Der Managerplan CLPC ist legendär. Es handelt sich um das Beteiligungsvehikel der obersten Köpfe der Privatbank Clariden Leu. Clariden Leu aber ist Geschichte und wird 2012 ins Mutterhaus Credit Suisse integriert. Damit heisst es für die CLPC-Teilnehmer: Zeit für den Jackpot.
Per 30. Juni dieses Jahres wurde Bilanz gezogen, bis Ende Jahr wird das Geld verteilt. Steuerfrei, wohlverstanden. Im Kern handelt es sich beim CLPC um einen Optionsplan für die Clariden-Chefs. Sie durften sich ins Vehikel einkaufen und bei Wohlverhalten jährlich zukaufen, während Kritiker zum Verkauf von Anteilen „eingeladen“ wurden. Mit dem CLPC war das oberste Management auf diese Art an 11 Prozent des Reingewinns beteiligt. Mit Ausnahme eines 200-Millionen-Verlusts in Hongkong vor ein paar Jahren zeigte der Wert des CLPC immer nur in eine Richtung: nach oben.
Während die Clariden-Leu-Oberen dank dem CLPC diese Weihnachten gleich auch eine Osterbescherung feiern können, geht es mit der Bank vorzeitig zu Ende. Der letzte Chef Olivier Jaquet war nach der Ankündigung der Integration in die CS am 15. November nicht mehr wiedergesehen, ebensowenig wie der letzte Präsident Peter Eckert. Die Führung hat der CS-Abgesandte Hanspeter Kurzmeyer übernommen, ein gestandener Retailbanker, der das Private Banking nicht von der Pike auf kennt. Clariden ist kopf- und führungslos.
Das führt zu egoistischen Auswüchsen. Catch-as-catch-can lautet das Motto dieser Integration. Jede Anspruchsgruppe mit Macht und Einfluss stürzt sich auf die waidwunde Beute. Der „Leu“ wird buchstäblich ausgeweidet.
Das oberste Management greift zu, die CS kriegt ihre Integration und hofiert die Clariden-Kundenberater mit grossen Kundenvermögen, und einzelne Teile des Assetmanagements verselbstständigen sich. Der grosse Rest, insbesondere die langjährigen Mitarbeiter im Backoffice und bei den Fonds, muss schauen, was aus ihm wird.
So treibt die Geschichte der Clariden-Integration nur 3 Wochen nach ihrer Ankündigung wilde Blüten. Gegen 30 Milliarden der insgesamt 90 Milliarden Clariden-Kundenvermögen sind in den Händen von wenigen Kundenberatern konzentriert. Entsprechend gross ist deren Verhandlungsmacht. Sie können zur CS wechseln, oder sie können sich selbständig machen und mit den Kundengeldern auf der Plattform der CS bleiben. Das könnte den Vorteil haben, dass komplexe (Steuer-)Strukturen nicht zwingend entflechtet und „gesäubert“ werden müssen.
Weitere rund 20 Milliarden liegen in Clariden-Leu-Fonds, verwaltet von eigenen Assetmanagern. Wo diese landen, ist in der Mehrzahl der Fälle noch völlig offen. Bewerbungsgespräche bei der CS, die einen „fairen“ Integrations-Prozess versprochen hat, verlaufen in etwa so: Ein Clariden-Fondschef darf sein Team und seine Positionen vor einer Gruppe von CS-Fondschefs und Investmentbankern präsentieren. Danach kann er wieder abmarschieren. Eigene Zukunft? Unbekannt.
Kein Wunder, stürzt sich die Konkurrenz auf die Clariden-Kundenberater; vor allem jene mit mehr als 100 Millionen Vermögen. Kürzlich soll Julius Bär Clariden-Leu-Kundenberater zu einer Veranstaltung im Sprüngli-Café am Paradeplatz eingeladen haben. Im Obergeschoss priesen die Bär-Leute laut einem Clariden-Insider bei Kuchen und Kaffee ihre Bank an. Ein Zürcher Headhunter sagt dazu, dass es derzeit keine einzige Privatbank von Rang und Namen auf dem Platz Zürich gäbe, die nicht bei Clariden Leu wildern würde.
