In den nächsten 48 Stunden geht ein bekannter hoher UBS-Mann von Bord. Die wichtige Personalie ist ein weiteres Indiz für den entbrannten Machtkampf an der Spitze der Grossbank.
Wo dabei Schweiz-Chef Lukas Gähwiler steht, ist unklar. „Vermutlich nirgends“, sagt ein Ex-UBS-Manager mit Kenntnissen des Chef-Gerangels.
Gähwilers Problem ist sein fehlendes Charisma. Auf Podien lacht der Familienvater zwar breit. Intern gilt er aber als Griesgram und kann damit seine innerste Crew nicht für sich einnehmen.
Seit Monaten wird Lukas der Blässliche von seinen eigenen Leuten in den Schatten gestellt.
Glamour-Managerin Christine Novakovic erobert mit Kampfpreisen Marktanteile. Novakovic liebt das Scheinwerferlicht und stiehlt Gählwiler mit ihrer rhetorischen Brillianz die Show.
Retailchef Roger von Mentlen, ein UBS-Schlachtross, macht kein grosses Aufhebens über sein Können, führt aber seinen Laden hoch professionell. Neben dem belesenen von Mentlen ist Gähwiler ein intellektuelles Fliegengewicht.
Christian Wiesendanger, Leiter des Private Bankings Schweiz, müsste ein loyaler Mitstreiter Gähwilers sein. Gähwiler luchste Wiesendanger seiner Ex-Arbeitgeberin Credit Suisse ab.
Doch selbst Wiesendanger zeige wenig Respekt vor seinem Chef, sagt ein Insider. „Die beiden sind sich über Kreuz.“
Die Zweifel an Gähwilers Leadership-Fähigkeiten kommen für den bodenständigen Familienvater zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Sie schwächen den CEO Schweiz im Fight um Einfluss und Kontrolle in der Konzernleitung.
Dabei hätte der 47-jährige gute Karten in der Hand. Sein Retail&Corporate-Bereich mit 11’000 Mitarbeitern läuft wie ein Dieselmotor – zuverlässig und effizient.
Fast eine Milliarde haben Gähwiler und seine Leute im ersten Halbjahr zum Vorsteuergewinn der Bank beigetragen, beinahe die Hälfte.
Das einst viel profitablere Wealth Management brachte es mit 1,3 Milliarden auf unwesentlich mehr. Der Rest des Finanzmultis – Asset Management, Investmentbank, Vermögensverwaltung Americas – rangiert unter ferner liefen.
Statt dass der zahlenmässig erfolgreiche Gähwiler zur starken Figur in der Konzernleitung würde, macht Wealth-Management-Chef Jürg Zeltner Ansprüche geltend.
Reuters zeichnete kürzlich von beiden, Zeltner und Gähwiler, das Bild von Oppositionellen.
Vor allem Zeltner agiert. Sein Risiko ist, dass Konzernleiter Sergio Ermotti den Ehrgeizling in die Schranken weisen könnte. Zeltners Zahlen glänzen zu wenig, eine Absetzung ist denkbar.
Dieses Schicksal droht Gähwiler vorerst nicht. Sein Glück ist sein Handicap.
Vielleicht hätte Gähwiler gar nie ganz nach oben kommen sollen. Bei der Credit Suisse galt er als zuverlässiger Kreditchef, der dafür sorgte, dass die Risiken im Griff blieben.
Im Verlauf von 2009 verschlechterte sich die Beziehung zwischen Gähwiler und seinem Vorgesetzten, CS-Risikochef Tobias Guldimann, wie eine CS-Quelle weiss.
Guldimann, ein preussischer Typ „bis zur Schmerzgrenze“, habe Gähwiler im Verlauf des Sommers 2009 abgesetzt, sagt der CS-Manager. „Gähwiler war bei uns weg“, sagt die Quelle.
Ein jähes Karriereaus drohte. Da eilte Ulrich Körner zu Hilfe.
Körner und Gähwiler kannten sich aus gemeinsamer CS-Zeit. Körner war bis Sommer 2008 ein hoher CS-Mann und leitete zuletzt den Schweiz-Bereich, nachdem er im Vorjahr den Kampf um den CEO-Job gegen Investmentbanker Brady Dougan verloren hatte.
