Im grossen Bankenbunker beim Bahnhof St. Gallen wird gemauert. „Ihre Fragen können nicht ernst gemeint sein“, blockt der Sprecher der St.Galler Kantonalbank (SGKB) ab, entsprechend gebe man keine Antwort.
Um dann doch zu sagen: „Wir haben ganz bestimmt keine militärische Kultur bei der St.Galler Kantonalbank, das weiss jeder, der uns kennt.“
Die Reaktion im Headquarter einer der wichtigen Staatsbanken des Landes, die in den nächsten Jahren privatisiert werden soll, überrascht angesichts von Fragen wie „Ist die Kultur wegen (CEO) Ledergerber militärisch geprägt? Ist sie der Grund für Abgänge im Private Banking?“
Weniger überrascht die harsche Reaktion, wenn man sie vor dem Hintergrund der Zahlen betrachtet. Dann könnte Dünnhäutigkeit eine Folge von schweren Zeiten sein.
Der Dreijahresvergleich von 2009 bis 2011 bringt die kritische Lage zum Vorschein. Reingewinn: -19 Prozent; Börsenwert: -23 Prozent; Kapitalrendite: -24 Prozent. Umgekehrt zur Negativ-Serie ist die Bilanz um 11 Prozent gestiegen.
Mit anderen Worten: Die SGKB hat bei mehr Risiko deutlich weniger verdient.
Es ist das Resultat von Konzernchef Roland Ledergebers Truppe von Ex-Grossbanken-Kader, die hauptsächlich vom Schwergewicht UBS stammt. Diese führt das kotierte Ostschweizer Staatsinstitut, das noch mehrheitlich dem Kanton gehört, strikt und streng.
Ledergerber, selbst ein UBS-Mann, stiess Ende der 1990er Jahre zur SGKB und übernahm Anfang 2008 die operative Führung am Hauptsitz in der Gallusstadt.
Sofort scharte er ein kleines Team von jungen, loyalen Mitstreitern um sich. Zum neuen Private-Banking-Chef kürte er Daniel Lipp, einen langjährigen UBS-Offshore-Vermögensverwalter mit Einsätzen in Spanien, UK und Mexiko.
Auch im Bereich Services kam ein Ex-Grossbanken-Mann zum Handkuss, der bei der UBS-Vorläuferin Bankverein seine Sporen abverdient hatte.
Zusammen mit CEO Ledergerber haben somit 3 von 5 Spitzenleuten der SGKB eine UBS- respektive Bankverein-Vergangenheit.
Neue Chefs ziehen typischerweise ihre eigenen Kollegen und Weggefährten nach. So auch Daniel Lipp. Im Private Banking der St.Galler KB stiessen gehäuft UBS-Leute hinzu und übernahmen mehr und mehr das Kommando, sagt ein Insider. Das habe zum Kultur-Clash geführt.
Die UBS wurde gross als militärisch organisierte Bank, die über genaue Prozesse und strenge interne Vorschriften führt. Ironischerweise machte erst diese solide Basis die Subprime- und Offshore-Ausschweifungen möglich.
Die SGKB hatte hingegen offenbar eine lange Tradition von Eigenverantwortung. In den Filialen im Kantonsgebiet hätte früher unternehmerischer Spirit geherrscht, sagt die Quelle. Solange man lieferte, sei man von der Zentrale in Ruhe gelassen worden.
Nun würden Compliance, Management-Information-System und eine ausufernde Bürokratie jegliche Initiative in der Region abwürgen. Typisch UBS halt, meint der Gesprächspartner.
Das Problem sei die Stimmung, geprägt von Angst und guter Miene zum bösen Spiel. Wer aufbegehre, würde geköpft. So wie ein Bereichsleiter in der St.Galler Zentrale, der von Bord spediert worden sei, nachdem er Kritik am Führungsstil geäussert habe.
