Stefan Mäder zählt zu den einflussreichsten Wirtschaftskapitänen. Der Ökonom sitzt im VR von Ringier, präsidiert den Versicherungsverband, gehört zum Vorstand der Economiesuisse.
Vor allem ist Mäder VR-Präsident der Mobiliar. Die nennen alle nur „Mobi“. Ihren Sitz hat die grosse Erstversicherung im behäbigen Bern.
Hinter der heilen Mobi-Kulisse spielen sich eigenartige Dinge ab. Laut Insidern geht es um Boni in fpr eine Genossenschaft untypischer Höhe und Manier, um Einfluss und Gefälligkeiten.
Und einen Strippenzieher mit farbigen Hosen und locker sitzendem Scheckbuch.
Die Geschichte beginnt Mitte 2019 im Zürcher Prime Tower, dem Vorzeige-Gebäude des helvetischen Business-Herzens. Stefan Mäder tritt aus dem VR einer Tochter der Mobiliar aus.
Die trägt den Namen Nexxiot und will mit viel Technologie rund um den Globus die Lieferketten schmieren und beschleunigen.
Die Mobiliar hat sich früh an der Nexxiot beteiligt. Nicht zu knapp.
Laut einem Insider sei der Berner Versicherer 2017 gleich mit 15 Millionen eingestiegen, ein Jahr später wären’s bereits 30 Millionen gewesen.
Alles auf einer Bewertung, die durch die Decke gegangen sei. 2019, als Stefan Mäder nach nur einem Jahr den VR der Nexxiot bereits wieder verlässt, beginnt ein Showdown.
Ziel ist die Entmachtung der alten Truppe um den Gründer des Start-ups. Zur Tat schreiten die Mobiliar-Fürsten Anfang 2020. Mit einer grossen Kapitalerhöhung zu einer viel tieferen Bewertung werden die alten Aktionäre massiv verwässert.
Das alleinige Sagen haben neu mit rund drei Viertel der Stimmen die Mobiliar und ihr Verbündeter, der Swiss Entrepreneurs Fund.
Die Folgen reichten damals weit.
Der Nexxiot-Gründer verlor nicht nur alle seine Aktien, sondern er landete auch unsanft vor der Tür – fünf Jahre, nachdem er sein „Baby“ in die Welt gesetzt hatte.
Im VR der Mobi im fernen Bern war einer zufrieden. Stefan Mäder.
Seinem weiteren Aufstieg stand nichts mehr im Wege. Im Frühling 2023 gelang Mäder die Krönung seiner Karriere: Präsident der wichtigen Berner Versicherung.
Viel zu verdanken hatte Mäder einem Mann im Asset Management der Mobiliar. Sebastian Preil heisst dieser, ihm soll die entscheidende Rolle beim kalten Takeover der Nexxiot zugefallen sein.
Preil, so eine Auskunftsperson, habe dem Nexxiot-Gründer „die Pistole“ auf die Brust gedrückt, sodass dieser in den für ihn unvorteilhaften Verkauf seiner Aktien an die Mobiliar eingewilligt hätte.
Bereits wenige Monate später folgte die Belohnung. Preil wurde im Sommer 2020 in den VR der Nexxiot gewählt.
Er, der zuvor das Investment mit dem Geld der Mobi-Genossenschafter getätigt hatte, hat nun den Platz des zuvor zurückgetretenen Mäder eingenommen.
Wie viel die Mobi insgesamt in die Nexxiot investiert hat und was davon an Wert noch übrig ist, bleibt offen. 2020 wies die Mobiliar einen Anstieg des Anteils am Startup von 24 auf 48 Prozent aus.
Per Ende 2023 waren’s wieder 24 Prozent.
Preil gilt als „farbige“ Management-Figur.
Aus Dankbarkeit für seine verschiedenen Investments in Startups – neben Nexxiot gehören Bexio und die inzwischen geschlossene Liiva dazu – sei ihm auch der Platz im Advisory Committee des Swiss Entrepreneurs Funds angeboten worden.
Preils Mobi-Chefs hätten ihm zudem einen Kurs an der US-Kaderschmiede Harvard ermöglicht – auf Firmenkosten.
All das seien aber Peanuts im Vergleich zu gerüchteweise fliessenden Boni aus einem „Honey pot“ genannten Entschädigungs-Topf der Mobiliar.
Gemeint ist ein Bonus-Pool beim Versicherer, der für Leistungsträger gedacht sei.
Ein Ex-Nexxiot-Geschäftsführer spricht in einer Gerichtsklage ausführlich von diesem „Honey pot“. Dessen juristischer Vorstoss richtet sich gegen sein ehemaliges Unternehmen.