Last but not least machen sich die Cleversten rasch aus dem Staub. Das Team der sogenannten „Insurance-Linked Investment Funds“ mit den erfolgreichen „Cat“-Bonds (Katastrophen-Obligationen) gehört dazu. Die rentablen Vehikel gehen auf die Leu-Zeit zurück und sind derzeit rund 1 Milliarde Assets schwer. Die Frage ist, ob diese Assets bei der CS landen oder mit den wenigen Mitarbeitern ausgelagert werden. Trifft das Zweite zu, wäre das keine schlechte Beute für die Involvierten.
Auch aus dem Umfeld von Clariden-Topshots ist zu hören, dass Pläne für eine eigene Zukunft geschmiedet würden. Von mehreren Geschäftsleitungsmitgliedern heisst es Clariden-intern, sie wollten möglicherweise eine eigene Bank gründen.
All das scheint Clariden-Mutter CS egal zu sein. Ohne mit den Wimpern zu zucken, zahlt sie derzeit gleich zwei Managergenerationen: jene von Olivier Jaquet und jene von Vorgänger Hans Nützi, der selber ebenfalls immer noch auf der Payroll steht. Die CS lässt auch zu, dass kürzlich verpflichtete Spitzenleute im Assetmanagement der Clariden zwar keine konkrete Aufgabe mehr haben, ihren Toplohn aber trotzdem kassieren.
Das lässt nur einen Schluss zu. Weil die CS lange nichts unternahm und zuletzt offensichtlich nichts Anderes wusste, als den Stecker zu ziehen, nimmt sie das wilde Treiben als Integrations-Preis in Kauf. Vielleicht passt dieser scheinbar wenig durchdachte Plan gar ins geheime Konzept der CS-Chefs. Die ohne Fonds nur 70 Milliarden Clariden-Kundenvermögen sind nämlich „Peanuts“ im Vergleich zu den über 700 Milliarden im CS Private Banking. Die wahre Story der Clariden-Integration könnte sein: Endlich ist die ungeliebte „Stieftochter“ Clariden Leu versorgt.
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Die beliebtesten Kommentare
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Was ist eigentlich mit der NAB?
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Ja, ja, die oberen Chargen lassen es sich gut gehen, waehrend das Fussvolk in Ungewissenheit gelassen wird und mit grosser Wahrscheinlichkeit den Job verlieren wird. Gleichzeitig muss es Predigten von „loyalitaet“ (die immer sehr einseitig verstanden wird) und „Demut“ (die Kleinen sollen gefälligst demuetig sein und nicht immer jammern) Ueber sich ergehen lassen… Seltsam, dass da niemand mehr motiviert ist!
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Der Löwe ist erlegt, die Herde zieht weiter
und der neue CEO und Befehlsempfänger der CS
verzichtet darauf Weihnachten mit den Angestellten zu feiern….Was für Schweizer Banking stand,
Verlässlichkeit – Vertrauen – Sicherheit
und Vorsicht – auch die politische Sicherheit der Landes und Kontinuität ist für Zocker kein Wert an sich. – Doch wie lange legen Anleger ihr Geld noch bei Zockern an statt sich nach Alternativen umzusehen ? -
Der Löwe ist erlegt, die Herde zieht weiter und der neue CEO und Befehlsempfänger der CS verzichtet darauf Weihnachten mit…
Ja, ja, die oberen Chargen lassen es sich gut gehen, waehrend das Fussvolk in Ungewissenheit gelassen wird und mit grosser…
[...] “Buchstäblich ausgeweidet” werde die Privatbank Clariden Leu, schreibt ein ungenannter Journalist auf “In$ide Paradeplatz” (nur echt mit dem Dollar-Zeichen).…