Die Bankenspitze sieht das anders. „Selbstverständlich führt die Spitze die Bank mit Zahlen, das gehört zu modernen und effizienten Prozessen“, sagt ihr Sprecher. „Dass dies viel Raum für unternehmerische Initiativen lässt, können Sie jeden Niederlassungsleiter von Buchs bis Rorschach fragen.“
Zum Problem werden könnten die gehäuften Abgänge erfahrener Vermögensverwalter. In den letzten 24 bis 36 Monaten hätte rund ein Dutzend von gegen 50 Kundenberatern das Private Banking der SGKB verlassen. Das würde einem Aderlass von rund 20 Prozent entsprechen.
CEO Ledergerber, sein Private-Banking-Mann Lipp und die übrige Top-Crew reagiert nervös. Intern wird klargemacht, dass abspringende Berater nicht damit rechnen könnten, die Kundengelder weiterhin bei der Bank verbuchen zu dürfen.
Solche Kampfansagen des obersten Managements sind in den harten Zeiten von heute verbreitet. Ob sie eine Rückkehr zum Erfolg versprechen oder gute Leute erst recht abschrecken, muss sich weisen.
Klar ist, dass die SGKB und ihr CEO Ledergerber ein wachsendes Renditeproblem haben. Die Einnahmen sinken, und weil die Kosten gleichzeitig weiter zunehmen, geht eine gefährliche Schere auf. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis ist von 55 Prozent vor 3 Jahren auf 63 Prozent im 2011 hochgeschnellt.
Dass die negative Entwicklung die Folge eines militärisch geprägten Führungsstils sei, weist die Bank vehement von sich. Einen solchen „gibt es schlicht nicht“, sagt der SGKB-Sprecher.
Dann zeichnet der KB-Manager von seinem obersten Chef Ledergerber das Bild eines kooperativen Teamplayers.
„Unser CEO pflegt einen partizipativen Führungsstil. So sitzt er beispielsweise nicht oben am Tisch, sondern wie ein ganz normales Mitglied am Rand. Er sieht sich als Primus inter pares, nicht als Befehlshaber.“
Welchen Rang Primus Ledergeber im Militär trage, blieb unbeantwortet.
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Total bescheuerter Bericht! Jede Bank in der Schweiz, ob gross oder klein, hat mit den wachsenden gesetzlichen Anforderungen und gestiegenen Risiken zu kämpfen. Das dies auf die Cost/Income-Ratio Auswirkungen hat, sollte wohl jedem bekannt sein.
Roland Ledergerber hat übrigens einen sehr geplegten Umgangston und führt die Bank sicherlich nicht als General an. Als CEO ist er für die Bank ein Glücksfall und er wird die Bank mit Umsicht durch die turbulenten Zeiten führen. Da bin ich mir sicher.
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Früher konnte man Stolz sein zur Gilde der Bankangestellten zu gehören. Heute sind wie bei der SG KB jung, dynamische und erfolglose Manager am Ruder. Dies ist eine Schande.
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An die Wand fahren, Realitätsfremd, abgespaced, Söideckeli/Söihäfeli, Zweiklassengeßellschaft, ja-keine-Kritik-zulassend, gute Ideen von einfachen Mitarbeiter sind schlecht und versanden, schlechte Ideen von „heads of…“ sind gut und werden ausgeführt. Willkommen in der Realität. Das ist ja schon beinahe überall das selbe… Hat aber nichts mit Militär zu tun. M A C H T ist GEIL.
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Mit ein paar wenigen Ausnahmen sind wir in der Schweiz schlicht und einfach nicht in der Lage eine Bank mit einer vernünftigen Strategie und Kultur zu führen. Sei dies nun die SGBK, Vontobel, ex-Clariden Leu, J. Bär oder die Grossbanken. Welche Bank stellt wirklich den Kunden und das erbringen einer top-Bankdienstleistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen in den Mittelpunkt? Es ist nur noch der Honigtopf um das sich das Topmanagement und die besten Kollegen laben wollen. Wir spielen unser Bankgeschäft mit Inkompetenz so an die Wand, dass der Finanzplatz Schweiz bedeutungslos wird.
