Patrik Gisel hätte jetzt beweisen können, dass er sich von seinem Ex-Chef Pierin Vincenz distanziert hat.
Doch der Raiffeisen-CEO entschied anders. Er lässt Vincenz springen, ohne irgendwelche Forderungen zu stellen.
Dabei geht es um viel Geld. Die Rede ist von Investnet, dieses Private Equity-Vehikel, das der Raiffeisen den guten Ruf und Vincenz die schöne Karriere gekostet hat.
Gestern gaben Gisel und seine Raiffeisen bekannt, die Investnet abzuwickeln. Die Bank behält einen Teil, der andere landet bei Partnern, zu denen heute auch Vincenz zählt.
Die Raiffeisen wollte auf Anfrage nicht verraten, wie viel sie für das Ende mit Schrecken zahlt. „Dazu geben wir keine Auskunft“, hiess es gestern dazu aus der Raiffeisen-Zentrale in St. Gallen.
Sicher ist, dass die Causa Investnet die Genossenschaftsbank unzählige von Millionen gekostet hat. Was sie im Gegenzug dafür erhalten hat, steht in den Sternen.
2012 wurde die Investnet als Partnerschaft gegründet. Damals hielt die Raiffeisen 60 Prozent am Gebilde, das sich an Startups beteiligen wollte, Drittinvestoren hatten die restlichen 40 Prozent.
Der Plan damals war, dass die Raiffeisen bis zu 100 Millionen Kapital für Beteiligungen aufbringen würde, während die Privatinvestoren – es handelt sich um zwei Ostschweizer Unternehmer – fürs Operative zuständig wären.
Die beiden Privatleute hatten von der Raiffeisen das Recht, in den kommenden Jahre ihre Minderheit über 40 Prozent an der Investnet der Genossenschaftsbank zu verkaufen.
Der endgültige Wert würde später nach vorab fixierten Kriterien definiert. Er konnte zwischen 30 und 100 Millionen liegen.
Im 2015 begann die Umsetzung dieses Exit-Plans. Die Raiffeisen zahlte den privaten Investnet-Investoren erste Beträge.
Es handelte sich bereits damals um eine zweistellige Millionensumme. Diese landeten auf den Konten der Minderheitsaktionäre.
Weitere Zahlungen waren abgemacht für die kommenden Jahre, bis die Raiffeisen wie geplant 100 Prozent an der Investnet besitzen würde.
Insgesamt würde die Raiffeisen also enorm viel für das Vehikel zahlen. So die Abmachung.
Dann kam es zur Planänderung. Im Sommer 2015 wollte sich Pierin Vincenz an der Investnet beteiligen. Die Raiffeisen gab grünes Licht, der Exit der Privatinvestoren wurde unterbrochen.
Nun waren es neu 3 Minderheitsaktionäre, die sich 40 Prozent am Vehikel teilten: Vincenz und die beiden bisherigen Privatinvestoren. Die Raiffeisen hielt weiterhin 60 Prozent.
Schon das war höchst eigenartig. Die Raiffeisen hatte ihren externen Partnern im Jahr 2015 eine stolze zweistellige Millionensumme überwiesen.
Und doch hatte der Genossenschaftsriese immer noch gleich viele Anteile an der Tochter, nämlich 60 Prozent.
Wie geht das? Im Geschäftsbericht 2015 findet sich eine Aufstellung, wonach es zu einem hohen Anstieg des Goodwills gekommen sei.
Damals schoss der Goodwill in den Büchern der Raiffeisen Schweiz von knapp 300 auf knapp 500 Millionen hoch.
Einen grossen Anteil an diesem massiven Sprung hatte die 60-Prozent-Tochter Investnet. Im 2015er Geschäftsbericht der Raiffeisen steht dazu:
„Ein wesentlicher Anteil des Goodwill-Anstiegs ist ausserdem auf die Gründung der Investnet Holding AG zurückzuführen.“
Im gleichen Jahresbericht 2015 hielt die Raiffeisen Folgendes zu Goodwill fest:
„Falls bei der Akquisition einer Gesellschaft die Erwerbskosten höher sind als die übernommenen und nach konzerneinheitlichen Richtlinien bewerteten Nettoaktiven, wird die verbleibende Grösse als Goodwill aktiviert.
