Die Vermögensverwaltung der Credit Suisse gleicht einer gigantischen Baustelle. Im CS-Reich bleibt kein Stein auf dem anderen.
Ein Masterplan ist nicht einfach erkennbar. Klar ist einzig: Die CS-Chefs wollen Unrentables mit Rentablem ersetzen.
Zum Beispiel Deutschland mit Portugal. Während die CS dem grössten EU-Land den Rücken kehrt, hisst die Schweizer Grossbank ihre Fahnen neu im Westen des alten Kontinents.
Das geht ruck-zuck. Schon hat sich der Deutschlandchef der CS verabschiedet.
Der Herr heisst Kersten Mackel und trug viele Jahre lang den Titel Head Market Group Germany.
Dann kam der September, und aus heiterem Himmel informierte die CS die Mitarbeiter des Bereichs, dass Mackel seinen Führungsjob an den Nagel hängen würde.
Erst später wurde dann bekannt, was mit Mackel passieren würde. Er geht nicht von Bord, sondern ins Sabbatical. Für die Zeit nach dem Ausspannen hält ihm die Bank ein warmes Plätzchen bereit.
Zum vorübergehenden Abschied gibts lautes Lob von oben. Mackels Entscheidung würde „mit Respekt“ akzeptiert, dank seiner Arbeit gäbe es heute „zentrale Grundlagen der Martkbearbeitung“.
Kein Wort verlieren Mackels Vorgesetzte darüber, dass der Abgang des Deutschlandchefs genau im falschen Moment erfolgt.
Seit Monaten versucht die CS, den grössten Teil ihrer deutschen Onshore-Kundschaft abzustossen. Um die Übung erfolgreich über die Bühne zu bringen, müssten alle Cracks sich ins Zeug legen.
Doch Mackel ist weg. Und seinen Kollegen will und will der Verkauf nicht gelingen.
Die Commerzbank habe abgewunken, andere Interessenten ebenso. Damit bleibt die CS vorerst auf den rund 7 Milliarden Euro Assets von kleinen und mittelgrossen Kunden sitzen.
Das Problem ist, dass die Schweizer ihre wirklich reichen Kunden nicht aus der Hand geben wollen. Lediglich der „Kleinsparer“ mit 50’000 bis 1 Million Euro will man sich entledigen.
Der Teilrückzug aus dem Norden ist das Eingeständnis einer gescheiterten Strategie. Ohne Bankgeheimnis und im direkten Wettstreit mit Sparkassen und anderen Konkurrenten kam die CS mit ihren hohen Kosten auf keinen grünen Zweig.
Nun versucht sie es anderweitig. In Portugal hat die Grossbank soeben eine neue Filiale eröffnet. Statt wie bisher nur Offshore sollen reiche Portugiesen neu direkt von Lissabon aus betreut werden.
Das werde „the bank’s footprint in Western Europe“ stärken, frohlockt Europachef Romeo Lacher in einer internen Mitteilung.
Der Generaldirektor hat eine der schwierigsten Gewichtsverschiebungen im Private Banking durchzuführen. Bei laufendem Betrieb muss Lacher Verlustquellen schliessen und neue Ertragsquellen finden.
Lacher tut dies mitten in lautem Schlachtgetümmel, mit Angriffen aufs alte Schwarzgeldgeschäft, abstinenten Kunden, drohenden Bussen und ausufernden Regulatorien.
Wie die CS-Chefs sich dabei schlagen, bleibt abzuwarten. Eine Übernahme von Mai dieses Jahres lässt nichts Gutes erahnen.
Es geht um den Kauf der Europa-Vermögensverwaltung von Morgan Stanley. Die Amerikaner vermachten den Schweizern das Wealth Management in England, Middle East und Italien.
CS-Insider berichten von einem Kulturschock. Die Morgan-Stanley-Leute seien erstaunt, wie teuer die Schweizer aufgestellt seien.
Wären auf eine bestimmte Anzahl Kunden und Vermögen bei Morgan Stanley gerade mal zwei Kundenberater gekommen, so seien es bei der CS für den gleichen Assetumfang über 10.
Wie soll da die Rechnung aufgehen, würden sich die dazustossenden Leute fragen, sagt eine Quelle. Diese würden das Private Banking der CS als „sklerotisch und bürokratisch“ wahrnehmen – eine unbewegliche, teure und ineffiziente Bank.
Die nicht enden wollenden Reorganisationen würden sich nun rächen, sagt der Gesprächspartner.
„Zu einer raschen und erfolgreichen Integration eines Mini-Geschäfts wie jenes von Morgan Stanley ist die CS offenbar nicht in der Lage.“
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Die beliebtesten Kommentare
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Reorg-Chaos, Millionen-Boni, Milliarden-Risiken und jetzt auch noch eine Gebühren-Erhöhung für die Retail-Kunden… Das Bild, das die CS abgibt, ist einfach nur noch peinlich. Es wird höchste Zeit, dass die FINMA einschreitet.
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Einige Kommentare nennen es bereits – Die CS ist massiv überbewertet: Die Busse der Federal Housing Finance Agency ist noch nicht gesprochen (ca. 3-6 Mrd). LIBOR Skandal ist noch nicht vom Tisch (ca. 1 Mrd). WM 2022 in Qatar findet nicht statt, was zur Folge hat, dass sich der Qatari Fund von der CS verabschieded oder zumindest das Aventicum Private Equity Projekt (mit dem es eigentlich geködert wurde – um die Commercial Real Estate in Qatar für 2022 zu finanzieren) mit Milliarden-Schulden hinterlässt.