Körner wollte Gähwiler als Schweiz-Chef für den ungeliebten Franco Morra. Auf Körners Initiative griff CEO Oswald Grübel zum Hörer und machte Gähwiler im Frühling 2010 überraschend zum neuen Chef des auch in der Krise immer stabilen Schweiz-Bereichs der UBS.
Statt vorzeitigem Aus erlebte Gähwiler einen gewaltigen Karrieresprung über zwei Hierarchiestufen.
Sein Selbstvertrauen konnte damit offenbar nicht Schritt halten.
Mit extravertierten Persönlichkeiten kriegte Gähwiler jedenfalls Mühe. Sein Pressechef Peter Hartmeier, ein Ex-Chefredaktor des Tages-Anzeigers, war dem hochgespülten Bankmanager möglicherweise zu eigenständig.
Nun geht Hartmeier vorzeitig in Pension. Sein Nachfolger ist ein Diplomat und war zuletzt bei der SBB. Dort ist Aufmucken selten.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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…zum Glück schreibt LH „blässlich“ und nicht „bläslich“…hsqmyp
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…Schnüggeli könnte Recht haben: Fraser könnte „weggefräst“ werden und durch Blumer im Asset Management ersetzt werden. – Wenigstens wäre dann für noch mehr Swissness in der GL gesorgt… – Und jetzt haben wir somit ein weiteres Gerücht lanciert.
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…leider daneben getippt…
Es betrifft Michael Willi
http://www.finews.ch/news/banken/9721-ubs-personal-stellen-michael-willi-sergio-ermotti-ulrich-koerner
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…dachte, Novakowic sei auch nur eine Hülse? Vor ein paar Wochen war doch ein darauf hinweisender Report über diese Dame zu lesen. – Letztlich ist es wohl ziemlich wurst, welche Wurst den Laden vordergründig führt. (- Hat die Führungscrew neben all den politischen Spielchen, dem vielen Urlaub, den Business-Trips, dem Aushecken von Bonusmodellen und dem Ausmalen, was man mit Boni alles anstellen/kaufen koönnte, und neben sonstigen Verpflichtungen überhaupt noch Zeit, wirklich den Betrieb zu führen? – Don’t think so.)
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Das ist ein typischer Fall von „Chef weil ungefährlich“, eingesetzt von denen, die davon profitieren.
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„Gähwiler liefert Zahlen“… Mich würde mal interessieren, wieviel added-value von diesen Topmanagern wirklich geliefert wird. Die Zahlen werden schlussendlich immer noch von der Front und vor allem vom gesamten Umfeld wie Zinsniveau, Immobilienverkäufe, Börsenverlauf usw. beeinflusst… Kurz gesagt, who cares, ob dieser Gähwiler nun extro- oder introvertiert ist? Die Ellbogenkämpfe in den Chefetagen sind leider allgegenwärtig und bemitleidenswert
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So ist es!
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Es spielt eine Rolle: Wenn ein introvertierter Gähwiler eine bombastische Strategie hat, hört niemand zu… Wenn der gleiche extrovertiert ist, dann kommt jeder Bockmist durch 🙁
Ich würde es bevorzugen, wenn eine bodenständige, extrovertierte Persönlichkeit mit einer echten Strategie im Mgmt sässe – Träumen darf man doch noch, oder?
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…wer geht nun hier in 48h von Bord? Meint LH damit Peter Hartmeier?
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Nee, es ist schon bekannt dass Peter Hartmeier geht und durch Stefan Nünlist von SBB ersetzt wird.
Aber vielleicht kommt David Blumer zu UBS, ab November hat er ja nix zu tun.
Bei UBS ist alles möglich, siehe Beispiel Rohner oder Wuffli.Bin auch gespannt zu wissen wer dann nun weg geht, Büezer oder Blender…
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Blumer zu UBS, wozu? Brauchen die noch mehr „Dressmen“ an der Spitze?
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...wer geht nun hier in 48h von Bord? Meint LH damit Peter Hartmeier?
"Gähwiler liefert Zahlen"... Mich würde mal interessieren, wieviel added-value von diesen Topmanagern wirklich geliefert wird. Die Zahlen werden schlussendlich immer…
So ist es!