Crealogix ist für den Finanzplatz fast schon systemrelevant. Von Aargauische Kantonalbank über Cler, Credit Suisse und Julius Bär bis Raiffeisen und ZKB haben alle Ebanking-Lösungen der Zürcher.
Nun steht es schlimm um diese, wie die Zahlen fürs Geschäftsjahr 2021-22 per 30. Juni zeigen. Einnahmen minus 15 Prozent, Verlust 13 Millionen Franken – noch vor Goodwill-Abbau.
Besonders dramatisch ist der Verlauf des Cash-Bestands. Dieser hat sich gegenüber der Periode 2020-21 halbiert: von 28 auf noch 14 Millionen.
Gespiegelt wird das im sogenannten Operating Cash-flow. Dort weist das Unternehmen für die 12 Monate des rapportierten Geschäftsjahrs ein Minus um 13 Millionen aus.
Will heissen: Monat für Monat strömte im Schnitt mehr als eine Million Bares aus der Kasse des vermeintlichen Super-Fintechs.
Der Blutverlust wird dramatisch. Software-Unternehmen sollten stets eine Cash-Reserve von mindestens 3 Monaten Umsatz haben, um Rückschläge auffangen zu können.
Für die Crealogix wären das rund 25 Millionen. Wenn die Firma von Juli bis September weiter pro Monat eine Million an Barem verloren hat, dann läge ihr Cash-Bestand nur noch knapp über 10 Millionen.
Die Lage ist ernst. Vor allem, wenn man in die Bilanz blickt. Dort türmt sich ein Goodwill-Berg von 57 Millionen auf. Wie die Crealogix diese Summe abschreiben will, bleibt ihr Geheimnis.
Denn: Die Abschreiber gehen gegen das Eigenkapital. Das aber schmilzt wie Butter im Klima-Hochsommer: von 44 Millionen auf noch 22 Millionen.
Sanierung? Not-Massnahmen?
Zu hören ist nichts. Ruedi Noser, Noch-FDP-Ständerat von Zürich und selber Tech-Unternehmer, sitzt im VR der Crealogix. Auf SMS-Anfrage verweist Noser an die operative Spitze.
Deren Medienstelle funkte gestern zu Fragen Kurzes zurück. „Gerne verweisen wir auf unseren Webcast, der demnächst auf unserer Website aufgeschaltet wird. Die Fragen wurden dort beantwortet.“
Ebenfalls im VR sitzt Christoph Schmid, ein Anwalt und Partner der Zürcher Kanzlei Wenger & Vieli. Schmid ist Vizepräsident der NZZ und soll es beim Grossverlag auf den Kapitänsposten abgesehen haben.
VR, Management – verantwortlich für ein Unternehmen in steilem Sinkflug, trotzdem alle im Schweigemodus. Und die Aktie?
Sie ist seit Anfang Jahr um 54 Prozent getaucht. Selbst die CS schneidet dagegen gut ab.
Was, wenn die Crealogix die Kurve nicht mehr schafft? Haben dann die vielen Banken ein Problem mit ihrem wichtigen Ebanking?
Wer programmiert und testet die Neuerungen, wer codiert die Schnittstellen zur Kernbanken-Software?
Crealogix – Too big to fail? Kaum, aber einige Kunden könnten ins Schwitzen geraten, wenn ihr Frontend-Hoflieferant die Sanierung verschläft oder verpasst.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dr. Christoph Schmid verlässt den Crealogix-VR nach 22 langen Jahren. Warum wohl? Ein Crealogix-Crash wird kaum förderlich sein für mögliche Karriere-Schritte bei der NZZ. Wie heisst es doch so schön: Die … verlassen das sinkende Schiff … Und suchen sich eine neue Bleibe.
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Seit Jahren die gleiche Story: „Bald wird es besser, es muss nur noch Projekt XY live gehen“ und „dieses Halbjahr war schlecht, das nächste wird besser“.
Die Realität ist aber, dass die Zahlen laufend schlechter werden.
Diese Firma wurde in den letzten Jahren unglaublich herunter gewirtschaftet und ohne ein Abgang des Managements ist ein Neuanfang unmöglich.-
Der Aktienkurs bröckelt weiter ab.
