Sie sind gestrauchelt oder gescheitert. Nun kriegen sie eine nächste Chance im Ländle: Ex-Chefs von Schweizer Banken, die bei Fürstenbanken das Ruder übernehmen.
Olivier Jaquet, als Clariden-Chef verstossen und abgesetzt vom Mutterhaus Credit Suisse, ist seit neuestem CEO der Vaduzer Centrum Bank.
Jaquet, Moeckli, Fanconi – drei wenig bekannte Schweizer Banker, die auf dem Finanzplatz Zürich karrieremässig in einer Sackgasse landeten und jetzt im Ländle durchstarten wollen.
Interessant ist der Fall Jaquet. Der Vize-Weltmeister von 1994 im Degenfechten erlitt vor zwei Jahren sein berufliches Waterloo.
Mitten in der Phase, als seine CS-Vorgesetzten hinter seinem Rücken die Integration der Clariden Leu in den Grosskonzern planten, wurde Jaquets Steuergeschichte bekannt.
Der damalige Clariden-Chef verkehrte zu jener Zeit mit Vaduzer Kennzeichen zwischen Zürichsee und Paradeplatz. Der Grund: Jaquets offizieller Steuerwohnsitz lag im günstigen Vaduz.
Als die Geschichte seiner Pro-Forma-Absteige in Liechtenstein öffentlich wurde, nutzte sie die CS, um sich von Jaquet rasch zu distanzieren.
Das war möglicherweise Teil des Plans der Grossbank. Jedenfalls zog die CS wenig später der Clariden-Tochter den Stecker und schickte den durch die Headlines geschwächten Jaquet weg.
Jaquet leckte lange seine Wunden. Erst sein Freund Boris Collardi als CEO der Julius Bär öffnete Jaquet einen Spaltbreit die Tür zur Rehabilitierung.
Bei der grossen Privatbank durfte Jaquet als externer Berater ein Konzept für die Betreuung der unabhängigen Vermögensverwalter erarbeiten.
Das war irgendwann vorbei. „Die Aufgabe bei Bär war spannend, aber mit der Zeit vermisste ich als externer Berater das Unternehmerische“, begründet Jaquet seinen Abschied bei Bär.
Diesen Sommer kehrte Jaquet in eine operative Position zurück. Als CEO der Centrum Bank ist er neu für das Tagesgeschäft der viertgrössten Bank des Fürstentums verantwortlich.
Jaquets Berufung sorgte auf dem hiesigen Finanzplatz für Verwunderung. Wie kann es sein, dass ein Banker mit solcher Steuervergangenheit nochmals auf einem Banken-CEO-Stuhl Platz nehmen darf?
Florian Marxer, Präsident und Miteigentümer der Centrum Bank, nimmt Jaquet in Schutz. Er und seine Kollegen hätten die öffentlichen Vorwürfe gegen Jaquet geprüft.
Man sei zum Schluss gekommen, dass Jaquets „Vorgehen korrekt war und es keine rechtlichen Verfehlungen gegeben“ habe, sagt Marxer.
Auch die Liechtensteinische Bankenaufsicht habe Jaquet „als Gewährsträger akzeptiert“, führt Marxer als Argument für Jaquet ins Feld.
Was Jaquet & Co. in ihrer neuen Banken-Heimat zustande bringen werden, gilt es abzuwarten. Bei Jaquet zeigt sich, dass er die Erfahrungen aus seiner Bär- und Clariden-Zeit zu nutzen versucht.
Eine wichtige Zielgruppe für den Basler sind unabhängige Vermögensverwalter aus der Schweiz, die sich an der Centrum Bank andocken sollen, um von dort aus den EU-Markt in Angriff zu nehmen.
„Die Centrum Bank bietet Schweizer Vermögensverwaltern eine ausgezeichnete Plattform, um ihre Geschäftstätigkeiten auf Europa auszuweiten“, rührt Jaquet die Werbetrommel.
Nicht immer führt das Engagement von Schweizer Cracks bei Banken im Ländle zum Erfolg.
Jüngstes Beispiel für ein abrupt zu Ende gehendes Verhältnis liefert Max Katz, Ex-Finanzchef bei Reiseveranstalterin Kuoni und Vizepräsident der schlingernden Kleiderkette Charles Vögele.
Diese Woche gab Katz out of the blue seinen Rücktritt aus dem VR der VP Bank bekannt – per sofort und aus „persönlichen Gründen“, wie die Bank mitteilte.
„Wir verstehen die Beweggründe für sein Ausscheiden“, liess die Bank die Öffentlichkeit wissen.
Ohne weitere Erläuterungen bleiben Fragen rund um Katz‘ Express-Exit.
Klar ist: Selbst im schläfrigen Ländle können Karrieren über Nacht zerbrechen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Das zeigt, wie verzweifelt die Liechtensteiner sind. Mittlerweile nehmen sie jeden … [passendes Substantiv bitte selbst einsetzen], den sie kriegen können.
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Am 1. Oktober wird Joachim Künzi (ex BHF) in den CEO-Reigen der durchlauchten VP Bank Schweiz treten. Man wünscht ihm Hals und Beinbruch sowie viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Vaduzer-Gnomen. Mission possible?
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Gratistipp an Herrn Künzi:
Die BKB-Truppe eng überwachen und Vorsicht vor ext. Strippenziehern aus dem Katz-Umfeld.
