Pierin Vincenz is back. Nach 2 Monaten Weltreise ohne E-Mail und Protokolle stieg er am Mittwoch wieder in den Ring.
Auf dem Programm stand der Fight gegen die Zürcher Vontobel. Diese hatte Vincenz‘ Raiffeisen vor ein Schiedsgericht gezerrt.
Es geht um eine fast 20 Jahre alte Zusammenarbeit zwischen Raiffeisen und Vontobel. Sie regelt die Börsen- und Produkte-Services der Zürcher für die Genossenschaftsbank.
Vontobel sah ihre Felle davonschwimmen. Die Zürcher griffen ihren Grosskunden frontal an und forderten, dass die Kooperation nicht nur für Raiffeisen gelte, sondern auch für Notenstein.
Am Prozess vor 2 Tagen stellten die 3 Richter in dieser Kernfrage erste Weichen. Sie zeigten auf, in welche Richtung sie bei ihrem definitiven Urteil, das in ein paar Monaten folgt, tendieren würden.
Weder Vincenz noch Vontobel wollten sich gestern zum Zwischenresultat äussern. Es gelte Stillschweigen, hiess es in beiden Lagern.
Trotzdem sickern Informationen durch. Sie zeigen: Der Streit eskaliert.
Pierin Vincenz gibt keinen Schritt nach. Und Vontobel beharrt darauf, dass Raiffeisen alles, also auch das Notenstein-Volumen, über die Zürcher Plattform abwickeln müsse.
Noch nie waren die Fronten zwischen Raiffeisen und Vontobel derart verhärtet wie jetzt.
Statt dass der Prozess zu einer Annäherung geführt hätte, hat er den Konflikt weiter verschärft; statt dass Vontobel und Raiffeisen wieder Partner würden, haben sie sich ineinander verkrallt.
Beide Seiten vergraben sich in ihrer Stellung, halten an ihr fest, geben keinen Millimeter Preis.
Es herrscht Eiszeit.
Dabei hat Raiffeisen 12,5 Prozent an Vontobel, wollte die Bank wenn möglich ganz übernehmen.
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Nun droht ein Scherbenhaufen, mit einem Zerwürfnis, das sich nicht mehr kitten lässt.
Der Grund: Jeder sieht sich mit seiner harten Haltung auf der Siegerstrasse.
Vontobel meint, die Richter würden sich auf ihre Seite schlagen und den Vertrag so interpretieren, dass Raiffeisen auch Notenstein über die eigene Plattform abzuwickeln habe.
Sicher nicht, meint Pierin Vincenz. Notenstein sei ein neuer Player und dürfe eigene Wege gehen.
Der clevere Bündner stichelt: Wo liegt denn überhaupt das Problem? Alle 300 Raiffeisenbanken bleiben bei Vontobel, nur Notenstein will frei sein.
Die Frage zielt ins Herz des Konflikts. Vontobel muss aufzeigen, dass ihr ein Schaden entsteht.
Das ist offenbar nicht so einfach. Die Richter verlangten am Mittwoch mehr Unterlagen.
Vontobel muss aufzeigen, welche Geschäfte ihr verlorengehen und wie gross der Verlust daraus ist.
Die Krux: Es geht nicht um bestehendes Business, das Raiffeisen abzieht, sondern um zukünftiges, das via Notenstein neu entsteht.
Wieviel Potenzial hätte Notenstein für Vontobel, wenn sie ihr Geschäft über Zürich abwickeln würde? Das ist die Frage.
Viel Futter für Juristen. Time will tell.
Viel entscheidender ist: Hier wird eine langjährige Partnerschaft zerschlagen – mutwillig.
Mitte der 1990er Jahre begannen Raiffeisen und Vontobel zusammenzuarbeiten. Im 2004 gossen sie das Verhältnis in einen Kooperationsvertrag, 2008 gestand Vontobel Raiffeisen Freiheiten bei den Produkten zu.
Seither darf der Genossenschaftskonzern auch bei Pictet und anderen Anbietern Fonds und sonstige Anlagevehikel einkaufen.
Doch die Banden zwischen St. Gallen und Zürich blieben eng. Raiffeisen kriegte mit dem Kooperationsvertrag eine Beteiligung an Vontobel und hoffte, diese auszubauen.
Dort könnte der wahre Grund für den Streit liegen. Raiffeisen-CEO Vincenz wollte Vontobel zu seiner Privatbank machen.
Das kam für die Familienbank nicht in Frage. Statt enger zusammenzurücken, ging man zu Vincenz auf Distanz.
Der schmiedete Geheimpläne. Als die Sarasin zum Verkauf stand, schwebte ihm ein Verbund der Basler mit Vontobel unter seiner Führung vor. Der Traum platzte.
Am Ende schlug Vincenz bei Wegelin zu. Er kaufte für über 500 Millionen das Nicht-US-Geschäft und schuf die Notenstein Privatbank.
Mit Assetmanagement und Struki-Bude Leonteq zimmerte Vincenz eine Komplett-Privatbank.
Vontobel zürnte, das Verhältnis zwischen CEO Zeno Staub und Pierin Vincenz kühlte sich ab. Im November 2012 zerrte Staub Vincenz vors Schiedsgericht.
Ein einmaliger Vorgang: Der beste Kunde wurde angeklagt.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ein veritabler Skandal ist, dass der Vinzenz einfach abhaut für 2 Monate!! So etwas ist wohl nur bei der Raiffeisen möglich. Lächerlich! Wohl nimmt er noch einen weiteren Monat frei, um einen Yogakurs zu absolvieren.
