CS-Spitzenfrau Nicole Pauli kriegte Unterstützung. „Pauli hat Drive & Knowhow“, meinte ein Kommentar-Schreiber zum gestrigen Artikel.
Pauli ist jung und hat es schon weit nach oben bei der Nummer 2 der Schweiz gebracht. Ob sie allerdings das Zeug zum CEO einer grossen Bank hat, bezweifeln einige Weggefährten.
Bleibt auch die neue CS-Hoffnungsträgerin karrieremässig stecken, dann heisst es in den Teppichetagen von Swiss Banking weiterhin: „Men only“.
Im Unterschied zu Schweden. Dort sind Bankerinnen als Aushängeschilder und oberste Entscheidungsträger wichtiger Geldinstitute längst Realität.
SEB ist kein Bänkli. Der Konzern beschäftigt über 20’000 Mitarbeiter und ist breit aufgestellt, mit Retail, Private Banking, Kommerzgeschäft und Lebensversicherungen.
Falkengren gibt sich nicht mit kleinen Brötchen zufrieden. Mit ihrer SEB will sie die führende nordische Bank sein.
Wo stehen Helvetiens Bankerinnen? Wie gut sind sie? Haben sie das Zeug zum CEO?
Bei UBS und CS stehen zwei im Fokus: Christine Novakovic und Pamela Thomas-Graham.
Beide haben Karriereverläufe mit Kurven. Beide sorgen für steinerne Mienen im internen Machtkampf.
Und vor allem: Beide wissen sich imagemässig in Szene zu setzen, haben einen Riecher für Opportunitäten in eigener Sache.
Nach einem lauten Rücktritt als Spitzenfrau der deutschen HypoVereinsbank Ende 2005 spielte Novakovic geläuterte Karrieristin. Für sie gebe es nur noch Kunst und Freiheit, verkündete sie in Interviews.
Da war ihr Comeback zurück ins Banking bereits „in the Making“. Bei Falkengrens SEB wurde Novakovic im 2008 Verwaltungsrätin, wie der eigene Wikipedia-Eintrag ausführt.
Die Krise spielte Novakovic in die Hand. Die Gescheiterte wurde zur Gesuchten.
Oswald „Ossie“ Grübel übernahm bei der UBS das Steuer, setzte Lukas Gähwiler, einen seiner Jungtalente aus gemeinsamer CS-Zeit, auf den Schweiz-Chefsessel, und der machte Novakovic Anfang 2011 zu seiner Firmenleiterin.
Seither wirbelt Novakovic. Kein Stein bleibt auf dem anderen, fast alle Direktunterstellten wurden ausgewechselt.
In aufgepeppten UBS-Postillen präsentiert sich Novakovic gerne selbst. Im aktuellen „UBSimpulse für KMU“ lässt sie sich zusammen mit SVP-Fuhrhalter Ulrich Giezendanner interviewen.
Die Schweizer KMUs hätten „extrem rasch, vorausschauend, innovativ und flexibel“ auf die Krise reagiert, meinte sie, um dann als Südtirolerin die helvetische Karte zu spielen. Dieses Reaktionsvermögen habe bestimmt mit der Mentalität „in unserem Land“ zu tun.
Pamela Thomas-Graham beherrscht die Kunst der Selbstinszenierung allein schon vom früheren Job her. Die Amerikanerin war TV-Topfrau. Sie leitete den US-Wirtschaftssender CNBC.
Thomas-Grahams Wikipedia-Ausführungen sind doppelt so lang wie jene von Novakovic. Die 49-jährige wird dort als „corporate leader and author“ angepriesen. Trotz Mutterstress mit drei Kindern schrieb Thomas-Graham Krimis.
Auch die CS-Spitzenfrau, die als Mitglied der obersten Führung eine unstrukturierte Palette an Aufgaben wie Personaldienst, Kommunikation, Marketing und weiteres führt, ist umstritten.
Legendär sind ihre bekannten Markenschuhe. Weniger bekannt ist ihr Leistungsausweis.
Darum ging es vermutlich auch nicht, als sie CS-CEO Brady Dougan Anfang 2010 unter Vertrag genommen hatte. Dougan wollte eine Frau; und ein bekanntes Gesicht.
Das hat er erreicht. Während Thomas-Graham auf Muckety, einer Webseite zur Darstellung von Netzwerken wichtiger Organisationen, prominent aufleuchtet, fällt Dougan als „No-name“ durch die Maschen.