„Der Goodwill wird linear über die geschätzte Nutzungsdauer abgeschrieben. Der Abschreibungszeitraum beträgt in der Regel fünf Jahre, in begründeten Fällen höchstens zehn Jahre.“
Was war damals genau passiert? Warum zahlten die Raiffeisen-Genossenschafter, welchen die Bankengruppe gehört, die Zeche für das undurchsichtigen Gebilde, an dem sich nun ihr Ex-CEO beteiligen konnte?
Auf die Fragen folgten Medienartikel, irgendwann wurde auch die Berner Finanzmarktaufsicht aktiv. Der Rest ist Geschichte, Vincenz verlor seine Mandate, die Raiffeisen steht vor einem Scherbenhaufen.
Und Gisel?
Er führte von 2012 bis 2015 als Präsident den Verwaltungsrat der „heissen“ Tochter Investnet. Der heutige CEO der Raiffeisen stand somit in der entscheidenden Phase in direkter Verantwortung.
Nun nimmt Gisel sich und seine Raiffeisen aus der Schusslinie, indem der Bankenchef die Reissleine zieht und die Investnet den alten Privatpartnern – inklusive Vincenz – überlässt.
Was das alles die Raiffeisen gekostet hat, dazu schweigt Gisel. Schwamm drüber.
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Die beliebtesten Kommentare
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Hatte einmal bei Reifeisen ein Konto . Es gab höre und Staune ein Prozent (1%) Zins obendrauf . Habe mich dann Informiert ,es wurde mir Abgeraten . Das Konto in Kurzer Zeit Aufgelöst . Heute bin ich bei einer Andern Bank und bin sehr Zufrieden .
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Das ist die gut getarnte Korruption, wie die Schweiz sie praktiziert. Es zahlt der Mann von der Strasse die Zeche. Auch ich habe bei drei lokalen Raiffeisenkassen Anteile. Bei einer musste mal eine Kapitalerhöhung her. Das floss indirekt auch in die Taschen der Protagonisten des neuen Wirtschaftsskandals um PV. Danke!
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Ojeh!
Und ich glaubte ernsthaft, daß der Vincenz eine Art Saubermann sei und die Raiffeisenbanken sauber im Vergleich zu vielen anderen.
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Staatsanwaltschaft erhebt soeben Anklage gegen Vincenz + Hausdurchsungen im Gang. IP bitte dranbleiben.
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Und wo ist die Finma? Wann schreitet die ein und informiert, damit Klarheit herrscht. Finma kann man ebensogut abschaffen. Die haben sich noch NIE profiliert, höchstens ein paar Kleine gepiesackt. Aber Pseudobeamte kann man nicht abschaffen. Leider.
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Die Raiffeisen Genossenschaftsbanken handeln nach der Prämisse: Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut. So bleiben die Perlentaucher weiterhin im Geschäft!
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es ist erschreckend, wie diese herren der schöpfung mit unserem kapital umgehen. als genossenschafter sind wir wiederum die leitragenden die dies zu tragen haben. die so hoch gelobte finma lässt alles schleifen- und diese herren sonnen sich in ihren hohen salären! eigenheimbesitzer werden von der kreditabteilung (chef’s) genötigt und bedroht- und alles mit unter dem deckmantel der finma! das herr gisel nicht unternimmt ist ja klar- als ehemaliger ziehsohn von vincenz haben ja diese herren nicht zu befürchten. unter dem motto; der genossenschafter bezahlt ja dies!
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Zitat P. Vincenz (in Investnet Quarterly 2/2015): „Bei Investnet habe ich schon länger einen Fuss in der Tür.“
Wie wahr, wie wahr…
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Wie ist eigentlich das Synonym oder Homonym: Bauernbank entstanden?
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Sicher können sich alle Leser hier erinnern, wie Vincenz als Chef der Raiffaisen immer gelobt wurde……., ich habe damals schon nicht gewusst warum…… jetzt machen genau diese, die ihn immer gelobt hatten zum Sündenbock……
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hallo herr burger, ich lobe nie einen bänker, da diese herren nichts erschaffen haben- und nie etwas für die wertschöpfung beitragen werden. es ist sehr einfach mit kapital von anderen (hier die genossenschafter und kunden) zu arbeiten! nach dem motto; verlust wird verbucht- hingegen gewinn wird verteilt! stellen sie sich vor diese herren wären unternehmer (ist nur hypothetisch da sie ja nur angestellte sind) würden diese herren nichts verdienen!
