Vor lauter Wegelin-Hype blieb die Nachricht letzte Woche weitgehend unbeachtet. Dabei hat sie Sprengkraft. Die Schweizer Bankenaufsicht Finma und ihr englisches Pendant FSA haben eine Untersuchung gegen die UBS um deren 2-Milliarden-Derivatecrash von Juniorhändler Adoboli eingeleitet.
Für die obersten UBS-Kontrolleure war das eine Schreckensmeldung. Sie riskieren, dass ihre Verantwortung ans Tageslicht gelangt. Statt „Jeder-deckt-jeden“ könnte die Devise plötzlich lauten: Rette sich, wer kann.
Die ungünstige Entwicklung haben die Risk-Leute Adoboli zu „verdanken“. Weil der Trader auf unschuldig plädiert, kommt es im September zum Gerichtsverfahren. Damit verschwindet für die UBS-Verantwortlichkeiten die Chance, die Kultur des Weg-Schauens in der Risk-Kontrolle unter den Tisch zu wischen.
Neue Verbindungen verstärken das Bild einer verschworenen Truppe mit Hang zu gefährlichen Interessenkonflikten. Sonia Gössi, als Managing Direktorin eine der Top-1000 der Grossbank, ist eine hohe Risiko-Kaderfrau in der Sparte Vermögensverwaltung der UBS. Sie implementierte gemäss Eintrag auf „Linkedin“ Sarbanes Oxley, ein US-Compliancegesetz nach der Krise von 2001.
Gössi ist kein kleiner Fisch in der riesigen UBS-Kontroll-Organisation, die im Zentrum der Adobli-Untersuchung steht. Sie war bis zu einer temporären Auszeit Bernhard Buchs unterstellt, dem heutigen Spitzenmann der weltweiten Vermögensverwaltung für Ultra-Reiche.
Buchs wiederum vertritt die UBS in einem laufenden Revisionsprozess in London, bei dem es um den verurteilten Ex-UK-Chef der Bank geht.
Damit schliesst sich der Kreis. John Pottage heisst der von der englischen Finanzaufsicht für sein zögerliches Eingreifen bei einem Millionen-Betrug mit indischen Grosskunden verurteilte UBS-Kadermann. Er hatte Gössi in den letzten Monaten im Zürcher Headoffice ersetzt.
Der Link vom Indien-Compliance-Desaster, das die UBS 2009 eine Rekordbusse kostete, zum Adoboli-Crash führt über Sonia Gössi. Ihr Ehemann Marc Gössi ist Partner bei der Revisorin KPMG. Und KPMG ist die externe Prüfgesellschaft, die für den UBS-Verwaltungsrat und die Finanzaufsicht Finma den Adobli-Fall aufarbeitet.
Marc Gössi leitet seit einem Jahr das Team „Performance & Technology“ von KPMG Schweiz. Er ist Mitglied des „Advisory leadership team“ der bekannten Revisionsgesellschaft.
Die Liaison zwischen UBS-Risk-Kaderfrau und KPMG-Topmann ist selbst ohne Direktbezug zur Adoboli-Untersuchung gefährlich.
KPMG hat den Job, unabhängig und kritisch den Gründen nachzugehen, die zum Riesenverlust führten. Dabei ist nur schon der Hauch von Interessenkonflikten und Befangenheit verheerend.
Neben der Gössi-Connection wirft auch die Ambition von KPMG auf das Revisionsmandat der UBS einen Schatten auf die laufende Untersuchung. Dieses liegt seit Jahren bei Konkurrentin Ernst & Young. Bei einem Wechsel dürfte es entweder der KPMG oder der PwC zufallen.
Es fragt sich, ob die KPMG mit der Aussicht auf den lukrativen Auftrag genug kritisch ans Werk geht. „Solche ausserordentlichen Untersuchungen sollten nie bei einer der grossen Revisionsgesellschaften landen“, sagt ein Ex-UBS-Topshot. „Die sind zu wenig unabhängig.“
Über UBS-Riskmanagerin Gössi und ihren Ex-Chef Bernhard Buchs kommt eine der wichtigsten Figuren in der Adoboli-Aufarbeitung ins Spiel: Finma-Bankenchef Mark Branson.
Branson war vor seinem Wechsel nach Bern Anfang 2010 ein hochrangiger Manager der Grossbank. Anfang der 2000er Jahre war er oberster Kommunikationschef, danach leitete er das ganze Geschäft in Japan.
Auf 2008 wurde Branson zum Finanzchef der globalen Vermögensverwaltung befördert. In dieser Funktion war er Chef von Bernhard Buchs, damals Riskchef der Division und Vorgesetzter von Gössi.
Wird die Finma mit Mark Branson als starken Mann die UBS hart anpacken? Wird sie die Risiko-Kultur, die von Branson mitgeprägt wurde und die im Zweifelsfall lieber zum Wegschauen statt zum Alarm-Schlagen neigte, schonungslos thematisieren?
Zuständig für die Finma-Untersuchung ist Bransons Geschäftsleitungskollege David Wyss. Auch Wyss hat eine UBS-Vergangenheit. Er war in den 1990er Jahren für die Vorgängerfirma Bankgesellschaft tätig.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ja klar, setzt doch am Besten keinen aus der Finanzbranche ein, der hat dann auch wirklich keine Ahnung aber dafür auch keine Interessenskonflikte
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Scheint mir auch etwas konstruiert. Aber es ist mehr als stossend, dass in solchen Fällen regelmässig einer der Big 4 beauftragt wird. Hier liegt der eigentliche Interessenkonflikt, wie der Autor des Artikels richtig erkannt hat. Die Finma ist diesbezüglich auf einem Auge blind – oder macht es sich einfach zu bequem.
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@ Nunzio: „auf einem Auge blind – oder macht es sich einfach zu bequem“ ginge ja noch. Das Problem ist, das sich bei der FINMA beides kombiniert – wobei wir hier von eh von einem Einäugigen sprechen.
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Ergaenzend, partner goessi leitet risk managent bei der kpmg.
Ergaenzend, partner goessi leitet risk managent bei der kpmg.
@ Nunzio: "auf einem Auge blind - oder macht es sich einfach zu bequem" ginge ja noch. Das Problem ist,…
Ja klar, setzt doch am Besten keinen aus der Finanzbranche ein, der hat dann auch wirklich keine Ahnung aber dafür…