Die Beratungsfirma Ernst & Young, kurz EY, kommt nicht zur Ruhe. Nach einer Grossuntersuchung rund um Sexual Harassment steht sie weiterhin unter einer Art kommissarischer Führung durch London.
Dort hat EY ihren Europasitz. Und dort sitzt auch der Rechtschef der Europaeinheit, der eine entscheidende Rolle im Drama spielt.
Er heisst Hervé Labaude und rapportiert an die EY-Europaführung in London. Labaude koordinierte die Untersuchung durch einen externen Anwalt der Zürcher Kanzlei Lenz & Staehelin.
Diese führte zu einem Köpferollen ganz oben in der EY Schweiz. Chef Marcel Stalder musste seinen Stuhl freigeben, ist aber weiterhin tätig innerhalb von EY Europa.
Sein Kollege, der den Versicherungsbereich leitete, hat die EY verlassen. CEO ad interim wurde ein Engländer. Wann eine definitive Nachfolge erfolgt, ist offen. EY Schweiz lässt Anfragen unbeantwortet.
Im Handelsregister ist derweil Eigenartiges zu beobachten. Kürzlich wurden nicht nur die Unterschriften von Ex-Schweiz-Chef Stalder und des Ex-Versicherungs-Partners gelöscht. Sondern auch jene von Hunderten anderer EY-Schweiz-Leuten.
Was hinter der Löschungs-Orgie steckt, ist unklar. Schweigen bei EY Schweiz im Headquarter beim Primetower in Zürich.
Hinter den Kulissen gibt es einen Machtkampf zwischen Zürich und London. Labaude und London waren es, die Marcel Stalder herausforderten, nachdem immer mehr rund um eine Harassment-Untersuchung von 2016 zum Vorschein gekommen war.
Stalder, der bis dahin EY Schweiz wie ein König geführt hatte, wusste um die Gefahr des Angriffs. Er streckte freiwillig die Waffen – bevor es zu spät war.
Der starke Mann in der Alpenrepublik war nicht nur herausgefordert von London. Sondern mehrere Partner drohten mit einem Abgang in globo, wenn Stalder noch länger auf seinem Stuhl sitzen bleiben würde.
Meuterei bei EY. Und Londons Rechtschef Labaude hatte das gewetzte Messer in der Hand. Stalder ging – und erhielt Asyl in Deutschland.
Bei Deutschland-Chefin Julie Teigland, die daneben auch zuständig ist für die Schweiz und Österreich. DACH nennt sich das Gebilde.
Diesem also steht Managerin Teigland vor. Sie hat Ambitionen auf mehr. Als nächsten Schritt in ihrer Karriere erhoffte sie sich den Sprung auf den Chefposten von EY Europa in London, der kürzlich freigeworden war.
Doch Teigland machte in der Schweizer Harassment-Affäre eine schlechte Falle. Sie blieb lange passiv. Und als der Druck nach einer Plakataktion eines Ex-Greenpeace-Aktivisten und einer Headline–Story im Tages-Anzeiger explodierte, war es zu spät.
Julie Teigland war „behind the curve“. Der Ausdruck meint, dass jemand den Ereignissen hinterherhinkt. Teigland musste aufholen, die Sache in den Griff kriegen. Sie weitete die Untersuchung von Vorfällen rund um Harassement aus. Seither gab es weitere Partner-Abgänge bei EY Schweiz.
Doch die Schlagzeilen verschwanden nicht. Der Grund liegt bei Teigland selbst. Sie liess eine Klage gegen dieses Medium weiter laufen. Ja, die grosse EY-Deutschland-Chefin liess gar zu, dass ihre Schweizer Kollegen zusätzlich zum zivilen Verfahren eine Strafanzeige gegen den Journalisten einreichte. Diese wurde sistiert.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Aufräumen oder aufräumen lassen, das ist die Frage!
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Liebe EY,
Der gutherzige Herr Hässig hat offenbar meinen Kommentar nicht publizieren wollen, in dem ich weitere Fälle anspreche. Es wäre aber Schade, wenn die Kern-Überlegung nicht ankommt.
Variante 1: Diese schändlichen Klagen gegen Hässig zurückziehen zusammen mit einer formellen Entschuldigung.
Variante 2: Irgendjemand dürfte mal mit Hässig über Namen, Fakten sowie Details von Weiterem sprechen.