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Gisel zahlt gar nix. Zahlen tun die Genossenschafter!
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Und was geschieht mit den Put-Optionen von Vincenz? Wie die Handelszeitung recherchiert hatte, besass er ja das Recht, seinen Investnet-Anteil ab Mitte 2020 an Raiffeisen zu einer unter seiner Ägide (!) definierten Bewertungsmethodik zu verkaufen. Wird nun alles vorgezogen? Und zu welchem Preis? Mich wundert, dass nicht eine der Raiffeisen-Genossenschaften aufmuckt. Eine lächerliche Farce!
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Leuthard holen! Der Hercules mit den Bernhardineraugen soll den Raiffeisenstall ausmisten? Der Bock wird einmal mehr zum Gärtner. Sie ist mitverantwortlich für den weit grösseren Augiasstall UVEC.
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An dem Tag, an dem die Leuthard eine Position bei Raiffeisen bekommt, schliesse ich mein Konto bei dieser Bank. Mit genügen all die Fehlleistungen von L. auf Bundesebene!
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Wie bescheuert ist das denn? Raiffeisen schmeisst zuerst sämtliche Kohle in das Vehikel und die „Privatpartner“ kriegen Exitzahlungen, ohne dass sich ihre Beteiligung ändert? – Gratis Manna von der Raiffeisen?! Da müssten doch sämtliche Compliance-Lämpchen glühen, da eine solche Sache schon ökonomisch gar keinen Sinn macht. Was lief da unter dem Tisch? Kickbacks?
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Hallo Ihr Schlafmützchen bei der Staatsanwaltschaft St. Gallen! Es riecht hier bzw. stinkt bereits verdächtig nach Ungetreuer Geschäftsbesorgung. – Offizialdelikt, gell!
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Ungetreue Geschäftsbesorgung ist doch ein Offizialdelikt und wird von Amtes wegen verfolgt?
https://www.vermoegensdelikte.ch/ungetreue-geschaeftsbesorgungWürde jemand bitte die St. Galler Staatsanwaltschaft
https://www.staatsanwaltschaft.sg.ch/home/organisation/organigramm.htmlauf ihre Verpflichtungen hinweisen? Immerhin beschreibt sie diese ja sogar selbst auf ihrer Homepage
https://www.staatsanwaltschaft.sg.ch/home/das_strafverfahren.htmlIst ja nicht so, dass die Staatsanwalt nicht weiss, was zu tun ist… wäre zumindest anzunehmen?
Alle sind vor dem Gesetze gleich, aber manche halt gleicher. Sorry, gäll.
Git nüt zgseh da, bitte wiitermache. Nei, nüm lüege. So, marsch, vorwärts wiitermache gaht di eh nüt a. Rueh jetzt.-
Wo kein Kläger auch kein Richter!
Der Kampf wird andernorts entschieden! -
Doch, doch! Jetzt geht es los:
https://mobile2.tagesanzeiger.ch/articles/5a967547ab5c377354000001
Gut gemacht IP! Weiss nicht, ob es ohne diesen Blog soweit gekommen wäre…
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Vieleicht wollte man nur Marktanteile erwerben?
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Jetzt muss man(n) die Leuthard holen! Sie hat Rezepte für all die Missetaten: Raiffeisen braucht nun dringend Kohlen, Vincenz bleibt im Schutz seiner Ablaten.
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schon lustig. während bei den pk’s seit jahrzehnten parallelkäufe verboten sind, da unmoralisch, ist dies offensichtlich bei der bauernbank, gang und gäbe.
in typisch schweizer manier. niemand ist zuständig und man schaut lieber weg. gratulation.
Gisel zahlt gar nix. Zahlen tun die Genossenschafter!
Wie bescheuert ist das denn? Raiffeisen schmeisst zuerst sämtliche Kohle in das Vehikel und die "Privatpartner" kriegen Exitzahlungen, ohne dass…
schon lustig. während bei den pk's seit jahrzehnten parallelkäufe verboten sind, da unmoralisch, ist dies offensichtlich bei der bauernbank, gang…