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GENAU so ist es, und viele ausländische „Superstars“ sind bei diesem ganzen Mist beteiligt.
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Ich bin überzeugt, dass hier alle weder den CEO noch die GL-Mitglieder kennen, denn das Ganze entbehrt jeglicher Grundlage. Was soll das überhaupt? Was ihr da macht, ist schon eher militärisch => Schiessübungen? Macht doch nicht mit bei einem solchen Blödsinn. Um hier mitreden zu können, muss man nämlich etwas vom Bankgeschäft verstehen.
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Der Bericht trifft das Gelbe vom Ei. Die Empfindlichkeit rührt daher dass ihr Luegenkonstrukt zusammenfällt. Fuer jedes Problem lassen die ,Smart Boys, der Geschaeftsleitung 100 seitige Dokumente erstellen und lassen diese dann ,demokratisch, vernehmlassen. Das Problem ist dass dem Leser klar gesagt wird was die erwartete Antwort sein soll. Wer nicht entsprechend zusagt ist dann nicht smart genug und offensichtlich beratungsresistent, d.h. nicht zu empfehlen fuer weitere Aufgaben innerhalb der SGKB. Nun wissen die ,Smart Boys, nicht mehr weiter. Keiner von ihnen hat sich je in einer anderen Geschaeftsleitung beweisen müssen und im Private Banking hat auch noch keiner gearbeitet. D.Lipp ist ein typischer Produkteverkauefer aus der UBS.
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Und wie lange muss der St. Galler Steuerzahler noch für diese Bank gerade stehen? Es ist unverantwortlich! Und genau Parteien wie die SP oder auch die SVP möchten die Staatsgarantie in diesem Kontext aufrechterhalen – gibt es denn da gewisse Eigeninteressen oder woran liegt das?
–> dass die St. Galler Kantonalbank immer mehr wie eine Grossbank geführt wird, haben schon viele Mitarbeiter erzählt, Ziele, Verkauf, Rendite, Auslandgeschäfte – schauen wir mal wie lange das noch gut geht…-
Hat die St.Galler KB denn schon jemals einen Verlust erzielt? Bisher haben wir Steuerzahler doch eher profitiert? Und wie bitteschön soll die St.Galler KB geführt werden wenn nicht wie eine Grossbank..? Wie ein kleiner Dorfladen oder wie ein Bauernhof?
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…also „General“ ist er schon ‚mal nicht. Sicher irgendsoein Etappenhengst oder Artillerist.
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Behauptung:
Militärische Führung ist out.Faktum:
Kein einziges Schweizer Unternehmen, dass durch ein Team von Generalstabsoffizieren geführt wurde, landete je in Krise oder Konkurs. Es waren stets Management Teams bestehend aus Dienstuntauglichen (Ospel, Mühlemann), Gefreiten (Brugisser) oder Ausländern (Dougan, Grübel).Ledergerber war während seiner aktiven Dienstzeit Büroordonanz und nicht Offizier.
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@G. Eroer: Würde ich auch so sehen. Diejenigen, die immer über die militärische Führung lachen, haben eben keine Ahnung, was in einem z.B. Gst-Kurs vermittelt wird. Täte manchem verwirrten und eigentlich überforderten Ausländer – bzw. Soldaten-CEO gut.
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@Kweku Lumumba: Sind Sie sicher, dass Ihr Name nicht „Patrice Adobli“ ist?
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G. Eroer war wohl schon immer out, da er keine Ahnung hat von echter Führung, wohl weil er leider mit ein paar Kaspern Dienst geleistet hat, – oder hat er sich darum drücken können…
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Total bescheuerter Bericht! Jede Bank in der Schweiz, ob gross oder klein, hat mit den wachsenden gesetzlichen Anforderungen und gestiegenen…
...also "General" ist er schon 'mal nicht. Sicher irgendsoein Etappenhengst oder Artillerist.
Und wie lange muss der St. Galler Steuerzahler noch für diese Bank gerade stehen? Es ist unverantwortlich! Und genau Parteien…