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Hmm, also wenn die CS für ihr Deutschland-Geschäft keinen Bid erhält müssten sich die Investoren zwangsläufig fragen, was denn diese Bank wirklich wert sein soll… Die Hälfte von heute? Ich denke überschlagsmässig auf knapp einen Drittel. Die CS ist in jeder Sparte unter ferner liefen… Somit müssen ihre Assets mit einem Abschlag bewertet werden (ausser Heimmarkt Schweiz). Den Onshore Footprint mit Lissabon anfangen. Also das kann ja wohl nicht deren Ernst sein!!
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nachgeschaut: ….. und formidabel über-/darge-legt. Sie haben, hoffentlich, nix mehr im PF oder aber entsprechende Rückstellungen getätigt.
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@ McZinslos. Ehrlich gesagt bin ich etwas besorgt…
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Dafür hat ja die Integration der CL hervorragend geklappt.
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Falls Sie es sind: Nehmen Sie doch Ihren alten, so schön schweizerischen Nik „Sandra Niggli“ wieder an. Merci denn!
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Lieber BKB-Watcher, kein Anlass zur Beunruhigung. Ich treibe mein Unwesen nur unter dem Original-Label. Der sarkastische Kommentar von Kerstin lässt aber eine gewisse Geistesverwandtschaft vermuten. Splendid!
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Hatte gerade mal wieder mit der CS zu tun – solche Exempel bis hinauf ins Top-Management findet man wirklich selten. Man sollte fast überlegen, sie unter Artenschutz zu stellen – so einen Phänotyp der mangelhaften Kompetenz, Verschlagenheit und Hybris sollte als abschreckendes Beispiel der Nachwelt nicht verloren gehen…
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Es gab mal eine Zeit – lang ist’s her – da war ich stolz, für die CS zu arbeiten. Jetzt gleicht dieser Laden nur noch einem Haufen von Dilettanten. Es ist extrem peinlich, was für ein Bild die CS in der Öffentlichkeit abgibt. Und es nimmt mich wunder, warum überhaupt noch Kunden dieser Firma ihr Geld anvertrauen.
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@Till Geld
Dem kann ich (leider) nur zustimmen. Es gab eine Zeit, da lief ich stolz und mit erhobenen Hauptes in die Filiale. Wenn ein Kunde einen Wunsch oder Anliegen hatte, so war es selbstverständlich sich dessen anzunehmen. Heute beneide ich nur noch all jene, welche ausserhalb der CS eine interessante Arbeit gefunden haben.
Wie es der Bank überhaupt noch gelingt Assets zu akquirieren ist in der Tat erstaunlich.
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Bazzani… McKinsey…? Absolut gar nicht, eher das Gegenteil: ITler aus Bern, der offensichtlich lieber Miliz-Offizier wäre als in der Bank. Absolut Business- und Banken-freien Background. Hat das EUROM-Problem zu verantworten ebenso wie das JUMP-Problem. Die CS lernt eben nicht aus den eigenen Fehlern.
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Wie soll die CS aus eigenen Fehlern lernen? Auf diesen Managment-Stufen wird sich nur noch gegenseitig beweihräuchert und auf die Schultern geklopft. Ein alter Spruch lautet: „Es wird nirgends soviel gelogen, wie in einem Gerichtssaal“. Den Gerichtssaal könnte man ohne schlechtes Gewissen mit CS ersetzen. Was waren EUROM und JUMP lt. Managment für „erfolgreiche“ Projekte. Gott sei Dank haben wir als Basis nicht diese Wahrnehmungsstörungen.
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Bazzani… McKinsey…? Nö, nicht wirklich, ist aber auch nicht besonders relevant.
Bisher gab es nur eine Backoffice Persönlichkeit die bei der CS an der Front Erfolg hatte, aber die hat man leider rausgeworfen.
Bin gespannt ob die späte Ehre für Herrn Lacher und seine Gehilfen zum Erfolg führen wird. Let’s see…
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Das ist ein globales Problem; Dass wenn mal ein „einfacher“ Mitarbeiter es zum „Manager“ schafft und diese unkomplexen Aufgaben wie Prozesse so simplifiziert, sich die möchtegern Unantastbaren ja unweigerlich wieder „schützen“ müssen. As simple as that.
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Kersten Mackel hat nicht einfach seinen Job an den Nagel gehängt. Der Nagel wurde von den neuen MacKinsey Chefs unter Herrn Lacher (u.a. Bazzani mit Namen) schön kräftig und für alle gut Sichtbar eingeschlagen. Es war schon vielen seit dem Frühjar 13 klar, dass das nicht lage gutgehen könne. Dass Herr Mackel nicht kündigt sondern einfach seine Funktion aufgibt liegt in der Natur der Sache. Er hätte wohl zuviel aufzugeben. Und Herrn Mackel zu kündigen würde die CS zeimlich teuer stehen zu kommen.
Nun wüten sie also munter weiter die MacKinsey Leute und einige weitere Kundenberater und Assistenten mussten schon gehen. Aus kostengründen, wie man sagt. Gleichzeitig wird in Deutschlandbereich ein schöner Wasserkopf aufgebaut, wo Prozessdenker und Projekterfahrene mit gutem Salär unterkommen. Wann lernt die CS je, dass das nicht gutgehen kann?-
@ von wegen
Könnte der mit dem Homburger „Bankspezialisten“ Bazzani verwandt sein?
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Kersten Mackel hat nicht einfach seinen Job an den Nagel gehängt. Der Nagel wurde von den neuen MacKinsey Chefs unter…
Das ist ein globales Problem; Dass wenn mal ein "einfacher" Mitarbeiter es zum "Manager" schafft und diese unkomplexen Aufgaben wie…
@ von wegen Könnte der mit dem Homburger "Bankspezialisten" Bazzani verwandt sein?