Geschrieben mit einem Tor-Browser. Klage sinnlos. -
Accenture – EY Merger.
Gruss,
Insider -
Übernahme, mehr dazu möchte ich nicht sagen.
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War auch mein Gedanke. Vermutlich wird die Schweiz Einheit in die Europa-Struktur integriert.
Die Ära Stalder („ich bin die Sonne, um die sich alles dreht“ – kein Witz, das hat er oft so erzählt) ist damit endgültig beendet. Sein Eroberungsfeldzug hat viele Karrieren zerstört. Jetzt steht er vor einem Trümmerhaufen der ganz allein seine eigene Schuld ist. -
Ich verklage jetzt dann diesen Marcel Stalder wegen Rufschädigung! So ein Knaller mit meinem ehrenwerten Namen! Geht gar nicht.
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Ich kenne jemand bei Deloitte ZH sowie Deloitte UK. Anscheinend wird EY Zürich in den nächsten Tagen übernommen.
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Schwachsinn
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also, die revisionsgesellschaften braucht kein mensch.
genau so die ratingsfirmen.
die sollen sich gegenseitig fertig machen.
das ist gut so.-
Nur zu blöd, dass die Finma es halt schon sehr gerne hat, wenn jemand externes eine Revision durchführt. Steht glaubs auch in irgendeinem Paragraphen oderso…
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Lieber Giovanni – mit Deiner Aussage disqualifizierst Du Dich leder selber.
Natürlich machen die Revisoren auch Fehler, wie wir übrigens alle auch, aber ohne sie wären die Finanzabschlüsse in einem Zustand, bei dem vermutlich sogar die ehemaligen Finanzchefs von Enron, Worldcom und Lehman Brothers kalte Füsse bekämen.
Mir tut es aber weh zu sehen, dass die sehr gewissenhaft arbeitenden Revisoren unter dem Schaden zu leiden haben, der durch die Führungsspitze selbst verursacht wurde. Doch leider ist bei EY die Situation nicht anders als bei anderen sog. Vorzeigeunternehmen auf dem Platz Zürich.
Wo ich Ihnen aber leider beipflichten muss ist das Thema bzgl. den Ratingagenturen – dieses Thema sollte mal endlich von den Regierungen und Regulatoren aufgearbeitet werden …
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Was ist eigentlich zwischenzeitlich mit dem „Mr. Lap Dance“ passiert? Musste der auch seine Sachen packen?
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@Lap Dance
Gar nichts…. Fake News wie fast immer auf IP
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Danke fürs dranbleiben! Mr. Lapdance hat versucht sich sang und klanglos abzuseilen und arbeitet nun als Partner bei der Strategieberatungskonkurrenz
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@Sammi
Wie bitte? Nach so etwas darf der einfach bei EY bleiben? Scheint mir noch ein langer Weg, bis diese Firma in der Neuzeit ankommt.
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Ermotti, Khan, EY, repeat.
Finanzplatz Zürich bleibt weiterhin sehr, sehr spannend
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Mäse, bist du’s?
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Also nach meiner eigenen Erfahrung mit Marcel, ist sein Abgang bei EY für die Wiederherstellung einer sauberen Kultur unabdingbar. Dass er das nicht selber erkennt, spricht auch nicht für ihn.
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Habe ihn zwar schon ewig nicht mehr gesehen, aber angeblich soll er immer noch hier sein. Unglaublich!
Er prahlt doch immer mit seinen „Beziehungen“. Da sollte es doch kein Problem sein, eine neue Stelle zu finden. Und wenn das nicht klappt, dann kann er ja aufs RAV.
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Na dann darf Stalder bald einmal zeigen, ob er ohne grosse Brand/Struktur im Rücken einen eigenen Kiosk aufbauen und führen kann. Wir sind gespannt. Wetten werden entgegengenommen.
Also nach meiner eigenen Erfahrung mit Marcel, ist sein Abgang bei EY für die Wiederherstellung einer sauberen Kultur unabdingbar. Dass…
Na dann darf Stalder bald einmal zeigen, ob er ohne grosse Brand/Struktur im Rücken einen eigenen Kiosk aufbauen und führen…
also, die revisionsgesellschaften braucht kein mensch. genau so die ratingsfirmen. die sollen sich gegenseitig fertig machen. das ist gut so.