Wenn sich nicht schnell was ändert ist das Ziel klar: CHF 0.
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Nix Neues. Man weiß in der Branche schon lange, dass sich Crealogix zuverlässig in Richtung Lichterlöschen bewegt.
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Schrottige Software, kein Wunder
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Bunch of losers.
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Es ist erstaunlich, an welch windige Firmen die Banken wichtige Kernprozesse auslagern.
Jeder Industriebetrieb analysiert bei Schlüssellieferanten die Zahlen. Banken scheinen dazu nicht in der Lage zu sein.
Ein Kollege aus der Bank (weit oben) hat mir kürzlich ganz stolz über eine Partnerschaft mit einem „Fintech“ berichtet. Ihm war aber nicht bekannt, dass besagtes Fintech gerade verzweifelt im Markt nach Geld sucht und praktisch pleite ist.
Wie lange braucht eine Bank im Ernstfall, um das E-Banking abzulösen inklusive aller Umsysteme, Testing und Information aller Kunden? 12 Monate? 18? Oder doch eher 24 (davon würde ich ausgehen)?
Liebe Banker: Wenn ihr darauf keine Antwort wisst, dann habt ihr ein Problem. -
Das mag ich der Firma bis zum 12-Fingerdarm gönnen.
So hochnäsig, grossspurig und wie die sich als Master of the Banking-Software geben, hat in mir Brechreiz ausgelöst. Habe die Stelle selber abgesagt. Viel Geld und Firmenwagen hin oder her.
Mir wird heute noch schlecht, wenn ich an Crealogix denke. -
Der gute alte Ruedi Noser dreht sich nicht nur als Mitglied von Circular Economy Switzerland im Kreis.
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Nun ja, der Begriff Fintech ist vermutlich grösstenteils mit heisser Luft gleichzusetzen!
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Wie die PwC diese Goodwill-Position akzeptieren konnte ist unerklärlich.
Hätten sie da ein Impairment machen müssen, wäre die Anleihe fällig geworden, dann wäre der Laden am Ende.
Herr Hässig, gemäss ihrem Webcast haben sie eine Tochtergesellschaft im E-Learning-Bereich verscherbelt und dort ein bisschen Geld gekriegt (viel kann das kaum sein, dafür zahlt doch niemand viel Geld…).
Somit dürften sie sich wohl noch bis nächsten Sommer über Wasser halten können. -
VR = Risikoloses Abzockmandat.
Siehe Swissair.
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Wozu noch Cash haben? Es gibt doch Kreditkarten!
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Wird allerhöchste Zeit, dass dem penetrant-lästigen „Dampfplauderi“ Noser endlich die Maske runtergerissen wird…
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Fintech = Blablabla
Schönes Wort da Englisch. Nichts dahinter.
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Wenn das Produkt gut ist, braucht es mehr Zeit und mehr Geld, „business as usual“.
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Das Produkt/die Produkte sind mehrheitlich zum wegschmeissen. Sie hatten/haben einen guten Sales und die notwendigen Kontakte. Die Qualität ihrer Produkte ist unterirdisch und technologisch hinken sie wohl 5 bis 10 Jahre der Konkurrenz hinterher… Hatte beruflich mit Ihnen zu tun und kann nur sagen: „Finger weg!!!“
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Nicht wirklich verwunderlich. Bisher wurde ja nur heisse Luft produziert und wenig geliefert. Die Fluktuation dürfte dabei auch kaum helfen. Auf LinkedIN geben sich die „Manager“ und „Heads“ die Klinke in die Hand. Alle 1-2 Jahre Wechsel, Wechsel und nochmals Wechsel. Wer mit Mitarbeitern dort redet hört noch Schlimmeres. Könnte es etwas mit dem neuen CEO zu tun haben?