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Es ist erstaunlich und wenig verständlich, dass die Familie Marxer / centrum Bank mit Oliver Jaquet er derart hohes und unnötiges reputationsrisiko fuer sich als Familie Marxer und somit auch fuer ihre centrum Bank eingehen
Oj hat einen sehr durchzogenen Ruf auf dem Finanzplatz Zürich – wieso dieses Risiko nehmen als renommierte fam Marxer?
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Finde den Artikel etwas schräg. Was ist das Problem, dass man wieder einsteigt, auch wenn es nicht mehr der gleiche Prestigejob ist? Ob Aufstieg, Abstieg oder Ausstieg: gebashed wird immer. OJ war vielleicht nicht der grosse Ethiker, aber das waren ohnehin nicht viel in der Branche. Bei CS hat er für CS Trust einen guten Job gemacht, ausser vielleicht seine irrationale Gunst für Lohner. Aber sein Nachfolger hat gezeigt, dass es andere ebenfalls sehr gut können, mit etwas weniger Glamour aber effizient und durchaus symphatisch. Also, alles in allem: no big deal….
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Dass der Abgang von Max Katz aus dem VP Bank-VR, dem er etwas mehr als ein Jahr angehörte, überstürzt erfolgte, ergibt sich auch aus der Tatsache, dass sein Föteli auf der VP-Homepage zwar umgehend gelöscht wurde.
Der langjährige, ehemalige Kuoni Mann jedoch im Text weiterhin als Mitglied des Audit & Risk Committees des VP Bank-Verwaltungsrates namentlich aufgeführt ist!
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Wenn OJ keine weiteren Ambitionen mehr hat und auch nicht wirklich etwas gestalten, mitbestimmen oder Führen möchte, dann ist die Centrum Bank genau richtig. Bis jetzt hat noch nie ein CEO sehr lange dort überlebt.
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dann soll oj bei der centrum bank bleiben
– dort ist die Wirkung, die er erzeugen kann eher begrenzt
dann koennen wir dankbar und froh sein -
In der Tat kann man sich glücklich schätzen, wenn man nach einem jeweils 6-monatigen Besuchs-Zyklus noch dieselbe Mannschaft in der Bank antriffst. -:)
Wer Werbebriefe sammelt, kann jene von Centrum in einem dicken Ordner ablegen:
A) der Neu- Auserwählte und
B) das C.V. des Ausgeschiedenen mit neuem Tätigkeitsfeld.Nichts geht über Kontinuität,
wenn du in diese Mühle gerätst.
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Darf Herr Jaquet nach Deutschland reisen?
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Das Fürstentum Liechtenstein ist wohl im EWR, hat aber das Schengen-Abkommen nie unterzeichnet. Somit ist Liechtenstein für gewisse Personen sicherer als die Schweiz…
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mit oj hat sich die centrum bank einer der wenig faehigen banker aus zurich geholt
da die centrum bank wenig bedeutung hat im bankenmarkt spielt dies aber auch keine rolle -
Offensichtlich versteht OJ das Geschäft wohl doch nicht so ganz. Wenn Kunden eines CH-Vermögensverwalters in FL gebucht sind, ermöglicht dies keinen EU-Zutritt…
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Auch der ehemalige CS-Mann Christoph Mauchle (lange Zeit Private Banking Chef und Regionenleiter Zürich sowie Chef Private Banking DE/AUT/LUX) kommt in der GL bei der VP-Bank unter. Er tritt seinen Job am 1. Oktober an. In der Schweiz öffnete sich für ihn anscheinend kein lukratives Türchen mehr.
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Vielleicht könnte man schon mal einen Desk für Nicole Pauli reservieren?
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LOL! Dann sollte sie aber unbedingt P.Schwyzer mitnehmen. Ohne sie müsste er sich sonst seinen MD endgültig abschminken… 🙁
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Die Gründe für den Expressexit von Max E. Katz aus dem VP Bank-Board liegen ja auf der Hand! Dies nachdem er Teile der Volksbank Nova Park Truppe, welche schon die BKB nahe an den Abgrund führte, an die noble Adresse an der Bahnhofstrasse 3 lotste.
Jetzt kann er sich voll darauf konzentrieren, dass Vögele wieder auf Touren kommt.
P.S. Sobald sich für die im (langweiligen!) Ländle gestrandeten CH-Banker wieder eine Chance eröffnet, werden sie an den Paradeplatz zurückkommen.
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Na da hat der OJ doch wieder ein trockenes, warmes Plätzchen gefunden, wo er nicht viel arbeiten muss für doch anständig Kohle! Einzig die täglich 2×50 Minuten Autofahrt nach Vaduz und abends zurück gehen einem/ihm mit der Zeit wohl auf den Geist. – Aber vielleicht lässt sich ja bequem ein Plätzchen/Büro an der Bellerivestrasse einrichten…
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Wer ist Peter Fanconi?
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@Rosenthal: Fanconi ist die verpuffte 1.-August-Rakete, die am 26. Aug bei Eco auf SRF1 die Plattform bekam, in die Kamera zu lächeln: http://www.srf.ch/player/tv/eco/video/mikrofinanz-schweizer-banker-vergibt-kredite-in-kirgistan?id=d597eea9-d28a-49e1-aaca-c1766e03000a
Weiter „hilft“ er nun via BlueOrchard Mikrokredite in chinanahen Ländern zu vergeben mit ansprechenden Zinsen.
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Na da hat der OJ doch wieder ein trockenes, warmes Plätzchen gefunden, wo er nicht viel arbeiten muss für doch…
Wer ist Peter Fanconi?
Die Gründe für den Expressexit von Max E. Katz aus dem VP Bank-Board liegen ja auf der Hand! Dies nachdem…