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Ob das Verhalten von Raiffeisen Vertragsbruch darstellt ist nicht derart klar. Wie auch immer ist das Vorgehen von VT nicht besonders intelligent. Eine erzwungene Kooperation wird nicht lange Bestand haben. Dann kuckt VT in die Röhre, weil sie es verpasst haben, mal anständige Erträge aus dem eigenen Geschäft zu generieren. Allerdings erstaunt mich das nicht. Bei VT sitzen leider die falschen Leute am Ruder.
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Natürlich kenne ich den Kooperationsvertrag überhaupt nicht. Aber den mehr oder weniger öffentlichen Feldzug von Vontobel gegen Raiffeisen scheint doch extrem verwegen.
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Wer die Profitabilität von VT etwas genauer anschaut stellt eine dürftige Entwicklung fest. Und dies obwohl die Bank mit Raiffeisen und Helvetia über Kooperationen verfügt, welche andere Banken so nicht haben und VT eine stabile Einkommensbasis schon fast „garantieren“.
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Eigentlich sollte gemäss den immer wieder gemachten hochtrabenden Aussagen von Scheidt und Staub VT ja mehr als genug Stärke haben, um nicht wegen einem so mickrigen Konkurrent wie Notenstein, gleich jegliche Gepflogenheiten des diskreten Gentlemen-Bankings über Bord zu werfen.
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Ich ziehe aus der Fehde den Schluss, VT steht das (Profitabilitäts-) Wasser eher zum Hals und es ist gar nicht alles so super wie die VT Führung darstellt.-
Offenbar verstehen Sie unter ‚diskretem Gentleman Banking‘ Vertragsbruch. Eine seltsame Sichtweise…
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@Robert S.: Wie gesagt, ich kenne den Vertrag nicht. Wahrscheinlich ist er diesbezüglich eher eine vage Interpretationssache, insbesondere da sich die Raiffeisen Gruppe eine komplexe Org-Struktur auferlegt hat. Sehe es wie Zonkeydonkey oben, den Ball flach halten und die Erträge aus dem Vertrag maximal ausschöpfen wäre wohl geschei(d)ter.
Denn, inherent kann Raiffeisen ja kein Interesse an einer schwachen VT haben, immerhin gehören ihr 1/8….
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Hinweis: Es handelt sich hier um ein Schiedsgericht mit Schiedrichtern, nicht etwa um ein staatliches Gericht.
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Richtig interessant wird es doch, wenn die Richter zum Schluss kommen, dass Notenstein aufgrund des Kooperationsvertrages mit Vontobel per Definition nicht mehr mit Leonteq zusammen arbeiten darf, was nicht nur für Leonteq, sondern auf für deren Aktionärin Raiffeisen und nicht zuletzt für Pierin Vincenz persönlich gravierende Folgen hätte.
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Der beste Kunde der Bank Vontobel ist die Raiffeisen Bank. Es macht wohl wenig Sinn seinen besten Kunden auf diese Art und Weise vor Gericht zu ziehen. Dies scheint Zeno Staub nicht zu verstehen.
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Auch wenn der beste Kunde einer Bank wort- und vertragsbrüchig wird, erwarte ich, dass das Management im Interesse der Aktionäre handelt und bestehende Vereinbarungen durchsetzt. Das hier immer wieder zementierte Bild von der ‚bösen‘ Vontobel und der ‚feinen‘ Raiffeisen entspricht in meiner Wahrnehmung einfach nicht den tatsächlichen Gegebenheiten.
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Das sehe ich genau so. Es hört sich wirklich so an, als ob es Vontobel nicht allzu gut gehe…
Irgendwie logisch, dass Raiffeisen die Notenstein-Geschäfte nicht über Vontobel abwickeln lässt, da Notenstein selbst „Insourcing“ betreibt.
Schade eigentlich…
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@Aktionär: Sind Sie wirklich der Meinung, dass Notenstein den Aktienhandel, Asset Management etc. aufgeben soll, damit es Vontobel macht? Dass Notenstein keine Vermögensverwaltungsmandate (Kerngeschäft) mehr machen darf? Ich glaube Sie leben in einer Scheinwelt!
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@Peter Frei: Vielleicht hätte sich Pierin Vincenz diesen nicht unwesentlichen Umstand vor dem Notenstein-Kauf und im Wissen um den Kooperationsvertrag mit Vontobel überlegen müssen? In Ihrer kruden Welt heiligt der Zweck offensichtlich alle Mittel. Bestehende Verträge wissentlich zu brechen, erachte ich in meiner ‚Scheinwelt‘ nach wie vor als ein sehr unrühmliches, um nicht zu sagen schäbiges, Geschäftsgebaren. Aber wahrscheinlich bin ich etwas altmodisch.
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@Aktionär: Ich gehe nicht davon aus, dass Sie den tausende Seiten umfassende Kooperationsvertrag im Detail kennen. Da Notenstein als eigentständige Bank weitergeführt wird, kann diese nicht unter diese Veträge fallen. Notenstein hat nicht einmal dieselbe Anlagestrategie wie Raiffeisen, kennte keine Anlageziele im Sinne all der anderen Banken etc. –> unmöglich!
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Richtig interessant wird es doch, wenn die Richter zum Schluss kommen, dass Notenstein aufgrund des Kooperationsvertrages mit Vontobel per Definition…
Der beste Kunde der Bank Vontobel ist die Raiffeisen Bank. Es macht wohl wenig Sinn seinen besten Kunden auf diese…
Auch wenn der beste Kunde einer Bank wort- und vertragsbrüchig wird, erwarte ich, dass das Management im Interesse der Aktionäre…