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Oder mit dem „patri-brachialen“ VR-Präsidenten? Jeder der mit Bruno Richle zu tun hatte, wird dazu wahrscheinlich eine Meinung haben…
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Hab wirklich den Eindruck, diese Bude ist nicht fähig – seit dem Börsengang vor zig Jahren unendlich viel Cash in der Kasse, nichts damit gemacht, ständig Minuszahlen. Gleichzeitig boomen ähnliche Firmen wie Trivadis, Elca, Zühle, Ergon oder Adesso, um nur ein paar zu nennen. Wer in den letzten Boomjahren in der Software- und IT-Branche nicht auf einen grünen Zweig gekommen ist ein hoffnungsloser Fall.
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@Benedikt Weber
Kleine Korrekturen:
1. Trivadis wurde mittlerweile verkauft und ist jetzt ein Teil von Accenture, wenn auch (meines Wissens) immer noch mit eigenem Brand. Accenture wird schon wissen, weshalb 😉😉. Zudem konzentriert sich Trivadis auf Datenbanksysteme, also die Server-Seite. Crealogix hingegen fokussiert sich meines Wissens auf die Client Seite, sprich das Web User Interface und Ihre Hardware zum Einlesen von QR Rechungen.
2. Die Firma mit Z heisst Zühlke.
Grundsätzlich bin ich jedoch mit Ihnen absolut einverstanden.
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PayMaker und dieser lächerliche, kaum funktionierende QR-Reader, ist derart Mist, dass es mich wundert, dass diese Firma mit ihrem tragikomischen Support für 2.13 die Minute überhaupt noch gibt.
Und Danke für die Info, dass der System-Abzocker der Feudaldemagogen-Partei und Firmenbesitzer von ETHs (also Steuerzahlers) Gnaden dort sitzt. Fliegt bei mir in dem Fall gleich bei Ablauf des Abos hochkant raus.
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Klingt übel, ist es aber nicht. Das schöne am Corporate Software-Business ist, dass eine vorhandene Kundenbasis einen Fortbestand garantiert. Dementsprechend träge sind viele Firmen geworden. Sprich entweder sie erhöhen die Preise (dann ist für sie wieder alles gut) oder sie verkaufen die Firma (noch besser für sie). Avaloq war ja auch kein Goldesel, hat aber die Besitzer reich gemacht.
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Soviel mir bekannt ist, verkauft die Crealogix nicht originale Software, sondern installiert diese bei ihren Kunden. Die Frage ist natürlich, hat sie auch nach erfolgreicher Installation von originaler Software auch den zukünftigen Service dazu. Wenn nicht, leidet sie ganz natürlich in der jetzigen Konjunktur unter Umsatzverlust und dies wird auch der Einbruch ihrer Liquidität erklären.
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Kann’s nicht verkneifen. Ruedi Noser, auch wieder so eine Nullnummer der sich gern als “Entrepreneur” schmuckt und dabei offensichtlich nicht die hellste Kerze auf der Torte ist. Es sind solche Opportunisten wie auch Gössi, Leutenegger et al, die die FDP versenkt haben.
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Die Erwähnung von Gössi und Leutenegger finde ich in dem Zusammenhang fehl am Platz. Die Probleme der FDP dürften eher im seltsamen politischen Personal liegen: E. Kopp, erste Frau im Bundesrat, nach knapp 4 Jahren unfreiwillig zurückgetreten, I. Cassis, gegenwärtig Aussenminister, mit seltsamen Ideen zur Neutralität, I. Moret, ehemalige Bundesratskandidatin mit damals ungeklärten Steuerfragen im Kanton VD, GE-Staatsrat P. Modet, ebenfalls ehemaliger Bundesratskandidat der FDP, Geschichte sicher bekannt.
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@honmember
Insbesondere die FDP hat das Problem, dass eine Politkarriere nicht mehr so attraktiv ist wie noch vor 50 Jahren:
Dank Lokal TV, Lokalradio, Facebook, Twitter et al. werden Politiker in der Öffentlichkeit heutzutage wesentlich öfter und härter angegangen. Das allein nimmt schon einigen die Lust auf eine Laufbahn als Politiker – und das in allen Parteien.
Bei der FDP kommt dazu, dass gute FDP-Mitglieder und -Sympathisanten in der Wirtschaft wesentlich mehr Kohle scheffeln können als in der Politik.
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Ich bin fürwahr kein Anhänger der Liberalen, aber seit 30 Jahren in der IT und möchte hier eine Lanze brechen für Ruedi Noser.