Für weitere Spitzenfrauen muss man in die Provinz. Bei der Raiffeisen gibt es eine Gabriele Burn. Sie ist eine von 7 in der Geschäftsleitung von Pierin Vincenz‘ Genossenschaftsgruppe.
Auch Burn ist im Softbereich Marketing und Kommunikation zu Hause. Von ihr dürften die wenigsten je gehört haben. Das liegt vermutlich nicht nur am fehlenden Wikipedia-Auftritt.
Auf Finews, einer Finanz-Plattform, kam kürzlich Marion Pester breit zu Wort. Marion Who?, mag sich manch ein Leser gefragt haben. Pester leitet den Schweiz-Ableger der deutschen DZ-Gruppe.
Auf die Frage nach der Ausnahme als Spitzen-Bankerin blieb sie eigentümlich vage: „Für mich ist das völlig normal. Und es würde – glaubt man den empirischen Studien auf diesem Feld – auch kaum schaden, wenn das viele so sehen würden“, meinte die Finanzfrau.
Ist die Frage wirklich die Akzeptanz? Oder geht es ums Können und die dicke Haut im täglichen Infight?
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Es gibt doch ein paar Frauen:
http://www.finews.ch/news/finanzplatz/7334-einflussreiche-frauen-in-der-finanzbranche -
Eigentlich peinlich-unnötig dieser (und ähnliche) Artikel.
Klar spielt auch die Biologie eine Rolle. Kinderkriegen ist nun mal Sache der Frau.
Doch dass das auch irrelevant sein kann, dass ganz still und leise, ohne Fanfaren und lärmigen Quoten-Debatten und ähnlichem Unsinn, eine ganze Chefetage in einem Schweizerischen globalen Leader umgekrempelt und ‚feminisiert‘ werden kann haben unsere Medien anscheinend total übersehen.Röstigraben? Zürich Finanzplatz zentrisch? Wahrscheinlich ein Problem der Nasenspitze und darüber hinaus schauen.
SGS, der weltweit grösste Dienstleister der Sparte, top SMI Unternehmen, mit um die 70’000 MitarbeiterInnen weltweit, ‚leistet‘ sich in den vitalen Gruppenspitzenpositionen als CFO eine Fau, als Group HR eine Frau, als COO verantwortlich für halb Europa eine Frau, und als EVP Health Services ebenfalls eine Frau. http://www.sgs.com/en/Our-Company/About-SGS/Board-and-Executive-Management/Operations-Council.aspx
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Super. Und jetzt?
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Wie hiess noch die Risiko-Chefin der UBS? Keine Ahnung, aber kam, machte nichts und wurde gegegangen…
Es kommt nicht auf das Geschlecht an sondern welche Werte (Ethik, Moral, Nachhaltigkeit, Diskussion oder Diktatur) eine Führungsperson aufleben lässt.
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Nur war das mit der Miscovic (ehem. UBS-CRO) so eine Sache: sie war ein Bauernopfer für einen eigentlich verantwortlichen Mann!
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Frauen in der Chefetage stellt, meiner Meinung nach, schon eine gewisse Bereicherung dar. Allerdings ist das noch lange keinen Erfolgsgarant.
Wichtiger ist die Zusammenarbeit. Wenn die Geschäftsentscheidungen von den Mitarbeiter mitgetragen werden, dann ist das schon sehr viel.Schlussendlich ist es für mich eher eine Frage der Führungskompetenz.
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Absolut, Frauen sind vielleicht nicht immer die besseren Banker, aber sicher die ehrlichen und professionelleren Journalisten….guten morgen
LH !! -
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Lustiger Kommentar. Wenn die Frauen tatsächlich ehrlichere Journalisten sind (was ich nicht beurteilen kann), dann trifft diese Qualität sicherlich wengier auf Frauen im Banking zu: diese stehen in Sachen Integritätsmängel ihren männlichen Kollegen in nichts nach. Das ist weder gut noch schlecht sondern einfach so wie es ist.
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Absolut, Frauen sind vielleicht nicht immer die besseren Banker, aber sicher die ehrlichen und professionelleren Journalisten....guten morgen LH !!
Lustiger Kommentar. Wenn die Frauen tatsächlich ehrlichere Journalisten sind (was ich nicht beurteilen kann), dann trifft diese Qualität sicherlich wengier…
Frauen in der Chefetage stellt, meiner Meinung nach, schon eine gewisse Bereicherung dar. Allerdings ist das noch lange keinen Erfolgsgarant.…