Der Vorwurf des früheren Nexxiot-Managers zielt auch in Richtung Preil und von diesem erhobenen Bonus-Forderungen. Eine Mobiliar-Sprecherin wollte sich auf konkrete Fragen nicht äussern.
Auch die angefragten Nexxiot-Entscheidungsträger reagierten nicht auf Kontaktversuche. Ebenso wenig wie Preil – auch der blieb stumm.
Auf die Email-Frage, was es mit dem „Honey Pot“ auf sich habe, gabs keine Antwort, gleich wie zum Prozess des Ex-CEOs gegen die Nexxiot.
Preil selbst hat nach seinem Abgang 2022 bei der Mobiliar seine alte Aufgabe behalten können; dies, weil die Mobiliar die Führung ihrer Direkt-Beteiligungen an die Zürcher Firma Eevolve auslagerte.
Dort agiert Preil seit 2 Jahren als „Head Business Development“. Nahtlos hatte der Deutsche im Herbst 2022 von der Mobi zur neu für deren Beteiligungen zuständigen externen Eevole gewechselt.
„Die Mobiliar hat die Aufgaben rund um die Direktbeteiligungen aus Effizienzgründen per November 2022 ausgelagert“, so eine Sprecherin der Mobi.
Der Glückliche im Umzug ist Preil.
Zuerst hat er mit dem Scheckbuch der Mobiliar in der Hand viele Startups zu hohen Beträgen erworben, jetzt kann er diese als Teil der Eevolve weiter „managen“.
Sein Vorgänger im VR der Nexxiot, der seit anderthalb Jahren auf dem Mobi-Präsidentstuhl sitzende Stefan Mäder, nutzt seinen neuen Einfluss ebenfalls.
Mäder soll als eine der ersten Amtshandlungen die Mobiliar angewiesen haben, eine Limousine für Geschäftsfahrten zu erwerben. Nun lasse er sich gerne vom Mobi-Sitz ins nahe gelegene Berner Edelhotel Bellevue Palace chauffieren, geht um.
Das stosse bei den gestandenen Mobi-Mitarbeitern und -Managern auf wenig Freude. Zuoberst in der Geschäftsleitung rumore es. Tatsächlich hat mit Patric Deflorin soeben ein Topshot zur Axa-Konkurrenz gewechselt.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Das ist der Vorteil von Genossenschaften: Keine Kotierung, kein Aktienrecht kein unfriendly Takeover.
Da gäbe es wohl auch einige Karikaturen zu zeichnen… -
Als unbedarfter Zuseher versteh ich nicht, warum kluge Menschen parallel auf so vielen unterschiedlichen Hochzeiten tanzen. Selbstüberschätzung? Risikosucht? Autismus? Kamikazetrieb?
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Das Problem ist nicht Preil. Sondern der Hongler, der damals wie wild und ohne jeden Plan alles mögliche zusammen gekauft hat (darunter sehr viel Schrott).
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Was ist nun die Geschichte hier?
Dies wird öfters bei StartUps durch grössere Firmen durchgeführt und beim Einstig erhielt der Gründer einen Teil seiner damaligen Aktien vergoldet.
Und nun?
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So kanns gehen mit Fremdkapitalgeber, hat Steve Jobs schon erlebt.
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@John
Kommt drauf an was für Fremdkapital-Geber das sind. TX jedenfalls oder Migros oder Post sind keine Investoren, die wollen nur ihr Geschäftsfeld ausweiten und sonst gar nichts. Meines Wissens ist ja TX auch Aktionär bei NEON, da wo die andere Story heute spielt. Die wollen wieder raus auf die eine oder andere Art und dabei die Taschen füllen, sonst gar nichts.
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Lieferketten-Optimierung und Versicherung?
Passt wie Mathematik und Homöopathie.Also Finger weg von Zeugs, welches auch der CEO nicht versteht.
Aber er sollte wohl Influencer sein. -
Alle suchen das Einhorn-Start-Up. Das nächste Google, Apple oder Microsoft.
So viele Mandate Stefan Mäder hat, da hat er ja kaum Zeit zum Schlafen. Ein Vorbild. Stefan Mäder hat erkannt, was im Leben wirklich glücklich macht. Geld, Karriere & Status :).
Alle suchen das Einhorn-Start-Up. Das nächste Google, Apple oder Microsoft. So viele Mandate Stefan Mäder hat, da hat er ja…
Lieferketten-Optimierung und Versicherung? Passt wie Mathematik und Homöopathie. Also Finger weg von Zeugs, welches auch der CEO nicht versteht. Aber…
Das Problem ist nicht Preil. Sondern der Hongler, der damals wie wild und ohne jeden Plan alles mögliche zusammen gekauft…