Ihn mit einem Atemzug mit der unerträglichen Gössi und Leutenegger (über die verliere ich nicht mal ein Wort) in einem Atemzug zu nennen, halte ich für unangebracht.
Noser macht >120 Mio Umsatz jedes Jahr. Gössi hat im Gegenzug die Liberalen versenkt und darf dafür in jeder SRF-Sendung mitmachen. Vom Donnschtigs-Jass bis zur Arena ist sie dabei. Typisch für Menschen ohne Eier in den Hosen beim SRF…
Ich habe lange darauf gewartet, bis es „Gössi-TV mit Beteiligung von SRF“ gibt, so penetrant wurde die Eierlose in jede Sendung gedrückt.
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Als Aktionär habe ich mich auf Ruedi Noser verlassen. Ist es nun wirklich so, dass er auch ein Typ Schaumschläger ist und nur als Dekoration im VR sitzt? Die Qualität der Politiker in Bern sinkt bei jeder Session. Die FDP sinkt im Niveau zur SVP ab.
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@Noser enttäuschend
Sie schreiben:
„Ist es nun wirklich so, dass [Ruedi Noser] auch ein Typ Schaumschläger ist und nur als Dekoration im VR sitzt?“
sowie:
„Die Qualität der Politiker in Bern sinkt bei jeder Session.“Ich kann Sie beruhigen: Noser stellt sich nicht mehr zur Wiederwahl als Ständerat.
Damit kann das Stimmvolk für die nächste Legislatur eine noch schlechtere Person wählen.
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Oh je, Ruedi Nosers grosser Name scheint in der Praxis nicht viel zu helfen. Habe ich irgendwie erwartet.
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Crealogix kommt wohl nicht mehr auf die Beine. War früher ein sehr zukunftsträchtiges Unternehmen, jetzt nahe der Pleite. Es gibt bessere Alternativen am Markt, da gibts nach den Auslandsverscherbelungen (Avaloq, eventuell auch Temenos) nur mehr 2: Finnova & FNZ mit NA.
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Ruedi Noser ist wohl der unfähigsten Verwalungsrat der mir je über den Weg gelaufen ist! Mandate sammeln, unternehmerisch eine Niete.
Global, tummeln sich in der Schweiz immer mehr Fintech Buden am Markt, die einen nicht nachvollziehbar- exorbitanten Goodwill auf Software und/oder noch nicht erteilte Patente in den Büchern haben- notabene aktiviert!
Da muss Mann/Frau einen ganz grossen Bogen machen und tunlichst nie auf die Idee kommen, da nur einen Franken investieren zu wollen…..
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Das Selbstverständnis der besagten Medienstelle ist bezeichnend: Medienanfragen werden nicht beantwortet: es wird einfach auf einen imaginären Webcast verwiesen, der irgendwann auf der eigenen Homepage aufgeschaltet werden soll.
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Der Goodwill ist vermutlich vollumfänglich wertlos.
Dann wäre die Unternehmung überschuldet.
Unternimmt der VR nichts, ist er persönlich haftbar. -
Sind die Banken selber schuld wenn sie immer alles an schwammige Fintech Unternehmen auslagern. Gibts halt ein Rettungspaket seitens der Banken. Ich unterstelle den Crealogix Managern mal, dass dies deren grundlegende Strategie war. Wichtig werden und dann teuer an die Kunden verkaufen.
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Und ich nehme an, der Vorgänger-CEO ging gut alimentiert in die Früh-Pensionierung. Après moi, le déluge!
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Dem ist tatsächlich so. 1 Jahr Gehalt ohne zu arbeiten.
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Kann’s nicht verkneifen. Ruedi Noser, auch wieder so eine Nullnummer der sich gern als “Entrepreneur” schmuckt und dabei offensichtlich nicht…
Ruedi Noser ist wohl der unfähigsten Verwalungsrat der mir je über den Weg gelaufen ist! Mandate sammeln, unternehmerisch eine Niete.…
Wird allerhöchste Zeit, dass dem penetrant-lästigen "Dampfplauderi" Noser endlich die Maske runtergerissen wird...