wie Wädi- ja keine cs aktien halten- wenn die gesperten frei werden – VERKAUFEN. -
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„Das zeigt allein schon sein beeindruckender Aufstieg. Unter Ausbildung ist bei Berchtold wenig zu finden: “Handelsdiplom, Neue Schule Zürich (NSZ)”, steht dazu auf der CS-Homepage.“
…und wenn auch! Was haben all die anderen „TopShots“ mit HSG…Master..Dr…etc. erreicht ausser dass sie vieles kaputt gemacht haben!!!?? Mit seiner bisherigen Laufbahn ist er mir viel sympathischer als viele andere Chiefs!!
Go Wädi Go!
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Dem stimm ich zu.
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…und er hat und hatte es nicht nötig, sich mit falschen bzw. nicht vorhandenen akademischen Titeln zu schmücken wie Bahar und Baur. 😉
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Wädi go ahead als CH-Bank und nur als CH Bank
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…wenigstens wäre dann wieder ein Schweizer an der Spitze. – Das ist nämlich unabkömmlich für die Brand „Swiss Banking“.
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Genau, so wie der Herr Ospel bei der UBS. Wenn man richtig Milliardenverluste einfahren will brauch es Swiss Competence – die Deutschen und die Amerikaner bringen das nicht so richtig hin.
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Stimmt, die deutschen und amerikanischen Schwachköpfe machen’s ja soviel besser: Grübel und Kengeter: 2.3 Mia USD bei der UBS verschleudert
Brady Dougan & Grübel: x Mia USD bei der CS in den Sand gesetzt
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Totgesagte leben eben länger. Ich persönlich mag es dem ‚Wädi‘ gönnen.
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Ich kenne Wädi noch aus der Schulzeit und habe lange mit ihm im Fussballclub gespielt. Er war schon damals ein cooler Typ und ist es noch! UND nicht nur das, er kann seinen Fokus klar und deutlich auf das was wichtig ist richten, das wesentliche erkennen und darauf hin arbeiten. Nobody is perfect, wer keine Fehler macht wird nie etwas dazu lernen – und bleibt stehen! Wäde go – Zeig was Du kannst, bist ein schlauer Fuchs … !
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Totgesagte leben eben länger. Ich persönlich mag es dem 'Wädi' gönnen.
...wenigstens wäre dann wieder ein Schweizer an der Spitze. - Das ist nämlich unabkömmlich für die Brand "Swiss Banking".
Wädi go ahead als CH-Bank und nur als CH Bank