Das grösste Rätsel der Clariden-Leu-Integration ins Mutterschiff Credit Suisse sind die Strukturierten Produkte der CS-Tochter. Während die Traditions-Privatbank nur noch leere Hülle ist, schmeissen die „Struki“-Leute der Clariden Leu mit Geld um sich, als ob die Party erst richtig losgehen würde.
Dabei sind mittlerweile 14 Wochen seit Ankündigung des Clariden-Endes ins Land gestrichen. Weil das offizielle Ziel der Übung 200 Millionen jährliche Kosteneinsparungen sind, wäre zurückhaltendes Geschäften angezeigt.
Stattdessen erscheint in der NZZ praktisch täglich ein ganzseitiges Clariden-Farbinserat. „Novartis, Bayer, Pfizer (200% Partizipation)“ heisst es heute im Wirtschaftsteil, wo in einer auffälligen Box auf die Clariden-Spezial-Webseite www.myproducts.ch verwiesen wird.
Eine konservative Schätzung mit 3 Werbeseiten pro Woche und ohne Rabatte ergibt 800’000 Franken Werbekosten allein für den Auftritt in der Schweizer Ausgabe des Wirtschaftsblatts. Wurden die Inserate zusätzlich in der Auslandausgabe und noch in anderen Zeitungen geschaltet, läpperten sich seit dem Integrationsentscheid von Mitte November Kosten von über einer Million zusammen.
Der Werbeauftritt ist die Folge eines merkwürdigen Beschlusses der Verantwortlichen der Clariden-Auflösung.
Per 2. April geht die ganze Bank im Mutterhaus CS auf. „Ab diesem Datum gehen von Gesetzes wegen alle Rechte und Pflichten der Clariden Leu auf die Credit Suisse AG über“, steht in einer internen Information vom 25. Januar.
Darunter heisst es dann aber überraschend: „Der Bereich <Structured Products> der Clariden Leu wird als ganze Einheit von der Credit Suisse übernommen. Der Brand <Clariden Leu> wird für die Strukturierten Produkte vorerst beibehalten.“
Ausgerechnet jener Teil der Bank, der am wenigsten mit dem traditionellen Privatbanken- und Beratungsgeschäft zu tun hat, kann unter altem Logo und Namen weitersegeln.
Ein Sprecher der CS betont auf Anfrage, dass es sich lediglich um eine temporäre Sache handle.
Nichtsdestotrotz fragt sich, warum ausgerechnet das Strukturierten-Geschäft als einziger Bereich die Integration unbeschadet übersteht. Eine Erklärung könnte sein, dass die Clariden-Berater grosse Vermögen ihrer Kunden in die komplexen Produkte der eigenen Bank investiert hatten und es schwierig ist, diese ohne Verluste für die Kunden oder die Bank herauszulösen.
Die CS-Chefs betonen in ihrer internen Kommunikation den Vorteil für die Kunden dank dem „erweiterten Angebot an Strukturierten Produkten“.
„Unter der Gesamtverantwortung der Credit Suisse werden sich beide Bereiche auf ihre Kernkompetenzen und Stärken konzentrieren und weiterhin ihre bewährten Produkte auf den Markt bringen“, rühren sie die Werbetrommel.
Laut einem CS-Kadermann zeigt der Entscheid Führungsschwäche des obersten Integrationsmanager. Gemeint ist CS-Bigboss Hans-Ulrich Meister.
„Meister ist zu weit weg vom Thema“, sagt die Quelle. „Er überlässt die Integration seinen Buddies Bögli und Kurzmeyer.“
Rolf Bögli wurde von Meister letzten Herbst zum neuen Chief Operations Officer (COO) des Private-Bankings ernannt, Hanspeter Kurzmeyer ist CEO der Clariden-Bank und damit Chef-Umsetzer der Einverleibung in die CS.
Kaum war Kurzmeyer am Drücker, verabschiedete er einige Spitzenleute aus der alten Geschäftsleitung der Clariden. Bei einem der Geköpften handelte es sich um Clariden-COO Roland Herrmann. Ihm und zwei weiteren Geschäftsleitungsmitgliedern dankte Kurzmeyer „for their hard work and commitment“ und wünschte den Betroffenen „all the best for the future“.
Herrmann musste sich offenbar keine allzu grossen Sorgen machen. Die CS hat den Ex-Clariden-Spitzenmann, so heisst es in Clariden-Kreisen, zum Finanzchef ihrer Tochter Neue Aargauer Bank (NAB) gekürt.
Ein Clariden-Insider versteht die Welt nicht mehr. Herrmann habe viele Projekte „vermasselt“. Letztes Jahr war Herrmann Leiter der Kostensparübung „Win-Plus“. Diese wurde schubladisiert.
Herrmanns Wahl gibt zu reden. „Dass Herrmann CFO/COO bei der NAB werden soll, ist wohl der Witz des Tages„, lautete kürzlich ein Kommentar-Eintrag auf Inside Paradeplatz. Sein „Riesenbüro“ bei der Clariden Leu habe früher zu reden gegeben, sagt eine Quelle.
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Diese Clariden ist sowieso ein No-go. Eine Katastrophe mit diesen Inseraten, nur damit in der Statsitik der Börse, sie zuoberst mit am meisten emittierten Produkten dastehen.
Der angesprochene Herr Meister ist ein Flop und wird der Bank noch viel Geld kosten.
Viel Glück -
Bei der CL hat eine ganze Bande von Witzfiguren gearbeitet. – Eine solche hat nun die Bank Bär mit „seinem 18-köpfigen Middle- East-Team“ übernommen. – Ein Oberclown bei der Bank Bär. Bravo Boris!
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200 Mio jährlich will Meister durch die Liquidation der CL einsparen. 51 Mio hat die CL im Jahr 2010 im Kanton Zürich Steuern bezahlt. Die Schussfolgerung ist >> CS baut im grossen Umfang in Zürich Arbeitsplätze ab, schmeisst das Geld via Investmentbanking (1 Mia Quartalsverlust im letzten Quartal) in grossem Stil aus dem Fenster und lässt die Allgemeinheit an den „Einsparungen“ teilhaben. – Immerhin wird auch ein wohl 6-stelliges VR-Honorar für Ständerat Gutzwiller eingespart.
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„es handle sich lediglich um eine *momentane* Sache…zitieren Sie einen Sprecher der CS. – Das ist insofern interessant dass sich fast jeder der nun von der CS übernommenen ClaridenMitarbeiter einmal mehr verschaukelt und verkauft vorkommen muss, denn ehrlicherweise ist jeder Arbeitsplatz im Grunde eine „momentane“ Sache, bis die vollständige Integration geglückt sein wird. Was danach aus den Menschen wird weiss Dougan alleine.
Und den interessierts nicht.
"es handle sich lediglich um eine *momentane* Sache...zitieren Sie einen Sprecher der CS. - Das ist insofern interessant dass sich…
200 Mio jährlich will Meister durch die Liquidation der CL einsparen. 51 Mio hat die CL im Jahr 2010 im…
Bei der CL hat eine ganze Bande von Witzfiguren gearbeitet. - Eine solche hat nun die Bank Bär mit "seinem…